Gold Note Giglio im Test: Analoger Luxus aus Italien

- Antrieb
- Riemen, manuell
- Tonabnehmer ab Werk
- Optional
- Motor
- Synchronmotor mit DSP-Steuerung
- 33 ⅓ / 45 / 78 RPM
- Ja / Ja / Nein (elektronische Umschaltung)
- Anti-Skating einstellbar
- Ja
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- –
- Preis
- ab 5.490 Euro (Da Vinci +1.750 Euro)
Höchst eleganter, klanglich vornehm-neutraler Plattenspieler mit guter Dynamik und konturiertem Bass. Mit dem edlen, hauseigenen MC Da Vinci ist der Giglio auch höchsten Ansprüchen mühelos gewachsen.
- Elegantes Design, erlesene Verarbeitung
- Ausdrucksstarker, seidig-präziser Klang
- Sehr angenehme Handhabung, schöne Haube im Lieferumfang
- Nicht billig
Feines Material, geschmackssicheres Design, musikalischer Klang: Wenn du dich für einen Plattenspieler aus Italien interessierst, verbindest du damit vielleicht ähnliche Erwartungen wie an Möbel oder Automobile aus Milano oder Modena. Gold Note stammt aus dem Herzen der Toscana und baut dort luxuriöses HiFi. Zu dem seit Anbeginn der Marke vor etwa 15 Jahren stets auch analoge Laufwerke und Tonarme gehörten. Inzwischen ergänzt auch eine Auswahl eigener Tonabnehmer das Programm. Unser Testgerät stammt also in allen Komponenten aus einer Hand. Wie sich das auf den Klang auswirkt? Wir haben den Gold Note Giglio ausführlich getestet.

Das Laufwerk Giglio gibt es serienmäßig mit dem Tonarm B-5.1. Optional kannst du jeden Gold-Note-Tonabnehmer dazu haben, sowie natürlich auch beliebige Fremdsysteme daran montieren. Wir haben das neue Da Vinci als Abtaster gewählt, ein MC-System, das allein mit 1.750 Euro zu Buche schlägt. Was den Gesamtpreis die 7.000er-Marke übersteigen lässt. Aber übertriebene Sparsamkeit ist selten ein guter Shoppingbegleiter.
Immerhin sieht der fertige Spieler schon mal umwerfend aus, und zwar aus der Nähe wie aus der Ferne. Dem geschwungenen, fein geschliffenen Walnuss-Gewölbe, das dem Chassis als Basis dient, siehst du das liebevolle Handwerk geradezu an. Bei diesem Modell kontrastiert es effektvoll und doch dezent mit Edelstahl und poliertem Acryl. Umso gespannter sind wir auf den Hörtest, der nach sorgfältigem Aufbau, penibler Justage und adäquater Einspielzeit auf dem Programm steht.
Gold Note Giglio im Hörtest: seidig und ausdrucksstark
Im Hörraum geht die angespannte Neugier schnell in genussvolles Schwelgen in unseren Plattenschätzen über. Der Giglio zeigt in seinem Klang sowohl die unverkennbaren Merkmale erstklassiger Laufwerke also auch die Stärken, die feine MC-Tonabnehmer von ihren einfacheren Kollegen unterscheiden. Zu den ersteren gehört zum Beispiel die akkurate, stabile Raumabbildung. Instrumente oder Sängerinnen wabern nicht zwischen den Boxen herum, sondern wirken wie in Stein – beziehungsweise hier wohl Marmor – gemeißelt. Hinter dem Klanggeschehen findet sich nichts als vornehme Ruhe, die mit geeigneten Aufnahmen für großzügige Weite und Tiefe sorgt.

Das wuchtige Instrumentalrock-Album Oath von Mono zeigt, warum auch Rockfans, wenn denn ihre Mittel ausreichen, mit Top-MCs wie dem Da Vinci optimal bedient sind. Die riesige Dynamik der Platte entfaltet sich einfach noch ein bisschen müheloser als mit MM-gerüsteten Vergleichsspielern. Dabei wirken die Lautstärkekontraste weder übertrieben noch überzeichnet, sondern bleiben im Gegenteil noch selbstverständlicher. So folgt man der japanischen Band ganz gelassen in ihre Song-Gebirge, die inzwischen nicht nur schroffe Gitarrenwände, sondern auch liebliche Orchestertäler mit zarten Glockenspiel- und Synthiblüten bieten.
Puristisch-direkte Balance mit tollen Mitten
High-Ender der eher britisch timing- und strukturgeprägten Schule stellen erfreut fest, dass der italienische Spieler nicht nur charmant säuseln, sondern auch sehr unmittelbar zupacken kann. Auch das ein Resultat MC-typischer Talente und eines offenbar sehr guten Tonarms: Die Mitten, um die sich jegliche Musik rankt, haben hier Kraft, Festigkeit und Ausdruck. Laut und direkt aufgenommene Folk-Vocals, aber auch ein klassischer Sopran oder Tenor, kommen hier ohne künstlich verstärkte Hauchigkeit. Stattdessen wirken sie energisch, klar und unverfärbt.

Das lässt auch historische Sixties-Produktionen, etwa The Hangman’s Beautiful Daughter der schottischen Incredible String Band frisch und präsent klingen. Und weckt zugleich Respekt vor der damaligen Aufnahmetechnik: Für so dynamischen und natürlichen Klang würde man auch aktuelle Folkproduktionen feiern.
Auch mit Fremd-Tonabnehmern, etwa dem feinen 501 III der japanischen Manufaktur Shelter, erweist sich der Tiefton des Gold Note als eher straff und konturiert. Eine Ehrlichkeit, die sich der Spieler durchaus leisten kann, weil sie bis in den Tiefbass hinunterreicht. Der Bass ist also artikuliert und eher schlank, aber nicht störend leichtgewichtig. Das lässt sich auch mit Billie Eilishs neuem Album Hit Me Hard And Soft gut nachvollziehen, das flauschig und opulent rüberkommt und bei den Passagen mit programmierten Beats sehr angenehm drückt, ohne dumpf zu wummern.

Gleichlauf und Geräuscharmut vom Feinsten
Dass der italienische Spieler mustergültige Laufkultur an den Tag legt, ist angesichts der Preisklasse keine Überraschung. Nach dem Auflegen hörst du hier wirklich nur, was die Nadel an den Vinylwänden ertastet. An Stellen ohne Musik ist das idealerweise nur die Gleitreibung der Nadelflanken, die ein ganz feines Rauschen erzeugt. Oder mitunter auch ein weniger feines, wenn – wie bei Billie Eilish – auf recyceltem „Eco“-Vinyl gepresst wurde. Man kann das, jedenfalls mit dem Giglio samt Da Vinci, am etwas dunkleren, etwas lauteren Rauschen in Leerrillen erkennen, die Musik leidet darunter aber nicht weiter.

So richtig schätzen lernen wir den Giglio aber mit Cowboy Ballads Part I von Jesse Tabish. Und zwar nicht, weil das Album besonders exzellent aufgenommen wäre. Im Gegenteil: Tabishs großartiges Songwriting präsentiert sich hier zwar in einem Vintage-Orchestersound, der mit Chor und Kastagnetten an die Tonspur eines 70er-Jahre-Italowesterns erinnert. Aber auf den meisten Spielern wirkt das eher unübersichtlich, tonal zu mittig und dynamisch zu flach. Der Gold Note schafft es, Druck, Rhythmus und Körper in den Mixen aufzuspüren. Und projiziert das Geschehen herrlich breit gestaffelt und in weichen, warmen Farben auf eine riesige virtuelle Leinwand. Genau so wollen wir die Platte hören. Und wir sind uns sicher: So würde sie auch Tabish hören wollen.
Wenn du wissen willst, wie der Gold Note Giglio im Vergleich mit allen anderen von uns getesteten Plattenspielern abschneidet, findest du hier unsere Bestenliste:
Gold Note Giglio: Technischer Aufbau und Praxis
Der Giglio ist ein Plattenspieler mit Riemenantrieb und hat einen starren, ungefederten Aufbau. Und „starr“ ist hier tatsächlich das richtige Wort. Das Chassis kombiniert gleich drei edle Materialien. Das auffälligste ist der Sockel aus italienischem Nussbaumholz, das geschickte Handwerker:innen in eine attraktive Wellenform bringen, fein schleifen und mit einem Speziallack unsichtbar versiegeln. Darauf kommt eine drei Millimeter starke Edelstahlplatte, deren polierte Kante einen feinen Glanzakzent setzt.
Den oberen Abschluss des vollflächig verklebten Sandwichs bildet eine zwei Zentimeter starke Schicht schwarzen Acryls. Die drei Materialien stabilisieren und beruhigen sich sehr wirksam gegenseitig, was du problemlos überprüfen kannst, indem du tüchtig gegen die Zarge klopfst, während der Spieler läuft. Was du zu hören bekommst, ist ganz weit hinter der Musik ein farbloses, kurz angebundenes „Tock“. Der Spieler hat also kein akustisches Eigenleben, und seine auffällige tonale Unauffälligkeit hat genau hier ihren Ursprung.

Der Teller trägt ebenfalls wenig Eigenklang bei: Er besteht aus dem harten, dichten und uns etwa schon vom Transrotor Max Nero bekannten Kunststoff POM und wird in Italien akkurat in Form gespant – inklusive einer feinen Rillenstruktur und eines abgesenkten Labelbereichs auf der Oberseite. Fast schade, da eine Matte draufzulegen. Gold Note liefert einen Wollfilz-Rundling mit, erlaubt aber auch den Betrieb oben ohne, wobei der ebenfalls mitgelieferte Gewichts-Puck zum Einsatz kommen kann, aber nicht muss.
Ausgereizter Riemenantrieb
Der Teller rotiert auf einer auffällig massiv konstruierten Achse, deren wuchtige Bronze-Lagerbuchse du unten aus dem Chassis herausragen siehst. Das plane untere Ende der Achse – und damit auch das gesamte Tellergewicht von 3,3 Kilo – ruht darin auf einer kleinen Kugel aus Wolframcarbid. Interessant ist die Verbindung zwischen Lager und Teller: Was oben zum Teller als Mitteldorn herausschaut, ist nicht einfach das obere Ende der Achse.

Die eigentliche Achse endet bereits knapp über der Zarge in einer kleinen Nabe, auf der der Teller passgenau aufliegt. Der Mitteldorn wird von oben in den Teller eingesteckt und mit der Achse verschraubt. Wobei er den Teller mit einem kleinen Zentrierkonus an dieser festzieht. Was sich Gold Note von dieser „Split Spindle“-Einspannung erhofft, geht aus der Produktliteratur nicht hervor. Der einerseits sehr genaue, andererseits aber auch ein Stück weit entkoppelte Sitz des Tellers auf der Achse leuchtet aber zumindest intuitiv sofort ein.
Angetrieben wird der Teller per Rundriemen von einem Synchronmotor, dem ein DSP-unterstütztes Versorgungsteil perfekte Laufruhe verleiht. Dabei musst du nicht auf Drehmoment verzichten: Nach dem Drücken der 33er-Taste beschleunigt der Spieler in einer halben Umdrehung auf Solldrehzahl. Viel eiliger haben es auch Direktantriebe nicht. Die Drehzahlen stimmen beim Testgerät punktgenau. Sollte sich das irgendwann ändern oder eine leicht abweichende Drehzahl gewünscht sein, kannst du den Spieler durch gleichzeitiges Drücken der 33er- und 45er-Taste in einen Pitch-Modus bringen und das Tempo in feinen Schritten anpassen.

Feiner Arm mit Lagern aus Deutschland
Der Tonarm B-5.1 gehört zu den leichten bis mittelschweren Exemplaren, was man ihm aber nicht ansieht: Das Alurohr besitzt einen vertrauenerweckenden Durchmesser, ist seidig schwarz eloxiert und schön bedruckt. Sehr präzise ist vorne eine Headshell eingepasst. Der Übergang sieht fast nahtlos aus. Nach Lösen zweier winziger Klemmschrauben kannst du das Shell aber zwecks Azimuth-Korrektur verdrehen, und dann auch sehr sicher wieder festziehen. Komisch nur, dass der benötigte Inbusschlüssel nicht dabei ist: Mitgeliefert werden Exemplare in 2,5; 2 und 1,5 mm, nicht aber der hier benötigte 0,8-mm-Winzling, der in normalen Haushalten sonst garantiert nicht zu finden ist.

Die vier Kugellager des B-5.1 stammen von GRW aus Deutschland und lassen den Alu-Ausleger mit seiner kostbaren Tonabnehmerfracht sehr weich und leichtgängig über die Platte schweben. Natürlich ist der B-5.1 auch höhenverstellbar, besitzt einen sauber arbeitenden, silikonbedämpften Lift und ein klassisch mit Faden und Gewicht aufgebautes Antiskating. Einzig der kleine Ausleger, in den der Faden am Arm eingehängt werden muss, will uns nicht richtig gefallen: Er stammt aus einem 3D-Drucker und fühlt sich beim Zusammenbau folglich nicht sehr vornehm an. Was ihn freilich nicht daran hindert, seine Aufgabe zu erfüllen.
Geometrie auf Italienisch
Mit einer effektiven Länge von 242 mm und einem Überhang von 19 mm unterscheidet sich die Geometrie des B-5.1 nicht groß von klassischen Vorbildern der Neunzoll-Kategorie. Gleichwohl gestaltet sich die Systemjustage einen Hauch umständlicher: Die vom Entwickler vorgesehenen Nulldurchgänge bei 66 und 121 Millimetern erreicht man nur durch leichtes Verdrehen des Systems gegenüber dem (durch die Headshell-Langlöcher) vorgegebenen Kröpfungswinkel.

Das ist eher unüblich, klappt mit der beiliegenden Schablone aber problemlos. Meist erreicht dich der Spieler ohnehin mit bereits sauber justiertem System. Dann bleibt dir nur, die Auflagekraft und das Antiskating einzustellen. Für erstere brauchst du zwar eine Waage, weil das Edelstahl-Gegengewicht frei verschiebbar und nicht skaliert ist. Aber die ist in guter Qualität nicht teuer – und liegt als Blechwippen-Behelf dem Spieler auch bei.
Spannend ist das System, mit dem unser Testmodell bestückt war. „Eigene“ MC-Systeme gibt es zwar bei vielen Spielerherstellern. Meist werden mit der Fertigung aber ausgewiesene Tonabnehmerspezialisten wie Ortofon, Excel oder Audio-Technica beauftragt. Nicht bei Gold Note: Der toskanische Hersteller baut auch MC-Generatoren selber – und zwar nicht nur für die eigenen Tonabnehmer, sondern auch für eine Reihe exklusiver OEM-Kunden, die verständlicherweise ungenannt bleiben wollen.
Feiner MC-Tonabnehmer Made in Italy
Das Da Vinci bedeutet mit 1.750 Euro schon eine Investition. In der Gold-Note-Preisliste, die bei MC-Systemen vom Donatello Red für 940 Euro bis zum Tuscany Gold für 8.800 Euro reicht, befinden wir uns damit aber noch eher am Anfang. Seine detailreiche und doch stets seidige Abtastung verdankt das italienische MC einem elliptischen Diamanten, der vom japanischen Schleifer Namiki eigens für Gold Note produziert wird. Mit 7.5/17.5 µm Verrundung erinnern seine Kenndaten an die klassische 8/18µm-Ellipse, wie sie millionenfach verbaut wird. Ihre Abtastfähigkeit erinnert im Test aber eher an die eines Line-Contact-Schliffs.

Gehalten wird der Diamant von einem feinen Aluröhrchen, das ebenfalls präziser bearbeitet ist als typische Alu-Nadelträger. Nicht von außen sichtbar ist der kräftige Magnet aus Samarium-Kobalt und die winzigen, handgewickelten Spülchen am Ende des Nadelträgers, die sich im Feld des Magneten bewegen. Selbst für MC-Verhältnisse sind diese Spulen klein, wie man an ihrem sehr geringen Widerstand von 4 Ohm ablesen kann. Das bedeutet: nur ganz wenige Kupferdraht-Windungen, geringes Gewicht und damit hohe Dynamik und Detailauflösung. Dass Gold Note aus den 4-Ohm-Spulen immer noch eine gesunde Ausgangsspannung von 0,4 mV herausbekommt, spricht zusätzlich für das Design und die Sorgfalt seines Aufbaus.
Unser Testfazit zum Gold Note Giglio
Ein Plattenspieler muss Platten drehen, sonst nichts. Der Giglio kann dennoch mehr: Sein emotionales Design, die handwerklich erlesene Umsetzung und die große Fertigungstiefe machen schon Musik, bevor der erste Ton erklingt. Zusammen mit dem hauseigenen Tonabnehmer Da Vinci gibt der Giglio ein starkes Statement ab: Seidig, elegant, kraftvoll strukturiert tönt die Musik aus diesem HiFi-Kunstwerk. Dessen selbstbewusster Preis spätestens nach der zweiten oder dritten Platte in der Erinnerung zu verblassen beginnt.
Technische Daten | |
Antrieb | Riemen, manuell |
Tonabnehmer ab Werk | Optional |
Getestet mit: | Gold Note Da Vinci (MC) |
Tonarm | Gold Note B-5.1 |
Teller | POM, 3,4 kg |
Motor | Synchronmotor mit DSP-Steuerung |
33 ⅓ / 45 / 78 RPM | Ja / Ja / Nein (elektronische Umschaltung) |
Anti-Skating einstellbar | Ja |
Höhenverstellbare Füße | Ja |
Integrierter Phono-Vorverstärker | – |
Preis | ab 5.490 Euro (Da Vinci +1.750 Euro) |
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