Watt bei Lautsprechern: Das steckt hinter Watt-RMS, Peak-Watt und Co.
Bild: Pixabay / fernandozhiminaicelaDu hattest schon in der Schule nicht allzu viel Lust auf Physik? Dann machen wir es jetzt kurz und schmerzlos. Ja, Watt ist eine physikalische Einheit und spielt beim Kauf von HiFi-Equipment eine essenzielle Rolle. Ein grundlegendes Verständnis darüber, was die Watt-Zahl in diesem Kontext aussagt, kannst du aber zum Glück auch ohne ein entsprechendes Studium entwickeln. Wir helfen dir dabei und schlüsseln die wichtigsten Begriffe für dich auf. So viel sei verraten: Viel Leistung heißt nicht automatisch besserer Klang.
Was ist Watt?
Watt ist die physikalische Einheit für Leistung. Mit einem Watt Leistung könntest du ein Gramm Wasser, um knapp 14 Grad Celsius erwärmen. Das klingt zwar immer noch sehr theoretisch, veranschaulicht aber schon, was hinter dem einfachen Wort Leistung steckt. Hier kann es heiß werden.
Wenn du dir jetzt ein HiFi-System zusammenstellst, wirst du schon beim Verstärker mit der ersten Watt-Zahlen konfrontiert. Hier gibt die Zahl an, mit welcher Leistung der Verstärker den Strom aus der Steckdose an deine Lautsprecher weitergibt. Die (Passiv-)Lautsprecher wiederum wandeln den Strom in Sound um. Bei ihnen gibt die Watt-Zahl dementsprechend an, wie viel Leistung sie in Klang umsetzen können, ohne zu überlasten. Hier geht es also um die Belastbarkeit.
Watt-RMS und Peak-Watt
Dabei wird in der Regel zwischen RMS-Watt und Peak Watt unterschieden. Das bedeuten die beiden Begriffe:
- Nennbelastbarkeit / Watt (RMS) (Root Mean Square)
Die Nennbelastbarkeit in Watt (RMS) gibt an, wie viel Leistung ein Lautsprecher dauerhaft im Durchschnitt aushalten kann, ohne den Klang zu verzerren oder Schäden davonzutragen. Bei einem Verstärker gibt Watt (RMS) an, wie viel Leistung der Verstärker im dauerhaften Betrieb weitergeben kann, ohne darunter zu leiden. - Peak-Watt / Musikbelastbarkeit
Peak-Watt hingegen gibt an, wie viel Leistung Verstärker und Lautsprecher für einen kurzen Moment maximal weitergeben beziehungsweise aushalten können, ohne beschädigt zu werden und stark zu verzerren. Geben Verstärker diese Leistung aber über einen längeren Zeitraum weiter, oder werden Lautsprecher mit einer derart hohen Leistung belastet, verschleißen die Geräte nachhaltig. Oft ist diese Angabe unter dem etwas verschleierndern Begriff Musikbelastbarkeit in Datenblättern von Lautsprechern zu finden.
Deshalb ist Watt bei Lautsprechern nur zweitrangig
Die Watt-Zahl muss für das bestmögliche HiFi-Setup also so hoch wie möglich sein? Zum Glück nicht! Hier können wir dich beruhigen. Den meisten modernen Lautsprechern genügen schon wenige Watt, um auch den Hausflur zu beschallen. Für Zimmerlautstärke bist du schon mit unter einem Watt pro Kanal gut bedient. Eine beeindruckend hohe Watt-Zahl im Prospekt ist häufig eher Marketing als Qualitätssiegel. Hier hilft es, sich durch mögliche Verstärker und Lautsprecher durchzuprobieren und sie in Aktion zu sehen.
Genau das haben wir in unserem Testlabor gemacht. Die besten Standlautsprecher, die wir bisher getestet haben, findest du in unserer Bestenliste. Hier erklären wir dir auch noch, welche Anforderungen dein Lautsprecher an deinen Verstärker hat.
Auch der Klangcharakter, den ein Verstärker verspricht, hängt kaum bis gar nicht von der angegebenen Leistung ab. Ansonsten könnten wir es uns im Test ja einfach machen und einfach Zahlen vergleichen. Viel wichtiger ist hier aber der persönliche Praxistest, in dem wir die Eigenheiten im Klang eines jeden Verstärkers herausfinden und vermitteln wollen.
So viel Watt braucht dein Lautsprecher
Bei Lautsprechern spielt zudem der Wirkungsgrad eine wichtige Rolle bei der Lautstärke, die sie erreichen können. Der Wirkungsgrad wird in Dezibel erfasst und beschreibt, wie effizient ein Lautsprecher elektrische Leistung, also Watt, in akustische Leistung umwandelt. Viel Watt heißt also nicht unbedingt auch, dass es laut wird. Schon ein Wirkungsgrad, der um 3 Dezibel höher liegt, halbiert die elektrische Leistung, die notwendig ist, um eine bestimmte Lautstärke zu erreichen. Zu theoretisch? Hier ist ein Beispiel:
- Lautsprecher X mit einem Wirkungsgrad von 82 dB benötigt 80 Watt, um Lautstärke X zu erreichen
- Lautsprecher Y mit einem Wirkungsgrad von 85 dB benötigt 40 Watt, um Lautstärke X zu erreichen
Ein Lautsprecher mit einem hohen Wirkungsgrad kann also auch an einem Verstärker mit vergleichsweise niedriger Leistung richtig laut werden. Wirkungsgradschwache Boxen hingegen erfordern im direkten Vergleich eine höhere Leistung für denselben Wumms. Gerade an leistungshungrigen Boxen solltest du also lieber ein paar Watt mehr einplanen. Denn Verstärker verzerren, wenn sie an ihre Belastungsgrenze kommen – und die ist bei schwachen Verstärkern schon bei geringeren Lautstärken erreicht als bei kräftigen Amps. Und es sind verzerrte Signale, die deinen Lautsprechern gefährlich werden.
Fazit: Darauf solltest du beim Kauf achten
Auf der Suche nach Verstärkern und Lautsprechern, die leistungstechnisch zusammenpassen, solltest du immer im Blick behalten, ob von Spitzenleistungen (Peak-Watt) oder Nennleistung (RMS) die Rede ist. Nur letzterer ist wirklich entscheidend. In Kombination mit dem angegebenen Wirkungsgrad deines Lautsprechers kannst du dir so schon einen ersten Eindruck darüber verschaffen, ob die Geräte harmonieren würden. Eine Probe aufs Exempel im direkten Praxistest ersetzt das natürlich nicht.
Die elektrische Leistung gibt zwar nur bedingt etwas über die Leistungsfähigkeit deiner HiFi-Anlage preis, gänzlich außer acht lassen solltest du die Watt-Zahlen aber trotzdem nicht. Elektrische Leistung kann, wenn Geräte nicht mit ihr umgehen können, zu dauerhaften Beschädigungen des Materials und starker Hitzeentwicklung führen. Watt kann schließlich nicht nur Wasser erwärmen. Alternativ gibt es auch Aktiv-Lautsprecher, die Verstärker und Lautsprecher vereinen. Hier musst du dir über kompatible Leistungsangaben keine Gedanken machen. Die Hersteller haben diesen Job schon für dich erledigt.
Du willst dir direkt einen Überblick über die besten HiFi-Verstärker verschaffen, die wir bisher getestet haben? Dabei erfährst du auch noch mehr darüber, wie wir das Klangprofil eines Verstärkers in Worte fassen, um dir die Kaufentscheidung zu erleichtern.
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