Yamaha A-S1200 im Test: Vornehmer Premium-Vollverstärker
- Leistung
- 2x 90 Watt / 8 Ohm, 2x 150 Watt / 4 Ohm
- Eingänge
- 4x Cinch, 1x Phono MM/MC, Power Amp Direct
- Quellen kabellos
- –
- Abmessungen (BxHxT)
- 435 x 157 x 463 mm
- Preis
- 2.499,00 Euro
Der Yamaha A-S1200 ist ein edler, rein analoger Vollverstärker mit zeitlosem Design. Klanglich hochkultiviert und vornehm, löst der Yamaha A-S1200 ansonsten sanft und fein auf. Wenn du auf digitale Eingänge verzichten kannst, bekommst du hier einen Verstärker fürs Leben.
- Feiner, ausgewogener Klang
- Hervorragender, auch MC-tauglicher Phonoeingang
- Edle Verarbeitung
- Keine Digitaleingänge
Wer versucht, seinen neuen Yamaha A-S1200 diskret im Wohnzimmer zu platzieren und bei der Frage nach dem Preis möglichst undeutlich „paarhunderteuro“ zu nuscheln, wird voraussichtlich scheitern. Der Yamaha-Verstärker ist ein perfekt verarbeiteter Luxusverstärker. Das sehen und spüren sogar völlig HiFi-uninteressierte Menschen auf Anhieb. Halb so schlimm. Denn ziemlich sicher hören sie es auch. Wenn die Lieblingsplatte dann plötzlich mit dieser souveränen Sauberkeit ins Wohnzimmer gleitet, kannst du auch den wahren Preis verraten. Wenig überraschend: Der Yamaha A-S1200 klingt gut. Aber wie genau? Das haben wir im Hörraum für dich herausgefunden.
Hier findest du den Yamaha A-S1200 jetzt in zwei Ausführungen:
Yamaha A-S1200 im Hörtest: HiFi in seiner vornehmsten Form
Die erste Eigenschaft, die uns mit I Inside the Old Year Dying von PJ Harvey am Yamaha auffällt, ist sein vornehmer, unaufdringlicher Charakter. Die schwierig zu durchleuchtenden Arrangements der Platte pulsieren hier klar und kraftvoll, werden aber nie spröde oder zu vordergründig. Überragend fein definiert vor diesem Hintergrund dann Harveys Stimme: Jedes Artikulationsdetail, jeder S-Laut und Atemhauch schwebt aus den Lautsprechern, als hätte der Verstärker den staubigen Hör- kurzerhand in einen Reinluftraum verwandelt.
Das ist gerade bei Gesangsstimmen jeglicher Art immer wieder faszinierend. Und zwar gerade, weil diese Auflösung nicht hell und kalt, sondern ganz ungezwungen und organisch rüberkommt. Im Tiefton, etwa bei den Housebeats von Bob Moses (Album: The Silence In Between) zeigt der Yamaha seine überaus reichlichen Kraftreserven, die mit der Sinusleistung von 90/150 Watt pro Kanal nur unzureichend beschrieben sind.
Hier geht es nicht um die genaue Wattzahl, sondern darum, wie lässig und unangestrengt sich der Verstärker in seinem gesamten Leistungsband bewegt. Auch hier bleibt die Stimme stets entspannt und duftig, während die Bassdrum kickt, als hätte sie ihren eigenen, separaten Verstärker. Manchmal würden wir uns bei dynamisch spannenden Aufnahmen noch ein bisschen mehr Kontrastreichtum wünschen. Der A-S1200 legt sich im Zweifelsfall lieber auf die distinguierte, ruhig-gemessene Seite der Klangwaage, als eine zu extrovertierte Charakteristik zu riskieren.
Wenn du dir einen Überblick über die besten HiFi-Verstärker verschaffen willst, lohnt sich ein Blick in unsere Bestenliste. Hier kannst du herausfinden, wie sich der A-S1200 klanglich im Vergleich zur Konkurrenz schlägt:
Parallelen zum Receiver-Bruder
Der wasserklar fließende Hochton und die insgesamt vornehme Abstimmung erinnern uns spontan an den Yamaha R-N2000A, den wir jüngst im Hörraum hatten. Dieser Streaming-Receiver ist tatsächlich, was seinen Verstärkerteil angeht, eng mit dem A-S1200 verwandt. Dennoch gefällt uns der reine Vollverstärker klanglich noch ein bisschen besser – sofern die Streams dann von einem adäquaten, sprich sehr hochwertigen Netzwerkplayer kommen.
Wir haben den superfeinen Eversolo DMP-A6 Master Edition und den betagten, aber überragend natürlichen Linn Sneaky in dieser Rolle verwendet. Es gibt zahlreiche gute Player am Markt – nur nicht von Yamaha selbst: Deren Streamingplattform MusicCast umfasst aktuell keine Vollformat-Streamer. Was die drei großen Vollverstärkermodelle, von denen der A-S1200 noch der preiswerteste ist, ein bisschen einsam wirken lässt.
Neben einem hochwertigen Streamer scheint sich der Yamaha aber auch dringend einen standesgemäßen Analog-Partner zu wünschen. Dafür hält er einen Phono-Eingang bereit, den du sogar mit MC-Systemen verwenden kannst. Der Umschalter dafür befindet sich am Heck. Und weil MC-Preamps in Vollverstärkern heute selten sind, haben wir dem Yamaha eigens einen Plattenspieler mit entsprechendem Tonabnehmer aufgebaut.
Man muss die Feste schließlich feiern, wie sie fallen. So landete neben dem A-S1200 ein Luxman PD-191A für 13.000 Euro auf dem Sideboard, ausgerüstet mit einem Lyra Delos. Ein erhabener, seidenweich auflösender Klanggenuss, mit dem das Phonoteil des Yamaha keineswegs überfordert scheint. Dessen auffällig rauscharme Verstärkung lenkt die Aufmerksamkeit sanft auf die sagenhafte Stabilität und Ruhe des Spielers. Ganz große Klasse, zumal die Kombi auch noch optisch bestens harmoniert.
Yamaha A-S1200: Technischer Aufbau und Praxis
Der A-S1200 verwöhnt nicht nur die Ohren seines Besitzers, sondern mit polierten Holzwangen, präzise rastenden Schaltern und spielfreien Drehknöpfen auch den Tastsinn. Der ganze Aufbau des 1200ers unterscheidet sich merklich von den preiswerteren Modellen A-S701, 501 und so weiter. Der 1200 wiegt glatt das Doppelte des nächstkleineren 701.
Wie seine noch größeren Geschwister wird er im Stammwerk in Japan gebaut und nicht in Malaysia. Der Verstärker steht auf einem stabilen Stahlrahmen und ist symmetrisch um das zentrale Netzteil herum aufgebaut. Und zwar symmetrisch gleich in mehrfacher Hinsicht.
Die offensichtlichere Symmetrie betrifft die Anordnung der Endstufen: Jeder Kanal nimmt eine eigene Seite des Gehäuses ein, inklusive eines eigenen, dickwandigen Alu-Kühlprofils. Noch kunstvollere Symmetrie herrscht aber in der Schaltung der Endstufen. Die bestehen je Kanal aus zwei identischen MOSFET-Leistungstransistoren (statt komplementärer Gegentakt-Paare), die an separaten Versorgungsspannungen arbeiten.
Wobei Spannung 1 das genaue Spiegelbild von Spannung 2 sein muss, was ein erdfrei „floatendes“ Netzteil und damit bereits hier doppelten Aufwand erfordert. Auch die Treiberstufen und Gegenkopplungsschleifen sind doppelt vorhanden und arbeiten spiegelbildlich. Diese – nicht neue, wegen ihrer Komplexität aber selten genutzte –„Circlotron“-Schaltung verspricht einen besonders verzerrungsarmen, linearen Betrieb und ist seit einigen Amp-Generationen eine Spezialität der großen Yamahas.
Leistung im Überfluss
Der 22-Kilo-Amp leistet 90/150 Watt an 8/4 Ohm, was außer an wirklich abstrusen Lasten mehr als ausreichend ist. Zumal der 1200 mit seinem mächtigen 635VA-Ringkerntrafo auch an „schwierigen“ Boxen mit ausgeprägten Impedanzminima und starken Phasendrehungen über üppige Reserven verfügt. Besonders gefragt ist die Stromlieferfähigkeit, wenn du zwei Lautsprecherpaare parallel anschließt. Was der Yamaha mit seinen beiden schaltbaren Anschlusspaaren komfortabel ermöglicht – an ernsthaft stabilen Schraubterminals aus massivem, vergoldetem Messing.
Offiziell dient die „A+B“-Schalterstellung allerdings nur dem Bi-Wiring, du sollst also gerade keine zwei kompletten Boxenpaare parallel anschließen. Hintergrund ist, dass du damit an den Rand des sicheren Betriebsbereichs kommen kannst: zwei 4-Ohm-Boxen werden parallel geschaltet zur 2-Ohm-Last. Kombiniert mit hohen Pegeln kann da soviel Strom fließen, dass der Amp überhitzt. Mit Vernunft und moderaten Pegeln kann aber nichts schiefgehen.
