Test Cambridge Audio Evo: Streaming-Verstärker mit Stil

- Eingänge
- 2x optisch, 1x Koax, 1x XLR (symm.), 1x Cinch. 1x Phono (MM), 1x HDMI (ARC), USB
- Chromecast Built-In
- Ja
- AirPlay 2
- Ja
- Integrierte Streamingdienste
- Spotify Connect, Tidal Connect, Webradio
- Abmessungen (BxHxT)
- 317 x 89 x 352 mm
- Preis
- 2.499 Euro
Ob Vinyl-Revival oder Highres-Streaming – der Cambridge Evo 150 ist ein HiFi-Verstärker für das 21. Jahrhundert. Klanglich ist er nicht allzu weit von den Besten seiner Klasse entfernt, in Sachen Ausstattung und Design übertrumpft er die meisten von ihnen.
- Hervorragende Ausstattung inkl. HDMI und Phono-Eingang
- Sehr gutes Display
- Auswechselbare Seitenblenden
- App funktional, aber gelegentlich etwas unübersichtlich
- Klang manchmal zu analytisch
Hochwertige Streaming-Lösungen gibt es im Programm von Cambridge Audio schon eine ganze Weile. Und mit StreamMagic hat der britische HiFi-Hersteller dafür sogar eine eigene technische Plattform inklusive App entwickelt, die er in diversen Geräten erfolgreich einsetzt. Verstärker kann man bei Cambridge Audio erst recht, denn schließlich begann die Firmengeschichte Ende der 1960er Jahre mit dem mittlerweile legendären Amp P40.

Also war es nur naheliegend, diese beiden Kompetenzen in einem echten All-In-One-Produkt zu bündeln. Überraschend ist jedoch, dass Cambridge diesen Schritt nicht im etablierten Umfeld der existierenden CX-, Azur- oder Edge-Reihen macht, sondern gleich eine ganz neue Serie begründet. Den Streaming-Verstärker Evo gibt es vom Start weg in zwei Leistungsstufen als Evo 75 und Evo 150. Die passenden Lautsprecher Evo S wurden kurze Zeit später vorgestellt, ein CD-Laufwerk für die Serie ist ebenfalls angekündigt.
Aktuelle Angebote für den Cambridge Evo 150:
Cambridge Evo 150 – HiFi für das 21. Jahrhundert

Schon auf den ersten Blick wird klar, warum man sich bei Cambridge zu dem Schritt mit der neuen Reihe entschieden hat. Das Design des Evo-Verstärkers richtet sich an eine Zielgruppe, die an klassischen HiFi-Komponenten kein Interesse hat. Das Gerät ist kaum mehr als 30 Zentimeter breit, der größte Teil der Front wird von einem brillanten Display eingenommen. Daneben gruppiert sich eine senkrechter Reihe kleiner Tasten, ein großer Lautstärkeregler lädt zur manuellen Bedienung ein. Folgst du dieser Einladung, wirst du merken, dass Cambridge sich viel Mühe gegeben hat, mit dem Evo ein Erlebnis für alle Sinne zu bieten.
Wie sich der Cambridge Evo 150 im Vergleich mit anderen Streaming-Verstärkern schlägt, siehst du in unserer Bestenliste:
Denn die massive Aluminiumscheibe fasst sich wertig an und dreht sich mit genau dem richtigen sämigen Widerstand. Solide, aber nicht schwergängig, so soll es sein. Außen um das Rad sitzt noch ein Ring, ebenfalls aus Aluminium und mit einer griffigen Rändelung versehen. Damit kannst du, ebenfalls mit sehr sattem Griffgefühl, die verschiedenen Quellen auswählen.

Schaut man sich das Mitbewerber-Umfeld an, kommen wir nicht um einen Vergleich mit dem Naim Uniti Atom herum. Der etablierte Platzhirsch in diesem Segment hat ein ähnliches Format und richtet sich ebenfalls an eine designorientierte Klientel, die hochwertigen Musikgenuss ohne HiFi-Ballast sucht. Der rein optische Vergleich geht unentschieden aus: Der Naim wirkt noch etwas solider, arbeitet wirkungsvoll mit versteckten Lichtern und setzt noch mehr teures Aluminium ein. Dafür punktet der Evo mit dem größeren und hellerem Display, einer insgesamt etwas eleganteren Optik und einem besonderen Clou: Die Seitenblenden des Verstärkers sind lediglich magnetisch fixiert und lassen sich in Sekunden austauschen. Ab Werk montiert sind Blenden aus echtem Walnussholz, zusätzlich wird ein Set mit einem modernem 3D-Wellenmuster mitgeliefert. Eine solche serienmäßige Anpassungsfähigkeit an verschiedenen Umgebungen und Geschmäcker ist wohl einzigartig.
Smarte Ausstattung von Vinyl bis Streaming
Optik und Design sind das Eine, doch bei einem Streaming-Verstärker kommt es ganz klar auch auf Funktionen und Fähigkeiten an. Schließlich will er alle musikalischen Eventualitäten abdecken, so dass du außer Lautsprechern kaum noch anderen Komponenten brauchst.
Über Cambridges StreamMagic-Plattform ist die Wiedergabe digitaler Musik per Funk, aus dem Internet oder dem heimischen Netzwerk vollumfänglich abgedeckt. Mobile Devices schicken Ihre Daten per Bluetooth (aptX HD) oder AirPlay2. Der Cambridge Evo kann sogar Bluetooth-Signale senden. Wenn du als abends niemanden stören möchtest, kannst du ganz einfach deine kabellosen Kopfhörer verbinden.

Über WLAN oder Netzwerkkabel kannst du auf Highres-Musikdaten mit bis zu 384 kHz / 32 Bit zugreifen. Zur Steuerung der Wiedergabe über das Netzwerk kannst du Roon nutzen, aber auch jede kostenlose UPnP-App und natürlich die StreamMagic App von Cambridge selbst.
Wenn du deine Zugangsdaten für Tidal oder Qobuz in die StreamMagic-App einträgst, kannst du die Musik dieser Streamingdienste direkt über den Evo abspielen lassen. Inhalte von allen anderen Diensten nehmen den Umweg über dein Smart Device und Chromecast Built-In. Durch die Einbindung des Cambridge Evo in die Google Home– bzw. Chromecast-Welt sind auch Sprachsteuerung und Multiroom möglich. Letzteres geht in eingeschränkter Form über die StreamMagic-Plattform auch ganz ohne Googles Hilfe mit anderen Streaming-Geräten von Cambridge.

An physikalischen Schnittstellen herrscht ebenfalls kein Mangel beim Cambridge Audio Evo. Das Angebot reicht dabei vom ganz klassischen Phono-Eingang (MM) über HiFi-Standards (3 digitale Eingänge, je ein symmetrischer und unsymmetrischer Analogeingang) bis hin zu USB und einem modernen HDMI-Eingang mit ARC. Zumindest mit dem stärkeren und etwas besser ausgestatteten Cambridge Audio Evo 150 kannst du also sowohl deinen Plattenspieler als auch deinen Fernseher im Handumdrehen auf klangliche Höchstleistung trimmen. Der Evo 150 verfügt zudem über Klemmen für zwei Lautsprecher-Paare, die du alternativ oder gleichzeitig betreiben kannst.
Cambridge Audio Evo 150 vs. Evo 75
Wo wir gerade beim Thema sind: Äußerlich sind die beiden Versionen des Evo-Verstärkers auf den ersten Blick identisch. Die Namensgebung macht einen Unterschied deutlich: der eine liefert 150 Watt Leistung, der andere begnügt sich mit 75 Watt (jeweils an 8 Ohm). Aber ehrlich gesagt sollte das keine Grundlage für deine Kaufentscheidung sein – mit den allermeisten normalen Lautsprechern ist auch der Evo 75 im Alltag wohl mehr als kräftig genug.
Wichtiger ist da vielleicht, dass du beim Evo 75 auf die beiden USB-Buchsen ebenso verzichten musst wie auf den Phono-Eingang, den symmetrischen Input und das zusätzliche Paar Lautsprecherklemmen. Auch arbeitet im Inneren ein etwas anderer DAC-Chip. Im Gegenzug sparst du aber auch glatt 500 Euro bei der Anschaffung (UVP 2.000 Euro vs. 2.500 Euro). Den praktischen HDMI-Eingang für deinen TV hat der Kleine auch. Für ein reines Streaming-System mit unkritischen Regal-Lautsprechern in einem nicht zu großen Raum genügt der Cambridge Evo 75 also vollauf.
Cambridge Evo 75 und Evo 150 – die Unterschiede im Überblick:
Evo 150 | Evo 75 | |
Preis | 2.499 Euro | 1.999 Euro |
Leistung (@8 Ohm) | 150 Watt | 75 Watt |
DAC-Chip | ESS ES9018K2M | ESS ES9016K2M |
Analoger Eingang, unsymmetrisch (Cinch) | 1 | 1 |
Analoger Eingang, symmetrisch (XLR) | 1 | nein |
Phono-Eingang (MM) | 1 | nein |
HDMI mit ARC | ja | ja |
USB-Eingänge | 2 | nein |
Andere digitale Eingänge | 3 | 2 |
Analoge Ausgänge (inkl. Subwoofer) | 2 | 2 |
Kopfhörer-Ausgang (3,5 mm) | 1 | 1 |
Lautsprecherklemmen (Paar) | 2 | 1 |
Bluetooth aptX HD Empfänger/Sender | ja/ja | ja/ja |
Wie klingt der Cambridge Audio Evo 150?

Die klanglichen Unterschiede zwischen Evo 75 und Evo 150 sind wahrscheinlich nicht groß, wenn der Lautsprecher mitspielt. Wirklich beurteilen können wir das jedoch nur für den Evo 150, denn der stand uns für den Test zur Verfügung. Beweisen musste er sich dabei sowohl an unserer Standlautsprecher-Referenz Audio Physic Classic 15 als auch an der kompakten Dali Oberon 3. Mit beiden Boxen hatte der Evo 150 erwartungsgemäß keinerlei Probleme.
Klanglich gehen die im Cambridge-Verstärker verbauten Hypex Ncore-Module recht analytisch zu Werke. In der richtigen Stimmung und mit geeigneter musikalischer Kost kann das Resultat absolut faszinierend sein. Die ineinander verwobenen elektronischen Klang-Collagen eines Anders Trentemœller etwa seziert der Evo 150 genüsslich, arbeitet alle Details penibel heraus und richtet sie fein säuberlich für dich an wie eine frische Sushi-Platte beim Düsseldorfer Edel-Japaner. Diese Präzision erlaubt atemberaubend tiefe Einblicke in die Musik und die Aufnahme – etwa mit live eingespieltem Jazz oder guten Klassik-Tracks. Aber auch mit vertracktem Prog-Metal wie Tools Fear Inoculum geht der Evo 150 ganz hervorragend um.

Akustisches Skalpell
Aber Sushi ist eben nichts für jeden Tag. Manchmal ist dir vielleicht eher nach einer Stulle oder Himmel un Ääd. Und an solchen Tagen ist das akustische Skalpell des Cambridge Evo 150 nicht immer das richtige Werkzeug. Leicht übersteuerte Vocals in London Grammars Hey Now kratzen dann unangenehm im Ohr. Die von Nick Caves dynamischem Klavierspiel gelegentlich überforderten Mikrofone auf Idiot Prayer werden förmlich an den Pranger gestellt. Der nach altem Familienrezept angerührte Rock ’n‘ Roll-Eintopf von AC/DC bleibt irgendwie fade.
Früher oder später landest du also wieder bei Nils Lofgren oder Hans Theessink in deiner Playlist. Die Töne der akustischen Gitarren perlen glockenklar aus den Lautsprechern, die virtuelle Klangbühne breitet sich weit und offen vor dir aus, und die Welt ist wieder in Ordnung. Keine Frage, mit der richtigen Musik klingt der Cambridge Evo 150 richtig gut.
Viel Licht und wenig Schatten im Alltag
Schon wenn du den Evo 150 auspackst, wirst du merken, dass Cambridge Audio ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die Verpackung ist modern, praktisch und nachhaltig. Du wirst von einem großen und übersichtlichen Quick Setup Guide begrüßt. Das enthalte Zubehör findest du ebenfalls auf den ersten Blick.

Als „dummer“ Verstärker ist der Evo sofort nach dem Anschließen des Stromkabels einsatzbereit. Doch auch das Setup für die Streaming-Funktionen ist dank der ausgereiften App kein Problem. Dort kannst du deine Zugangsdaten für Spotify und Tidal eingeben, die genutzten Eingangsquellen verwalten und organisieren und sämtliche Geräte-Einstellungen vornehmen. Wenn du wissen willst, wieviel der Evo 150 aus deiner Musik herausholen kann, hast du momentan die Möglichkeit das Highres-Abo von Tidal recht günstig ausprobieren
App und Fernbedienung
Auch für die Bedienung im Alltag bietet sich die StreamMagic App an, da sie alle nötigen Funktionen vereint. Wenn du eine große digitale Musiksammlung besitzt, die du über das Netzwerk streamen möchtest, stößt du mit ihr jedoch an gewisse Grenzen bei der Übersichtlichkeit und den Suchmöglichkeiten. Aber dann gibt es ja immer noch Roon oder verschiedene UPnP-Apps.
Eine ganz klassische Fernbedienung gibt es natürlich auch, und das ist gut so. Um mal eben die Lautstärke anzupassen oder die Wiedergabe zu pausieren, ist der Handsender in griffbereiter Reichweite immer noch die einfachste Lösung. Und da das Display in der Front des Cambridge Evo 150 groß und hell ist und du es auch aus einer gewissen Entfernung noch gut ablesen kannst, kommt die Fernbedienung auch für andere Steueraufgaben recht häufig zum Einsatz.

Alles in allem gab es während unseres Test keinerlei Probleme oder Auffälligkeiten. Die Bedienung des Cambridge Evo 150 erweist sich im Alltag als sehr einfach.
Testfazit Cambridge Evo 150

Der erste Aufschlag im umkämpften Markt der Streaming-Verstärker ist Cambridge Audio in jedem Fall gelungen. Zumindest der „große“ Evo 150 erweist sich als wahrer Ausstattungsriese. Dabei sind es vor allem nette Dreingaben wie die bidirektionale Bluetooth-Funktion oder die auswechselbaren Seitenteile, mit denen sich Cambridge hier sympathisch von den Wettbewerbern von Naim, Lyngdorf oder NAD abhebt.
Klanglich kennt der Evo 150 wenig Kompromisse. Ist die Musik kleinteilig strukturiert und die Aufnahme gut, belohnt er dich mit brillanter Auflösung und faszinierenden Einblicken.
Das Wichtigste ist jedoch, das er im Alltag auf ganzer Linie überzeugt. Seine umfangreiche Ausstattung bietet dir alle Möglichkeiten, die HiFi im 21. Jahrhundert zu bieten hat. Und, ja, dazu gehört eben auch der Phono-Eingang. Ob Vinyl-Revival oder Highres-Musik – der Cambridge Evo 150 ist bereit.
Aktuelle Angebote für den Cambridge Evo 150:
Technische Daten | |
Leistung | 150 Watt an 8 Ohm |
Eingänge | 2x optisch, 1x Koax, 1x XLR (symm.), 1x Cinch. 1x Phono (MM), 1x HDMI (ARC), USB |
Audio-Ausgänge | 2x Lautsprecher (A+B), Pre Out Cinch(Stereo, Subwoofer), 3,5 mm-Kopfhörerbuchse |
Chromecast Built-In | Ja |
AirPlay 2 | Ja |
Integrierte Streamingdienste | Spotify Connect, Tidal Connect, Webradio |
MQA | Ja |
Roon ready | Ja |
Multiroom | Über Chromecast |
Raumeinmessung | Nein |
Drahtlos | WLAN (802.11 b/g/n/ac), Bluetooth (aptX HD) |
Steuerungs-App | Stream Magic App |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz, 2 verschieden Seitenblenden enthalten |
Abmessungen (BxHxT) | 317 x 89 x 352 mm |
Gewicht | 5,3 kg |
Mitgeliefertes Zubehör | zweiteres Paar Seitenblenden, Fernbedienung, Kurzanleitung |
Preis | 2.499 Euro |
Hier findest du noch weitere interessante Alternativen:
Genügt dir die Ausstattung des Cambridge Audio Evo 75? Oder wärest du bereit, für mehr Leistung, für den Phono-Eingang und für ein zweites Paar Lautsprecherklemmen 500 Euro mehr auszugeben? Wir freuen uns über deine Meinung in den Kommentaren!
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