WiiM Amp im Test: Die Zukunft von HiFi?
- Leistung
- 2x 60 Watt / 8 Ohm, 2x 120 Watt / 4 Ohm
- Eingänge
- 1x Cinch, 1x HDMI-ARC, 1x Optisch
- Chromecast Built-In
- Ja
- Quellen kabellos
- Bluetooth, AirPlay2
- Integrierte Streamingdienste
- Spotify Connect, Tidal Connect, Amazon Music HD, Napster, Deezer
- Abmessungen (BxHxT)
- 190 x 63 x 190 mm
- Preis
- 349 Euro
Das Miniformat täuscht, und der günstige Preis erst recht: Der WiiM Amp ist ein vollwertiger, hochwertig verarbeiteter und umfangreich ausgestatteter Streaming-Verstärker. Ein ganz heißer Tipp, nicht nur für knappe Budgets.
- Klarer, unverfärbter Klang
- Erwachsene Leistungsreserven
- Parametrischer Equalizer
- Kein Kopfhörer-Ausgang
- Kein Phono-Eingang
Wie der Name schon andeutet, ist der WiiM Amp ein Streaming-Verstärker. In einer modernen Anlage ersetzt er den Vollverstärker, CD-Player, Tuner und Streamer. Wobei letzteres voraussetzt, dass deine Musik bereits auf einer Festplatte liegt oder du einen der vielen Streaming-Dienste abonniert hast. Alles, was du an Hardware zusätzlich brauchst, ist ein paar Boxen. Die kannst du passend zu deinem Geschmack, Budget und Platzangebot aussuchen. Der Amp schränkt die Auswahl nicht ein und versteht sich dank HDMI ARC sogar mit deinem Fernseher. Er hat aber gewisse Vorlieben, wie der Hörtest zeigt.
WiiM – die Linkplay-Tochter
Wer einen Netzwerk-Player oder einen Streaming-Verstärker bauen will, muss deren Software zum Glück nicht mehr komplett selbst schreiben. Dafür gibt es Anbieter, die die Netzwerkfunktionen schlüsselfertig und nach Kundenwunsch angepasst zuliefern. Linkplay, gegründet erst 2014, gehört hier zu den besten. Audiophile Streamer wie der Silent Angel Bremen B2 arbeiten damit, preiswerte Aktivboxen wie die Audio Pro A48 ebenfalls.
WiiM sowieso, denn die Firma ist eine direkte Tochter von Linkplay. Mit den preiswerten Streamern WiiM Mini, WiiM Pro und Pro Plus hat WiiM im vergangenen Jahr bereits ein bisschen Furore gemacht. Jetzt legt der Hersteller den WiiM Amp nach. Der soll deine Musik – egal, woher sie kommt – mit 120 Stereo-Watt an vier Ohm zu deinen Boxen jagen.
WiiM Amp im Hörtest: Knackig und neutral
Ganz positiv gemeint: viel „Sound“ kommt aus dem kleinen Amp nicht heraus. Also praktisch kein Eigenklang, der sich in irgendeine Richtung vom neutralen Mittelweg entfernt. Gerade an kleinen, weniger effizienten Boxen wie unserer Fyne Audio Vintage Five stellt sich schnell heraus, dass die Leistungsangaben für den Amp nicht von ungefähr kommen, sondern Hand und Fuß haben.
Bassimpulse kommen sauber und wachsen erstaunlich weit mit, wenn du den Volume-Slider in der WiiM Home App langsam Richtung Anschlag schiebst. Diese ist für Android und iOS verfügbar, Desktop-Versionen befinden sich noch in der Beta-Phase. In aller Regel gebieten Vernunft und Rücksicht auf die Lautsprecher Einhalt, weit bevor die Class-D-Endstufe des WiiM ihr Limit erreicht.
Für so ein winziges Gerät sind Power und Dynamik also wirklich eindrucksvoll. Der Amp liefert sie auf ganz bescheidene, eher trocken-sachliche Weise. Wenn (deutlich) teurere Verstärker sich vom WiiM absetzen, dann zuerst mit einer etwas emotionaler, schwungvoller wirkenden Wiedergabe.
Mit passenden, ihrerseits nicht zu pedantisch veranlagten Lautsprechern kannst du das aber gut kompensieren. Ruhig etwas füllig im Bass, und gerne mit gutem Wirkungsgrad, was erfahrungsgemäß der Dynamik hilft. Und dann kommen ja noch die mächtigen Equalizer-Funktionen hinzu, über die du mit dem WiiM gebieten kannst.
Du willst dir einen Überblick über die besten Streaming-Verstärker verschaffen, die wir bisher getestet haben? Dann wird einen Blick auf unsere Bestenliste!
Exzellenter integrierter Streamer
Die Idee, den WiiM mit einem hochwertigen externen Player zu veredeln, haben wir schnell verworfen. Zum einen wäre das komplett widersinnig, weil die resultierende Anlage schnell das vielfache des kompletten WiiM Amp kosten würde. Zum anderen bringen zumindest die gerade greifbaren Edelplayer eh keine Verbesserung. Der einsame Cinch-Eingang auf der WiiM-Rückseite wird in der Regel eher einem Zuspieler dienen, der sich nicht ohne Weiteres digital ersetzen lässt: einem Plattenspieler mit Vorverstärker oder womöglich einem Tapedeck.
Was man von digitalen Klangquellen erwartet, liefert der WiiiM-Streamer mustergültig. Er packt datenreduzierte MP3-Dateien so sorgfältig aus, dass man meinen könnte, Lossless-Material zu hören. Er lässt aber auch die kunstvoll geschmeidigen Jazzaufnahmen in unserem Highres-Ordner zu ihrem Recht kommen. Eine transparente, objektiv gute Digitalquelle, die die Konzentration dahin lenkt, wo sie hingehört: auf die Musik und die Produktion.
Ein NAD C 700 liefert für entsprechend mehr Geld subjektiv mehr Wumms im Tiefton und eine größere Klangfarben-Palette. Aber das ist angesichts des vierfachen Preises ja auch völlig in Ordnung. Dem WiiM fehlt im Vergleich nichts Elementares. Bezogen auf den Preis und die Größe ist sein Klang sensationell.
WiiM Amp: Technischer Aufbau und Praxis
Im WiiM Amp teilen sich ein Streamer und ein Class-D-Stereoverstärker ein gemeinsames Gehäuse. Das besteht – anders als bei den WiiM-Playern – aus Aluminium und liegt ähnlich seidig-edel in der Hand wie Apples aktueller Mac Mini. Mit dem der WiiM auch sehr ähnliche, aber nicht identische Abmessungen teilt. Nebenbei: Auch die praktisch kunststofffreie Verpackung aus weiß kaschierter Präzisionspappe erinnert an die des Apple-Rechners.
Darin liegen neben dem Amp auch alle nötigen Kabel: ein schönes 4K-HDMI mit Textilmantel und Alusteckern, ein solides optisches und ein ebenfalls mit Metallhülsen veredeltes Cinch-Kabel. Auch an der Fernbedienung hat WiiM nicht gespart. Ihr präzises Finish erinnert etwas an Logitech. Dank Bluetooth funktioniert sie auch ohne direkten Sichtkontakt zum Gerät. Und dank eingebautem Mikrofon überträgt sie sogar Sprachbefehle, sofern du Alexa nutzt.
Leistung erzeugt der WiiM mit einem Powerchip von Texas Instruments: Der TPA3255 enthält vier hochmoderne Schaltverstärkerzüge, die hier jeweils paarweise gebrückt sind. WiiM spezifiziert sie mit 2x 60, bzw. 120 Watt an 8 bzw. 4 Ohm. Das ist ein Haufen Holz für so einen kleines Verstärker, liegt aber noch deutlich unter den Maximalwerten, die der Chiphersteller angibt. Solide Schraubklemmen halten deine Kabel sicher fest und akzeptieren auch Bananenstecker – wie bei einem großen HiFi-Verstärker.
Außer diesen und dem Euro-Netzkabel brauchst du keine weiteren Leitungen zum Gerät: Kaum mit dem Strom verbunden, meldet sich der Amp über eine BLE-Verbindung blitzartig in der App und lässt dich ein WLAN auswählen. Danach steht dir die digitale Musikwelt offen. Die Auswahl an Radio- und Streamingdiensten ist umfangreich, lokale Server wie unser Hörraum-NAS werden schnell und korrekt angezeigt.
Exzellente App, nützlicher Equalizer
Umgekehrt erzeugt der Amp aus einer per USB eingesteckten Musik-Festplatte einen eigenen, piekfein sortierten UPnP-Server. Auf den kann dann nicht nur der WiiM selbst, sondern auch jeder andere Player im gleichen Netzwerk zugreifen. Auf der App passieren solche Sachen völlig selbstverständlich, übersichtlich und schnell. Wie schon bei früheren Tests von Linkplay-basierten Streamern erfreut das Betriebssystem des Players mit absolut stabiler Performance über den gesamten Testzeitraum.
Du spürst im Umgang mit dem System, dass WiiM den Quadcore-ARM-Prozessor im Amp für seine Aufgabe mehr als ausreichend dimensioniert hat. Da reicht die Rechenleistung auch locker für coole Features wie den Equalizer. Gemeint ist kein schlichter Bass- und Höhenregler. Sondern ein zehnbandiger Grafik-EQ, den du per Fingertipp in einen parametrischen Equalizer mit vier Bändern verwandeln kannst.
Vor allem der parametrische EQ ist kein billiger Soundeffekt, sondern ein leistungsfähiges Akustik-Tool. Die vier Filter kannst du in Abschwächung/Verstärkung, Mittelfrequenz und Gütefaktor (also die Wirkungsbreite um diese Frequenz herum) beliebig einsetzen, verschieben und feintunen. Einmal gefundene Kombinationen lassen sich mit Namen versehen und zum späteren Abruf abspeichern.
Der Umgang mit dem Equalizer erfordert etwas Erfahrung und systematisches Vorgehen. Aber dafür bekommst du damit so manche Bassresonanz wirklich in den Griff. Mit einem 350-Euro-Streaming-Verstärker!
Formatvielfalt mit Grenzen
Für Highres-Audio reicht die Formatauswahl des WiiM Amp völlig aus. Wie seine Player-Brüder unterstützt er Lossless-Codecs bis 192 kHz Samplingrate und 24 Bit Wortbreite. Was er nicht kann, ist nativ DSD streamen. In diesem Ein-Bit-Format haben wir aber eh nur eine Handvoll Alben auf dem Server liegen. Und die liegen da ausschließlich zu Testzwecken.
Wenn du ein DSD-Sammler bist, musst du aber eventuell auf den WiiM Amp verzichten. Dafür geht bei Roon der Daumen hoch: Der Luxusserver hat unter Audiophilen viele Fans, obwohl (oder auch weil?) er erhöhten Hardware-Aufwand und gesalzene Preise mit sich bringt. WiiM jedenfalls ist kein Spielverderber und unterstützt das proprietäre Roon-Streamprotokoll RAAT.
Mit physischen Eingängen ist der Streaming-Amp nicht üppig, aber praxisnah bestückt. Eine USB-A-Schnittstelle nimmt Speichersticks und portable Festplatten an. Direkt darüber liegt die Gigabit-LAN-Buchse, über die dein WiiM verkabelten Zugang zu deinem Netzwerk erhält. Wir ziehen das, wo immer möglich, dem WLAN vor, aber beide Wege funktionieren im Test prima. Für den TV-Ton bietet der Amp einen HDMI-ARC-Eingang, der dann auch die Lautstärkeregelung mit der des TV koppelt.
Als weitere Digitaloption und Problemlöser gibt es einen optischen Digitaleingang. Für analoge Quellen ist ein Paar Cinch-Buchsen zuständig. Das dort ankommende Signal wird, wie meist bei dieser Art Verstärker, digitalisiert. Schon weil der Equalizer, das Bassmanagement und die Lautstärkeregelung anders nicht funktionieren würden. Immerhin jedoch kannst du die Auflösung des A/D-Wandlers im Menü frei zwischen 16 Bit/44.1 kHz und 24 Bit/192 kHz einstellen. Welchen Wert du nimmst, ist tatsächlich ein bisschen Geschmackssache.
Subwoofer-Ausgang mit vollwertigem Bassmanagement
Zu guter Letzt komplettiert ein Mono-Subwoofer-Ausgang das WiiM-Anschlussfeld. Die App hält dazu auch die entsprechenden Einstellungen bereit, mit frei einstellbarer Trennfrequenz, Phasenumschaltung und Hochpassfilterung der Hauptkanäle. Einem wirklich schlagkräftigen, präzise angepassten System aus Subwoofer und Regallautsprechern steht also nichts im Wege.
Unser Fazit zum WiiM Amp
Kräftige, neutrale Verstärkung, ein blitzsauberer Streaming-Player, durchdachte Features – und das Ganze zusammengehalten durch eine stabile App: Der Gegenwert, den der WiiM Amp für 349 Euro bietet, ist sagenhaft. Verbinde ihn mit dem besten Boxenpaar, das in dein Budget passt, und du hast eine kompakte, hochwertige HiFi-Anlage, die dir jeden Tag aufs Neue ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Technische Daten | |
Leistung | 2x 60 Watt / 8 Ohm, 2x 120 Watt / 4 Ohm |
Eingänge | 1x Cinch, 1x HDMI-ARC, 1x Optisch |
Audio-Ausgänge | 1 Paar Lautsprecherklemmen (schaltbar), 1x Rec Out, 1x Sub Out, 1x Kopfhörer (6,3 mm), Bluetooth Out |
Chromecast Built-In | Ja |
Quellen kabellos | Bluetooth, AirPlay2 |
Integrierte Streamingdienste | Spotify Connect, Tidal Connect, Amazon Music HD, Napster, Deezer |
MQA | Ja |
Roon ready | Ja |
Multiroom | Ja |
Raumeinmessung | Nein |
Netzwerk | LAN, WLAN |
Gehäuse-Ausführungen | Grau, Silber |
Abmessungen (BxHxT) | 190 x 63 x 190 mm |
Mitgeliefertes Zubehör | BT-Fernbedienung; HDMI-, optisches und Cinchkabel |
Gewicht | 1,8 kg |
Preis | 349 Euro |
Du hast schon einen alten, aber guten Verstärker und willst im das Musikstreamen beibringen? Dann findest du hier alle von uns getesteten Netzwerk-Player: