JBL 4305P im Test: Streamingbox mit Studiosound

- Leistung
- 2x 25 Watt + 2x 125 Watt
- Eingänge
- USB-B, Optisch Digital, Line symmetrisch (TRS-Kombi), Line Klinke 3,5mm
- HDMI ARC / eARC
- – / –
- Quellen kabellos
- Bluetooth 5.1
- Streaming
- Ja (Musikdienste, DLNA, Webradio)
- Abmessungen (BxHxT)
- 210 x 336 x 223 mm
- Gewicht
- 6,8 kg (Hauptbox), 6,4 kg (zweite Box)
- Paarpreis
- 2.399 Euro
Diese kompakte JBL-Aktivbox sieht nicht nur aus wie ein Studiomonitor, sie bringt auch entsprechende Qualitäten mit: Die 4305 klingt dynamisch, detailreich und sehr räumlich. Mit ihrer Streaming-Ausstattung ersetzt sie zudem eine komplette Anlage.
- Sehr klarer, eindrucksvoll räumlicher Klang
- Auch für akustisch ungünstige Räume sehr gut geeignet
- Gutes, stabiles Streaming
- Bluetooth-Fernbedienung funktioniert auch aus dem Nebenraum
- Kein HDMI-Eingang
- Bedienfeld an der Hauptbox wirkt billig
Manchmal sind HiFi-Rezepte so einfach, dass man denkt, da muss irgendwo ein Haken sein. Zum Beispiel: Man nehme einen professionellen Studiomonitor von einem der erfahrensten und renommiertesten Hersteller und pflanze diesem eine moderne Streaming-Musikquelle ein. Dabei müsste doch so etwas wie die ultimative HiFi-Anlage herauskommen: kompakt, autark, multimedial begabt. Ready to rock mit nichts als zwei Steckdosen. Und klanglich so gut, dass man darüber Musik nicht nur wiedergeben, sondern auch produzieren könnte. Der Harman-Konzern hat genau das gemacht. Das Ergebnis heißt JBL 4305P.

JBL 4305P im Detail
Die JBL 4305P ist ein Aktivmonitor, der sich von anderen Aktivboxen in vielerlei Hinsicht unterscheidet. Leider auch im Preis, der ein klarer Hinweis ist: Hier kaufst du kein Spielzeug für ein paar Audio-Abenteuer auf deinem Schreibtisch, sondern ein ernsthaftes Sound-Tool, das in Heimstudio und Wohnzimmer gleichermaßen überzeugt.
JBL, einer der ältesten Lautsprecherbauer der Welt, hat eine große, treue und manchmal fast fanatische Fangemeinde. Sofern sie nicht Streaming generell verteufeln, finden aber auch strenge Traditionswächter unter den JBL-Freunden an der 4305P genügend authentische Schlüsselreize, um die Aktivbox ernst zu nehmen. Pappbass, Hornhochtöner und natürlich die unverwechselbar in strahlendem JBL-blau lackierte Schallwand.

Viel ist von dem Farbton nicht zu sehen, weil die 4305P nun mal eine kleine Box ist. Und wem das noch zu bunt ist, lässt einfach die bündig passenden Stoffabdeckungen drauf. Die sind bei der schwarzen Box ebenfalls schwarz, für die Nussbaum-Variante dagegen vornehm dunkelblau, was mit dem Holz einen perfekten Kontrast ergibt. Aber wir wollen die JBLs ja nicht nur anschauen, sondern in erster Linie anhören. Was wir gleich in zwei Hörraumen dann auch taten.
JBL 4305P im Hörtest: Wie das erste Mal Stereo hören
Wir haben die JBL 4305P als TV-Begleiter und HiFi-Anlage in einem eher großen (50qm), akustisch lebendigen Wohnzimmer probiert. Anschließend aber auch in einem deutlich bedämpften reinen Hörraum mit etwa 15qm Grundfläche. Mit verblüffendem Ergebnis: Die kleine Box rockt auch den großen Raum absolut mühelos. Im Vergleich mit der Klipsch The Sevens, die ebenfalls mit Hochtonhorn arbeitet, fällt uns die Entscheidung nicht schwer.
Die Klipsch kann zwar gerade mit Filmton noch eindrucksvollere Tiefbass-Bollwerke bauen. Aber im reinen Musikbetrieb wirkt die JBL einfach griffiger, präziser und authentischer. Wenn sie nach der Klipsch die ersten Takte spielt, wirkt das, als hätte jemand den Klang scharfgestellt wie das Objektiv eines Projektors: Instrumente zeigen deutlichere Größenunterschiede, stehen plastischer im Raum und tragen realistischere Klangfarben.

