Klipsch The Sevens im Test: Power-Aktivbox für Film und Musik
- Leistung
- 2x 20 Watt + 2x 80 Watt
- Eingänge
- HDMI ARC, USB-B, Optisch Digital, Stereo-Cinch (Phono oder Line), Klinke 3,5 mm
- HDMI ARC / eARC
- Ja / Nein
- Quellen kabellos
- Bluetooth 5.0 (aptX HD)
- Streaming
- –
- Abmessungen (BxHxT)
- 207 x 416 x 280 mm
- Gewicht
- 10 kg (Hauptbox), 9 kg (zweite Box)
- Paarpreis
- 1599 Euro
Mit Bluetooth und zahlreichen analogen wie digitalen Eingängen können die Klipsch The Sevens eine komplette Anlage ersetzen. Die Klangqualität ist größenbezogen hervorragend.
- Wuchtiger, zugleich klarer und lebendiger Klang, der auch größere Räume füllt
- Gut für hallige Räume und größere Hörabstände geeignet
- Zahlreiche Eingänge
- Schöne Verarbeitung
- Bluetooth-App etwas störrisch
Die Aktivbox Klipsch The Sevens ist die große Schwester der Fives: Breiter, höher, tiefer, doppelt so schwer. Sie soll das erfolgreiche Konzept auf noch größere Räume und noch höhere Ansprüche skalieren. Dafür ist aber auch fast der doppelte Preis fällig – bei gleicher Ausstattung, identischem Design und Finish. Ist die Sevens auch doppelt so gut? Unser Hörtest bringt Antworten.
Schon die kompakte Klipsch The Fives machte in unserem Test gehörig Eindruck: So klingt es also, wenn man ausgereifte Hornsysteme mit digitaler Entzerrung, reichlich Leistung und einer HiFi-affinen Abstimmung kombiniert. Breitbandig, dynamisch und ausgewogen – und mit sauberer Stereoabbildung, wie sie eben nur mit separaten, individuell platzierbaren Boxen möglich ist. Soundbars brauchen da im Vergleich gar nicht erst anzutreten.
The Sevens im Hörtest: Nichts für schwache Nerven
Die größeren Treiber und das voluminösere Gehäuse ermöglichen der Aktivbox in erster Linie mehr und tieferen Bass. Mit Tiefton war ja bereits die The Fives überraschend reich gesegnet. Aber die Sevens erreicht eine komplett andere Dimension. Das Datenblatt verspricht, dass der Bass-Output erst unterhalb von 39 Hertz merklich nachlässt (definiert als -3dB-Punkt).
Mit der schaltbaren „Dynamic Bass Extension“, soll die Box bei gemäßigten Pegeln sogar noch 10 Hertz tiefer reichen. Beides hält die Box im Test mühelos ein. Das bringt bei Musik oft gar nicht so viel, weil je nach Stilrichtung im wirklichen Tiefbass nicht viel los ist. Wenn der Bass Relevantes zu erzählen hat, kommt das dafür umso eindrucksvoller rüber. Die elektronischen Beats auf Now Is von Rival Consoles etwa schwappen wuchtig und zugleich präzise ausgeformt in den Hörraum.
Aber auch da, wo man es gar nicht erwartet, trägt die große Bandbreite der The Sevens entscheidend zum Live-Feeling bei. Auf seiner ersten Soloplatte Quah aus dem Jahr 1974 singt Jefferson-Airplane-Songwriter Jorma Kaukonen zum eigenen, virtuosen Gitarren-Picking. Aber da ist noch etwas: ein tiefes, ganz tiefes Pumpen, das klingt, als würde der Betonboden des Wohnzimmers im Takt schwingen. Kaukonen wippt wie viele Gitarristen den Takt mit dem Absatz mit.
Vermutlich über Studioboden und Mikrofonständer gelangt das als eine Art subsonischer Beat in die Aufnahme. Davon hört man normalerweise nur ein schwaches „Tapp-Tapp“. Die Klipsch dagegen verleiht dem Fuß des Songwriters realistisches Gewicht und dem ganzen Song eine wunderbar federnde Dynamik.
Eindrucksvoller Filmton
Nicht immer bleibt der kräftige Tiefton ganz problemfrei. Denn erstens ist er schon sehr reichlich dosiert und selbst bei Nutzung des „wandnah“-Presets in den Toneinstellungen manchmal etwas zu fett. Wenn du ein eher kleines bis mittelgroßes Wohnzimmer hast, Couch und Boxen womöglich beide wandnah stehen, bist du vielleicht mit der The Fives besser bedient. Zumal die Fives, vom Tiefbass abgesehen, mindestens genauso stimmig spielt wie die Sevens.
Neuralgisch ist bei solchen im Tiefton elektronisch „vergrößerten“ Boxen oft der Übergang zwischen Tief- und Mittelton. Nicht selten wirkt es so, als koche der Bass sein eigenes Sound-Süppchen, und die restliche Musik ein anderes. In diesem Punkt schlagen sich beide Klipsch-Modelle nicht perfekt, aber sehr ordentlich. Die großen Siebener bringen hier zwar einen anderen Größenmaßstab, aber nicht mehr Kohärenz.
Quasi bereits per Design eine ganz eigene Rolle spielt der Tiefbass in Film-Tonspuren. Es ist kein Zufall, dass Kinotonformate wie Dolby Digital dafür sogar einen ganz eigenen Kanal einplanen: den LFE- oder Low-Frequency-Effects-Kanal. Die Klipsch können zwar keine Mehrkanalformate verarbeiten und verlangen vom TV die Stereoversion moderne Filme oder Serien klingen damit aber trotzdem, als sei mindestens noch ein Subwoofer im Spiel.
Das vermittelt schon sehr ernsthaftes Kinofeeling – auch dem Nachbarn. Weshalb der „Dynamic Bass“-Booster ab- und ein krawallgezähmter Nachtmodus zuschaltbar ist. So kannst du auch Filme genießen, wenn die anderen schon schlafen.
Highendige Hörner
Der ganze Bass-Bums wäre nichts wert ohne einen ausgewogenen, präzisen Mittelhochton. Hier glänzen die großen, quadratischen Tractrix-Hörner, die längst zum Markenzeichen modernerer Klipsch-Konstruktionen geworden sind. Gerade in etwas größeren Wohnzimmern mit entsprechenden Hörabständen wirken diese Schallführungen verblüffend:
Stimmen, Instrumente, Effekte – was immer im Mittelhochton passiert, springt dir so mühelos entgegen, als würdest du die Boxen im Nahfeld hören. Selbst in halligen, schwach bedämpften Räumen, wo andere Lautsprecher mit zunehmendem Hörabstand schnell diffus-lästig werden, zeichnen die Hörner eine klare, stabile Abbildung mit unverfärbten Stimmen und sehr guter Sprachverständlichkeit. Der direkte Konkurrent in diesem Bereich kommt von JBL. Die JBL 4305P löst noch mal feiner auf und kann Stimmen und Instrumente präziser ihren Platz zuweisen. Dafür werden aber dann auch gleich 800 Euro mehr fällig.
Ebenfalls erstaunlich: zu welchen Lautstärken die aktiven Amerikanerinnen scheinbar ohne größere Anstrengung fähig sind. Passive Speaker vergleichbarer Größe können davon nur träumen – oder sich mit deutlich schlankerer Bassabstimmung vor Überlastung schützen. Die Kombination aus Bandbreite – also klanglicher Größe – und Dynamik, wie sie die Klipsch serviert, ist bemerkenswert selbst für Aktiv-Verhältnisse.
Stimmiger und natürlicher klingt die Sevens aber erwartungsgemäß nicht bei Vollgas, sondern bei mittleren bis moderat gehobenen Pegeln. Da scheinen sie tatsächlich die Gesetze der Physik ein kleines bisschen auszuhebeln. Um Rock wie direkt vor der Livebühne klingen zu lassen, brauchst du andere Kaliber als die 16-Zentimeter-Tieftöner der Sevens. Das sind dann eher 38er in kubikmetergroßen Horngehäusen, wie sie Klipsch ebenfalls baut – seit den 40er Jahren.
Wie die Klipsch The Sevens im Vergleich mit anderen von uns getesteten Aktivlautsprechern abschneidet, verrät dir unsere Bestenliste:
Klipsch The Sevens: Technischer Aufbau und Praxis
Wie ihre Schwestermodelle The Fives und The Nines sind die Sevens als Kombination aus aktiver Masterbox und passivem Beiboot konstruiert. Eine Box enthält also die gesamte Elektronik, die andere wird von dieser mit Leistung versorgt. Bestückt ist jeder Kanal mit einem 165-mm-Tiefmitteltöner und einer 25-mm-Titankalotte, die als Druckkammertreiber in einem großen Horn arbeitet.
Der Markenname „Tractrix“ bezeichnet dabei die Krümmungskurve der Hornwände, die für eine sehr wirksame, aber nicht übertrieben enge Fokussierung der Schallenergie auf den Hörplatz sorgt. Nebenbei erhöht das Horn den Wirkungsgrad des Treibers enorm. Trotz recht niedriger Trennfrequenz muss sich das Hochtonsystem selbst bei infernalischen Pegeln kaum anstrengen. Umgekehrt – und noch wichtiger – bleibt es bei normalen Lautstärken absolut verzerrungsfrei. Der anspringende, lässig-mühelose Klipsch-Sound kommt also nicht von ungefähr.
Die Treiber sind bündig und ohne sichtbare Schrauben montiert und farblich genau aufeinander abgestimmt. Zusammen mit dem hochwertigen Holzfurnier und magnetisch haltenden Abdeckungen in cremefarbenem Stoff ergibt sich ein ungemein stimmiges Erscheinungsbild mit leichtem Retro-Touch. Alternativ sind die Sevens auch in Schwarz mit dunkelgrauen Grills erhältlich. Die Hauptbox erkennst du leicht an ihren in der Gehäuseoberseite eingelassenen Bedienelementen: zwei griffig geriffelte Aluwalzen für Lautstärke, respektive Quellenwahl.
Alternativ dazu kannst du die Klipsch auch mit der IR-Fernbedienung oder der „Klipsch Connect“ Bluetooth-App bedienen. Letztere bietet zwar die meisten Optionen und ist für die Klang-Grundeinstellungen sehr praktisch. Sie reagiert aber nicht besonders schnell, muss sich bei jedem Aufruf erst wieder umständlich mit der Box austauschen und ist insgesamt keine Sternstunde der Programmierkunst.
Vier Treiber, vier Endstufen, 400 Watt Impulsleistung
Insgesamt arbeiten in dem Klipsch-Hauptlautsprecher vier effiziente Class-D-Leistungsverstärker: jeweils 20 Watt für jeden Hochtöner und 80 Watt pro Tieftöner. Digitale Signalprozessoren sorgen dafür, dass die Endstufen von vornherein nur die passenden Frequenzbereiche gefüttert bekommen. Sie setzen auch die gesamten Klangeinstellungen präzise um, die dir zur Wahl stehen.
Neben der dynamischen Basserweiterung und dem dynamikreduzierten Nachtmodus sind das ein dreibandiger Equalizer (also Bass-Mitten-Höhen) und eine Standortanpassung. Da kannst du zwischen freier, wandnaher und Eckaufstellung wählen, welche die Boxen dann mit sukzessive reduziertem Tiefbass kompensieren.
Ob die Hauptbox rechts oder links steht, kannst du per Kippschalter frei wählen. Zum anderen Kanal führt ein vierpoliges Spezialkabel mit verriegelbarem Stecker. Vierpolig, weil Bass und Hochtöner ja separate Signale bekommen. Nun nur noch den Schukostecker in die Steckdose, und schon kannst du per Bluetooth Musik auf die Klipsch streamen.
Oder du nutzt einen verkabelten Eingang aus der großen und durchdachten Auswahl, die die Klipsch mitbringt: Zunächst mal HDMI-ARC, um deinen Fernseher ins Spiel zu bringen. Das funktioniert im Test absolut geschmeidig: Der Samsung-TV schaltet die Sevens automatisch mit an und auch wieder aus, und seine Volume-Regelung übernimmt automatisch diejenige der Klipsch.
Eingänge auch für audiophile Quellen
Auch das reine Musikhören kommt nicht zu kurz: Einen analogen Line-Eingang kannst du belegen, auf Wunsch sogar als Phono-Eingang für MM-Systeme. Ein Kippschalter macht’s möglich. Du darfst aber auch deinen Audio-optimierten Rechner per USB direkt mit den Boxen koppeln. Auf diesem Weg verarbeitet die Klipsch Highres-Audio mit bis zu 192 kHz Abtastrate. Das gilt gleichermaßen für den optischen TOSLink-Eingang, an den du zum Beispiel einen kleinen, preiswerten Netzwerk-Player hängen könntest.
Den besten Klang lieferte in unseren Tests der optische Eingang mit einem guten Streamer – und natürlich der asynchrone USB-Input mit einem guten Playerprogramm – zum Beispiel Roon – auf dem Mac. Aber auch HDMI-ARC klingt exzellent. Viele aktuelle Fernseher haben Streaming-Apps für deine Festplatten-Musiksammlung oder deinen bevorzugten Musik-Streamingdienst. Wobei sich ein separater Musikplayer bei intensiver Nutzung schnell durch seinen viel geringeren Stromverbrauch amortisiert.
Fazit: Klipsch The Sevens
Mit den The Sevens bietet Klipsch mehr als einfach nur ein Paar Boxen. Die Aktivmonitore ersetzen praktisch eine komplette Anlage und klingen kraftvoll, extrovertiert und dynamisch. Musik wie Filmton übertragen die Aktivboxen gleichermaßen eindrucksvoll. Die markentypischen Horn-Hochtöner spielen dabei eine wichtige Rolle, weil sie akustisch schwierige Räume sehr wirksam entschärfen. Die Ausstattung ist rund und durchdacht, die Verarbeitung exzellent und der geforderte Preis damit absolut fair.
Technische Daten | |
Bauart | 2-Wege Bassreflex |
Leistung | 2x 20 Watt + 2x 80 Watt |
Eingänge | HDMI ARC, USB-B, Optisch Digital, Stereo-Cinch (Phono oder Line), Klinke 3,5 mm |
HDMI ARC / eARC | Ja / Nein |
Quellen kabellos | Bluetooth 5.0 (aptX HD) |
Ausgänge | 1x Sub Out (mono, mit Bassmanagement) |
Streaming | – |
Sprachassistenten | – |
Bedienung | IR-Fernbedienung, App |
Verbindung Master/Slave | Kabel, 4m + 2m Verlängerung |
Akku | Nein |
Abmessungen (BxHxT) | 207 x 416 x 280 mm |
Gewicht | 10 kg (Hauptbox), 9 kg (zweite Box) |
Verfügbare Farben | Echtholzfurnier Walnuss oder Schwarz |
Paarpreis | 1599 Euro |
Alle von uns getesteten Aktivlautsprecher findest du in unserer Bestenliste: