Plattenspieler und jetzt? Brauche ich einen Phono-Vorverstärker?

Schallplatten hören ist ein tolles Hobby – und eines, das immer beliebter wird. Jetzt hast du dir auch einen Plattenspieler geholt und möchtest endlich selbst loslegen. Aber halt: War da nicht etwas mit einem Phono-Vorverstärker? Brauche ich den zwingend, um meine Platten hören zu können? Die kurze Antwort: Ja. Aber keine Panik! In vielen Fällen musst du dennoch keinen Cent mehr ausgeben.

Was ist ein Phono-Vorverstärker und warum brauche ich ihn?
Das Signal der Nadel auf ihrem Weg durch die Schallplattenrille ist deutlich leiser als das eines CD-Players. Beide kommen bei deinem HiFi-Verstärker als analoges Signal an. Damit du die Musik auf deiner Platte überhaupt hören kannst, muss das Signal zwischen Plattenspieler und Verstärker bereits vorverstärkt werden. Also auf ein ähnliches Level angehoben werden, wie das eines CD-Players.

Signale vom Plattenspieler: Nicht nur leiser, sondern auch verzerrt
Dafür brauchst du einen Phono-Vorverstärker. Aber nicht nur das. So ein Phono-Preamp hat noch weitere Aufgaben. Beim Schneiden der Schallplatte, dem Prozess also, bei dem die Musik in die Rille kommt, muss möglichst viel Platz gespart werden, um möglichst viele Tracks auf den beiden Seiten der Vinylscheibe unterzubringen. Um das zu erreichen, werden tiefe Töne nicht so laut aufgezeichnet wie hohe Töne. Das ganze passiert nach einer Norm, die bereits 1952 von der Recording Industry Association of America (RIAA) festgelegt wurde.

So passt zwar mehr Information in die Rille, das Lied klänge so aber komplett falsch, wenn man es einfach so abspielen würde. Der Phono-Vorverstärker muss das Signal also auch wieder „entzerren“, die RIAA-Kurve also wieder umkehren. Aus diesem Grund spricht man statt von einem Phono-Vorverstärker auch von einem Phono-Entzerrer.
Neugierig geworden? Alle von uns getesteten Phono-Vorverstärker findest du in unserer Bestenliste:
Brauche ich einen Phono-Vorverstärker? Vielleicht hast du ihn schon.
Du siehst also, dass du auf jeden Fall einen Phono-Vorverstärker brauchst, wenn du Platten hören möchtest. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du bereits einen besitzt – vielleicht sogar ohne es zu ahnen. Bis in die 90er-Jahre gehörte es zum guten Ton, dass ein Verstärker einen Phono-Eingang besaß. Mit dem Vinylboom der letzten Jahre kommt dieses Feature zurück. Die meisten aktuellen HiFi-Verstärker und sogar viele AV-Receiver verfügen längst wieder über einen Phono-Eingang.

An diesen Eingang kannst du dann deinen Plattenspieler anschließen. Am Verstärker erkennst du den passenden Eingang meistens am Schriftzug „Phono“. Wir haben schon einige HiFi-Verstärker mit Phono-Eingang getestet:
MM oder MC? Dein Tonabnehmer ist entscheidend
Dass du auf die eine oder andere Weise auf jeden Fall einen Phono-Vorverstärker brauchst, haben wir ja bereits geklärt. Jetzt ist aber die Frage, welchen Preamp du tatsächlich benutzen musst. Denn es gibt verschiedene Arten von Entzerrungen, je nachdem, welche Art Tonabnehmer du verwendest.
Moving Magnet (MM) System – Der gute Standard
Die am weitesten verbreitete Art Tonabnehmer funktioniert nach dem Moving-Magnet-Prinzip. Hierbei bewegt der Diamant auf seinem Weg durch die Plattenrille einen winzigen Magneten. In unmittelbarer Nähe zum Magneten liegen kleine Metallspulen. Bewegt sich der Magnet an ihnen vorbei, entsteht eine elektrische Spannung. Das kann anschließend erst vom Vorverstärker entzerrt und vorverstärkt und dann von deinem Verstärker übernommen werden.
Moving Coil (MC) System – Teurer, aber auch präziser
Der Gegenentwurf zum Moving Magnet ist das Moving-Coil-System. Hier sind es die Spulen, die über das Trägerröhrchen mit dem Diamanten an dessen Spitze verbunden sind. So versetzt der Diamant die Spule in Schwingungen. Der Magnet ist diesmal fix mit dem Tonabnehmergehäuse verbunden. Ansonsten ist das Prinzip gleich: Die Spule bewegt sich, es entsteht eine Spannung. Im Unterschied zum MM-System sind die elektrischen Kräfte jedoch viel schwächer.
Das macht eine sehr hochwertige und rauscharme Vorverstärkung nötig. Für MC geeignete Phono-Vorverstärker haben meist einstellbare Eingangsimpedanzen zwischen 20 und 1000 Ohm. Viele gängige MC-Phono-Vorverstärker können auf MM-Betrieb umgeschaltet werden.

Achte also bei der Wahl deines Phono-Vorverstärkers immer gut darauf, dass er zu deinem Tonabnehmersystem passt. So ziemlich alle Phono-Preamps, die du in Verstärkern findest, sind MM-Vorverstärker. Es gibt aber auch Geräte, wie den Denon PMA-1700NE, die beide System unterstützen.
Phono-Vorverstärker im Plattenspieler
Statt in deinem Verstärker kann dein Phono-Pre auch in deinem Plattenspieler selbst stecken. Das ist besonders bei günstigeren Plattenspielern für 200 Euro der Fall. Es gibt aber auch hochwertigere Dreher, wie den Cambridge Audio Alva TT V2, die ihr Signal selbst entzerren können.

Wenn du dir nicht sicher bist, solltest du das auf jeden Fall überprüfen, bevor du deinen Plattenspieler anschließt. Sollte das Signal nämlich bereits intern vorverstärkt worden sein, darfst du den Dreher unter keinen Umständen in einen weiteren Phono-Vorverstärker – egal ob extern oder als Teil deines Verstärkers – stecken. Das Signal wäre dann doppelt verstärkt und könnte im schlimmsten Fall zu Schäden an deiner HiFi-Anlage, und deinen Ohren, führen.
In unserer Bestenliste haben wir dir alle von uns getesteten Plattenspieler mit eingebautem Phono-Vorverstärker zusammengefasst:
Fazit: Dann brauchst du einen Phono-Vorverstärker – und dann nicht
Wie du siehst, ist es in vielen Fällen nicht nötig, einen Phono-Vorverstärker zu kaufen. Oftmals ist er entweder bereits in deinem Verstärker oder deinem Plattenspieler verbaut. Erst wenn das nicht der Fall ist – oder dein Tonabnehmer nicht zum verbauten Vorverstärker passt – musst du aktiv werden. Es gibt bereits gute Phono-Entzerrer für unter 100 Euro, natürlich kannst du aber auch deutlich mehr Geld für dein HiFi-Equipment ausgeben. Wichtig ist nur, dass es sich für dich richtig anhört.