Die Lautsprecheranschlüsse sitzen passend zur Position der Endstufen rechts und links außen an der Rückwand. Dazwischen erwartet dich ein Anschlussfeld wie früher. Der Yamaha besitzt keine digitalen Eingänge, sondern lediglich drei klassische Line-Inputs, einen weiteres Line-Türchen mit Aufnahmeausgang, das als Tape-Schleife dienen kann, sowie den zwischen MM und MC umschaltbaren Phonoeingang.
Über die „Main In“-Buchsen kommst du direkt in die Endstufe des Yamaha, etwa um einen externen Surroundprozessor in deine Anlage zu integrieren. Als Gegenstück dazu gibt es auch einen Pre-Out, also einen Vorverstärkerausgang, mit dem du externe Endstufen oder Subwoofer anspielen kannst.
Bedienelemente aus der Yamaha-Historie
An der Frontplatte findest du eine Kollektion von Knöpfen, Schaltern und Knebeln, die klassischen Vorbildern aus dem Yamaha-Katalog nachempfunden sind – und ihnen auch haptisch mindestens ebenbürtig sind. Der Volume-Regler zeigt genau den richtigen, definiert sämigen Drehwiderstand, der Quellenschalter rastet satt, während hinter den Kulissen dezent tickende Relais die elektrischen Weichen stellen.
Sehr schön gelöst ist die Klangregelung. Deren abgeflachte Drehknöpfe haben eine integrierte Schaltfunktion. Stehen beide senkrecht und damit auf Null, leiten Relais das Signal ohne Umweg an den Bass- und Treble-Filternetzwerken vorbei. Phonohörer freuen sich über eine absolute Luxus-Vorverstärkerplatine mit komplett diskreter, also aus Dutzenden Einzeltransistoren komponierter Schaltung, die nahezu baugleich mit der des superteuren Topmodells A-S3200 ist.
Einzig die MM/MC-Umschaltung wandert beim 1200er von der Frontplatte hinters Gerät. Was auf dem Board aber nichts vereinfacht, weil die Umsetzung auch im 1200er dann letztlich über Relais funktioniert. Das Phonoteil scheint im MC-Modus eher auf niederohmige Systeme optimiert zu sein. Ortofons Quintet-Serie würde hier zum Beispiel gut passen. Oder ein Dynavector DV20X2L.
Weniger ideal wären hochohmige MCs wie das Hana SL, oder das Denon DL-103. Das im Hörtest auch verwendete Lyra liegt mit seinen 8-Ohm-Spulen an der Grenze: Die Manufaktur empfiehlt Abschlusswiderstände um 100 Ohm oder darüber. An den 50 Ohm des Yamaha wird der Klang etwas dunkler, bleibt aber immer noch überragend fein.
Schön, aber unverbindlich: die Power-Meter
Perfekt wird der Vintage-Look durch die beiden Zeigerinstrumente, die die abgegebene Leistung wahlweise als Mittel- oder Spitzenwert sichtbar machen sollen. Wirklich genau sind die Werte nicht: Genau genommen sieht man hier die Ausgangsspannung.
Leistung wird daraus erst, wenn auch Strom fließt – und dessen Betrag hängt nicht nur von der Spannung, sondern auch entscheidend von der Impedanz des Lautsprechers ab. Als Schätzeisen sind die Zeiger dennoch hilfreich, und sie sehen – vor allem – toll aus. Die hübsche Skalenbeleuchtung kannst du dabei stufenlos dimmen, alternativ sind die Instrumente komplett abschaltbar.
Fazit Yamaha A-S1200
Der erschwinglichste Verstärker in Yamahas feinster Baureihe verzichtet komplett auf moderne Digitalausstattung. Umso nachhaltiger beeindruckt der A-S1200 mit perfekter Verarbeitung, hoher Bauteilqualität und raffinierter Analog-Schaltungstechnik. Klanglich tritt der Yamaha hochkultiviert auf, mit seidenweichem, hochgenauem Hochton und edlen, nie grell oder vordergründig wirkenden Klangfarben.
Aktuelle Angebote für den Yamaha A-S1200:
Technische Daten | |
Leistung | 2x 90 Watt / 8 Ohm, 2x 150 Watt / 4 Ohm |
Eingänge | 4x Cinch, 1x Phono MM/MC, Power Amp Direct |
Audio-Ausgänge | 2 Paar Lautsprecherklemmen (schaltbar), 1x Stereo Pre Out, 1x Kopfhörer 6,3 mm |
Quellen kabellos | – |
Abmessungen (BxHxT) | 435 x 157 x 463 mm |
Gewicht | 22 kg |
Mitgeliefertes Zubehör | IR-Fernbedienung |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz, Silber |
Preis | 2.499,00 Euro |
Es soll doch ein Streaming-Amp sein? Dann wirf einen Blick auf unsere Bestenliste der besten Streaming-Verstärker: