Startseite HiFi Elektronik Verstärker Luxman L-505uXII im Test: Die hohe Kunst des Verstärkens

Luxman L-505uXII im Test: Die hohe Kunst des Verstärkens

Nicht billig, aber liebevoll aufgebaut und abgestimmt: Luxman baut Verstärker fürs Leben. Der wunderschöne Luxman L-505uXII bildet da keine Ausnahme.
HIFI.DE Test | Luxman L-505uXII
Leistung
2x 100W / 8 Ohm, 2x 150W / 4 Ohm
Eingänge
4x Line Cinch, 1x Tape Monitor, 1x Line XLR, 1x Phono MM/MC, Power Amp In
Audio-Ausgänge
2 Paar Lautsprecher (schaltbar), Rec-Out, Pre Out, Kopfhörer 6,3-mm-Klinke
Quellen kabellos
Abmessungen (BxHxT)
440 x 178 x 454 mm
Gewicht
22,5 kg
Preis
4.990 Euro
In Kürze
Du suchst einen weich, farbenreich und elegant klingenden Vollverstärker mit hohen Dynamikreserven? Der Luxman L-505uXII hakt alle Wünsche mühelos ab, und legt noch einen Top-Phonoeingang drauf.
Vorteile
  • Unangestrengt natürlicher, großformatiger Klang
  • Guter Phonoeingang für MM und MC
  • Erlesene Verarbeitung
Nachteile
  • Beleuchtung der Zeigerinstrumente bei Tag etwas dunkel
  • keine Digitaleingänge

Der Luxman L-505uXII stellt in der Luxman-Preisliste nicht das Topmodell dar, sondern den Einstieg. Wobei dem Gerät wirklich nichts einsteigerhaftes anzumerken ist: Schwer, perfekt verarbeitet, bildschön und mit Vollausstattung rollt der Amp in unseren Hörraum. „Vollausstattung“ ist hier im alten, analogen Sinn gemeint ist. Der 505 kommt also mit luxuriöser, MC-tauglicher Phonostufe, Leistungszeigern, Klangreglern, Tapeschleife und störsicherem symmetrischem Eingang. Aber er kann nicht mit digitalen Eingängen und Wandlern dienen.

Wenn du dir vor dem Praxistest einen Überblick über die besten HiFi-Verstärker verschaffen willst, die wir bisher testen konnten, wirst du in unserer Bestenliste fündig.

Luxman L-505uXII im Hörtest: Höchste Klangkultur

Im Hörraum gönnten wir dem nagelneuen Verstärker einen Tag Einspielzeit an einem Paar feinster Lautsprecher. Anschließend liefert der Luxman dann eine berauschende Vorstellung im Hörraum: Fantastisch, wie mühelos der Sänger von Belle & Sebastian auf I Fought In A War aus der Lautsprecherebene hervortritt, wie körperhaft real er vor unseren geschlossenen Augen erscheint. Wir blättern im Plattenstapel, auf der Suche nach neuen Herausforderungen. PJ Harveys Meisterwerk Let England Shake landet auf dem Plattenteller. Und verzaubert uns mit ungebremster Dynamik und einer weiten, präzise organisierten Klangbühne.

Luxman L-505uXII – Bedienfeld
Der Luxman L-505uXII versteht sich im Praxistest blendend mit einer Vielzahl an Lautsprechern.

An auflösungsstarken und transparenten Lautsprechern bildet der  Luxman das musikalische Geschehen geradezu provokant locker und ungezwungen ab. Und es gelingt auch bei Platten, von denen man eine so plastische Tiefenstafflung bislang gar nicht kannte. Etwa dem neuen Album End von Explosions In The Sky. Da stellt die texanische Instrumental-Postrock-Band nicht einfach eine Gitarrenwand in den Raum, sondern schichtet gleich mehrere davon hintereinander auf, wie die Kulissen einer Theaterbühne. Mit dem Luxman kannst du deine Aufmerksamkeit ganz unangestrengt durch diese Layer hindurchwandern lassen, wie durch Perlenvorhänge aus übersteuerten, zugleich köstlich harmonischen Akkorden.

Fein, warm, aber stets griffig und verbindlich im Ton

Was den Luxman auch im Vergleich zu sehr guten, preislich vergleichbaren Vollverstärkern auszeichnet, ist seine tonale Balance: Er klingt weder hell noch dunkel, bringt aber die Vorteile beider Abstimmungen mit. So bewahren Töne – Stimmen, Intrumente, Geräusche – ihre ganze Feinstruktur. Der feine, rauhe Luftreif auf einer Gesangsstimme, die warm singenden Oberwellen einer E-Gitarre an einem clean eingestellten Fender-Röhrenamp, das glockig-schwebende und etwas kratzige Fender Rhodes mit Leslie-Verstärker.

Luxman L-505uXII – Seitenansicht Rechts
Der Luxman L-505uXII brilliert in hohen und niedrigen Lautstärken gleichermaßen.

Diese Klangpersönlichkeiten erkennst du natürlich auch mit einem preiswerteren Verstärker problemlos. Über den L-505uX Mark II legen sie dir aber gefühlt gleich ihren Ausweis vor. Zugleich aber hält der Luxman das klangliche Geschehen lautstärkeunabhängig zusammen, verleiht ihm Geschlossenheit, Gewicht und Bedeutung, wie es sonst nur eher warm klingenden Amps gelingt – dort aber mit den entsprechenden Einschränkungen in Auflösung und Abbildung. An die Leistungsgrenzen seiner 100-Watt-Endstufen bringen wir den Verstärker im Test nicht.

Luxman L-505uXII – Volumendreher
Auch wenn Töne sich knapp an der Wahrnehmungsgrenze bewegen, mit dem Luxman L-505uXII bekommst du sie bis ins letzte Detail mit.

Umso faszinierender und vielsagender ist es dafür, wie der Verstärker aus Japan am anderen Ende seines Leistungsspektrums arbeitet. Etwa wenn am Ende eines Stücks ein Piano-Akkord ausklingt, der Schlagzeuger die Felle und Becken mit dem Besen streichelt oder eine Band sich zwischen zwei Stücken im Studio unterhält. Dann fällt auf, und zwar gar nicht mal so dezent, dass Klänge ihren Charakter bis hinab zur Wahrnehmungsgrenze besser beibehalten, als wir das sonst gewöhnt sind.

Gutes Phonoteil – sogar mit MC

Mangels Digitaleingängen bleibt der Hörtest überschaubar: Unseren Netzwerk-Player lassen wir über Cinch spielen, den Phono-Vorverstärker ebenfalls. Letzterer wäre in einem realen Anlagenumfeld jedoch gar nicht nötig – oder nur für wirkliche Analogpuristen. Denn der Luxman ist ein Verstärker mit Phono-Eingang, der sich per Schalter sogar für die extraleisen MC-Systeme sensibilisieren lässt. Also haben wir den brandneuen Technics SL-1200GR2 mit dem uralten, aber immer noch tollen Denon DL-103 danebengestellt.

Technics SL-1200GR2 – Detail Füße
Steht stabil und sieht gut aus: Der Verstärker ist nur in Silber verfügbar, macht so aber einen wirklich wertigen Eindruck.

Und haben selbst mit diesem schon recht anspruchsvollen MC-System keine Nuance an unseren Platten vermisst. Gleichermaßen überzeugend verlief der MM-Hörduchgang mit dem Rega Planar 2 und einem Sumiko Wellfleet in der Rolle des vornehmen Magnetsystems. Mit externen Vorverstärkern kannst du den internen Phono-Eingang schon noch toppen. Es müssen dann aber schon sehr gute Pre-Amps sein. Luxman hält zum Beispiel den wunderbar elegant klingenden separaten Preamp E-250 bereit.

Aber das gehört dann eher in die Abteilung ultimatives Tuning und nicht zur Grundausstattung. „Kann man machen“ lautet das Urteil zum symmetrischen XLR-Eingang: Quellen, die beide Verkabelungen unterstützen, gefallen uns über den unsymmetrischen Cinch- alias RCA-Weg besser. Der XLR-Input kostet etwas Klarheit und Dynamik, aber wirklich nur „etwas“. Wenn du einen Zuspieler am anderen Ende des Raums stehen hast und die Musik von dort 10 oder 20 Meter Kabelstrecke überwinden muss, kann sich das Blatt schnell zugunsten der bauartbedingt störimmunen symmetrischen Strecke wenden.

Komplex, aber kein Class A: Die Technik des Luxman L-505uXII

Luxman wird oft mit Class-A-Verstärkern in Verbindung gebracht, aber der 505 zählt nicht zu dieser Gattung. Zumindest, wenn man strenge Maßstäbe anlegt. Dann müsste der Ruhestrom in seinen Endstufen konstant der Vollaussteuerung entsprechen. Was bei einem 100-Watt-Amp gigantische Hitzeentwicklung, gigantischen Stromverbrauch und ebensolchen Materialaufwand bedeuten würde.

Technics SL-1200GR2 – Lüftung
Der rundum positive Eindruck von der Verarbeitung bestätigt sich auch beim Draufblick.

Auf die überlegene Verzerrungsarmut dieser Betriebsart musst du aber nicht ganz verzichten. Denn wie die meisten analogen HiFi-Verstärker arbeitet der Luxman im A/B-Betrieb, der sich im unteren Leistungsbereich nicht von reinem Class A unterscheidet. 85 Watt Leerlauf-Stromverbrauch signalisieren beim 505 einen sehr großzügig eingestellten Ruhestrom, also einen A/B-Amp mit großem A-Bereich.

Was womöglich dennoch an Verzerrungen entsteht, bekämpft der Luxus-Verstärker mit einem Schaltungskniff namens ODNF. Das steht für „Only Distortion Negative Feedback“, eine besonders schonende Variante der Gegenkopplung. Eine zusätzliche Verstärkerstufe versorgt dabei den eigentlichen Leistungsverstärker mit einem besonders selektiven Korrektursignal, das bereits nur noch die störenden Komponenten enthalten soll.

Technics SL-1200GR2 – Detailansicht Vorne
Ein Balanceregler findet sich ebenfalls an der Front des Luxman L-505uXII und ist deutlich kleiner als der Volumenregler.

Besonders vornehm haben die Entwickler auch die Lautstärkeregelung umgesetzt. Drehgefühl und Ansprechverhalten des großen Vollmetallknopfs entsprechen denen eines hochwertigen Potentiometers. Umgesetzt wird die Regelung aber alterungsbeständig und mit perfekter Kanalbalance in einem analogen IC, dessen genaue Bezeichnung sich unter einem schützenden Kupferplättchen versteckt.

Klassischer Vollverstärker mit Vollausstattung

Der Regelchip kann natürlich auch kanalgetrennt arbeiten, was der Luxman zur Balanceregelung nutzt. Wenn du für möglichst reinen Klang die „Line Straight“-Funktion aktivierst, umgeht der Amp allerdings nicht nur Bass- und Höhenregler sowie die Loudness-Schaltung, sondern auch die Balance – eigentlich unnötig, weil sie den Signalweg nicht verändert und völlig verlustfrei arbeitet. Generell ohne Funktion sind die Tasten „Subsonic“ und „Mono“ auf der schönen Vollmetall-Fernbedienung, die größeren Luxman-Modellen vorbehalten bleiben.

Luxman L-505uXII – Anschlüsse
Hinten offenbart der Luxman L-505uXII die üppge Ausstattung an Anschlüssen.

Das gilt auch für die „Separate“-Taste auf dem Infrarot-Geber. Die gleichnamige Funktion bietet der 505 aber – du musst sie lediglich direkt am Gerät aktivieren. Der Verstärker trennt dann mit sonorem „Klick“ Vor- und Endstufe per Relais auf, und du kannst beide wie separate Geräte verwenden. Fast schon Seltenheitswert hat die am 505 vorhandene vollwertige Tapeschleife mit abschaltbarer Rec-Out- und Monitorfunktion. Eine weitere Rarität ist der hochwertige Phono-Eingang, den du an der Frontplatte zwischen MM und MC umschalten kannst.

Luxman L-505uXII – Fernbedienung
Das große Format der Fernbedienung wird nur bedingt ausgenutzt. Kleine Tasten und viel Freifläche dominieren hier den Ersteindruck. Dafür kann sie viel und wirkt stabil.

Wobei die MC-Option in unserem Test tatsächlich auch mit schwierigen Abtastern rauscharm und klanglich vollwertig arbeitet. Neben dem Phono-Input gibt es insgesamt fünf Line-Eingänge, zuzüglich eines symmetrischen XLR-Buchsenpaars. Letzteres sogar mit umschaltbarer Polarität, weil es zur Pinbelegung zweierlei Standards gibt, die je nach Hersteller willkürlich Verwendung finden.

Unser Testfazit zum Luxman L-505uXII

Machen wir uns nichts vor: Die beleuchteten Zeigerinstrumente sind zwar auffällig und schön, erfüllen aber hauptsächlich dekorative Aufgaben. Wer einen Blick für technische Details hat, freut sich beim Blick hinter die Kulissen über ganz unscheinbare Dinge. Die hochwertigen Buchsen und Lautsprecherklemmen zum Beispiel, die insgesamt sehr feine Bauteilqualität und auch deren konservativ-großzügige Dimensionierung. Das Innenleben des Verstärkers ist geprägt von gewissenhaftem Layout – auch auf den Platinen selbst, wo das Signal auf breiten, weich geschwungenen Leiterbahnen reisen darf.

Selbst ohne diese Liebe zum Detail würde der Luxman als kräftiger, gut ausgestatteter High-End-Verstärker durchgehen. Aber erst mit ihr und durch sie wird er zu etwas wirklich Besonderem. Seit er in unserem Hörraum steht, gehen wir einfach besonders gern Musik hören. Und würden ihn dir von ganzem Herzen empfehlen, wenn du einen konservativen, rein analogen Vollverstärker fürs Leben suchst.

Technische Daten
Leistung 2x 100W / 8 Ohm, 2x 150W / 4 Ohm
Eingänge 4x Line Cinch, 1x Tape Monitor, 1x Line XLR, 1x Phono MM/MC, Power Amp In
Audio-Ausgänge 2 Paar Lautsprecher (schaltbar), Rec-Out, Pre Out, Kopfhörer 6,3-mm-Klinke
Quellen kabellos
Netzwerk
Gehäuse-Ausführungen Silber
Abmessungen (BxHxT) 440 x 178 x 454 mm
Gewicht 22,5 kg
Mitgeliefertes Zubehör Fernbedienung
Preis 4.990 Euro

Es soll doch ein Streaming-Amp sein? Dann wirf einen Blick auf unsere Bestenliste der besten Streaming-Verstärker:

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