Ortofon 2M Blue im Test: Ein großer Schritt für den Klang

- Funktionsprinzip
- MM
- Ausgangsspannung
- 5,5 mV (1000Hz, 5cm/sec)
- Gewicht
- 7,2 g
- optimaler Arm
- mittelschwer
- Material Nadelträger
- Aluminium, hohl
- Preis (UVP/Straßenpreis)
- 230 / 200 Euro
Analogplatten klingen mit dem 2M Blue verblüffend modern und zugleich authentisch. Suchst du schummrigen Schönklang, wirst du anderswo eher glücklich. Neutrale, präzise Wiedergabe dagegen gibt es hier zu einem wirklich fairen Preis.
- Hohe Auflösung, zugleich unaufdringlich-stimmiger Ton
- Sehr verzerrungs- und verfärbungsarme Abtastung
- Nicht für jeden Phonoeingang gleich gut geeignet
Der Ortofon 2M Blue stellt den ersten Upgrade-Schritt in Ortofons populärer 2M-Baureihe dar. Er kostet glatt das Doppelte seines kleinen Bruders 2M Red, scheint laut Datenblatt aber technisch sehr ähnlich zu sein. Was ist da los? Lohnt sich der deutliche Mehrpreis? Wir haben den 2M Blue einem ausführlichen Hörtest unterzogen – inklusive direkter Vergleiche zum 2M Red und zu preislich vergleichbaren anderen Systemen.
Den Ortofon 2M Blue kannst du hier günstig bekommen, mit der Ersatznadel kannst du auch einen vorhandenen 2M Red aufrüsten:
Ortofon 2M Blue im Hörtest: Klar und neutral kommt weiter
Rein stückzahlenmäßig kann der 2M Blue dem Ortofon 2M Red natürlich nicht das Wasser reichen. Schon allein, weil er viel seltener als Werksbestückung von Komplettspielern zum Einsatz kommt. Manchmal aber doch: Thorens etwa verkauft den gehobenen Direktantriebler TD 403 DD serienmäßig mit dem charakteristisch kornblumenblauen MM-System. Eine exzellente Wahl, wie wir bei unserem Test dieses Spielers feststellten.

Was dem Thorens-Arm recht ist, müsste dem Technics-Arm genauso gefallen. Unser Technics SL-1210 Mk7 vertrug sich tatsächlich ganz exzellent mit dem Ortofon 2M Blue. Wir haben das System aber auch schon in Rega-Armen und sogar in einem ultravornehmen Linn Ekos überragend gut spielen gehört. Im Ekos diente das Blue als Arbeitstier zur Digitalisierung einer größeren Zahl LPs. Die resultierenden Aufnahmen sind – sofern es nicht gerade knistert – nicht von Streams aus digitalen Quellen zu unterscheiden. Keine Unsauberkeiten, keine tonalen Abweichungen verraten den Vinyl-Ursprung der Musik. Das ist die größte Stärke des 2M Blue: Er klingt verblüffend neutral, unverfärbt und verzerrungsarm. Er überzeugt nicht durch Klischee-Analogsound, sondern durch Ehrlichkeit – und lässt gute Platten damit noch besser, Analoges noch analoger klingen.

Blue versus Red? Ein unfairer Vergleich.
Der Blue ist exakt gleich laut wie der Red, was den Vergleich begünstigt. So können Pegelunterschiede nicht in besseren oder schlechteren Klang, mehr oder weniger Dynamik fehlinterpretiert werden. Im Bass arbeitet der Blue genauso druckvoll und treibend wie sein preiswerterer Bruder, und doch wirkt er oft einen Hauch schlanker. Gerade im oberen Bass gewinnt die Musik dadurch an Transparenz: Während der Red einfach großzügig, aber auch etwas nachlässig Grundton austeilt, wird das Oberbass-Gewebe mit dem Blue durchhörbarer, reicher an Varianten und feinen Strukturen. Das ist eindeutig besser, auch wenn mittelprächtige Rockplatten davon nicht dramatisch profitieren. Mit guten, dynamisch intakten Produktionen geht dagegen beim Wechsel zum Blue die Sonne auf.
Wie der Ortofon 2M Blue im Vergleich mit anderen von uns getesteten Tonabnehmern abschneidet, erfährst du in unserer Bestenliste:
Eine ganz andere Klasse hat der 2M Blue schließlich in puncto Hochtonauflösung und Klangfarbenreichtum. Die Artikulation einer Gesangsstimme, das Gleiten von Fingern über Gitarrensaiten, die Schwebungen im Ausklingen eines Konzertflügels – das alles ist hier einfach lebendiger, näher und eindringlicher als mit dem günstigeren Red. Auch dunkelt die Musik beim teureren Tonabnehmer Richtung LP-Seitenende nicht so deutlich ab wie mit dem preiswerteren System.
Ein klares Indiz, dass die Nadel des Blue präziseren Kontakt zu den Rillenflanken hält. Und diesen auch in sehr anspruchsvollen Situationen nur sehr widerwillig aufgibt. Irgendwann passiert das natürlich doch. Die exotischen Line-Contact- und hyperelliptischen Schliffe wurden ja nicht zum Spaß entwickelt. Aber auch die haben nicht nur Vorteile und müssen erstmal so stimmig und ungekünstelt musizieren, wie es der Blue mit 95 Prozent aller Pressungen hinbekommt.

Ortofon 2M Blue: Technik und Praxis
Technisch ähnelt der Blue dem Red wie schon erwähnt stark: Es ist ein relativ lautes MM-System, das bei Norm-Vollaussteuerung großzügige 5,5 Millivolt Signalspannung ausgibt. Damit kommen auch etwas weniger rauscharme MM-Phonoeingänge gut zurecht, und der Pegelsprung beim Umschalten auf CD ist nicht ganz so krass. Ganz vermeiden lässt er sich nicht, aber daran ist streng genommen nicht der „zu leise“ Plattenspieler schuld, sondern der zu laute CD-Spieler.
Wie beim Red ist die Nadel des Blue elliptisch geschliffen und weist mit 8 respektive 18 µm auch exakt die gleichen Verrundungsradien auf. Beim Blue besteht jedoch der gesamte Abtaststift aus Diamant und nicht nur dessen unterste Spitze. Eine solche „nackte“ Nadel ist leichter und zugleich langlebiger als der bonded-elliptische Diamant des Red. Zudem erhält sie – weil es sich hier eben lohnt – einen noch präziseren Schliff und eine noch feinere Politur als der bonded-Diamant im Red.

Problemlose Montage dank integrierter Gewinde
Tonabnehmer montieren kann frustrierend sein. Beim Blue macht es fast schon Spaß – weil der große Systemkorpus gut zu greifen ist, der Nadelschutz nicht einfach abfällt und die Schrauben fast von selbst in die festen Gewinde an der Oberseite finden. Im Linn Ekos ist allerdings etwas Feinarbeit mit den Anschlussdrähtchen nötig, weil dessen Headshell sehr knapp geschnitten ist und der ausladende 2M-Quader um ein Haar nicht hineinpasst. Aber nur um ein Haar.
Justagefehler verzeiht das Blue noch weniger als das Red. Dafür bekommst du aber auch klarere Rückmeldungen, wenn du zum Beispiel Antiskating oder Armhöhe (alias VTA) nach Gehör einstellen willst. Wenn das Blue zu hell und zischelig klingt, kontrolliere unbedingt auch den Azimuth und versuche auch mal ein Grad links oder rechts der exakten Parallelstellung. Korrekt justiert spielt das 2M Blue auf angenehme Weise hochauflösend, nie aber giftig oder schrill.

Unser Testfazit zum Ortofon 2M Blue: Wenig Sound, viel Musik
Wenn du einfach einen ehrlichen, kompetenten Tonabnehmer ohne Zicken oder Soundeffekte suchst, wirst du mit dem Ortofon 2M Blue hochzufrieden sein. Wichtig sind jedoch gute Justage in allen Ebenen, ein guter und präzise gelagerter Tonarm sowie nicht zuletzt ein guter Phono-Vorverstärker – dann spielt der Ortofon 2M Blue ungemein farbig und lebendig und insgesamt besser, als man es zu diesem Preis erwarten würde.
Den Ortofon 2M Blue kannst du hier günstig bekommen, mit der Ersatznadel kannst du auch einen vorhandenen 2M Red aufrüsten:
Technische Daten | |
Funktionsprinzip | MM |
Ausgangsspannung | 5,5 mV (1000Hz, 5cm/sec) |
Anschluss als | MM |
Spulenimpedanz | 1300 Ω, 700mH |
empfohlene Kapazität | 100 pF |
empfohlener Widerstand | 47 kΩ |
empfohlene Auflagekraft | 18mN |
Compliance | 20 µm/mN |
Gewicht | 7,2 g |
optimaler Arm | mittelschwer |
Material Nadelträger | Aluminium, hohl |
Nadelschliff | elliptisch 8/18µm, nacktes kristallorientiertes Stäbchen |
Lieferumfang / Zubehör | 2 Paar Schrauben, Bürste, Schraubendreher |
Besonderheiten | Auch als 2M Blue Verso für Verschaubung von unten erhältlich |
Preis (UVP/Straßenpreis) | 230 / 200 Euro |
Alle von uns getesteten Tonabnehmer findest du hier:
Was sagst du zum Ortofon 2M Blue? Eine gute Investition oder reicht dir das 2M Red aus? Welcher Plattenspieler dreht sich bei dir zu Hause? Schreib es uns in die Kommentare!