Was sich bereits im großen Wohnzimmer andeutet, bestätigt der Hörtest im akustisch präziseren kleinen Hörraum: Die JBL ist eine Meisterin der Stereoabbildung, die in diesem Punkt – vor allem auf kürzere Hördistanzen bis etwa drei Meter – selbst eine Koax-bewehrte KEF LS50 Wireless II überholt. Die virtuelle Bühne ist dabei nicht konstant riesig, sondern extrem wandlungsfähig: Mit jedem neuen Album, das auf dem Plattenspieler oder in der Abspielliste landet, gibt es eine neue Überraschung. Wie Scott Walkers Album Scott 4, mit weiten Orchesterpanoramen, die den Raum über die Grenzen der Stereobasis hinaus voll nutzen. Vorne mittig dann Scott Walkers Stimme absolut greifbar, mit herrlichem Hall und feiner Artikulation – ein Hochgenuss aus dem Jahr 1969.
Maximale Wirkung für neue und alte Aufnahmen
Komplett anders, aber nicht weniger spektakulär dann der verspielte Electronic-Sound von Psapp (Album: The Only Thing I Ever Wanted), der die ansatzlose Dynamik der JBL zum Vorschein bringt. Die genialen kleinen Songwriting-Perlen schimmern mitten im Raum, umgeben von unzähligen präzise platzierten Percussion- und Noise-Akzenten. Die 4305P schafft es dabei, zugleich unheimlich impulsschnell und dabei tonal nicht zu hell zu klingen.

Das macht sie auch bei hohen Lautstärken zu einem ermüdungsfreien Hörwerkzeug, das keine noch so feine Struktur in der Musik glattbügelt. Was der JBL 4305P neben viel größeren Boxen dann aber doch etwas fehlt, ist Kraft und realistischer Körper bei Stimmen. Die können – etwa bei Lana Del Reys Album Honeymoon etwas schlank und auch ganz leicht kehlig verfärbt erscheinen.
Der Bass der JBL könnte problemlos auch aus einer größeren Box kommen: Die 4305P geht locker als echter Vollbereichslautsprecher durch, auch wenn sie unterhalb von 50 bis 60 Hertz den Pegel sukzessive zurücknimmt. Der Rolloff in diesem Bereich schützt die Tieftöner vor sinnlosen Qualen und lässt sich durch klug gewählten Wandabstand elegant kompensieren. Im realen Raum klingt die JBL daher viel größer, als die Chassisgröße oder das Datenblatt erwarten lassen.

Und bringt es dabei auf unverzerrte Lautstärken, die wir nur als erstaunlich bezeichnen können. Andererseits musst du realistisch bleiben: Die fetten Trapbeats auf der B-Seite des Lana-Albums kommen (zumindest ohne zusätzlichen Subwoofer) nicht mit der fundamentalen Wucht, die ausgewachsene Großboxen oder auch die extrem basspotente Klipsch ihnen verleihen.
Der Streamer ist die (zweit-)beste Quelle
Wir haben die JBL 4305P mit einer Mischung aus analogen und digitalen Quellen gehört. Als Plattenspieler dienten ein Well Tempered Simplex mit Nagaoka MP-500 und ein Technics SL-1200Mk7 mit Denon DL-103. Vom Spieler ging es in den Phono-Vorverstärker Musical Fidelity V90-LPS und von dort zum Line-In der JBL. Der digitale Signalweg ist einfacher: Tidal via WiFi, alternativ unser lokaler NAS-Server – fertig. Die Boxen haben ihren Netzwerk-Player ja eingebaut.

Die JBL gehört zu den Aktivlautsprechern, die uns mit digitalen Quellen besser gefallen. Analog – egal mit welchem Player – wirkt ein bisschen blasser und angestrengter als der integrierte Streamer. Der spielt so frisch und klar, dass wir eigentlich keine weiteren Wünsche haben. Falls doch, können wir immer noch einen Mac mit einem audiophilen Playerprogramm wie Roon am USB-B-Port der 4305P anschließen. Der integrierte DAC übernimmt dann den Rest. Das wäre jetzt nicht dringend nötig gewesen, bringt aber doch noch mehr Ordnung und rhythmischen Zug in die Musik. Und da die verwendete Software auch über eine vollwertige App verfügt, müssen wir auch nicht die ganze Zeit mit dem Laptop auf dem Schoß vor der Anlage sitzen.
Apropos sitzen: Wenn du die Boxen probehören solltest, begib dich auf Hochtöner-Höhe. Aus deutlich erhöhter Position, etwa im Stehen, kann die JBL wegen ihrer ausgeprägten vertikalen Richtwirkung leicht hohl und zu dunkel klingen. Wie sich die JBL 4305P im Vergleich mit allen anderen von uns getesteten Aktivlautsprechern schlagen, verrät dir ein Blick auf unsere Bestenliste:
JBL 4305P: Technischer Aufbau und Praxis
JBL ist berühmt für seine hauseigenen Treiber. Auch bei der 4305P lässt sich die Firma nicht lumpen und verrät Fans im Datenblatt genau, was sie bekommen: Je Kanal einen JW130P und einen 2410H-2. Ersteres ein 13 Zentimeter messender Tieftöner mit Zellulosefaser-Membran, die konzentrische Versteifungsrippen trägt und in einem stabilen Gusskorb eingespannt ist. Ein riesiger Antriebsmagnet, der gerade noch durch die Montageöffnung in der Schallwand passt, und eine hochbelastbare Schwingspule bringen diese Membran unter eiserne Kontrolle. Unterstützt wird sie im Tiefbass durch zwei lange, im Gehäuseinneren gebogene Reflexrohre. In jeder Box steht für den Tiefton eine Endstufe mit 125 Watt zur Verfügung.

Der Hochton begnügt sich mit viel weniger Leistung. Das ist generell so, und bei der JBL ganz besonders ausgeprägt, weil sie einen Hornhochtöner verwendet. Dessen Druckkammertreiber – eben jener 2410H-2 mit seiner 25-mm-Kunststoffmembran – spielt auf einen rechteckigen Trichter, der gewaltig Wirkungsgrad bringt. So reicht im Hochton eine 25-Watt-Endstufe. Und selbst die erscheint reichlich überdimensioniert. Wo wenig Leistung verbraten wird, entsteht auch wenig Hitze und zudem wenig Klirr: Der dynamische, klare Antritt der JBL hat hier seinen Ursprung.
DSP-Weiche und Class-D-Endstufen
Für die Trennung der Frequenzbereiche und kleine Korrekturen am Frequenzgang ist ein digitaler Signalprozessor verantwortlich. Der DSP setzt auch eine wählbare Tiefbassabsenkung um, die den Lautsprecher bei wandnahem Betrieb am Dröhnen hindert. Und er filtert die Boxen automatisch unterhalb von 80 Hertz, sobald du einen Subwoofer anschließt. Auf diese Weise wird der Sound durch den Sub nicht nur bassreicher, sondern die Box spielt durch die Entlastung ungleich pegelfester. Mit einem entsprechend schlagkräftigen Sub wird der Kompaktmonitor also zu einer ziemlich imposanten Haus-PA.

Beide Boxen haben ihre eigenen Verstärker, benötigen also auch separate Netzkabel. Sämtliche Eingänge und Bedienelemente befinden sich aber an der Masterbox – wobei du selbst festlegst, ob die links oder rechts steht. Die Verbindung zwischen Links und Rechts geht wahlweise wireless oder mit einem mitgelieferten CAT5-Kabel. Wobei letzteres noch höhere Auflösungen erlaubt als die eingebaute Funkstrecke.
Am Anschlussfeld spürt man die Studiowurzeln des Lautsprechers: Es gibt keine analogen Cinch-Eingänge, dafür aber ein Paar symmetrischer TRS-Kombibuchsen, die sowohl XLR- als auch 6,3-mm-Klinkenstecker aufnehmen können. Das ist in der Praxis kein Problem: Adapter von TRS auf Cinch gibt’s für kleines Geld. Eine zweite Analogquelle kannst du per 3,5-mm-Miniklinke anschließen.

Streaming mit gehobenem Standard
Noch etwas größer ist die Auswahl an digitalen Inputs, mit asynchronem USB2.0, optischem Toslink, Bluetooth und als eigentlichem Highlight dem integrierten Streamer. Der versteht sich auf Airplay2, Google Cast, Internetradio sowie eine ganze Reihe von Musik-Streamingdiensten. Steuern kannst du ihn bei Tidal und Spotify jeweils über die Connect-Funktion mit deren eigenen App – das ist nicht Harmans Idee, sondern wird von den Diensten so vorgegeben.
Andere Anbieter dagegen sind mit ihrer jeweiligen Menüstruktur in die konzerneigene Music-Life-App integriert und von dort aus steuerbar. Unabhängig von der App laufen Lossless-Formate zuverlässig unterbrechungsfrei („gapless play“). Die App reagiert flüssig und zuverlässig, zeigt im Test aber einen kleinen Bug, der den Lautstärkeregler unwirksam macht. Mit dem nächsten Update sollte das hoffentlich behoben sein. Es ist auch nicht weiter schlimm, weil dem Boxenpaar eine zuverlässige Bluetooth-Fernbedienung für alle Funktionen beiliegt.
Wenn du direkt vor der Masterbox stehst, kannst du Lautstärke und Eingänge auch direkt an deren Frontplatte wählen. Die dafür zuständigen, sehr kleinen und wackeligen Drehknöpfe sind dann auch der einzige Verarbeitungs-Kritikpunkt, den wir an der Box haben. Bei der Ausstattung fehlt uns primär eines: Eine Schnittstelle für HDMI ARC. Damit könntest du die Box als voll integrierten TV-Lautsprecher verwenden, der sich automatisch einschaltet und der Lautstärkeregelung des Fernsehers folgt. Ohne HDMI ARC bleibt dir bei der JBL immerhin der optische Eingang. Der bietet zwar weniger Komfort als eine HDMI-Verbindung. Aber immerhin klingt er gleich gut.
Fazit JBL 4305P
Ein kompakter, extrem leistungsfähiger Monitor im Look der legendären großen JBL-Studiospeaker – das ist schon mal verlockend. Durch das integrierte Streaming wird der 4305P aber zu einer kompletten, exzellent klingenden Anlage, die keine weiteren Geräte benötigt. Das ist hochmodernes, hochattraktives HiFi, veredelt mit einer wohldosierten Prise Retro-Charme.
Technische Daten | |
Bauart | 2 Wege Bassreflex |
Leistung | 2x 25 Watt + 2x 125 Watt |
Eingänge | USB-B, Optisch Digital, Line symmetrisch (TRS-Kombi), Line Klinke 3,5mm |
HDMI ARC / eARC | – / – |
Quellen kabellos | Bluetooth 5.1 |
Ausgänge | 1x Sub Out (mono, mit Bassmanagement) |
Streaming | Ja (Musikdienste, DLNA, Webradio) |
Sprachassistenten | – |
Bedienung | Bluetooth-Fernbedienung, App, Bedienfeld an Masterbox |
Verbindung Master/Slave | Wireless oder CAT5-Kabel, 3m liegen bei |
Akku | – |
Abmessungen (BxHxT) | 210 x 336 x 223 mm |
Gewicht | 6,8 kg (Hauptbox), 6,4 kg (zweite Box) |
Verfügbare Farben | Echtholzfurnier: Walnuss oder Schwarz |
Paarpreis | 2.399 Euro |
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