Technics SL-1300G im Test: Direktantrieb der Grand Class

- Antrieb
- Direkt
- Tonabnehmer ab Werk
- –
- Motor
- DC
- 33 ⅓ / 45 / 78 RPM
- Ja / Ja / Ja
- Anti-Skating einstellbar
- Ja
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- –
- Preis
- 2.999 Euro
Der Technics SL-1300G bringt dir feinste Antriebstechnik und einen ausgereiften Tonarm, verzichtet aber auf die Technics-typischen DJ-Funktionen. Heraus kommt ein teurer, aber rundherum perfekter High-End-Spieler.
- Kraftvoller, sehr ruhig laufender Direktantrieb
- Hochwertiger, vielseitiger Tonarm
- Überragende Verarbeitung
- Keine Drehzahl-Feineinstellung
In der gehobenen Preisklasse oberhalb 2.000 Euro klaffte bislang eine Lücke im Technics-Programm. Eine Lücke, die der Technics SL-1300G jetzt schließen will. Statt auf DJ-Optik setzt man auf feinste Zutaten – vom Messingteller bis zum bisher besten Direktantrieb aus dem Hause Technics. Wir haben uns eines der ersten Testexemplare gesichert und verraten dir, was der SL-1300G für knapp 3.000 Euro leistet.
Den Technics SL-1300G findest du hier in Schwarz und Weiß:
Technics SL-1300G: Der kleine Bruder des SL-1200G?
Das klassische Direktantriebs-Layout aus den 70er Jahren hat die Jahrzehnte überdauert und ist heute aktueller denn je. Alles ist an seinem angestammten, in Millionen von Betriebsstunden bewährten Platz, alles funktioniert, wie es soll. Und zwar direkt nach dem Auspacken genauso wie 30 Jahre nach dem Kauf. Seit dem Neustart 2016 hat die Panasonic-Tochter ein komplett neues Spielerprogramm aufgebaut, das von unter 1.000 bis über 20.000 Euro reicht. Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker und sogar Endabschaltung findest du da ebenso wie robuste DJ-Werkzeuge und erlesene High-End-Preziosen – ganz nach Geschmack und Geldbeutel. Und mit einer Konstante: dem hauseigenen Direktantrieb. Dieser kommt beim hier getesteten Technics SL-1300G gleich in der Luxusvariante zum Einsatz.

Wer richtig viel Geld für einen Spieler ausgibt, wird kompromissloser, was das Design betrifft. Nicht jeder Musikfan kann sich mit dem DJ-Look anfreunden, den der aktuelle Technics SL-1200GR2 und dessen High-End-Bruder SL-1200G direkt vom Urahnen SL-1200 Mk2 geerbt haben. Deshalb steht auf vielen audiophilen Wunschzetteln eine „zivile“ Version des G-Modells, die den coolen, reduzierten Look und den großen Antriebsmotor des ultrateuren Topmodels SL-1000R zu einem halbwegs erreichbaren Preis bietet. Genau dieser Wunsch- und Traumspieler wird jetzt mit dem SL-1300G Realität. Eines der ersten Testexemplare wanderte direkt in unseren Hörraum, wo bereits ausgesuchte Tonabnehmer Schlange standen, um eine Runde auf dem japanischen Edellaufwerk zu drehen.
Technics SL-1300G im Hörtest: So groovy kann Genauigkeit klingen
Preislich liegt der SL-1300G ziemlich genau zwischen dem teureren 1200G (4.500 Euro) und dem preiswerteren 1200GR2 (2.000 Euro). Klanglich wird er dieser Position voll gerecht. Er bringt den weichen, zugleich erzstabilen Flow mit, der uns am GR2 so gut gefiel. Und legt noch eine Schippe Genauigkeit drauf, eventuell auch zwei Schippen. Es klingt, als hätte jemand für jeden Musiker mit einem Stück Kreide die genaue Position auf dem Hörraumboden markiert.

Die Abbildung wirkt geordneter, die Konturen der einzelnen Schallquellen akkurater. Auch im Bass hält eine neue Präzision Einzug, die wir vom alten Technics SL-1200GR oder dessen Nachfolger GR2 so nicht kannten. Die Musik wirkt dadurch manchmal auch etwas schlanker, dann wieder kraftvoller. Ein Phänomen, das wir so auch vom G-Modell und – noch deutlicher – vom SL-1000R kennen: Die Gesamtenergie des Klangs nimmt zu, aber auch die Genauigkeit, mit der sie dem Klang innerhalb eines Stücks zuteilwird.
Präzision und Kraft
Der SL-1300G erinnert mit seiner straffen, kontrollierten Darstellung vor allem im Bass schon deutlich an den 1200G. Wenn du einen Plattenspieler suchst, der deine Platten romantisch-rund und fluffig weich klingen lässt, kannst du dir den Mehraufwand für den 1300G vielleicht sogar sparen. Denn dieser Spieler klingt wirklich nur dann fluffig, wenn Produzent und Ingenieur einer Platte das genau so wollten. Der Aufpreis lohnt sich, wenn du auf Präzision Wert legst und tiefer als zuvor in deine LPs eintauchen willst.

Denn mit der genaueren Abgrenzung scheinen die Töne an Kraft zu gewinnen, dynamischer aus dem Hintergrund hervorzutreten. Das Klangbild wird damit lebendiger und auch plastischer, einhüllender. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass bei diesen Vergleichen beide Spieler mit exakt demselben Tonabnehmer laufen. Und dass sie im Falle des GR2 sogar an einem baugleichen Tonarm hängen.
Gut genug für Top-Tonabnehmer – aber nicht darauf angewiesen
Beim Tonabnehmer kannst du es dir einfach machen. Schließlich hat der dänische Hersteller Ortofon schon vor Jahrzehnten eine eigene Baureihe nahezu explizit für den Technics-Tonarm entworfen. Diese Concorde-Modelle steckt man ohne Headshell einfach direkt an die Bajonettkupplung des Arms. Sicherungsmutter festziehen, fertig ist die Justage. Genial.
Der Haken dabei war bislang, dass das Concorde-Programm nur Studio- und DJ-Nutzer ansprach. Die neue Concorde-Music-Serie schließt die Lücke mit einem Sortiment waschechter HiFi-Nadeln. Die uns zum Test alle zur Verfügung standen, von der Grundausführung Red mit bonded-elliptischem Diamanten über Blue und Bronze bis hin zum elitären Black mit hochgenauem Shibata-Stein.

Neben dem überlegenen, aber auch teuren Black kristallisierte sich im Test das Concorde Music Blue als Vernunft-Favorit heraus. Auch das Red klingt schon eindrucksvoll dynamisch (und ausgewogener als das eng verwandte Ortofon 2M Red). Die oben beschriebene präzise Ausformung und Abgrenzung einzelner Klangereignisse funktioniert aber mit dem nackten Diamanten des Blue entscheidend besser. Es erlaubt dem SL-1300G also, seine Stärken klarer zur Geltung zu bringen.
Der Tonarm ist dabei aber nicht ganz frei von Eigenleben. Das hört man im Vergleich zum SL-1200G, der im Mittelton neutraler, nüchterner und sachlicher wirkt. Diese knackige Direktheit, die den Klang des Technics SL-1300G auszeichnet, scheint in den oberen Mitten eine leichte Resonanz-Stütze zu erhalten, die dem teureren G-Arm fehlt – zu dessen Vorteil.
Du willst wissen, wie sich der SL-1300G im Vergleich mit allen anderen von uns getesteten Plattenspielern mit Direktantrieb schlägt? Unsere Bestenliste verrät es dir:
Technics SL-1300G: Technischer Aufbau und Praxis
Entspricht der SL-1300G einem SL-1200G ohne DJ-Features? Äußerlich kommt das hin: Der Arm sieht identisch aus, auch der Teller hat das gleiche Profil, nur fehlen ihm am Rand die Stroboskop-Markierungen. Folglich kann auch die zugehörige Lampe verschwinden, die beim 1200G oberhalb der großen Start-Stop-Taste aufragt. Statt des Pitchreglers präsentiert der SL-1300G vorne rechts einfach eine durchgehende, seidig schimmernde Alufläche.

Das sieht extrem edel aus – vor allem, wenn man weiß, dass das Oberdeck – wie bei allen Technics – ein dickes, durchgehendes Alu-Gussteil ist. Auf seiner nicht sichtbaren Unterseite trägt es ein Netz aus Versteifungsrippen. Für den SL-1300G haben die Technics-Entwickler dieses Rippenmuster noch dichter gemacht und dabei besonders das Stück zwischen Tonarmsockel und Tellerlager gestärkt. Das Alu-Top ist direkt mit der unteren Gehäuseschale verschraubt, die aus BMC besteht. Das ist ein schwerer, durch Mineralpartikel verstärkter Kunststoff, den Technics schon seit dem Ur-1210er an dieser Stelle einsetzt.
Viel Messing gegen Resonanzen
Was dem 1300G im Vergleich zum 1200G fehlt, ist dessen zusätzliche Alu-Einlage im Gehäuse und die dicke Gummiarmierung der Bodenwanne. Das macht im Gewicht immerhin fünf Kilo aus: Der 1300G wiegt immer noch stolze 13 Kilo, der 1200G jedoch heftige 18 Kilo. Der Teller kann nichts für den Unterschied: Bei beiden Spielern wiegt er mit Matte 3,6 Kilo. Aufgebaut ist er dreischichtig, mit einem gegossenen Kern aus Aluminium, einer Gummieinlage an der Unterseite und einer fest verschraubten Messingplatte als oberen Abschluss.

In der Fertigung wird dieses Teller-Sandwich penibel feingewuchtet, was perfekten Rundlauf garantiert. Beim Zusammenbau des Spielers steckst du den Teller nicht einfach auf die Mittelachse, wie das bei normalen 1200ern aus den Mk- oder GR-Baureihen üblich ist. Stattdessen wird der Teller mit drei Mitnehmer-Zapfen an einer massiven Motornabe verschraubt. Darunter werkelt der „große“ Direktantriebsmotor mit doppeltem Rotor-Magnetring und verstärktem Stator-Spulenträger: das beste Aggregat, das Technics bauen kann.
Top-Antrieb, verbesserte Steuerung
Der Doppelrotor-Antrieb ist gewissermaßen der Zwölfzylinder unter den Technics-Motoren, und der SL-1300G der günstigste Weg, an ihn heranzukommen. Aktuell hat er seinen größeren Verwandten sogar etwas voraus: Die digitale Delta-Sigma-Stromversorgung, die im SL-1200GR2 Premiere feierte und für noch glatteren Lauf sorgen soll. Selbstverständlich bei unveränderter Kraft: Nach dem Tipp auf die Starttaste beschleunigt der schwere Teller in nicht mal einer halben Umdrehung (oder 0,7 Sekunden) auf 33 Umdrehungen.

45 und 78 brauchen kaum länger. Der Motor ist so stark, dass du die Platte mit einer Kohlefaserbürste reinigen kannst, während sie läuft, ohne dass du der Musik etwas anmerkst. Jedenfalls in Werkseinstellung. Denn das Motor-Drehmoment kannst du beim 1300G dreistufig einstellen. Ab Werk ist das höchste Setting vorgewählt, das in konventionellen Gleichlaufmessungen auch die stabilsten Werte ergibt. Klanglich fanden wir die mittlere Stufe noch einen Hauch stimmiger, auch wenn der Unterschied nicht wirklich groß ist.
Noch besser nur mit teurerem Tonarm
Unabhängig vom eingestellten Torque läuft der Technics-Motor extrem geräuscharm. Was immer die Nadel an Geräuschen in der Rille findet, kommt garantiert aus dem Vinyl selbst – und garantiert nicht aus dem Laufwerk. Die Verbindung aus Kraft und Ruhe ist bei diesem Spieler wirklich faszinierend. Wollte man diese Ruhe noch steigern, müsste man sich tatsächlich wieder dem Arm zuwenden. Denn den hat der 1300, anders als seinen Motor, von den kleineren Modellen im Technics-Programm geerbt.

Das ist kein Problem: Der S-förmige Alu-Arm mit abnehmbarem Headshell im universellen SME-Standard ist robust und verfügt über perfekt justierte, geschmeidig laufende Lager. In der Praxisnote hat der Arm eine glatte 10 verdient – auch weil er seit den 70er Jahren praktisch unverändert gebaut wird und unsere Vorstellung, wie ein HiFi-Tonarm auszusehen hat, entscheidend mitgeprägt hat.
Die Höhenverstellung passt jetzt wieder perfekt
Audiophile Technics-User hatten an den jüngeren Technics-Modellen oft bemängelt, dass der Arm für zahlreiche HiFi-Tonabnehmer nur knapp oder gar nicht tief genug einstellbar war. Das heißt, man bekam das Armrohr dann nicht exakt parallel zur Platte. Womit man bei VTA-empfindlichen Tonabnehmern – etwa unserem Lyra Delos – etwas Potenzial verschenkte. Ursache war eine Umstellung der Matte von 6 mm auf 3 mm. Die Lösung bestand dann auch darin, die neue Matte durch eine alte, dicke zu ersetzen oder entsprechend zu unterfüttern. Beim SL-1300G ist nun aber wieder alles im Lot: Mit nahezu allen Tonabnehmern im Original-Headshell erzielst du unweit der Mitte des Verstellbereichs die angestrebte Parallelstellung. Und kannst von hier aus komfortabel nach Gehör optimieren.

Der Tonarm des SL-1300G besteht aus Aluminium und entspricht technologisch denen der GR-Modelle. Mit dem Serien-Headshell gehört er zu den mittelschweren Modellen, was bei der Auswahl des Tonabnehmers praktisch keine Einschränkungen ergibt. Zumal sich so ein Arm problemlos schwerer machen lässt, wenn ein bestimmtes System das benötigt. Dazu liegen dem Spieler gleich zwei Zusatz-Gegengewichte bei, mit denen du wirklich jede erdenkliche Headshell-System-Kombination ausbalancieren kannst.
Unser Fazit zum Technics SL-1300G
Überragende Verarbeitung, durchdachtes Design und makellose Funktion sollte man bei einem 3.000-Euro-Plattenspieler natürlich erwarten dürfen. Aber kein Mitbewerber hakt diese Punkte so souverän ab, wie der Technics SL-1300G. Das gilt in der jeweiligen Preisklasse, aber auch für den preiswerteren SL-1200GR2 und den noch vornehmeren SL-1200G. Die Hauptkonkurrenz des 1300G stammt also aus dem eigenen Haus.
Den Technics SL-1300G findest du hier in Schwarz und Weiß:
Technische Daten | |
Antrieb | Direkt |
Tonabnehmer ab Werk | – |
Tonarm | Aluminium, 9", S-Form, abnehmbares Headshell |
Teller | Aluminium-Gummi-Messing, 3,6 kg |
Motor | DC |
33 ⅓ / 45 / 78 RPM | Ja / Ja / Ja |
Anti-Skating einstellbar | Ja |
Höhenverstellbare Füße | Ja |
Integrierter Phono-Vorverstärker | – |
Verfügbare Farben | Schwarz, Silber |
Preis | 2.999 Euro |
Alle von uns bereits getesteten Plattenspieler findest du hier, in unserer Bestenliste: