Ratgeber HiFi-Lautsprecher kaufen: So findest du deine Traumboxen

Sie sind der sichtbarste Teil deiner HiFi-Anlage und sie prägen ihren Klang wie keine andere Komponente. Die richtigen HiFi-Lautsprecher zu kaufen, ist also eine der wichtigsten und schwierigsten Entscheidungen beim Zusammenstellen deines HiFi-Systems. Doch wie findest du die richtigen Boxen für deinen Musikgeschmack, deinen Raum und dein Budget?
Das Angebot an HiFi-Lautsprechern ist riesig und auf den ersten Blick unüberschaubar. Wir erklären dir, worauf du achten solltest und was du wissen musst, um deine Lautsprecher-Träume zu erfüllen. Die Liste aller bisher von uns getesteten Standlautsprecher liefert dir schonmal einen Überblick:
Erste Entscheidung: Aktive oder passive HiFi-Lautsprecher kaufen??
Der klassische Lautsprecher ist seit über 100 Jahren “passiv” und somit auf einen Verstärker angewiesen. Das trifft auch heute noch auf den Großteil aller HiFi-Lautsprecher zu, die es zu kaufen gibt.
Passiv-Lautsprecher
Es gibt mehrere Gründe für die anhaltende Beliebtheit von passiven Lautsprechern. Sie sind sehr viel günstiger in der Herstellung, versehen bei guter Pflege über Jahrzehnte hinweg zuverlässig ihren Dienst und können in dieser Zeit flexibel mit verschiedenen Komponenten und Anlagen kombiniert werden.

Nachteile gibt es aber auch: Nicht alle passiven Lautsprecher klingen mit verschiedenen Verstärkern gleich gut. Den perfekten Verstärker zu bestimmten Lautsprechern zu finden, braucht deshalb etwas Zeit und Erfahrung. Am Ende der Suche steht meist ein mehr oder weniger großer Kompromiss. Für echte HiFi-Fans ist das natürlich der eigentliche Reiz: Die Suche nach dem ultimativen Hörerlebnis hört nie auf.
Aktiv-Lautsprecher
Aktiv-Lautsprecher hingegen zeichnen sich durch eingebauten Verstärker aus. Eine gewisse Sorgfalt des Herstellers vorausgesetzt, können Verstärker und Lautsprecher so also perfekt aufeinander abgestimmt werden. Das geht so weit, dass in vielen aktiven Lautsprechern verschiedene Verstärker für die unterschiedlichen Frequenzbereiche (dazu weiter unten mehr) arbeiten. Moderne Digital-Technologie erlaubt zudem, Lautsprecher und Verstärker noch besser aufeinander abzustimmen, etwa mit aktiven Frequenzweichen oder Anpassung an die Raumakustik.

Auf der praktischen Seite kannst du mit Aktivboxen den Platz für einen zusätzlichen Verstärker sparen und deinen Plattenspieler, Streamer oder CD-Player direkt daran anschließen. Zunehmend mehr HiFi-Hersteller gehen sogar noch einen Schritt weiter und rüsten ihre aktiven Lautsprecher mit weiteren analogen und digitalen Eingängen, Streaming, WLAN, Bluetooth und Smart-Funktionen auf, so dass du mit einem Paar kompakter Lautsprecher ein komplettes Musiksystem bekommst, an dass du teilweise sogar deinen Fernseher per HDMI anschließen kannst.

Diese ganze Elektronik und sonstige Technik gibt es natürlich nicht umsonst. Qualitativ hochwertige und gut ausgestattet Aktivlautsprecher kosten nicht viel weniger als vergleichbar gute passive Boxen und ein dazu passender Verstärker. Ein weiterer Nachteil der aktiven Lösung: Elektronik altert und veraltet schneller als “dumme” Lautsprecher. Geht etwas kaputt oder entwickelt sich die Technik weiter, kannst du nicht mal eben eine Komponenten austauschen.

Die Entscheidung “passiv oder aktiv” hat vor allem damit zu tun, wie du Musik hören möchtest. Geht es dir darum, möglichst einfach, möglichst gut und mit minimalem Platzbedarf Musik zu hören, sind Aktiv-Lautsprecher eine attraktive Wahl für dich.
Möchtest du HiFi mehr als Hobby betreiben, möglichst flexibel bleiben und öfter mal einzelne Geräte in der Anlage durch neue ersetzen, dann solltest du eher zu passiven Lautsprechern greifen.
Zweite Entscheidung: Wie groß ist dein Budget?
HiFi-Träume können schnell sehr, sehr teuer werden. In der Regel wird also das zur Verfügung stehende Budget einen entscheidenden Einfluss auf die Frage haben, welche Lautsprecher du dir zulegen möchtest.

Klassische Faustregel: Mindestens die Hälfte für den Lautsprecher-Kauf einplanen
Bei einem klassischen HiFi-System mit Verstärker, Quellen und passiven Lautsprechern lautet die Faustregel, mindestens die Hälfte des Budgets für die Lautsprecher zu verplanen, manche raten dir sogar zu mindestens 60%.
Und diese Regel gilt im Grundsatz immer noch, auch wenn es immer wieder Ausnahmetalente wie die Teufel Ultima 40 oder die Q Acoustic 3050i gibt, die deutlich besser klingen als es ihr Preis vermuten lässt.

Sonderfall Aktiv-Lautsprecher
Kommen aktive Boxen für dich infrage, verschiebt sich diese Rechnung natürlich. Du kannst mindestens das Budget für einen Verstärker den Boxen zuschlagen. Und sogar mehr, wenn du dich für Aktiv-Lautsprecher mit Streaming entscheidest.
Dritte Entscheidung: Kompaktboxen oder Standlautsprecher kaufen?
Die Frage, ob du dich für kleine Regal-Lautsprecher oder ausgewachsene Standboxen entscheidest, hat nicht nur etwas mit dem zur Verfügung stehenden Platz zu tun – manche HiFi-Fans hören am liebsten mit kompakten Lautsprechern auf passenden Boxenständern. Diese brauchen dann aber genauso viel Stellfläche wie ein Standlautsprecher.

Lautsprecher lieber besser als größer kaufen
Oft muss man über diese Frage gar nicht groß nachdenken: Wenn nur im Regal oder auf dem Lowboard Platz ist, muss es sowieso eine Kompaktbox sein. Abgesehen von den ganz winzigen Modellen können solche Lautsprecher aber durchaus dynamisch und basskräftig spielen. Audiophile finden das dann oft sogar besser als Standboxen – selbst wenn Platz für eine größere Box wäre.

Denn die kompakte Bauweise bringt zwar Nachteile in Pegelfestigkeit oder Basstiefe, kann aber in anderen Bereichen auch Vorteile haben. So beteiligen sich die kleinen Gehäuseflächen deutlich weniger am akustischen Geschehen, was eine plastische, von den Lautsprechern gelöste Stereoabbildung fördert. Das Gefühl von Genauigkeit und Durchzeichnung wird durch den meist leiseren Tiefton solcher Lautsprecher noch unterstrichen. Besser geeignet für kleinere Verstärker sind dagegen meist Standboxen: Großer Klang aus kleinen Gehäusen braucht viel Leistung. Kleine, feine Schallwandler mit dicken Amps zu kombinieren ist also nur auf den ersten Blick ein Widerspruch.
Viel hilft nicht immer viel
Bei der Entscheidung zwischen Kompakt- oder Standbox kommen noch zwei zusätzliche Faktoren ins Spiel: dein Raum und dein Hörgeschmack. Großvolumige Räume lassen sich nur mit großen Boxen HiFi-gerecht und mit voller Dynamik beschallen.

In den meisten normalgroßen Räumen zeigt die Erfahrung, dass es sich oft lohnt, eher etwas kleinere dafür aber hochwertigere HiFi-Lautsprecher zu kaufen.
Zwei Faktoren stecken hinter dieser Faustregel: Erstens wird die Leistungsfähigkeit moderner Lautsprecher regelmäßig unterschätzt. Und zweitens bedeuten große Schallwandler mit hohem Basspegel in normalen Wohnräumen oft mehr Stress mit der Akustik. Bass an sich ist natürlich wichtig. Zu viel davon bewirkt in vielen Räumen aber eine lahme, aufgedunsene Wiedergabe.
Raumakustik und Platzierung
Überlege dir gut, wo deine Lautsprecher stehen sollen, bevor du dich auf die Suche machst. Im Idealfall kannst du deinen Hörplatz und die Boxen-Stellplätze noch flexibel anpassen. Denn wo du sitzt und wo die Lautsprecher stehen, beeinflusst dein Hörerlebnis fundamental. Speziell im Bass. Wenn dich das Thema Lautsprecher-Aufstellung interessiert, kannst du hier mehr darüber erfahren:
Oft müssen Lautsprecher aber aus einrichtungstechnischen Gründen in Wandnähe stehen oder als Kompaktbox aufs Sideboard oder ins Regal wandern. Je näher die Rückwand der Raums der Box kommt, desto mehr Bassverstärkung kannst du erwarten. Mit passend abgestimmten Boxen kannst du das zu deinem Vorteil nutzen: Suche gezielt nach Modellen, die für wandnahen Betrieb geeignet sind, weil beispielsweise die Bassreflexöffnung nach vorne oder unten gerichtet ist.

Viele hochwertige Aktiv-Boxen bieten außerdem eine entsprechende elektronische Bass-Entzerrung an, mit der du per Schalter, Knopfdruck oder über die passende App den Klang an eine solche Aufstellsituation anpassen kannst.

Aber auch bei passiven Lautsprechern kann die Bassverstärkung durch die Rückwand so in die Abstimmung einbezogen sein, dass sie eben aus wandnaher Position optimal klingen. In unseren Tests weisen wir auf solche Fälle übrigens ausdrücklich hin.
Lautsprecher-Technik erklärt
Unabhängig von Größe, Bauform und Funktionsprinzip wirst du in Informationen über Lautsprecher immer wieder mit den gleichen technischen Begriffen konfrontiert. Wir verraten dir, was sie bedeuten und was du darüber wissen musst.
Die Sache mit den Wegen
Auch in unseren Test ist immer wieder die Rede davon, wie viele “Wege” ein Lautsprecher hat. Das hat seine Ursache darin, dass die meisten Lautsprecher die Wiedergabe des hörbaren Frequenzbereichs auf verschiedene Treiber aufteilen. Die Zahl an Unterteilungen bezeichnet man auch als Wege.

Feinstes Hochtongezirpe stellt ganz andere technische Anforderungen an einen Lautsprecher als druckvolle Bässe. Deshalb gibt es bei den meisten Boxen mindestens einen Hochtöner und einen Treiber für den Rest der Frequenzen – in diesem Fall spricht man von einer 2-Wege-Konstruktion.

Bei 3-Wege-Lautsprechern kommt ein Treiber für die mittleren Frequenzen hinzu, es gibt aber auch Vier- und sogar Fünfwege-Konstruktionen. Auch 2,5- oder 3,5-Wege-Lautsprecher gibt es. Von einem „halben Weg“ spricht man, wenn für einen Frequenzbereich zwei identische Treiber vorhanden sind, einer davon aber auch für einen anderen Frequenzbereich genutzt wird.

Eine ganz klassische 2,5-Wege-Konstruktion ist etwa die von uns getestete ELAC Solano FS287. Diese Standbox verfügt über einen Hochtöner und zwei identische Tiefmitteltöner. Die meiste Zeit spielt aber nur der obere Tiefmitteltöner, erst bei wirklich tiefen Frequenzen unterhalb von 450 Hz springt ihm der zweite Treiber unterstützend zur Seite.

Es gibt zwar klare Vorteile zum Beispiel einer Dreiwege- gegenüber einer Zweiwege-Box. So bleibt bei ersterer der Mitteltöner von den großen Membranauslenkungen befreit, die im Bass nötig sind. Den Vorteilen stehen aber oft auch Nachteile entgegen, etwa die größere Zahl an Übergängen und die komplexeren Frequenzweichen, die daraus resultieren.

Mehr Wege sind also nicht generell besser – es kommt immer mehr aufs „Wie“ an als auf das „Wieviel“. Selbst mit nur einem Weg – das nennt man dann einen Breitbandlautsprecher – können manche Lautsprecher hervorragend klingen.

Subwoofer für HiFi und Heimkino
Sozusagen eine Sonderform der Mehrwege-Technik sind Kombinationen aus kleinen Satelliten-Lautsprechern und einem zentralen Subwoofer. Hier lässt man den Sub die die Tiefton-Schwerarbeit verrichten und kann die Satelliten entsprechend kleiner bauen.
Allerdings nicht beliebig klein, denn richtig funktioniert das nur, solange man den Mono-Subwoofer nicht als Klangquelle orten kann. Das gelingt dem Gehör aber schon ab ca. 80 Hertz. Viele kleine Satelliten-Lautsprecher steigen aber oft bereits bei ca. 200 Hertz aus und zwingen den Woofer zum Aufstieg in den ortbaren Oberbass. Für eine reine Heimkino-Anwendung mag das noch akzeptabel sein, aus HiFi-Sicht wäre das eher ein fauler Kompromiss.

Doch auch für „echten“ HiFi-Systeme kann ein Subwoofer eine gute Ergänzung sein. Etwa wenn er hochwertige schlanke Stand- oder Kompaktboxen unauffällig in den tiefsten Frequenzen unterstützt. Solche Setups können oft mit Film und Musik gleichermaßen überzeugen.
HiFi-Lautsprecher kaufen: Watt und Belastbarkeit helfen nicht weiter!
Passive Lautsprecher „haben“ keine Leistung – die Wattzahl, die mitunter im Prospekt oder auf dem Typenschild steht, beschreibt die Belastbarkeit. Und dieser Wert ist für die Praxis völlig nichtssagend. Es gibt dafür ungefähr so viele Definitionen, wie es Lautsprecherhersteller gibt. Ist mit den aufgedruckten 100 Watt eine Dauerleistung gemeint oder ein kurzzeitiger Burst? Letzterer liefert höhere Werte, weil er den Schwingspulen Abkühlpausen gönnt. Bei welcher Frequenz wird überhaupt gemessen? Und wo ist das Limit – beim Erreichen eines bestimmten Verzerrungsanteils, beim mechanischen Anschlagen der Tieftöner oder beim Verglühen von Schwingspulen und Weichenbauteilen? Niemand schreibt das dazu. Es würde auch keine Rolle spielen, da eh kein Verstärker über eine geeichte Leistungsanzeige verfügt.

Was uns tatsächlich interessiert, ist eventuell, wie laut man mit einem Paar Lautsprecher hören kann, ohne hässliche Verzerrungen oder seine Zerstörung zu riskieren. Dafür ist die Belastbarkeit aber der falsche Wert. Erst im Kombination mit dem Wirkungsgrad wird ein Schuh draus. Ein Lautsprecher mit gutem Wirkungsgrad braucht für Rockkonzert-Pegel nicht mehr als ein paar Watt. „Normale“ Lautsprecher brauchen für viel niedrigere Pegel schon viel höhere Leistungen. Und verwandeln den größten Teil davon in Wärme statt in Klang.
Metal, Pappe, Plastik oder Kevlar – kann man den Unterschied hören?
Die Membranen moderner Lautsprecher bestehen aus den unterschiedlichsten Materialien – von Leinen über Zellulosefasern (alias Pappe), komplexe Polymere und Aluminium bis hin zu Kevlar und Keramik reicht das Spektrum allein bei den Tiefmitteltönern. Beim Hochtönern beherrschen Gewebekalotten den Massenmarkt, es gibt aber auch hier exotische (und teure) Varianten Membranen aus Aluminium, Diamant oder Beryllium.

Material und genaue Bauform sind aber nicht so wichtig wie die sorgfältige Auswahl, Entwicklung und Implementierung der Chassis. Sprich: Kevlar, Keramik oder Diamant machen nicht automatisch eine gute Box, und einige der leistungsfähigsten Lautsprecher basieren auf ganz altmodischen Materialien. Es kommt nur darauf an, wie der Hersteller die unterschiedlichen Eigenschaften der Stoffe einsetzt und zu seinem Vorteil nutzt.

HiFi-Lautsprecher kaufen: Probieren geht über Studieren
Jeder Lautsprecher klingt anders und jeder Raum klingt anders. Schon allein deshalb ist es eine sehr individuelle Entscheidung, wenn du HiFi-Lautsprecher kaufen möchtest. Hinzu kommt, dass dein neuer Lautsprecher auch zu deinem persönlichen Hörgeschmack passen muss.

Letztlich können Tests und Bewertungen dir nur bei einer Vorauswahl helfen. Die endgültige Entscheidung musst du mit deinen eigenen Ohren treffen. Mit deiner eigenen Musik, am besten sogar in deinen eigenen vier Wänden. Wenn du deinem Händler gegenüber seriös und aufrichtig interessiert auftrittst, lässt sich das fast immer arrangieren. Und noch etwas: Kommst du auf diesem Weg zu einer Entscheidung ist es nur fair, die Lautsprecher auch bei dem Händler zu kaufen, der dir behilflich war – und nicht für ein paar Euro weniger woanders.
Hast du diese Kaufberatung hilfreich gefunden? Welche Fragen sind unbeantwortet geblieben? Wir freuen uns über dein Feedback in den Kommentaren!