Marantz Link 10n im Test: Streaming-Preamp der Superlative

- Eingänge
- 1x Analog Cinch, 1x Analog XLR, 1x Phono Cinch (MM/MC), 2x Optisch, 1x Koax (Cinch), 1x HDMI-ARC, 1x USB-A (Media), 1x USB-B (Audio, asynchron)
- Audio-Ausgänge
- 1x Cinch variabel, 1x XLR variabel, 1x Cinch fix, 1x XLR fix, 1x Koax Cinch, 1x optisch, 1x Kopfhörer (6,3mm), 1x Subwoofer
- Quellen kabellos
- Bluetooth, Airplay 2
- Integrierte Streamingdienste
- Tidal (klassisch & Connect), Spotify Connect, Deezer, Amazon Music
- Gehäuse-Ausführungen
- Champagnergold, Schwarz
- Abmessungen (BxHxT)
- 440 x 192 x 472 mm
- Preis
- 12.000 Euro
In Klang, Ausstattung und Verarbeitung hat Marantz beim Link 10n keine Kompromisse gemacht. Das macht den Streaming-Preamp nicht nur zu einem der schwersten, sondern auch zu einem der begehrenswertesten seiner Gattung.
- Seidig-eleganter und hochauflösender Klang
- Hervorragend klingender, MM- und MC-fähiger Phono-Eingang
- Kräftiger, klangstarker Kopfhörerverstärker
- Überragende Verarbeitung
- Fernbedienung etwas unübersichtlich
Bei einem Streaming-Vorverstärker für 12.000 Euro versucht man sich natürlich auszumalen, wie eine typische Anlagen-Umgebung dazu aussehen könnte. Der Marantz Link 10n bringt uns dabei gleich auf mehrere ganz unterschiedliche Szenarien. Das hat mit der außerordentlich umfangreichen Ausstattung dieses Geräts zu tun: Im Verbund mit einem Paar höchstwertiger Aktivboxen ersetzt der Link 10n Vorverstärker, Netzwerk-Player, Kopfhörerverstärker und Phono-Preamp – und zwar auf dem Niveau bester Einzelkomponenten. Das relativiert den saftigen Preis schonmal ein wenig. Im Test probieren wir uns quer durch die beachtliche Feature-Vielfalt.
Den Marantz Link 10n bekommst du hier:
Marantz Link 10n im Hörtest: Kristallklare Klanglupe mit ganz zarter Tönung
Zum Betrieb an Passiv-Boxen braucht der Link 10n einen Leistungsverstärker. Designmäßig und qualitativ passend hat Marantz aber nur den HiFi-Verstärker Model 10. Der klingt zwar phantastisch, auch wenn man ihn als reine Endstufe nutzt. Aber dann hast du Vorverstärker-, Phono- und Kopfhörerabteilung doppelt, die in beiden Modellen nahezu baugleich sind. Was nichts daran ändert, dass die beiden Geräte klanglich absolut perfekt zusammenspielen und sich natürlich auch optisch elegant ergänzen.

Intensiv-Audiophile mit mehreren Plattenspielern und häufig wechselnden Anlagen-Konfigurationen werden die doppelt vorhandenen Features kreativ nutzen und sich sehr schnell an die neue Freiheit gewöhnen. So ging es jedenfalls uns mit dem Link 10n und seinem Vollverstärker-Kollegen. Ansonsten spielt der Link 10n aber auch mit beliebigen hochwertigen Endstufen anderer Herstellers zusammen.
Schon bald nach Einführung der CD erarbeitete sich Marantz – damals im Besitz von CD-Miterfinder Philips – eine Pionierrolle bei der Weiterentwicklung und Perfektionierung der digitalen Musikwiedergabe. In Dutzenden, wahrscheinlich sogar Hunderten von Tests haben wir die Geräte – häufig im markentypischen Champagnergold-Finish – immer wieder verglichen und beurteilt. Dabei fielen die Marantz-Player fast ausnahmslos durch ihren angenehmen, satten und zugleich feinzeichnenden Klang auf.

Auch der Link 10n steht in dieser Tradition. In einem Satz bringt der Klang des Spielers opulentes Format, feinste Details und eine freundliche Autorität zusammen, die bei allem Spektakel stets den Genussfaktor und die emotionale Wirkung der Musik betont. Oder anders gesagt: Musik wirkt damit direkt auf die Seele. Und zwar ohne dass dabei der Intellekt zu kurz kommt, der eben doch manchmal wissen will, wie die Streicher ihre Bögen halten, wo nochmal ganz genau die Schlagzeugbecken im Bühnenhintergrund schaukeln.
Ganz emotional und intuitiv wirkt Saint Etiennes neuem Album The Night. Ein meditatives, praktisch beat-freies Klangkunstwerk, das uns in eine Welt an der Schwelle zwischen Schlaf und Wachsein, Traum und entspannter Beobachtung saugt. Da können auch mal minutenlang nur Umweltgeräusche, entfernter Regen und von Ferne herüberhallende Piano-Töne eine suggestive Klangkulisse bilden. Bis dann Sängerin Sarah Cracknell ganz vorsichtig ihre warme Stimme erhebt und die Ambient-Atmo sich zu minimalen Songs verdichtet.

Unglaublich seidig und zärtlich klingen diese Momente mit der Marantz-Kombi. Wie fragil dieser Klang ist, zeigt ein Wechsel der Endstufe. Verstärken statt des Model 10 unsere bewährten AVM-Monos MA 30.3 MkII die Signale des Link 10n, klingt das zwar immer noch sehr eindrucksvoll. Aber dieser intensive, ASMR-artige Gänsehautfaktor ist nicht mehr so stark. Die Kombination mit dem Model 10, so dekadent und verschwenderisch sie erscheinen mag, ist also auch klanglich etwas ganz Besonderes.
Du willst wissen, wie der Marantz Link 10n im Vergleich zur Konkurrenz abschneidet? In unserer Bestenliste findest du alle Netzwerk-Player, die wir bisher getestet haben.
Opulenter, fein anpassbarer Detailreichtum
Weniger zum Abdriften, mehr zum konzentrierten Zuhören lädt Selling England By The Pound ein. Ein barockes, vielschichtiges frühes Genesis-Album, das als Highres-FLAC auf unserem Server liegt. Die technischen Infos im Heos-App des Link 10n deuten die Herkunft der Dateien an: 88.2 kHz / 24 Bit entstehen zum Beispiel, wenn man den DSD-Datenstrom einer SACD mathematisch in PCM umformt. Das wurde vor ein paar Jahren noch gemacht, als die Netzwerk-Player DSD noch nicht direkt spielen wollten.

Der Link 10n hat damit nicht nur kein Problem, sondern wandelt umgekehrt alle PCM-Formate intern in DSD. Der Prog-Klassiker tönt damit jedenfalls auffallend modern, klar und transparent. Phil Collins‘ Toms wackeln vor dem geistigen Auge in ihren Ständern, wenn der Meister seine jazzigen Breaks darauf spielt. Das Mellotron gießt herrlich süße Streicher- und Chorsounds über die Arrangements. Die vielen Spuren und Instrumente greifen so präzise ineinander, dass alte Genesis-Fans die Platte mit ganz neuen Ohren hören.
Die Qualität des integrierten Marantz-Streamers ist mit externen Zuspielern kaum zu schlagen. Schaltet man das Streaming-Laufwerk Rose RD 130 über USB zu, fließt die Musik vielleicht noch einen Hauch stabiler und stringenter. Kommt dann auch noch der Rose-DAC RD 160 ins Spiel, blühen eventuell noch feiner differenzierte Klangfarben. Aber dafür hat der Koreaner keine analogen Eingänge. Streamer und DAC benötigen in einer realen Anlage also auch noch eine separate Vorstufe, sobald weitere analoge Signale verwaltet werden sollen.

Der Marantz dagegen bringt sogar einen high.endigen Phono-Eingang mit, der uns schon beim Model 10 sehr positiv auffiel. Der des Link 10n klingt exakt gleich gut, nämlich rauscharm (selbst bei MC), weich und transparent, mit strahlenden Farbreflexen. Was den Streaming-Preamp zur idealen Musikquelle und Schaltzentrale für nahezu beliebig anspruchsvolle Anlagen macht.
Marantz Link 10n: Technischer Aufbau und Praxis
Der Streamer-Preamp vermittelt Besitzer:innen das Gefühl, dass ein ganzes Team an Entwicklern und besonders qualifizierten Fertigungsmitarbeitern nennenswerte Zeit ausschließlich für ihn oder sie gearbeitet haben müssen. Die Alu-Oberflächen sind perfekt gefinisht, mal dezent mattiert, mal behutsam gebürstet, an den Kanten dezent angefast und poliert. So erhält selbst der schwarze Link 10n (wir würden ihn in Gold kaufen, aber Geschmäcker sind unterschiedlich) eine ausgewogene, lebendige Optik.

Unter der schimmernden Oberfläche kommt erstmal viel massives Metall: fast 16 Millimeter stark sind die Seitenschalen, über vier Zentimeter ist war der Aluklotz, aus dem Marantz die Frontschale des Gehäuses fräst. Dabei bildet dieses Teil mit seinem dezenten, plastisch eingearbeiteten Wellenmuster nur den Hintergrund für die eigentliche Frontplatte.
Eingang und Lautstärke wählst du mit zwei großen Alu-Drehknöpfen, die ähnlich wie bei T+As noch teurerer HV-Serie in spielfreien Nadellagern laufen. Etwas nach innen versetzt findest du zwei Steuer-Ringe, mit denen du den Player in allen Funktionen auch direkt an der Frontplatte bedienen kannst. Menüs, Plattencovers und Songinfos erscheinen auf dem großen, zentralen TFT-Display, das sich komplett dimmen lässt. Ebenfalls dimm- und abschaltbar ist der LED-Leuchtstreifen, der die Frontplatte einrahmt und den dahinter liegenden Wellenschliff illuminiert.

Auch hinter den Kulissen hat Marantz geklotzt: Alle Gehäusebleche sind verkupfert oder (im Boden) gar aus Reinkupfer, empfindliche oder störaktive Baugruppen sind gekapselt. Alle Anschlussbuchsen sind von feinster Qualität und einzeln direkt mit der Rückwand verschraubt. Hier hinterlassen auch tausendfaches Umstöpseln und schwere Kabel keine unschönen Spuren: Dieser Preamp taugt gleichermaßen als Schmuckstück wie als Werkzeug.
Analoge wie digitale Anschlüsse im Überfluss
Top-Streamer mit Vorstufenfunktion: Diese Grundidee teilt der Link 10n mit T+As noch teurerem PSD 3100 HV. Er hat diesem aber die bessere Konnektivität voraus. Ein XLR- und zwei Cincheingänge machen aus dem 10n einen vollwertigen analogen Vorverstärker. Wobei Cinch Nummer zwei zu einem fürstlich aufgebauten, MM- wie MC-fähigen und an letztere Systemart sogar dreistufig anpassbaren Phono-Vorverstärker führt. Mehr Analogquellen muss man wirklich selten anschließen. Erst recht bei einem Preamp, dessen integrierter Streamer bereits die gesamte digitale Musikwelt mitbringt. Beim T+A sieht das mit nur einem Line-Eingang schon bedeutend knapper aus.
Streaming steuert die firmeneigene HEOS-Plattform bei, die sich auch in zahlreichen anderen Marantz- und Denon-Geräten wiederfindet. Das ist praktisch, weil man auf diesem Weg eine große Auswahl an potentiellen Mitspielern für ein hausumfassendes Multiroom-Musiksystem hat. Nach über zehn Jahren am Markt streamt HEOS auch sehr stabil und ist mit der eigenen App intuitiv bedienbar. HighRes-Inhalte laufen selbst in hoch exotischen Auflösungen, etwa DSD mit 256-facher CD-Abtastrate (11.2 MHz) oder PCM mit 352 kHz / 32 Bit. In der Praxis wichtiger ist aber, dass die beliebten Tidal-MAX-Streams in voller Auflösung verarbeitet werden.
Und dass der Link 10n das Luxus-Musikverwaltungssystem Roon vollumfänglich unterstützt. Aber es gibt auch Lücken. So fehlt aktuell noch Qobuz in der Liste der aktuellen Streamingdienste. Und eine alte Nachlässígkeit, die nur Nutzer lokaler DLNA-Server nervt: Streamt von dort eine Lossless-Datei, funktioniert die Navigation innerhalb des Tracks nicht. Im Tidal-Modus ist die gleiche Funktion kein Problem.
Ausgereizte Wandlertechnik Marke Eigenbau
Neben dem Streamer steuern auch Koax-, optische und ein asynchroner USB-Eingang Musikdaten bei. TV-Ton gelangt über einen HDMI-ARC-Input mit vollem Komfort in deine Anlage. Der Marantz schaltet sich dann automatisch ein, wechselt zum richtigen Eingang und ordnet seine Lautstärkeregelung den Befehlen der TV-Fernbedienung unter. Unabhängig von der Quelle gelangen die Daten in der Wandlerabteilung des Marantz zunächst in einen leistungsfähigen Signalprozessor, der daraus ungeachtet ihres ursprünglichen Formats super-hochauflösende DSD-Einbit-Streams errechnet.

Die komplexe Mathematik an dieser Stelle ergibt einen Datenstrom von berückender Einfachheit. Zu dessen Konvertierung in ein analoges Spannungssignal genügen eine Handvoll Bauteile. Die folglich auch weniger mit Genauigkeitsproblemen und Toleranzen zu kämpfen haben als die üblichen, vollintgrierten DAC-Chips.
Was sich ganz einfach liest, kostete die Marantz-Labors jahrelange Arbeit. Ihren Namen „Marantz Musical Mastering“ hat die einerseits hochkomplexe, andererseits extrem geradlinige Herangehensweise jedenfalls redlich verdient. Da Geschmäcker sich unterscheiden, muss auch nicht jeder Hörer und jede Hörerin mit exakt der gleichen Feinabstimmung zurechtkommen.

Gleich an drei Stellen des Konvertierungsprozesses kannst du regulierend eingreifen: Die Digitalfilter-Charakteristik ist zweistufig wählbar, zwei weitere mathematische Prozesse (Dither und Noise Shaping) subtil anpassbar. Damit zu spielen lohnt sich – mehr sogar als bei den meisten anderen DACs mit umschaltbarer Charakteristik. Phantastisch gut klingt der Link 10n freilich in jeder möglichen Konfiguration.
Unser Fazit zum Marantz Link 10n
Der Link 10n ist so reich ausgestattet und klingt in allen getesteten Betriebsmodi so makellos, dass die Kaufentscheidung – ausreichendes Budget vorausgesetzt – leicht fällt. Eigentlich braucht der Streamer-Preamp stromabwärts lediglich eine reine Endstufe ohne weitere Funktionen. Dass Marantz diese nicht anbietet, stört die Marketingleute dort vermutlich mehr als potentielle Interessent:innen, die schließlich auch zu Endstufen anderer Anbieter greifen können.
Hier kannst du den Marantz Link 10n direkt bestellen:
Technische Daten | |
Eingänge | 1x Analog Cinch, 1x Analog XLR, 1x Phono Cinch (MM/MC), 2x Optisch, 1x Koax (Cinch), 1x HDMI-ARC, 1x USB-A (Media), 1x USB-B (Audio, asynchron) |
Audio-Ausgänge | 1x Cinch variabel, 1x XLR variabel, 1x Cinch fix, 1x XLR fix, 1x Koax Cinch, 1x optisch, 1x Kopfhörer (6,3mm), 1x Subwoofer |
Chromecast Built-In | Nein |
Quellen kabellos | Bluetooth, Airplay 2 |
Integrierte Streamingdienste | Tidal (klassisch & Connect), Spotify Connect, Deezer, Amazon Music |
MQA | Nein |
Roon ready | Ja |
Multiroom-fähig | Ja |
Raumeinmessung | Nein |
Netzwerk | LAN, WLAN |
Gehäuse-Ausführungen | Champagnergold, Schwarz |
Abmessungen (BxHxT) | 440 x 192 x 472 mm |
Mitgeliefertes Zubehör | IR-Fernbedienung, Netzkabel, Audiokabel, Steuerkabel |
Gewicht | 33,3 kg |
Preis | 12.000 Euro |
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