Rega Planar 1 im Test: Ernsthaft guter Einstiegs-Plattenspieler

- Antrieb
- Riemen, manuell
- Tonabnehmer ab Werk
- Rega Carbon (MM)
- Motor
- AC, 24V
- 33 ⅓ / 45 / 78 RPM
- Ja / Ja / – (manuell)
- Anti-Skating einstellbar
- Ja, fix
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- –
- Preis
- 399 Euro (449 Euro in Walnuss-Finish)
Einfacher geht ernst zu nehmender Vinylklang wohl kaum. Der Rega Planar 1 begeistert mit dynamischen Klang, der auf Anhieb Spaß macht. Bist du auf Fine-Tuning aus, investierst du aber lieber in den Planar 2.
- Enorm lebendiger, unkomplizerter Klang
- Schnell und problemlos aufzubauen
- Mit Originalnadel sehr günstige Betriebskosten
- Wenig Einstellmöglichkeiten
Der Rega Planar 1 ist der günstigste serienmäßige Plattenspieler der englischen HiFi-Schmiede. Dennoch soll der kleine Dreher deutlich mehr Klangpotenzial haben, als andere Einstiegs-Plattenspieler. Wir haben uns den Planar 1 in unserer Redaktion genaustens angeschaut und verraten dir, wann er genau das Richtige für dich ist.
Den Rega Planar 1 gibt es in verschiedenen Ausführungen:
Rega: Lokal und nachhaltig
Ob du 400 Euro noch als Einstiegs-Budget empfindest oder nicht, hängt natürlich von individuellen Faktoren ab. Für Rega liegt hier aber die klare Untergrenze. Noch günstiger lässt sich ein Spieler nicht bauen, wenn er den mechanischen, aber auch ethischen Prinzipien der englischen Firma genügen soll. Dazu gehört, dass jeder Rega komplett am Firmensitz in Southend-On-Sea von Hand gebaut, geprüft und verpackt wird.

Und dass auch die Zulieferer bevorzugt aus der Nachbarschaft, aus England oder zumindest Europa stammen. Das betrifft auch nebensächlich wirkende Teile wie Riemen, Filzmatten, Acrylhauben, Steckertrafos – oder Kugellager, die beim Planar 1 vom deutschen Mittelständler Igus stammen. Diese regionale und nachhaltige Ausrichtung fließt in den Preis mit ein, wirkt sich aber auch direkt auf die Qualität der Rega-Spieler aus. Und zwar ausdrücklich bis hinunter zum kleinsten Modell. Mit dem wir folglich im Hörraum viel Spaß hatten.
Rega Planar 1 im Hörtest: Klang wie aus einem Guss
Selten klingen nagelneue Plattenspieler auf Anhieb so stimmig und im positiven Sinn unauffällig, wie das der Planar 1 vormacht. Einen hochwertigen Phonoeingang vorausgesetzt, erweckt er neue wie alte Platten, gute wie schlechte Pressungen, audiophilen Jazz wie Garagenrock gleichermaßen überzeugend zum Leben. Rock profitiert von dem schönen, singenden Bass, der den Rega auch von vielen Mitbewerbern seiner Preisklasse abhebt. Klassik und Jazz beeindrucken mit stabiler, wenn auch nicht zentimetergenauer Räumlichkeit und überraschend sauberer Abtastung. Im Hochton wirkt der Spieler trotz der einfachen Nadel also keineswegs dunkel, sondern ausgewogen und sauber.

Ein direkter Konkurrent des Planar 1 wäre der New Horizon 121. Unser Exemplar haben wir mit der weicheren AT91-Nadel und einer Rega-Filzmatte getunt. Das kostet den Gegenwert von ein, zwei LPs und bringt die beiden Laufwerke aus England respektive Italien auf Augenhöhe. Wir ziehen den Rega im direkten Vergleich trotzdem vor. Mit Sincerely, Future Pollution von Timber Timbre bringt er gleich beim ersten Track noch etwas mehr Druck in den Bass. Er spielt aber nicht nur druckvoller, sondern auch noch dynamischer. Jede Art von musikalischer Betonung scheint via Rega deutlicher, dramatischer aus dem Mix hervorzuspringen. Und das wohlgemerkt mit praktisch baugleichen Tonabnehmerbestückung.
Tonabnehmer-Tuning kann zweischneidig sein
Laute, hochtonreiche Stücke nahe dem Labelbereich einer Schallplatte gelten traditionell als Herausforderung für Tonabnehmer und Tonarm: Der nach innen abnehmende Radius bedeutet auch abnehmenden Umfang. Bei konstanter Drehzahl zieht die Rille weiter innen also langsamer an der Nadel vorbei. Das macht die Kurven, die die Nadel bewältigen muss, zu immer enger werdenden Serpentinen. Den einfachen sphärischen Nadeln wird das irgendwann zu eng, der Hochton wird dann diffus und manchmal auch unsauber.

Das Rega-System – wie auch das baugleiche AT91 im New Horizon – lässt sich diese Grenzen aber fast nicht anmerken. Es tastet subjektiv stets sauber ab, vereinfacht die obersten Höhen dabei zwar etwas, wirkt im Gegenzug aber auch nie überfordert. Platten mit wirklich intakter Dynamik, etwa der aberwitzige Indie-Country auf Still Lookin‘ Good To Me von The Band Of Blacky Ranchette, füllen via Planar 1 den Hörraum so prall mit Leben, dass normales HiFi-Vokabular verblasst.
Um den letzten Tick Hochton-Definition herauszuholen, gibt es diverse Upgrade-Nadeln für das Rega Carbon, die dessen sphärische Nadel durch elliptische, hyperelliptische oder sogar Line-Contact-Diamanten ersetzen. Aber nicht immer ist das Resultat so stimmig, der Übergang zwischen Mitten und Höhen so bündig wie mit der Originalnadel. Alternativ kannst du auch den ganzen Tonabnehmer wechseln – ein Ortofon 2M Blue wäre ein sehr edel und sauber klingendes Tauschsystem, alternativ ein Audio-Technica VM95SH mit dem feinen, langlebigen Shibata-Schliff.

Die Grundlagen für solche etwas höherwertigen Systeme sind beim Planar 1 gegeben. Der Arm bietet zwar nur wenige Einstellmöglichkeiten, ist aber verwindungssteif aufgebaut und spielfrei gelagert. Und das Laufwerk, so minimalistisch es erscheint, rotiert beeindruckend geräuscharm und tempostabil.
Wie sich der Rega Planar 1 im Vergleich zu seinen Artgenossen schlägt, verrät dir unsere Bestenliste:
Rega Planar 1: Technischer Aufbau und Praxis
Der Planar 1 ist im Grunde eine Economy-Version des legendären, 200 Euro teureren Rega Planar 2. Mit diesem teilt der Einser das aus einem schlichten MDF-Brett geschnittene Chassis, das auf drei griffig-straffen Gummifüßen steht. Das MDF trägt beim aktuellen Modell eine matte Strukturbeschichtung, während der Zweier in Hochglanzlaminat antritt. Hier wie da gleich: der fest mit dem Chassis verbundene 24-Volt-Synchronmotor, der den Innenteller über einen Rundriemen antreibt.
Auch der Riemen übrigens ein Rega-Eigengewächs, gefertigt auf Rega-eigenen Werkzeugen bei einem britischen Gummispezialisten. Der Motor hat eine zweistufige, präzise aus Alu gedrehte Riemenscheibe. Von 33 auf 45 wechselst du, indem du den Riemen manuell von der kleinen auf die größere Stufe springen lässt. Dazu musst du den Teller samt Matte abnehmen – was aber nur Sekunden dauert.

Der Teller ist der offensichtlichste Unterschied zwischen Rega Planar 1 und 2: Letzterer lässt einen klaren Glasteller kreisen. Beim Planar 1 besteht das Bauteil aus hartem, formbeständigem Phenolharz. Ein Gussteil also, ebenfalls „Made in England“, aber längst nicht so teuer wie der geschnittene und geschliffene Glas-Rundling. Das Lager für diesen Teller entspricht exakt dem des Planar 2. Nur wird es beim Planar 1 wegen des leichteren Tellers noch weniger belastet. In beiden Fällen gilt: Soviel, dass Stahlachse oder Messingbuchse merklich verschleißen, kannst du dein Leben lang nicht hören.
Nur auf den ersten Blick gleich: Der Arm
Als Tonarm trägt der Planar 1 den Rega-eigenen RB-110. Der entsteht Seite an Seite mit dem RB-220 des großen Bruders, mit der gleichen Sorgfalt und den gleichen deutschen Kugellagern. Allerdings schwenkt er kein einteiliges Rohr aus Aluguss, wie es zum Markenzeichen der größeren Modelle wurde. Sondern eine dreiteilige Konstruktion, die bedeutend einfacher zu fertigen, aber auch einen Tick weniger steif ist. Das Headshell besteht aus (sehr dickwandigem) Kunststoff, der Rest aus Aluminium.

Und noch einen Unterschied gibt es zum Planar 2: Zwar verfügen beide Spieler über ein magnetisches, berührungsfrei arbeitendes Antiskating. Doch ist dieses beim Planar 1 fest eingestellt und nicht ohne Weiteres veränderbar. Das ärgert fortgeschrittene Feintuning-Fans, die die Verstellung zum Teil sogar im DIY-Verfahren nachrüsten. Pragmatiker und Einsteiger dagegen sind ganz froh darüber: Ein Parameter weniger, den du bedenken musst oder versehentlich verstellen kannst.
Als Serien-System bringt der Planar 1 das Rega Carbon mit. Ein MM-Abtaster mit sphärischer Diamantnadel, der auch im Planar 2 zur Grundausstattung gehört. Und der als einziges Rega-System nicht bei Rega selbst gefertigt, sondern von Audio-Technica zugeliefert wird. Namensgebend für das Carbon ist sein Nadelträger aus kohlefaserverstärktem Kunststoff. Den finden wir so auch in preiswerten Audio-Technica-Modellen wie dem AT91 oder dem AT3600L.

Das erstere ist in unseren Tests weder technisch noch klanglich vom Carbon zu unterscheiden. Wenn du ihre quietschgelbe Farbe und den fehlenden Rega-Aufdruck tolerieren kannst, bietet sich die 91er Nadel somit auch als noch etwas preiswerterer Ersatzeinschub für das Carbon an. Aber auch mit dem 30-Euro-Original liegen die Kosten pro Betriebsstunde mit einem Planar 1 angenehm niedrig.
Im Handumdrehen aufgebaut und spielbereit
Beim Auspacken geht alles sehr zügig. Der Tonabnehmer ist bereits montiert, der Riemen schon aufgelegt, der Subteller steckt im Lager. Einen kleinen Papp-Distanzstreifen musst du herausziehen, der verhindert, dass die Tellerachse während des Transports auf den Lagerspiegel hämmert. Einmal aus der Folie befreit, kannst du den Rega-typisch leichtgewichtigen Spieler auf seinen Arbeitsplatz stellen, ein paar Klebebandsicherungen entfernen und den Teller auflegen.

Angeschlossen wird der P1 über ein fest am Spieler angebrachtes Cinch-Kabel von recht dünner Lakritz-Qualität. Das aber perfekt seinen Zweck erfüllt, solange du nicht ständig grob daran herumzerrst. Und nein: es bringt nichts, dieses Kabel gegen ein teures, dickes, steifes zu tauschen. Das leitet elektrisch kaum besser, dafür aber mechanisch – bei einem Teil, das direkt mit Arm und Zarge verbunden ist, keine gute Idee.
Kleiner Tipp: Investiere in eine Wandhalterung
Was sich im Zusammenhang mit Rega-Spielern wirklich lohnt, ist ein Wandhalter. Das muss bei einem 400-Euro-Spieler wie dem P1 auch nicht der 200 Euro teure Rega Wall sein. Wenngleich der sehr elegant gemacht ist und überragend funktioniert. Stattdessen kannst du dir aber auch eine stabile Bastellösung ausdenken. Hauptsache, der Dreher ruht nachher an einer tragenden (oder zumindest stabilen) Wand. Davon profitiert die Trittschallsicherheit – obwohl die für einen steifen Spieler auch so schon überraschend gut ist.

Was auch profitiert, ist der Klang. Und der Bedienkomfort, weil du endlich nicht mehr verkrümmt vor dem Spieler kauern musst, um eine Platte aufzulegen. Was immer du aber letztlich als Aufstellfläche auswählst: schau, dass sie exakt horizontal ist. Der Spieler selbst hat nur feste, nicht verstellbare Füße und muss andernfalls mit Bierfilzen, CDs oder ähnlichem Unterlegmaterial nivelliert werden. In unserem Ratgeber haben wir dir weiteres praktisches Zubehör für deinen Plattenspieler zusammengetragen.
Alltag mit dem Planar 1
Rotiert er einmal auf seinem Rackboden, Side- oder Wandboard, wird der Rega schnell zum absolut zuverlässigen, intuitiv bedienbaren Musikpartner. Der die HiFi-Welt jeden Tag aufs Neue ein bisschen auf den Kopf stellt. Denn gegen seine ungestüm dynamische Spielfreude wirkt so manches High-End-Laufwerk fast schon als Spaßbremse. Auch das Handling kann sich sehen lassen: Der Teller startet wegen seines geringen Gewichts fast verzögerungsfrei. Der Tonarmlift arbeitet akkurat und wackelfrei. Die Auflagekraft (empfohlen fürs Carbon: 2,5 g) stimmt ohne Waage oder Skala auf zwei Hundertstel genau. Einfach indem du das Gegengewicht hinten auf den Arm aufsteckst und bis zum Anschlag nach vorne schiebst. Und auch die Geschwindigkeit passt, mit gerade mal einem viertel Prozent über Soll.

Der Stressfaktor Drehzahlumschaltung wird vielfach überschätzt: Den Teller abzunehmen ist der gleiche Bewegungsablauf wie das Abnehmen einer Platte, und auch retour genauso unkompliziert. Der Riemen braucht dann nur einen kleinen Schubs auf die passende Ebene des Stufenrads. Wenn du vorher Pommes gegessen hast, solltest du dir vielleicht vorher die Finger waschen, aber das tust du ja eh, bevor du deine Platten handhabst.
Fazit zum Rega Planar 1: Mehr als bloß ein Einstieg
Der Rega Planar 1 bringt bereits alle Klangeigenschaften seiner größeren Verwandten mit – mit erstaunlich geringen Abstrichen. Das macht diesen erschwinglichen Spieler zu dem Rega-Modell mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Unkompliziert ist hier nicht nur der Aufbau, sondern auch der Klang: Mit dem Planar 1 geht der Spaß nur wenige Minuten nach dem Auspacken los. Und hält danach viele Jahre an, weil ein so stimmiger Spieler praktisch nicht altert.
Hier kannst du den Rega Planar 1 direkt bestellen:
Technische Daten | |
Antrieb | Riemen, manuell |
Tonabnehmer ab Werk | Rega Carbon (MM) |
Tonarm | Rega RB-110, 9", statisch balanciert |
Teller | Phenolharz, 630g, auf angetriebenem Subteller |
Motor | AC, 24V |
33 ⅓ / 45 / 78 RPM | Ja / Ja / – (manuell) |
Anti-Skating einstellbar | Ja, fix |
Höhenverstellbare Füße | – |
Integrierter Phono-Vorverstärker | – |
Preis | 399 Euro (449 Euro in Walnuss-Finish) |
Dein Verstärker hat keinen Phono-Eingang? Wir haben auch einige Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker getestet: