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Focal Sopra N°2 im Test: Lautsprecher-Exzellenz mit Knick

Die Focal Sopra N°2 tritt mit ungewöhnlicher Konstruktion und extrovertierter Optik an. Kann ihr Klang den Auftritt untermauern?
HIFI.DE Test | Focal Sopra N°2
Treiber
4 (1 x Hochtöner, 1 x Mitteltöner, 2 x Tieftöner)
Frequenzbereich
34 Hz – 40 kHz (±3 dB)
Abmessungen (BxHxT)
358 x 1190 x 540 mm
Verfügbare Farben
Schwarz Hochglanz, Weiß Hochglanz, Light Oak, Smoked Oak, Macassar, Brown Concrete, Black Ostrea
Paarpreis
15.998 Euro / 17.998 Euro (Brown Concrete & Black Ostrea)
In Kürze
Sowohl optisch als auch klanglich macht die Focal Sopra N°2 auf sich aufmerksam. In großen Räumen sorgt sie mit ihrer präzisen Ortung und dem kräftigen Bass immer wieder für breites Grinsen.
Vorteile
  • Beeindruckende Bass-Performance
  • Bestechende Ortung feiner Details
  • Concrete-Finish ist absoluter Hingucker
Nachteile
  • Benötig viel Platz und große Räume
  • Hoher Preis

Beryllium-Hochtöner, Beton-Design und Knick in der Optik: Die Focal Sopra N°2 bietet viel Diskussions-Stoff. Der große Standlautsprecher der französischen Klangprofis setzt nicht nur klanglich Statements. Wir haben uns die Sonderedition im Brown-Concrete-Finish in die Redaktion geholt und verraten dir in diesem Test, ob die Sopra N°2 ihr Geld wert ist.

Focal Sopra N°2 im Detail

Große Standlautsprecher suchst du dir selten nur über den Klang aus. Dafür nehmen sie zu viel Raum in deinem Wohnzimmer ein. Ihr Design muss also mit dir und deinem Style harmonieren. Die Focal Sopra N°2 gibt es gleich in sieben Ausführungen: Vom knalligen Orange bis zur hier getesteten Beton-Struktur will sie sich in so ziemlich jedem Wohnzimmer zu Hause fühlen. Doch natürlich geht es in unserem Test primär um den Klang des Lautsprechers. Dass Focal auf diesem Gebiet keine halben Sachen macht, bewies bereits die Focal Kanta N°1. Wie diese setzt Focal auch bei der Sopra N°2 auf einen Hochtöner aus Beryllium.

Focal Sopra N°2 schraeg von rechts
Die Focal Sopra N°2 fällt sofort durch ihre besondere Form und Farbe auf. Kann sie auch klanglich begeistern?

Aber der Reihe nach: Die Focal Sopra N°2 ist knapp 120 Zentimeter hoch und wiegt stattliche 55 Kilo. Damit ist sie zwar etwas leichter als die Bowers & Wilkins 803 D4, dafür aber knapp 2,5 Zentimeter größer. Auch bei der Bestückung ähneln sich die beiden Lautsprecher: Zwei Tieftöner, ein Mitteltöner und ein Hochtöner. Letztere sitzt bei der Sopra N°2 jedoch unter dem Mitteltöner – und somit im Bestfall auf Ohrhöhe. Wo Focal bei den Membranen der Kanta-Serie noch auf Flachs setzte, kommt jetzt eine Sandwich-Membran aus Glasgewebe und Schaumstoff zum Einsatz.

Die Sopra N°2 besteht im Inneren aus einem MDF-Skelett und steht auf einem schwarzen Glas-Sockel. Zwischen diesem und der Unterseite der Box öffnet sich das Bassreflexrohr, das für Nachdruck im Tiefton sorgen soll.

Focal Sopra N°2 Hochtöner aus Beryllium
Beryllium ist besonders leicht und steif. Gute Eigenschaften für einen Hochtöner. Allerdings ist das Metall auch gesundheitsschädlich. Das Gitter schützt dich also genau so sehr wie den Hochtöner vor unachtsamen Berührungen.

So viel Infos sollen fürs Erste genügen. Mit wohligen Relais-Klicken fährt unsere Vor-Endstufen-Kombi von SPL hoch. Wir starten Roon und drehen auf…

Klang-Test: Beryllium-Tweeter für gestochen scharfe Bühne

Unser erster Test ist auch direkt einer der härtesten: Bubbles von Yosi Horikawa verlangt allen Frequenzbereichen äußerste Präzision ab. Denn hier titschen, prallen und prasseln verschiedenste Kugeln, Bälle und Murmeln auf den Boden der Klangbühne. Einen Tischtennisball auch als solchen darzustellen, fordert alles von einem Hochtöner. Mit steigerndem Gewicht der Bälle kommen auch die Basstreiber auf ihre Kosten. Vielleicht nicht ganz so kontrolliert wie die Canton Reference 2, aber doch nahe dran rückt hier die Phalanx der Bassimpulse auf dich zu. Die Membranen bewegen sich keinen Millimeter weiter und keine Nanosekunde länger, als sie es dürfen. Trocken klingt der Bass, ohne je einzustauben.

Focal Sopra N°2 Paar frontal
Mit genügend Platz zwischen ihnen – also deutlich mehr als auf diesem Foto – entwickeln sich die Standboxen zu Präzisionsmaschinen.

Noch mehr beeindruckt uns aber, wie genau wir die Bälle auf der Klangbühne „sehen“ können. Egal, ob Murmel oder lederner Medizinball: Sie alle verteilen sich quer durch den Raum. Auf jeden können wir mit dem Finger zeigen. Das haben wir so erst ganz selten erlebt. Allerdings war es ein langer Weg, bis wir bei diesem Erlebnis landen konnten. Die Lautsprecher mussten nämlich deutlich weiter als gewohnt auseinanderstehen. Sie einzudrehen, war hingegen kaum nötig. Erst so entfalteten sie ihr volles Potenzial – oder zumindest das, was unser Testraum ihnen erlaubte. Denn diese Lautsprecher sind nicht für kleine oder mittlere Räume konzipiert.

Focal Sopra N°2 Rückseite schräg
Die Oberfläche der Rückseite unterscheidet sich deutlich von jener der Front – ein schöner Kontrast zwischen dunklem Gold und Rosttönen.

Wir starten Tools aktuelles Album. Beim uns inzwischen wohlbekannten Stück Pneuma fliegen die Tomtom-Schläge quer durch den Raum, behalten dabei aber trotzdem ihren Charakter. Jeder Beat sitzt, regt den Raum aber interessanterweise noch mal ein gutes Stück mehr zum Mitschwingen ein, als es bei der weit kräftigeren Reference 2 der Fall war. Unsere Zwerchfelle erinnern sich noch gut an What Shall We Do When We Have No Money von Lankum. Die Borduntöne aus Ian Lynchs Uilleann Pipes schienen sich damals als Wand im Raum aufzubauen. Das gelingt der Focal Sopra N°2 nicht ganz so plastisch.

Rauminformationen als Königsdisziplin

Wir wechseln Land und Genre: Aus Irland geht es ans staatliche Opern- und Ballett-Theater Perm. Als dessen künstlicher Leiter spielte Theodor Currentzis mit seinem Orchester MusicAeterna Die Hochzeit des Figaro ein. Die Aufnahme strotzt vor Dynamik, Auflösung und Räumlichkeit. Während die Pegelsprünge der Sopra N°2 nicht das Geringste ausmachen, holt uns die Räumlichkeit nicht so sehr ab, wie sie es kurz zuvor noch bei Bubbles getan hat. Als Vergleich schließen wir unsere Audio Physic Midex an: Schon vor dem ersten Ton können wir den Raum erahnen. Das Orchester schwillt zu seiner vollen Größe an. Räumlichkeit ist nicht Ortbarkeit oder Bühnenabbildung: Das zeigt der Vergleich ganz klar.

Focal Sopra N°2 Anschlüsse Polklemmen
Die Polklemmen der Focal Sopra N°2 sind zwar nur für Single-Wiring geeignet, fallen dafür aber massiv aus.

Dominique Fils-Aimés vielschichtige Stimme erfüllt den Raum bei Birds. Kontrabass und die hellen Details zu Anfang werden so effektvoll wie erwartet durch den Raum geschickt. Nur die Hauptperson selbst scheint sich mit ihrem Gesang nicht so richtig von der Klangleinwand lösen zu wollen. Es scheint, als nähmen sich die mittleren Frequenzen zurück. Etwas, das wir auch bei Lynyrd Skynyrds akustischen Version von The Last Rebel bemerken. Die Gitarren wollen nicht recht zum Leben erwachen, der Funke springt nicht so schnell über, wie er es kurz darauf bei der Midex tut.

Es ist kein Verbrechen, Lautsprecher für große Räume zu konzipieren. Ganz im Gegenteil! Ansonsten wäre unser Testraum und unsere Ohren um viele teure Erinnerungen ärmer. Denn auch die KEF Blade Two Meta war streng genommen zu groß für unseren Hörraum. Genau wie ihr können wir auch der Focal Sopra N°2 keinen Vorwurf machen, wenn sie ihre Bühne erst bei extremen Aufstellungen voll entfaltet. Unsere Aufgabe ist es nur, niederzuschreiben, was dich bei diesem Lautsprecher erwartet.

Focal Sopra N°2 IHL Hochtöner
Der Hochtöner sitzt am spitzen Ende eines trichterförmigen Hohlraums. Dieser schluckt die überschüssige Schallenergie. Der Hochtöner kann ungehindert schwingen. „Infinite Horn Loading“ (IHL) nennt Focal diese Technologie. | Bild: Focal

Und es erwartet dich ein Spaß-geladener Sound, der nie mit Effekten spart und dich mit seiner Impulskontrolle immer wieder überraschen wird. Der Mitteltöner nimmt sich eher zurück. Dadurch nerven zwar auch ansonsten grelle Stimmen weniger, das letzte musikalische Quäntchen Realismus bleibt dadurch jedoch auf der Strecke. Kannst du das verkraften, tröstet dich die Focal Sopra N°2 mit jeder Menge feinen Details und Bass mit Head-Bang-Garantie.

Wie sich die Focal Sopra N°2 gegenüber anderen von uns getesteten Standlautsprechern schlägt, verrät dir ein Blick auf unsere Bestenliste:

Aufbau: Das steckt in der Sopra N°2

Wir haben die Focal Sopra N°2 bereits weiter oben mit der Bowers & Wilkins 803 D4 verglichen. Die Ähnlichkeiten beschränken sich jedoch nicht nur auf die Größe und Treiberanzahl. Beide Firmen haben ein besonderes Augenmerk auf den Hochtöner gelegt. Das fängt beim Membran-Material an (Diamant bei der einen, Beryllium bei der Sopra), setzt sich aber auch hinter der dem eigentlichen Hochtöner fort.

Focal Sopra N°2 Visier auf Rückseite
Das Visier auf der Rückseite verdeckt die Öffnung des Hochtöners.

Beide setzen viel Forschungsaufwand ein, um den rückwärtig abgegebenen Schall des Hochtöners zu eliminieren. Der kann nämlich im Worst Case den Hochtöner beeinflussen. Während bei Bowers & Wilkins die ikonische Hochtonröhre dafür sorgt, dass sich dieser Schallanteil totläuft, setzt Focal bei der Sopra N°2 auf einen mit Dämmmaterial gefüllten Hohlraum. Dieser endet in einem Schlitz, der sich hinter einem Gitter auf der Rückseite versteckt. Ähnlich einem offenen Kopfhörer soll den Treiber möglichst wenig am freien Schwingen hindern. Unliebsame Schallanteile werden so aus dem Weg geräumt, bevor sie den Klang beeinträchtigen können.

Bei den Basstreibern und dem Mitteltöner setzt Focal auf eine Sandwich-Konstruktion aus einem Schaumstoff-Kern und zwei Glasgewebe-Schichten. Dieser Aufbau soll noch flinkere Bewegungen bei noch weniger Verformungen ermöglichen, als es die Flachsmembranen der Kanta-Seria tun. Zudem behauptet Focal, die Dicke der Schaumstoffschicht auf Frequenzen feintunen zu können. Zwei Ringe auf der Sicke des Mitteltöners dienen einem ähnlichen Zweck. Als zusätzliche, genau berechnete Masse sollen sie die Schwingungen von Sicke und Membran kontrollieren und dadurch Verzerrungen reduzieren. Das gleiche Prinzip kennst du vielleicht als riesige Pendelgewichte in Hochhäusern. Hier nehmen solche Schwingungstilger die Energie von Erdbeben auf.

Focal Sopra N°2 Mitteltöner Sicke Detail
Rings um die Sandwich-Membran der Sopra N°2 verläuft die schwarze Gummisicke. Zwei unscheinbare Kränze auf ihrer Oberfläche sollen ihre Schwingungen kontrollieren.

Auch beim Antrieb will Focal noch mal nachgebessert haben: Normalerweise ist das Magnetfeld im Motor eines Treibers nicht stabil. Schuld daran sind unter anderem die Spule selbst und der Strom, der durch sie fließt. Erstere bewegt sich vor und zurück, letzterer bleibt nie gleich, sondern verändert sich mit Musik und Lautstärke. Dadurch bedingt schwankt die Stärke des Magnetfelds, die Wiedergabe wird unsauber.

Der Mitteltöner wurde mit einem faradayschen Ring ausgestattet, der dafür sorgen soll, dass das Magnetfeld stabil bleibt, egal wo sich die Spule befindet oder wie viel Strom durch sie fließt. Auch Dali hat früh die Wechselbeziehungen zwischen Magneten und Musiksignal erkannt, aber einen anderen Weg gewählt. Bei der Dali Opticon 8 MK2 etwa besteht der Magnet aus einem gepressten Granulat, das unempfindlich gegenüber solchen Schwankungen sein soll.

Focal Sopra N°2 Spike
Die Spikes lassen sich auch bequem von oben in die Glasplatte des Sockels schrauben. So wackelt nichts und die Sopra N°2 ist an den Boden gekoppelt.

Focal Sopra N°2: Luxus-Design mit Penthouse-Charme

Wenn wir uns schon einen Luxus-Lautsprecher aus Frankreich ins Studio holen, wollten wir auch unseren Augen etwas bieten. Wir haben uns also in unserem Test nicht für eine der Standard-Oberflächen entschieden, sondern für einen der zwei Beton-Versionen. Diese wurden Dezember 2022 vorgestellt, um 10 Jahre Partnerschaft zwischen Focal und Naim zu feiern. Du musst aber keine Sorge haben, dass die 2.000 Euro Aufpreis aus der Focal Sopra N°2 einen anderen Lautsprecher machen. Intern ändert sich nämlich nichts.

Umso mehr anhimmelnde Blicke kassierte der Standlautsprecher jedoch von uns Testern – und den Fotografen. Die Oberfläche erinnert tatsächlich stark an Sichtbeton, wie du ihn in einer modernen Penthouse-Wohnung erwartest. Je nach Licht ähnelt die Farbe dunklem Gold, Kupfer oder Rost. Der Name „Brown Concrete“ verdient hingegen definitiv keinen Marketing-Preis. Alternativ kannst du dich auch für die Special Edition in „Black Ostrea“ entscheiden, einem dunklen Silber. Günstiger sind die Ausführungen in Schwarz, Weiß, Orange und drei verschiedenen Holzfurnieren.

Focal Sopra N°2 Abdeckung
Die magnetischen Abdeckungen verstecken Mittel- und Tieftöner. Der Fuß der Sopra N°2 öffnet sich vorne zum Trichter des Bassreflexrohrs.

An der Verarbeitung der Lautsprecher ist auch abseits der Oberfläche kein Makel. Jedes Fugenmaß stimmt und besonders das Gitter auf der Rückseite des Lautsprechers zieht immer wieder neugierige Blicke auf sich. Im Lieferumfang sind magnetisch haltende Stoffabdeckungen für die Mittel- und Tieftöner enthalten. Der Hochtöner hinter seinem schicken Gitter bleibt immer sichtbar: Eine durchgehende Abdeckung wäre durch den Knick im Lautsprecher schwierig gewesen. Noch schöner hätten wir es jedoch gefunden, wenn die beiden Basstreiber nicht in einer Vertiefung für die Abdeckung sitzen würden. Der abgesenkte Bereich zwischen ihnen passt nicht ganz ins restliche Bild.

Unser Fazit zur Focal Sopra N°2

Die Focal Sopra N°2 ist nicht nur, aber besonders in ihrem „Beton-Kleid“ ein absoluter Hingucker. Ob du bereit bist, für dieses Extra einen deftigen Aufpreis zu zahlen, musst du selbst wissen. Kannst du ihr aber genug Raum zur Entfaltung bieten, wird sie dich mit ihren scharf umschnittenen Klangbildern begeistern. Zwar stellt der ein oder andere Lautsprecher dieser Preisklasse Stimmen etwas realistischer und prägnanter dar, der impulsgeladenen Spielfreude der Sopra N°2 tut das aber keinen Abbruch.

HIFI.DE Testsiegel Standlautsprecher Focal Sopra N°2 9.0

Technische Daten
Wege 3
Treiber 4 (1 x Hochtöner, 1 x Mitteltöner, 2 x Tieftöner)
Anschlüsse Single-Wiring
Frequenzbereich 34 Hz – 40 kHz (±3 dB)
Wirkungsgrad 91 dB (2,83 V / 1 m)
Abmessungen (BxHxT) 358 x 1190 x 540 mm
Gewicht 55 kg
Verfügbare Farben Schwarz Hochglanz, Weiß Hochglanz, Light Oak, Smoked Oak, Macassar, Brown Concrete, Black Ostrea
Paarpreis 15.998 Euro / 17.998 Euro (Brown Concrete & Black Ostrea)

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