Rega Planar 10 im Test: Auf dem direkten Weg an die Spitze
- Antrieb
- Riemen, manuell
- Tonabnehmer ab Werk
- Rega Apheta 3
- Motor
- AC Synchronmotor
- 33 ⅓ / 45 / 78 RPM
- Ja / Ja / nein (elektronische Umschaltung, 78 manuell)
- Anti-Skating einstellbar
- Ja
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- –
- Preis
- ab 5.249 Euro / 6.599 Euro mit Apheta 3
Extrem geradlinig aufgebaut, kompromisslos optimiert: Der Rega Planar 10 verwandelt Tonabnehmer, die du hier einbaust, in eine bessere Version ihrer selbst. Unter den allerbesten Laufwerken ist der Planar 10 eine betont unkomplizierte und preislich sehr attraktive Option.
- Ausgewogener, kraftvoller und lebendiger Klang
- Eindrucksvolle Raumabbildung
- Völlig unproblematische Inbetriebnahme
- Keine klassische Haube
Rega setzt schon mit den erschwinglicheren Modellen Planar 1 und Planar 2 den Maßstab in der jeweiligen Preisklasse, was Dynamik und Hörspaß angeht. Aber was passiert mit wirklich großen Budgets, wenn der Spieler zum Beispiel über 5.000 Euro kosten darf? Diese Frage beantwortet der Planar 10 in diesem Test. Und zwar ganz anders, als das jeder andere Hersteller tun würde: Je teurer ein Rega, desto leichter und kleiner wird er. Gleichzeitig wird er aber auch steifer, resonanzärmer, raffinierter und präziser. Zum Komplettspieler wird der Planar 10, indem du das von Rega selbst produzierte MC-System Apheta 3 mitbestellst. Das bringt den Gesamtpreis auf 6.600 Euro. Billig? Nein! Aber äußerst faszinierend, wie der Hörtest zeigt.
Den Plattenspieler gibt es hier in den Farben Schwarz oder Weiß:
Rega Planar 10 im Hörtest: dynamisch, sauber und erstaunlich saftig
Oft wird Rega-Spielern wegen ihres Leichtbaus ein eher schlanker Klang angedichtet. Ein solcher Zusammenhang ist natürlich blanker Unsinn und wird aus Testersicht schon rein empirisch widerlegt: Die Mehrzahl aller Laufwerke mit Bassdefiziten waren in unserer Erfahrung – aus Hunderten von Spielern – ausgerechnet Masselaufwerke. Der Planar 10 besticht im Hörraum dann auch mit einem wunderbar ausdrucksstarken, vollen und melodischen Tiefton, der Jazz-Kontrabässe beschwingt singen und programmierte Basslines mit rhythmischer Autorität pulsieren lässt.
Der gesamte Klang des Zehners profitiert von diesem Fundament und baut darauf auf. Was sich daran anschließt, sind griffige, nuancenreiche Mitten und ein seidiger, ungebremst aufblühender Hochton. Der Gesamtton wirkt weich und geschmeidig. Was aber nicht heißt, dass sich der Spieler bei schroffem, dynamisch taxierendem Material billig aus der Affäre zieht. Er verkneift sich nur jegliche Rauigkeit und unnatürliche Überzeichnung. Den Vorgaben der Platte folgt er dagegen mit blitzschneller Agilität.
Das notorisch schwierig abzutastende fünfte Björk-Album Verspertine macht sich im Hörraum breit wie ein tropischer Regenwald: Überbordend vor Klangfarben und weichen, organischen Strukturen. Der Raum öffnet sich weit über die Basis der Standlautsprecher hinaus. Die Stimmvielfalt, die Björk etwa in den Opener Hidden Place hineinkomponiert hat, ist eine harte Prüfung. Da haben wir multiple, ganz nah aufgenommene Björk-Spuren, etwas weiter hinten zunächst einen Frauen- und dann noch einen Männerchor.
Der Plattenspieler gleitet ohne hörbare Anstrengung durch das komplexe Stück, lässt es großformatig, sauber, zugänglich und zugleich sinnlich klingen. Er beherrscht aber auch das krasse Klang-Gegenteil, den reduzierten Rock des White-Stripes-Albums Elephant. Jack Whites Gitarre haben wir auf teuren Spielern schon erheblich dünner und aufdringlicher – und weniger überzeugend – gehört, als sie der Rega darstellt.
Klar, der Rega Planar 10 gehört schon preislich zur Oberklasse. Wenn du ihn im Vergleich mit anderen Plattenspielern sehen willst, lohnt sich ein Blick in unsere Bestenliste mit allen getesteten Vinyl-Drehern:
Klanglich ausgereiftes MC-System
Der Planar 10 ist keine Mimose, die nur mit audiophilen Produktionen aufblüht. Er kann auch der energische Rocker, der hart pumpende House-Meister oder der filigrane Folk-Forscher sein – je nachdem, was du auflegst. Einen wichtigen Teil seiner klanglichen Talente verdankt er dem Partnersystem Apheta 3. Welches wir auch direkt mit seinem Vorgänger Apheta 2 vergleichen konnten, das wir noch in neuwertigem Zustand da hatten. Das alte Zweier spielt die traditionellen Rega-Stärken fast schon zu konzentriert aus und lässt vor lauter Struktur, Timing und Dynamik die Klangfarben etwas verblassen.
Wir wissen nicht mal, was Rega genau geändert hat, aber die Wirkung auf das neue Apheta 3 ist bemerkenswert: Die oft MC-typische leichte Brillanzbetonung ist hier komplett verschwunden. Das System klingt damit nicht etwa dunkler, sondern klarer und farblich viel differenzierter. Es kombiniert praktisch den eleganten, substanzreichen Ton, den viele Hörer an MM-Systemen schätzen, mit Bandbreite und Linearität, wie sie nur MC-Generatoren hinbekommen.
Aber erst in einem Tonarm, der es absolut resonanz- und kräftefrei über die Platte führt, kann so ein MC-Tonabnehmer sein Potenzial zeigen. Auf dem Planar 10 findest du so einen Arm. Der übrigens nicht nur mit den hauseigenen, sondern auch mit beliebigen anderen hochwertigen Systemen Spitzenergebnisse bringt. So waren wir auch vom brandneuen Goldring Ethos SE begeistert, das mechanisch-geometrisch wunderbar in die Headshell passt.
Ebenso vom taufrisch zum Test eingetroffenen Dark Sabre, einem Super-MM des englischen Herstellers Vertere für sage und schreibe 1.800 Euro. Während Tester also gar nicht wissen, welches System sie zuerst mit dem Planar 10 ausprobieren wollen, kannst du dich als Musikfan einfach entspannt zurücklehnen und es dir einfach machen. Denn klar ist auf jeden Fall, dass das Apheta 3, das schließlich im Zehner entwickelt und perfektioniert wurde, perfekt passt.
Rega Planar 10: Technischer Aufbau und Praxis
Wenn du ihn mit System bestellst, ist dieses bereits eingebaut, wenn dich der Spieler erreicht. „Eingebaut und justiert“ könnten wir an dieser Stelle auch schreiben, denn die Geometrie stimmt ab Werk perfekt. Das wäre allerdings auch keine Kunst, wenn du es selbst machen müsstest, weil Rega all seine MCs mit drei Schraubgewinden statt der üblichen zwei ausstattet. Zwei davon bilden die übliche Halbzollbefestigung, mit der das Apheta in jedem beliebigen Arm montierbar ist.
In Rega-Armen kommt das zusätzliche Loch zum Zug, das den Abtaster nicht nur noch fester mit dem Headshell verbindet, sondern nebenbei jegliche Justage überflüssig macht. Überhang und Kröpfung stimmen automatisch und nahezu spielfrei, sobald du die dritte Schraube anziehst. Auch das System ist übrigens ein echtes Rega-Produkt, handgemacht in Southend-on-Sea und technisch absolut eigenständig.
Der RB3000 auf dem Planar 10 ist die jüngste und höchste Entwicklungsstufe des klassischen Rega-Tonarms, für den die Firma in den 80er Jahren ein eigenes Gussverfahren entwickelte. Damit gelingt es, Rohr und Headshell durchgehend in einem Stück aus einer harten Alu-Legierung zu gießen. Dank sehr geringer Wandstärke, die entlang der effektiven Länge von neun Zoll zudem mehrfach variiert, ist das Armrohr sagenhaft steif und zugleich resonanzarm.
Auch die Sitze für die Präzisionskugellager sind direkt in dieses Werkstück eingefräst. Zwei weitere Lager, nun für die horizontale Drehbewegung, sitzen im Armsockel, der aus Stahl und Alu besteht und ein magnetisches Anti-Skating beherbergt. Im Vergleich zu den einfacheren Rega-Armen arbeiten die Briten hier mit noch höheren Ansprüchen an Leichtlauf und Spielfreiheit.
Wie geschmeidig der Arm sich bewegt, spürst du beim Auflagen, und du hörst es natürlich, weil das System hier frei von jeglichen mechanischen Einflüssen seiner Arbeit nachgehen kann.
Ein Laufwerk wie ein Kunstwerk
Vor allem bei abgenommenem Teller könnte man den Laufwerksrahmen des Planar 10 auch für eine moderne Skulptur halten. Jegliches Material, das nicht zwingend benötigt wird, etwa um einen Fuß, Teller, Motor oder Arm zu tragen, hat Rega kunstvoll weggefräst. Das verbleibende Skelett sieht filigran aus, ist aber steif wie das Chassis eines Rennwagens. Wie beim Planar 8 verwendet Rega dafür einen Verbundwerkstoff aus Hartschaum und Phenolharz, der eigentlich aus der Luft- und Raumfahrttechnik stammt.
Dabei wird ein dicker Kern aus hartem, mit Stickstoff aufgeschäumtem Kunststoff von oben und unten mit einem dünnen, hoch zugfesten Laminat beplankt und diese federleichte, ultrasteife Platte dann in die gewünschte Form gefräst. Auf der Verbindungsstrebe zwischen Tellerlager und Tonarm erhöhen zwei weitere, noch festere Schichten die Steifigkeit. Auf der Oberseite besteht diese Extrastrebe aus Aluminiumoxid-Keramik. Einem superharten Material, dem wir gleich noch mal begegnen werden.
Tonarm und Innenteller samt Lager sind ab Werk bereits fest auf dem Chassis montiert. Ohne sie wäre der Rahmen leichter als ein Tennisschläger. Aber selbst mit diesen Anbauteilen überrascht er uns beim Herausheben aus dem Karton immer wieder mit seiner annähernd schwerelosen Steifigkeit: An dem Teil wackelt nichts auch nur um einen Mikrometer.
Die drei Füße sind straff und griffig, und irgendwie schafft es der Spieler, ohne irgendwelche Dämpfungsmaßnahmen nahezu immun gegen externe Störungen zu sein. Was nicht heißt, dass der Spieler von sorgfältiger Aufstellung nicht profitieren würde. Exakt horizontal will jeder Dreher stehen. Der Planar 10 bevorzugt dabei – wen überrascht’s? – steife, nicht zu schwere Möbel, idealerweise jedoch den maßgeschneiderten Wandhalter. Der es dir nebenbei erlaubt, den Spieler exakt in die ergonomisch optimale Höhe zu hängen, wo er zum Beispiel auch vor Haustieren und Kindern optimal geschützt ist.
Ein Teller, hart wie Diamant
Das teuerste Einzelteil am Planar 10 ist fraglos der Plattenteller. Er wird in Deutschland von einem Unternehmen für Spezialkeramiken hergestellt und besteht aus Aluminiumoxid. Das Rohmaterial wird zunächst zu Rohlingen gepresst, dann tagelang geglüht, wodurch es zu schneeweißem, superhartem Korund kristallisiert. Seine finale Form erhält der Teller auf einer speziellen Drehmaschine, die mit Diamantwerkzeugen arbeitet.
Bei jedem anderen Material würde nicht das Werkzeug den Teller bearbeiten, sondern der Teller das Werkzeug. 2,6 Kilogramm wiegt der edle Rundling. Er liegt auf einem Subteller aus Aluminium, der seinerseits per Riemen angetrieben wird. Genauer gesagt: von zwei kurzen, in England auf Rega-eigenen Werkzeugen gefertigten Präzisions-Rundriemen.
Die Doppelung mindert den Stress pro Einzelriemen, ergibt eine direktere Kraftübertragung und gleicht eventuell verbleibende Ungenauigkeiten aus. Zur Not läuft der Spieler auch mit nur einem Riemen – mit zweien klingt er aber nachvollziehbar besser.
Als Kraftquelle fungiert ein klassischer, robuster Synchronmotor, der fest mit dem Rahmen des Spielers verbunden ist. So vermeidet man Relativbewegungen zwischen Motor und angetriebenem Teller, die bei weich aufgehängten Motoren und Subchassis-Konstruktionen zu Gleichlaufeinflüssen führen können. Einen Haken hat die direkte Befestigung: Jegliche Vibrationen des Motors übertragen sich ungefiltert auf den Spieler.
Also muss der Motor extrem ruhig laufen. Schon bei den preiswerten Modellen bekommt Rega das inzwischen erstaunlich gut hin. Beim Zehner überlassen die Briten nichts dem Zufall und stellen dessen Motor mit einem externen Netzteil ruhig. Das wird individuell auf jeden einzelnen Motor angepasst und sorgt für eine Laufruhe, die den Planar 10 mit den besten Subchassis- und Masselaufwerken mithalten lässt.
Oder anders ausgedrückt: Was du hörst, sobald die Nadel die Rille berührt, ist die Platte. Alles, was drauf ist. Aber nichts sonst.
Unser Fazit zum Rega Planar 10
Der große Rega ist nicht der einzige fantastische Spieler am Markt. Unter den echten Spitzenlaufwerken ist er aber auf jeden Fall das unkomplizierteste – und in unseren Augen auch eines der schönsten. Gerade hinstellen musst du den Spieler schon noch selbst. Den Teller aufsetzen und das Gewicht einstellen ebenfalls. Viel mehr gibt es daran aber nicht zu tun. Die klanglichen Ergebnisse sind konsistent überragend – erst recht mit dem maßgeschneiderten MC Apheta 3, das wir ausdrücklich dazu empfehlen. Nicht nur, weil es im Paket billiger ist, sondern weil es einen riesigen Hörspaß ohne technisch klingende Artefakte ermöglicht.
Hier kannst du den Rega Planar 10 sofort bestellen:
Technische Daten | |
Antrieb | Riemen, manuell |
Tonabnehmer ab Werk | Rega Apheta 3 |
Getestet mit: | Rega Apheta 3, Goldring Ethos SE, Vertere Black Sabre |
Tonarm | Alu, 9", gerade, mittelschwer |
Teller | Keramik, 2,6 kg |
Motor | AC Synchronmotor |
33 ⅓ / 45 / 78 RPM | Ja / Ja / nein (elektronische Umschaltung, 78 manuell) |
Anti-Skating einstellbar | Ja |
Höhenverstellbare Füße | nein |
Integrierter Phono-Vorverstärker | – |
Preis | ab 5.249 Euro / 6.599 Euro mit Apheta 3 |
Dir ist der Rega Planar 10 doch noch zu teuer? In unserer Bestenliste mit allen getesteten Plattenspielern findest du auch günstigere Modelle: