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Audio-Technica AT-VM95C im Test: Besser als sein Ruf?

Der Audio-Technica AT-VM95C ist der günstigste Tonabnehmer in der VM-Serie des Herstellers. Warum das Einstiegs-System dennoch nicht unterschätzen solltest, erfährst du in unserem Test.
HIFI.DE Test | Audio-Technica AT-VM95C Bild: Technics
Funktionsprinzip
MM
Ausgangsspannung
4 mV
Gewicht
6,1 g
optimaler Arm
mittelschwer - schwer
Preis (UVP/Straßenpreis)
39 Euro / 30 Euro
In Kürze
Das kleinste System der AT-VM95-Serie ist klanglich genauso unkompliziert wie in Handhabung und Justage. Damit ist es eine tolle, extrem preiswerte Besetzung für ältere Spieler – und ein guter Realitätscheck für ambitionierte Analogfans.
Vorteile
  • Sehr angenehmer, druckvoller Klang
  • gutmütig bei dünnen, komprimierten Aufnahmen
  • Zahlreiche Upgrademöglichkeiten durch Nadeltausch
Nachteile
  • wenig Auflösung bei schwierigen, dichten Aufnahmen
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Das Audio Technica AT-VM95C steht im Schatten seines Schwestermodells AT-VM95E: Nur 20 Euro teurer, bietet dieses eine bessere Hochtonabtastung und ist damit tatsächlich oft die bessere Wahl. Aber nicht immer. Das AT-VM95C hat einen altmodischen sphärisch geschliffenen Diamanten, und manchmal passt der einfach besser zum Spieler oder zum Hörgeschmack von dessen Besitzer*in.

Den Audio-Technica AT-VM95C kannst du hier günstig kaufen. Die passende Ersatznadel für bestehende Systeme findest du hier ebenfalls:

Immer wieder begegnet uns der Audiot Technica AT-VM95C auch als Serienausstattung in Komplettspielern wie dem Technics SL-100C. Weil es der günstigste Tonabnehmer der VM95-Serie ist, neigt man dazu, ihn gleich zu Anfang austauschen zu wollen. Und Händler schaffen das entsprechende Angebot, indem sie den Spieler gleich mit alternativen Tonabnehmer-Vorschlägen anbieten. Gerade das erwähnte Audio-Technica AT-VM95E ist da gerne gesehen. Das ist einerseits guter Service, andererseits aber auch etwas schade. Denn der AT-VM95C ist zwar preiswert, aber eigentlich exzellent gemacht und klanglich etwas ganz Besonderes. Zumindest hatten wir im Hörtest diesen Eindruck.

Audio-Technica AT-VM95C im Technics SL100C
Der Audio-Technica AT-VM95C ist als Erstbestückung nicht so häufig anzutreffen wie der VM95E, kommt aber zum Beispiel beim SL100C von Technics zum Einsatz. | Bild: Technics

Audio-Technica AT-VM95C im Hörtest: Warm, direkt, unkompliziert

Tonabnehmer wie den VM95C gibt es gar nicht so häufig. Wenn wirklich der günstigste Preis gefragt ist, nimmt man den Audio-Technica 3600L, der auch gar nicht schlecht ist, aber nur ungefähr die Hälfte kostet. So zum Beispiel beim Audio-Technica AT-LP60XBT geschehen. Im Vergleich ist der AT-VM95C also schon fast eine Luxuslösung: ein Tonabnehmer mit einfachem sphärischem Nadelschliff, aber ein gut gemachter.

Wir haben ihn im SL-100C gehört, aber auch in einem unserer allerbesten Plattenspieler, dem Linn LP12 mit Tonarm Linn Ekos. Die letztere Kombination klingt dann gar nicht mehr billig, sondern sonor, kraftvoll und cremig-mild. Ein Sound, der gar nicht den Anspruch erhebt, das letzte Detail aus der Rille zu heben, und der folglich damit auch nicht scheitern kann. Stattdessen lenkt das Audio Technica AT-VM95C die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche: Rhythmus, Melodie und Dynamik bekommen durch diese Konzentration eine große, selbstverständliche Überzeugungskraft.

Audio-Technica AT-VM95C System von unten, blauer Nadeleinschub
Blaues Wunder: Der Audio Technica AT-VM95C klingt kräftiger und musikalischer, als man angesichts seines Preises zu hoffen wagt. | Bild: Audio-Technica

Klar, dass nicht alles optimal ist. Ein klassisches Argument für bessere Nadelschliffe sind zum Beispiel S-Laute, die generell als schwer abtastbar gelten. Das liegt einerseits an ihrem starken Gehalt an hohen Frequenzen, die vor allem weiter innen auf der Platte für enge, steile Rillenauslenkungen sorgen. Da kann eine eher stumpfe Nadel irgendwann einfach nicht mehr folgen und rutscht über die feinsten Kurven dann einfach hinweg. Andererseits fallen Fehler bei S-Lauten besonders deutlich auf, weil unser Gehör nun mal von Geburt an auf menschliche Sprache kalibriert ist.

Wie der Audio-Technica AT-VM95C im Vergleich zu anderen von uns getesteten Tonabnehmern abschneidet, findest du in unserer Bestenliste heraus:

Mut zur Lücke statt falschem Ehrgeiz

Der Audio Technica AT-VM95C lässt Stimmen also etwas weicher, weniger deutlich artikulieren. Und schält die Sängerinnen und Sänger auch nicht ganz so plastisch aus der akustischen Umgebung heraus, wie das vornehmere Systeme können. Was der 95C dagegen nicht macht, ist, sich mit der Hochtonauflösung zu übernehmen und dann zischelnd-schrill zu nerven. Hochton-Informationen, die seine Fähigkeiten übersteigen, lässt das System einfach sehr diskret unter den Plattenteller fallen. Unsaubere Sibilanten oder unschön aufschäumende Schlagzeugbecken treffen wir in seinem Klang jedenfalls seltener an als in so manchem teureren System.

Audio-Technica AT-VM95C in Headshell
Baukastensystem: Der metallgeschirmte Korpus und die darin befindlichen Spulen sind bei allen VM95-Modellen gleich. Den Unterschied machen die farbigen Nadeleinschübe. Aus dem blauen 95C kann also jederzeit per Nadeltausch ein grünes E, gelbes EN, rotes ML oder braunes SH werden. | Bild: Audio-Technica

Der bärig-warme Groove, den der Audio-Technica mit ganz normalen Rockplatten entfaltet, ist nicht alltäglich. Nicht selten vermissen Audiophile, die sich längst ans andere Ende der Preisskala vorgearbeitet haben, genau diese ganzheitlich-stimmige Note bei ihren teuren Edelsystemen. Da ergibt ein AT-VM95C vielleicht nicht als dauerhafter Ersatz, aber doch als eine Art klanglicher Kompass Sinn: Er präsentiert zuverlässig die musikalischen Grundsäulen in genau dem richtigen Verhältnis. Dazwischen passen beliebige Verfeinerungen, die natürlich ihr Geld wert sein können. Durch Realitätschecks gegen den AT-VM95C merkst du aber schnell, wenn ein vermeintliches Upgrade in die falsche Richtung gehen könnte. Und nebenbei macht der MM-Tonabnehmer auf Partys einfach einen Riesenspaß, bei sehr überschaubarem Schadensrisiko, falls mal ein Missgeschick passiert.

Audio-Technica AT-VM95C: Technischer Aufbau und Praxis

Der AT-VM95C ist ein Moving Magnet-Tonabnehmer mit Audio-Technicas charakteristischem VM-Generator. Diese Bauweise verwendet zwei V-förmig angeordnete Stabmagnete, von denen jeder für einen Kanal zuständig ist. Als Vorteil gegenüber der Bauweise mit nur einem Magneten führt der japanische Hersteller eine bessere Trennung der Stereokanäle und geringere Verzerrungen an. Um nicht schwerer als ein Einzelmagnet zu werden, müssen die V-Magnete jeweils etwas kleiner sein. Die Ausgangsspannung leidet darunter aber nicht, weil im Gegenzug die Luftspalte der beiden Signalspulen enger und präziser fokussiert sein können.

Audio-Technica AT-VM95C Systemaufbau
Innenleben eines VM95-Systems: Zwei dicke Spulen aus Kupferdraht wandeln die mikroskopischen Bewegungen der beiden Magneten in Signalströme um. | Bild: Audio-Technica

Bewegt wird die V-Armatur von einem hohlen Aluminium-Nadelträger, an dessen vorderem Ende eine sphärisch geschliffene, gefasste Diamantnadel sitzt. Der sphärische Schliff liegt in der Rille wie eine polierte Kugel mit 36 Mikrometern Durchmesser (oder einem Verrundungsradius von 18 µm). Das ist für allerhöchste Frequenzen schon etwas knapp, hat aber in der Praxis durchaus auch Vorteile. Zum Beispiel reagiert das System sehr gutmütig auf kleine Fehler in der Ausrichtung zur Rille. Azimuth, VTA, Kröpfung und Überhang müssen schon sehr weit daneben liegen, damit der C-Diamant (das C steht für „conical“, ein Synonym für den sphärischen Schliff) wirklich unwirsch reagiert.

Audio-Technica AT-VM95C – Testfazit

Mit seinen ins Gehäuse integrierten Metallgewinden ist der AT-VM95C sehr bequem zu montieren. Eigengewicht und Nadelnachgiebigkeit liegen in der goldenen Mitte und der Preis macht den Deal perfekt: Der günstige Audio-Technica Tonabnehmer gehört in jeden ambitionierten Analoghaushalt, als Alternative und Vertretung für teurere Systeme. Oder zur Rückbesinnung auf den einfachen, guten, ganzheitlichen Analogsound ohne High-End-Ambitionen.

HIFI.DE Testsiegel Tonabnehmer Audio-Technica AT-VM95C 6.8

Hier geht’s zum Angebot des Audio-Technica AT-VM95C:

Technische Daten
Funktionsprinzip MM
Ausgangsspannung 4 mV
Anschluss als MM
Spulenimpedanz 485 Ω / 550 mH
empfohlene Kapazität 100-200 pF
empfohlener Widerstand 47 kΩ
empfohlene Auflagekraft 20 mN
Compliance 17 µm/mN
Gewicht 6,1 g
optimaler Arm mittelschwer - schwer
Material Nadelträger Aluminium
Nadelschliff sphärisch, 15 µm
Lieferumfang / Zubehör Schlitzschrauben in zwei Längen
Besonderheiten
Preis (UVP/Straßenpreis) 39 Euro / 30 Euro

In unserer Bestenliste findest du alle von uns getesteten Tonabnehmer:

Was sagst du zum günstigen Einstieg in Audio-Technicas VM-Serie? Welcher Tonabnehmer kommt bei dir zum Einsatz? Schreib es uns in die Kommentare!

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