Startseite HiFi Elektronik Phono-Vorverstärker Pro-Ject Phono Box S2 Ultra im Test: Audiophiles Schatzkästchen

Pro-Ject Phono Box S2 Ultra im Test: Audiophiles Schatzkästchen

Pro-Ject ist dafür bekannt, tollen Klang in unscheinbare Gehäuse zu packen. Die Phono Box S2 Ultra soll keine Ausnahme sein. Wir haben den Phono-Vorverstärker getestet.
HIFI.DE Test | Pro-Ject Phono Box S2 Ultra
Eingänge
1x Cinch MM/MC
Audio-Ausgänge
1x Cinch
Abmessungen (BxHxT)
103 x 37 x 115 mm
Abschlusswiderstände
10 Ohm, 100 Ohm, 1.000 Ohm & 47.00 Ohm
Eingangskapazität
100 pF & 220 pF
Gain
40 dB, 43 dB , 60 dB & 63 dB
Gehäuse-Ausführungen
Schwarz und Silber
Preis
249 Euro
In Kürze
Preislich ist die Phono Box S2 Ultra kein wirkliches Einsteigergerät mehr. Aber auch nicht weit davon entfernt. Einmal angeschafft, kann dich die Ultra dank ihrer enormen Qualität aber sehr lange begleiten.
Vorteile
  • Klingt fein, strukturreich und sehr dynamisch
  • Flexibel konfigurierbar für MM und MC
  • Sehr kompakt ohne klangliche Kompromisse
Nachteile
  • MM/MC-Umschaltung erfordert etwas Mitdenken
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Die Pro-Ject Phono Box S2 Ultra entstammt der S2-Serie des österreichischen Herstellers. Mit dem Kürzel fasst Pro-Ject seine kleinsten Komponenten zusammen: HiFi, das auf einen Bierdeckel passt. Nicht wahllos irgendwo in Asien zugekauft, sondern von Grund auf selbst entwickelt und in Europa gefertigt. Das S2-Einheitsgehäuse, ein schlichtes, aber hochsolides Stück Aluprofil, spart Herstellungskosten, der Verzicht auf Pomp und Schnickschnack ebenso.

Dafür findet sich im Inneren der niedlichen Geräte oft erstaunlich erwachsene Technik. Die Phono Box S2 Ultra ist ein perfektes Beispiel: ein vollwertiger, MM- und MC-tauglicher Phono-Vorverstärker der Sonderklasse. Äußerlich ist sie nicht von ihrer zivilen Schwester ohne „Ultra“ zu unterscheiden. Ob sie die 70 Euro Aufpreis wert ist, klären wir in unserem Test.

Die Pro-Ject Phono-Box S2 Ultra gibt es in Schwarz und Silber hier zu kaufen:

Pro-Ject Phono Box S2 Ultra im Hörtest: Mitreißende Dynamik

Da die Phono Box S2 Ultra beide Systemarten verstärkt, haben wir für den Hörtest zwei Plattenspieler aufgebaut. Unser Well Tempered Simplex II bekommt dabei ein klassisches Low-Output MC-System von Sumiko, das Songbird Low. Als MM-Tonabnehmer dient der Vertere DG-1S mit seinem serienmäßigen Abtaster Vertere Magneto.

Pro-Ject Phono Box S2 Ultra Front schräg
Die Pro-Ject Phono Box S2 Ultra verspricht genialen Sound, sowohl an MM- als auch MC-Systemen.

Egal, welche Platte wir dann auf welchem Spieler auflegen, wiederholt sich immer wieder der gleiche Aha-Effekt: Am Anfang klingt die Phono Box S2 Ultra eigentlich ganz normal. Bis die Musik Fahrt aufnimmt, lauter, intensiver und komplexer wird. Dann lässt die Ultra andere Kompakt-Phonostufen mühelos weit hinter sich. Da wird die Musik zwar auch lauter. Aber lange nicht so dramatisch, so substanziell und klar durchstrukturiert wie mit der Ultra.

Go Dig My Grave von den irischen Folk-Avantgardisten Lankum ist so ein Track, der für volle Wirkung nicht nur einen Topspieler, sondern auch eine Phonostufe wie die Ultra braucht. Er fängt mit leisem Acapella-Gesang an und türmt sich in über acht Minuten zu einer akustischen Soundwalze auf, die den Hörraum erzittern lässt. Oder auch nicht. Denn selbst mit dem für sich genommen hervorragenden Musical Fidelity V90-LPS verliert diese Tour de Force im Vergleich etwas von ihrer Intensität.

Pro-Ject Phono Box S2 Ultra Rückseite Anschlüsse
Neben den typischen Ein- und Ausgängen findest du an der Phono Box S2 Ultra auch noch einen Knopf für den Subsonic-Filter.

Andere wirken daneben schon bei Radie Peats ersten Solostrophen eigenartig lethargisch und unterschlagen die herbe, bittere Kraft, mit der die Sängerin ihre Worte auflädt. So kann auch der Lehmannaudio Black Cube Statement – obwohl noch mal 50 Euro teurer – die komplizierte Klanglandschaft nicht ganz so sauber aufdröseln.

MM und MC auf gleichem Niveau

Für die S2 Ultra ist es unerheblich, ob du ein MM- oder MC-System mit ihr betreiben willst: Lankum hatten wir auf dem MC-bestückten Spieler aufgelegt. Die nächste Platte dann wieder auf dem Vertere mit MM: Euphoria Season 2 Official Score von Labrinth. Eine Filmmusik zwischen Hip-Hop, Kammermusik und Gospel, mit riesiger Dynamik und rauschhaften Klangfarben. Hier zeigt der Phono-Vorverstärker von Pro-Ject mehr Struktur, einen direkteren, verbindlicheren Ton als der Kontrahent von Musical Fidelity. Das ist fraglos die dynamischere, neutralere, informativere Spielweise. Wobei der seidenweiche Auftritt des Musical keineswegs unattraktiv ist – gerade im Zusammenspiel mit dem spritzig-fein abgestimmten Vertere-MM.

Pro-Ject Phono Box S2 Ultra Detail linke Front
Nur ein kleines Lämpchen verrät, dass die Pro-Ject Phono Box S2 Ultra eingeschaltet ist.

Im Vergleich zur normalen S2-Phonobox dominiert die Ultra jenseits jeglicher Geschmacksentscheidungen. Dynamisch können beide klingen, aber über die Ultra wirkt die Musik einfach offener, unverfärbter und prägnanter. Auch im Vergleich zum überragenden Cambridge Audio Alva Duo bietet die Phono Box S2 Ultra die interessanteren Feinstrukturen im Klang, lässt den Konkurrenten aber bei der Rauscharmut mit leisen MCs knapp den Vortritt. Mit dem Klang typischer Phonokästchen – wie beispielsweise der deutlich günstigeren Schwester Pro-Ject Phono Box E – hat das alles nichts mehr zu tun: Die Performance des Pro-Ject muss man sonst eher in ausgewachsenen, teuren Modellen suchen.

Neugierig geworden? Alle von uns getesteten Phono-Vorverstärker findest du in unserer Bestenliste:

Pro-Ject Phono Box S2 Ultra: Technischer Aufbau und Praxis

Die Besonderheit an der Ultra ist ihr komplett diskreter Aufbau. Statt zu den gebräuchlichen OP-Amp-ICs zu greifen, haben die Pro-Ject sämtliche Verstärkungsstufen also aus Einzelbauteilen aufgebaut. Die kleine Platine ist folglich mit Scharen von Einzeltransistoren, -widerständen und -kondensatoren bevölkert. Das erschwert das Schaltungslayout, erhöht die Bauteilkosten und erfordert mehr Entwicklungszeit.

Pro-Ject Phono Box S2 Ultra Netzteil
Für ein internes Netzteil wäre in der Pro-Ject Phono Box S2 Ultra kein Platz mehr gewesen. So ist eine eventuelle Störquelle aber auch möglichst weit vom Tonsignal entfernt.

Richtig umgesetzt, verspricht diese Bauweise aber noch verzerrungsärmeren Klang und jenes gewisse Etwas, eine Lebendigkeit und Direktheit, die Audiophile sehr schätzen. Äußerlich und auch in ihren Funktionen gleicht die S2 Ultra dagegen praktisch exakt ihrer IC-bestückten, preiswerteren Schwester ohne „Ultra“.

Das dickwandige, stabile Alu-Minigehäuse trägt vorn eine präzise gearbeitete Blende mit on/off-Tipptaste und blauem LED-Leuchtpunkt. Am Heck gibt es je ein Paar Ein- und Ausgangsbuchsen sowie eine griffige Erdungsklemme. Eine Drucktaste in der Mitte aktiviert ein Subsonic-Filter, das Membranflattern bei welligen Platten wirksam unterdrückt.

Pro-Ject Phono Box S2 Ultra Unterseite Mäuseklavier
Versteckt auf der Unterseite findest du zwei „Mäuseklaviere“. Mit deren kleinen Schaltern kannst du die Phono Box genau auf die Vorlieben deines Tonabnehmers anpassen.

Zur Umschaltung und Feinanpassung an unterschiedliche Systeme musst du die Vorstufe auf den Rücken drehen und dir einen kleinen Schraubenzieher schnappen. Damit kannst du dann an zwei DIP-Schalterreihen Verstärkungsfaktor, MM-Kapazität und MC-Widerstand ändern. Was welches Minischalterchen macht, ist daneben auf den Geräteboden aufgedruckt: Es gibt insgesamt vier Gain-Einstellungen (40, 43, 60 und 63 dB), zwei Kapazitätswerte für MM (100 und 220 pF) sowie vier Abschlusswiderstände (10, 100, 1000 Ω und 47 kΩ).

Nicht besonders komfortabel, dafür sehr vielseitig

Im Umgang mit den insgesamt 16 Minischaltern ist etwas Mitdenken erforderlich. Wenn du zum Beispiel von MC / 100 Ω auf MM wechseln willst, reicht es nicht, einen einzigen Schalter umzulegen. Du müsstest in dem Fall mindestens 60dB auf off, 40dB auf on und 100 Ω auf off schieben, und das zweimal, da kanalgetrennt. Dass Widerstand, Verstärkung und Kapazität unabhängig wählbar sind, hat aber auch Vorteile. So hindert dich auch niemand daran, bestimmte MCs, die das mögen, mit 47 kΩ zu betreiben.

Pro-Ject Phono Box S2 Ultra Seitenansicht mit Erdungsschraube
Die Erdungsschraube, hier rechts im Bild, fällt erfreulich groß aus.

Oder perfekte Bedingungen für Sonderlinge wie das Denon DL-110 zu schaffen. Das High-Output-MC spielt zwar auch an normalen MM-Anschlüssen mit 47 Kiloohm, profitiert aber von etwas niedrigerem Widerstand. An der Phono Box S2 Ultra kein Problem. Da haben wir kurz 43dB Gain mit 1000 Ohm kombiniert, um unser DL-110 (an einem Technics SL-1210 Mk7) ausgewogen und hochdynamisch in Bestform zu hören.

Fazit Pro-Ject Phono Box S2 Ultra

Das Superlativ-Wörtchen „Ultra“ ist zwar längst ganz unten angekommen, bei Waschmitteln und Zahnpasta. Pro-Ject verwendet es jedoch mit voller Berechtigung: Die Phono Box S2 Ultra definiert eindrucksvoll, wie viel Klangqualität im klassischen Phonobox-Format möglich ist. Sie ist ein exemplarischer Phono-Preamp, die sich konsequent aufs Wesentliche konzentriert und damit nicht nur in ihrer Größen-, sondern auch in ihrer Preisklasse Maßstäbe setzt.

HIFI.DE Testsiegel Phono-Vorverstärker Pro-Ject Phono Box S2 Ultra 8.3

Die Pro-Ject Phono-Box S2 Ultra Phono-Box S2 Ultra gibt es in Schwarz und Silber hier zu kaufen:

Technische Daten
Eingänge 1x Cinch MM/MC
Audio-Ausgänge 1x Cinch
Abmessungen (BxHxT) 103 x 37 x 115 mm
Abschlusswiderstände 10 Ohm, 100 Ohm, 1.000 Ohm & 47.00 Ohm
Eingangskapazität 100 pF & 220 pF
Gain 40 dB, 43 dB , 60 dB & 63 dB
Gewicht 0,4 kg
Gehäuse-Ausführungen Schwarz und Silber
Preis 249 Euro

Den passenden Plattenspieler für die Phono Box S2 Ultra findest du in unserer Bestenliste:

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