Bowers & Wilkins 607 S3 im Test: So klein und schon echtes HiFi?

- Treiber
- 2 (1 x Hochtöner. 1 x Tiefmitteltöner)
- Frequenzbereich
- 52 Hz – 28 kHz (±3 dB)
- Abmessungen (BxHxT)
- 165 x 300 x 235 mm
- Verfügbare Farben
- Schwarz, Weiß & Weiß-Eiche
- Paarpreis
- 800 Euro
Mit dem neuen Titanhochtöner schafft die B&W 607 S3 einen großen Schritt hin zu noch klarerem Sound. Wenn du einen kleinen Raum und das passende Budget hast, macht die kleine Box so gut wie alles richtig.
- Weite Bühne
- Klare Stimmen und Instrumente
- Wohnzimmerfreundliches Design
- Stolzer Preis für kleine Regalbox
- Fehlt letztes Quäntchen Kontrolle im Bass
Wenn Bowers & Wilkins eine neue Serie vorstellt, schaut die HiFi-Welt genau hin. Denn der traditionsreiche Hersteller aus Worthing hat über die Jahrzehnte immer wieder bewiesen, dass er etwas von seinem Handwerk versteht. Die günstigste 600er-Serie ist da keine Ausnahme. Die Bowers & Wilkins 607 S3 ist die kleinste, passive Box, die die Briten im Angebot haben. Die Neue soll nun dank eines neuen Hochtöners und weiterer kleiner Updates die alte Serie in den Schatten stellen. Ob ihr das gelingt, muss sie im Test beweisen.

Bowers & Wilkins 607 S3: Wieviel HiFi passt in den winzigen Lautsprecher?
Mit einer Höhe von 30 Zentimetern und einer Grundfläche von nur 16,5 mal 20,7 Zentimetern passt die Bowers & Wilkins 607 S3 in die meisten Regale. Dennoch soll sie von den gleichen Vorteilen profitieren, die auch die anderen Lautsprecher der neuen 600er-Serie auszeichnet. Die größte Neuerung ist hierbei ein komplett neuer Hochtöner. Statt auf Aluminium setzt man bei der 25-mm-Membran jetzt auf Titan. Das ist zwar etwas schwerer als Aluminium, aber auch deutlich härter. Eine Eigenschaft, die dazu sorgen soll, dass sich die Membran erst bei deutlich höheren Frequenzen als bisher verformt und „aufbricht“. Auch der Wave Guide, also der flache Trichter, in dem sich der Hochtöner befindet, wurde von B&W vergrößert. Man verspricht sich davon ein breiteres Abstrahlverhalten.

Komplett neu ist der Hochtöner übrigens nicht ganz. In Zusammenarbeit mit Philips hat Bowers & Wilkins für die Soundbar unter Fernsehern wie dem Philips OLED937 bereits einen Hochtöner mit Titankalotte entworfen. Diese hat aber einen Durchmesser von nur 19 Millimetern. Für B&Ws HiFi-Lautsprecher ist die Titankalotte eine Premiere.
Vererbtes Wissen
Bowers & Wilkins lässt, wie viele andere Hersteller, das gesammelte Wissen erst in die besten Lautsprecher fließen, von wo aus es dann langsam auf die anderen Serien durchsickert. So wächst etwa die Röhre, die hinten am Hochtöner den rückwärts abgegeben Schall auffangen soll, auf die Maße der 700er-Serie an. Auch das Bassreflexrohr und der Terminal auf der Rückseite sind von der 700er-Serie entlehnt, wie du in unserem Test der B&W 703 S3 sehen kannst. Anstatt beide Teile aus einem Kunststoffteil zu formen, hat man die Terminals von dem Bassport getrennt.

Komplett neu hingegen ist der minimierte Abstand zwischen Hoch- und Tiefmitteltöner. Der soll helfen, dem Ideal der Punktschallquelle etwas näher zu kommen. All das sind Veränderungen, die du höchstens auf den zweiten Blick bemerkst. In Summe versprechen sie aber eine gesteigerte Performance. Wie sich die Bowers & Wilkins 607 S3 jedoch klanglich schlägt, finden wir jetzt heraus.
B&W 607 S3 im Klangtest: Feiner, weiter, schöner
Die Bowers & Wilkins 607 S3 nehmen in unserem Hörraum auf den passenden Ständern Platz, wir vor ihnen in bequemen Sesseln. Angeschlossen haben wir sie an unserem treuen Rotel RA-1592 MkII. Als Musikquelle dient Qobuz über Roon. Den DAC des Verstärkers haben wir zugunsten unseres Chord Hugo 2 in den Ruhestand versetzt. So verspricht unsere HiFi-Anlage auch die kleinsten Nuancen aus den Boxen zu kitzeln. Und das wird nötig sein. Wir wollen es nämlich genau wissen und stellen der 607 S3 die große Schwester aus der alten Serie zur Seite. Die Bowers & Wilkins 606 S2 Anniversary Edition hat uns mit ihrem entspannten Sound und dem knackigen Bass auf Anhieb gefallen. Kann die Kleine das toppen?

Wir streamen Dear Prudence. Allerdings nicht von den Beatles, sondern als folkiges Cover der schottischen Band Lau. Wir müssen nicht lange nach Unterschieden suchen – oder über den Favoriten streiten. Die kleine 607 S3 stellt die Musiker fester, präsenter auf der deutlich breiteren Bühne dar. Jede gezupfte Gitarrensaite klingt, als wären wir im Studio dabei gewesen. Vom leicht metallischen Glimmer der Obertöne, den Kris Drevers Stimmer noch auf der 606 S2 versprühte, ist keine Spur mehr zu hören.
Stattdessen klingen die Liedzeilen deutlich harmonischer. Und das, obwohl weniger Gehäusevolumen zur Verfügung steht und der Tiefmitteltöner ebenfalls deutlich kleiner ist. Dass das bei tieferen Stimmanteilen wichtig sein könnte, hat man bei Bowers & Wilkins anscheinend vergessen, der kleinen Box zu verraten. Sie lässt sich davon nämlich nicht beirren, sondern baut Sänger und Instrumente mit vollem Körper vor uns auf.
Tolle Bühne, schöne Dynamik
Norah Jones mit ihrem Evergreen Come Away With Me muss ran. Auch hier dasselbe Spiel. Zwar geben sich die beiden Lautsprecher hier nicht ganz so große Diskrepanzen in der Bühnenbreite, in der Bühnentiefe jedoch gewinnt die B&W 607 S3 erneut. Ein Bild, das die Sinfonia aus Le nozze di Figaro bestätigt. Klar, das große Tutti profitiert von jedem Quadratzentimeter mehr Membranfläche, dennoch verschluckt sich die B607 S3 weder an der hohen Dynamik, noch an den wilden Geigenbögen in der Einspielung mit dem Orchester MusicAeterna.

Die PMC prodigy1, die wir zeitgleich im Hörraum haben, ist hier eine interessanter Gegenspielerin. Zwar kann die knapp doppelt so teure Regalbox noch mehr Informationen über den Aufnahmeort – sprich die Räumlichkeit – und eine noch breitere Klangbühne generieren, einzelne Bassimpulse kommen aus der Bowers & Wilkins 607 S3 aber etwas direkter beim Ohr an an. Letzteres zeigt Limit to Your Love von James Blake mit Bravour. Die 607 S3 drückt dir den Bass mit der Unterstützung ihres Bassreflexrohrs deutlich spürbarer entgegen, während die prodigy1 hier feingliedriger arbeitet. Von der Tiefbassmelodie in der Bridge bleibt bei der 607 S3 nur ein – allerdings durchaus beachtlicher – Wumms. Die Melodie herausarbeiten, dafür scheint es die Transmission Line der PMC zu brauchen – oder weit größere Tieftöner à la Vestlyd V15C.
Die Bowers & Wilkins 607 S3 kann sicher nicht große Wohnzimmer beschallen, in kleinen Räumen jedoch entfaltet sie ihren Klang weiter und mit mehr Nachdruck, als du ihr zutrauen würdest. Wir mögen besonders ihren Detailreichtum, der Instrumente noch lebensechter erscheinen lässt. Wenn es noch besser klingen soll, schau doch mal in unsere Bestenliste:
Praxis: Braucht wenig Platz, aber mehr Leistung
Als kleinste Regalbox von Bowers & Wilkins passt die 607 S3 in so ziemlich jedes Fach. Dort wird sie sicher nicht schlecht klingen. Besser funktioniert der Lautsprecher jedoch frei stehend auf passenden Ständern. An diese kann sie übrigens dank entsprechender Gewinde im Boden festgeschraubt werden. In unserem Hörtest machte es jedoch nur geringe Unterschiede, ob du den Lautsprecher jetzt 30 oder 60 Zentimeter von der Rückwand entfernt aufstellst. Sollte es sich nicht vermeiden lassen – oder du generell etwas weniger Bass mögen – legt dir B&W Schaumstoffpfropfen mit in die Verpackung. Mit ihnen lassen sich die Bassports verschließen.

Zwar stellt die Box keine allzu großen Ansprüche an deinen Raum, dein Verstärker sollte jedoch nicht zu schwach auf der Brust sein. Mit einem Wirkungsgrad von nur 84 dB musst du deutlich stärker aufdrehen, als beispielsweise bei der größeren 606 S2 mit ihren 88 dB. Über den Klang sagt dieser Wert jedoch nichts aus.
Überarbeitetes B&W-Design
Wie gesagt, hat die neue 607 S3 auf den ersten Blick große Ähnlichkeit mit ihrer Vorgängerin. Selbst die Folie in Holzoptik hat sich kaum verändert. Hier hast du übrigens die Wahl zwischen den Farben Schwarz, Weiß und der von uns getesteten „Eiche“ mit weißer Front. Für den asiatischen Markt ist auch noch eine Version mit schwarzer Holz- und Kirschholzfolie geplant. Ob diese auch in Europa erhältlich sein wird, ist noch nicht bekannt.

Ein Auge für kleine Details beweist Bowers & Wilkins beim Schutzgitter über dem Hochtöner. Dieses hat nämlich nicht länger das typische Muster aus sechszackigen, sich überlappenden Sternen. Stattdessen kommt jenes der Bowers & Wilkins 801 D4 Signature zum Einsatz. Laut B&W soll das dem Schall noch weniger in den Weg stehen.
Auch bei den Polklemmen hat man mitgedacht. Diese sind leicht nach oben angeschrägt und im Gehäuse versenkt. Dadurch stehen sie hinten nicht so weit über, wie es noch bei der 700er-Serie der Fall war. Als Resultat kannst du die Boxen leichter dicht an die Wand schieben. Ob das klanglich sinnvoll ist, musst du selbst ausprobieren.

Testfazit: Bowers & Wilkins 607 S3
Wenig Platz, aber große Klang-Ambitionen? Dann könnte die Bowers & Wilkins 607 S3 genau das Richtige für dich sein. Der Schritt zum Titanhochtöner befördert den günstigsten B&W-Lautsprecher ein ganzes Stück näher an die 700er-Serie. So überzeugt sie mit einer weiten Bühne und feinsten Abbildungen in fast jeder Tonlage. Basswunder kannst du von ihr nicht erwarten, je nach Raum und Standort wird sie dich dennoch mit dem ein oder anderen Beat überraschen können.
Die alte 600er-Serie gibt es immer noch und ist zurzeit häufig deutlich reduziert. Mit der alten 606 bekommst du noch mal mehr Bassvolumen, Dafür bietet die aktuelle 607 S3 mehr Klarheit und Präzision. Es kommt also darauf an, worauf es dir bei einem Lautsprecher mehr ankommt. Sicher ist jedoch, dass du in kleinen Räumen mit der neuen Kleinsten von B&W nur selten falsch liegen wirst.
Technische Daten | |
Wege | 2 |
Treiber | 2 (1 x Hochtöner. 1 x Tiefmitteltöner) |
Anschlüsse | Bi-Wiring |
Frequenzbereich | 52 Hz – 28 kHz (±3 dB) |
Wirkungsgrad | 84 dB (2,83 Vrms @ 1 m) |
Abmessungen (BxHxT) | 165 x 300 x 235 mm |
Gewicht | 4,65 kg |
Verfügbare Farben | Schwarz, Weiß & Weiß-Eiche |
Paarpreis | 800 Euro |
Du suchst nach etwas Größerem? In unserer Bestenliste findest du alle von uns getesteten Standlautsprecher: