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Roksan Attessa Streaming Amplifier im Test: Der Beste aus beiden Welten

Beim Roksan Attessa Streaming Amplifier stoßen traditionelle Verstärkerkunst und modernes Streaming aufeinander. Wie das klingt, haben wir getestet.
HIFI.DE Test | Roksan Attessa Streaming Amplifier
Leistung
2x 80 Watt / 8 Ohm, 2x 130 Watt / 4 Ohm
Eingänge
2x Cinch, 1x Phono MM, 2x Optisch, 2x Koax, 2x USB-A
Chromecast Built-In
Quellen kabellos
BluOS, Airplay 2, Bluetooth aptX
Integrierte Streamingdienste
Tidal, Qobuz, Spotify Connect, Napster, Deezer, Amazon Music u.a.
Abmessungen (BxHxT)
432 x 76 x 373 mm
Preis
1.999 Euro
In Kürze
Exzellent klingender, konsequent aufgebauter Streaming-Amp, der einen klassisch-analogen Vollverstärker mit hochmodernem BluOS-Streaming kombiniert. Reichlich Leistung und Dynamik treffen auf massive Verarbeitung.
Vorteile
  • Griffiger, dynamischer, emotional packender Klang
  • Vielseitiges, stabiles BluOS-Streaming
  • Sehr guter MM-Phono-Eingang
Nachteile
  • Kein HDMI ARC, kein USB-Audio
  • Kein Multiroom mit analogen Quellen
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Auf das Testexemplar des Roksan Attessa Streaming Amplifiers waren wir besonders gespannt – aus verschiedenen Gründen. Zum einen finden wir den Netzwerk-Vollverstärker vor allem in Schwarz unheimlich schick: Ein bisschen bedrohlich schaut er drein, mit seiner matten Front und den schmalen Displays in Glutorange auf beiden Seiten des massiven Steuerknopfs. Zum anderen erinnern wir uns an die lange Historie fast schon notorisch gut klingender Geräte des englischen Herstellers. Eines davon diente der Attessa-Serie sogar als Namenspate: 1992 erschien mit dieser Bezeichnung ein dreiteiliges CD-Abspielsystem.

Den Roksan Attessa Streaming Amplifier gibt es in Schwarz und Silber:

Auch das aktuelle Attessa-Lineup umfasst noch ein CD-Laufwerk – ohne eigenen Wandler, weil der im Verstärker bereits vorhanden ist. Eine moderne, mächtige Digitalquelle hat der Attessa Streaming Amplifier schon eingebaut: BluOS mit seiner riesigen Auswahl an Streamingdiensten. Vom kostenlosen Internetradio bis hin zum luxuriösen Service Roon geht hier alles. Die BluOS-Plattform stammt aus dem Lenbrook-Konzern, dessen Marken NAD, Bluesound und PSB sie verwenden.

Roksan Attessa Streaming Amplifier schräg links
Der Roksan Attessa Streaming Amplifier vereint moderne und althergebrachte Technik in seinem schicken Gehäuse.

Roksan kauft sie zu, wie zum Beispiel auch die Kollegen von Cyrus oder DALI. Eine gute Wahl, denn damit erhält der Streaming Amplifier Zutritt zu einer großen Familie an potenziellen, voll kompatiblen Mitspielern. Die Sound-Seite dagegen behält Roksan in der eigenen Hand: Der D/A-Wandler und selbstverständlich auch der eigentliche Verstärker sind klassische Roksan-Eigenkonstruktionen. Wie die Mischung klingt, haben wir für dich getestet.

Roksan Attessa Streaming Amplifier im Hörtest: Definierte Feindynamik

Im Hörraum warteten unsere Tannoy-Monitore, ein Server voller digitaler Musik und unser Technics SL-1210Mk7 als analoger Zuspieler. Der übrigens auch optisch wunderschön neben den Roksan passt. Für Vergleiche stand unser derzeit bester BluOS-Verstärker bereit, der NAD M10 V2. Zunächst konzentrierten wir uns auf die analogen Line-Eigänge, die der Technics mit seinem MC-System Denon DL-103 über den Phono-Vorverstärker Cambridge Duo bespielen durfte. Ein Klangvergleich auf sehr hohem Niveau, der mit analogen Quellen mal den Roksan, mal den NAD knapp in Führung gehen ließ.

Roksan Attessa Streaming Amplifier Rückseite Anschlüsse
Die Rückseite bietet eine schöne Auswahl an digitalen und analogen Quellen. Ganz links den für deinen Plattenspieler, ganz rechts fürs Streaming und die Musiksammlung auf Festplatte oder USB-Stick.

Zusammengefasst geht der NAD unangestrengter, spielerischer mit der Musik um, erlaubt noch höhere Lautstärken, ohne unangenehm zu werden und präsentiert Klangereignisse klar, weich und natürlich. Der Roksan musiziert daneben engagierter, drängender, bei moderaten Lautstärken strukturbetonter und auch spannender. Dafür differenziert er Klangfarben nicht so fein und bleibt, wenn’s laut wird, nicht ganz so unsichtbar wie der NAD.

Eine Platte, die dem Roksan liegt, ist zum Beispiel die gerade veröffentlichte LP The End Of Days von Matt Elliott. Da treffen sich auf Song Of Consolation in überragender Aufnahmequalität Elliotts voluminöser Bariton, Kontrabass, akustische Gitarre, Klarinette und Saxophon. Alles Klänge, die neben ihrem eigentlichen Ton eine eigene, ausgeprägte Feinstruktur mitbringen. Mit dem Attessa wirkt dieser Mikrokosmos noch prägnanter als mit dem NAD.

Roksan Attessa Streaming Amplifier volle Lautstärke
Die orangene Lautstärkeanzeige des Roksan Attessa Streaming Amplifier kann sich sehen lassen.

Wie Fingerkuppe und -nagel um eine Winzigkeit zeitversetzt die Saite überqueren und diesen charakteristischen Zupfton erzeugen. Die feinen Vibrationen des Klarinettenblatts oder der Bogenstrich auf den dicken Bassaiten. Solche Dinge kommen besonders deutlich zum Vorschein und geben der Performance – auch und gerade etwas leiser gehört – eine fast gespenstische Authentizität.

Auch digital dominiert der Charakter des analogen Verstärkers

Mit Streaming oder Signalen von den Digitaleingängen des Attessa behält sein Klang die beschriebenen Stärken. Auch hier klingt der englische Amp griffig-direkt, ohne hell zu wirken, und temporeich-dynamisch ohne Spuren von Nervosität. Klasse, wie Bill Brufords Schlagzeugbecken am leisen Eingang des Yes-Klassikers Heart Of The Sunrise ihre vielfältigen Metalltimbres präsentieren! Das Elfminuten-Stück ist ein Höhepunkt des Albums Fragile aus dem Jahr 1971.

Roksan Attessa Streaming Amplifier Lüftungsgitter
Die Endstufen des Roksan Attessa sorgen für reichlich Abwärme, die aber durch die schicken Lüftungsgitter entweichen kann.

30 Jahre später war das eines der ersten Alben, die hochauflösend digital veröffentlicht wurden. Für die DVD-Audio von damals findet man kaum noch geeignete Player – und erst recht keine hochwertigen. Weil wir die Audiodaten damals aber auf Festplatte transferiert haben, können wir heute per Netzwerkplayer darauf zugreifen. Es ist der klanglich beste Weg, dieses Album zu hören, und in vielen Aspekten sogar der Vinyl-Erstpressung überlegen.

Der NAD M10 V2 versetzt dich mit dem Yes-Stück tatsächlich noch überzeugender in die Londoner Advision-Studios Anno 1971, vor das damals gerade frisch angeschaffte Neve-Mischpult. Bill Brufords Bassdrum kickt hier noch lustvoller. Jon Andersons Gesang oder Steve Howes Gitarren erscheinen fokussierter im Stereo-Panorama, gleiten noch ungebremster aus den Boxen. Und wie bei einem Filmprojektor, den du scharfstellst, kannst du neben den eigentlichen Klangkörpern noch feine Konturen entdecken, die zuvor verdeckt waren. Etwa scheinbar nebensächliche Hallanteile in einzelnen Spuren. Das sehr dynamisch aufgenommene Stück gefällt uns mit den noch disziplinierteren, praktisch verzerrungsfreien nCore-Schaltendstufen des NAD also noch etwas besser.

Roksan Attessa Streaming Amplifier Kopfhörerausgang
Willst du ein mal nicht deine Wohnung beschallen, kannst du auch deinen HiFi-Kopfhörer an die 3,6-mm-Klinkenbuchse des Attessa stecken.

Mit dem NAD endet der Vergleich denkbar knapp

Interessanterweise wendet sich das Blatt beim nächsten Stück in Highres schon wieder. Nun interpretiert Sängerin Barb Jungr das Dylan-Stück Ballad Of Hollis Brown – zu recht unkonventioneller, nervös-fiebriger Begleitung. Mit dem Roksan fällt es hier leichter, Rhythmus und Melodie zu folgen, der Song bekommt einen stabileren, gleichmäßigeren Zug, während er via NAD eher etwas durcheinander erscheint.

Roksan Attessa Streaming Amplifier front schräg rechts
Der Roksan sorgt für einen energetischen und fein auflösenden Sound an deinen Lautsprechern – und sieht dabei auch noch echt schick aus.

Das Album Man In The Long Black Coat kommt als Studiomaster-Download von Linn Records, in der etwas seltener verwendeten Auflösung 88.2 kHz / 24 bit. In unserem Test bringt es das ausgeprägte Talent des Roksan für Rhythmik und Timing zum Vorschein. Klassische Abstimmschwerpunkte der britischen HiFi-Tradition, denen sich Roksan auch nach der Übernahme durch Monitor Audio im Jahr 2016 offensichtlich verpflichtet fühlt.

Unterm Strich hatten wir Mühe, uns zu entscheiden. Für 2000 Euro spielt der Roksan auf jeden Fall absolut erstklassig, nämlich struktur- und rhythmusstark, ausgewogen und dabei nie langweilig. Dass der NAD M10 V2 an entsprechend hochauflösenden Lautsprechern noch etwas glatter, sauberer und neutraler spielt, werten wir letztlich noch einen Tick höher. Dem Phono-Eingang des Roksan hat der phonolose – und 1.300 Euro teurere – NAD freilich nichts entgegenzusetzen.

Roksan Attessa Streaming Amplifier Kabelklemmen
Mit seinem Phono-Vorverstärker ist er einigen Konkurenten einen Schritt voraus. Du brauchst also keinen Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker, um Musik zu hören.

Und selbst unser Cambridge Duo gibt als externe Lösung überraschend klein bei, wenn wir auf die integrierte MM-Vorverstärkung des Attessa Streaming Amplifier wechseln. Das Grado Opus 3, das wir zu diesem Zweck in den Technics einbauen, klingt direkt am Roksan einfach noch ausdrucksstärker, dynamischer und feiner. Auch hier bleibt die englische Marke, die besonders mit ihren Plattenspielern berühmt wurde, ihrer Tradition verbunden.

Wir haben bereits viele Streaming-Verstärker testen können. Wie der Roksan Attessa im Vergleich mit ihnen abschneidet, verrät dir unsere Bestenliste:

Roksan Attessa Streaming Amplifier: Technischer Aufbau und Praxis

Wie bereits beschrieben, erhält der Attessa seine Netzwerkfähigkeiten durch ein integriertes BluOS-Modul. Das sitzt huckepack über der DAC-Platine des Vollverstärkers, auf der sich ein moderner PCM5242 von Burr-Brown um die Wandlung der Signale kümmert. Die Integration von Streamer, DAC und Verstärker ist bruchlos, wie man das von einem modernen Streaming-Amp erwartet. Das heißt, du kannst ihn über die BluOS-App auch auf Phono oder einen der Digitaleingänge umschalten. Oder in einer laufenden Wiedergabeliste abwechselnd per App, IR-Fernbedienung und direkt am Gerät skippen.

Roksan Attessa Streaming Amplifier Knöpfe
Nur vier Knöpfe zieren die Front des Attessa. Hier kannst du die Wiedergabe pausieren oder skippen. Ganz links sitzt der Standby-Taster.

Es gibt ein paar Bereiche, die nicht durch die BluOS-App zugänglich sind. Dazu gehören selten benutzte Grundeinstellungen, der Balanceregler und die Anpassung der Eingangsempfindlichkeiten. Roksan-Mutter Monitor Audio hat dafür eine eigene kleine App programmiert, die sich mit dem Amp über Bluetooth verbindet und tadellos funktioniert. Uns hätte ehrlich gesagt auch der – ebenfalls mögliche – Zugriff über das gestochen scharfe rote OLED-Display am Gerät ausgereicht.

BluOS bringt dem Attessa dieselben Dienste und Standards wie allen kompatiblen Geräten auch: 17 Musikdienste zählt der Hersteller auf – eine Auswahl, die nur Sonos noch nennenswert toppt. Hinzu kommen Webradio in riesiger Auswahl mit guter Suchfunktion, direktes Streaming via Airplay 2 und Bluetooth sowie ein sauber geordneter, stabiler und schneller Zugriff auf deine Festplatten-Musiksammlung. BluOS arbeitet dabei nicht über das UPnP/DLNA-Protokoll, sondern erstellt eine eigene Bibliothek, nachdem du ihm den Netzwerkpfad zu deinen freigegebenen Ordnern gezeigt hast. In einem BluOS-System – das bis zu 64 Player umfassen kann – musst du das nur einmal machen, da die Bibliothek automatisch mit neu hinzukommenden BluOS-Geräten geteilt wird.

Roksan Attessa Streaming Amplifier Zubehör Fernbedienung
Neben der Fernbedienung findet sich auch noch ein WLAN-Dongle samt Verlängerungskabel im Zubehör des Attessa. Diesen brauchst du, willst du auf ein LAN-Kabel verzichten.

Kleine Zugeständnisse an britischen Purismus

Ein paar Funktionen, die wir von anderen BluOS-Geräten kennen, fehlen dem Attessa. Er kann zum Beispiel keine Surroundgruppe mit weiteren BluOS-Spielern bilden. Normale Multiroomgruppen dagegen funktionieren, und zwar so perfekt latenzfrei, dass man stabiles, sauberes Stereo hört, wenn man vom Attessa nur einen und vom M10 V2 nur den anderen Kanal laufen lässt. Phono und die beiden Analogeingänge sind von der Multiroomverteilung allerdings ausgenommen – wohl um den Signalweg dort so störungsfrei wie möglich zu halten. Praktisch ist die dreistufige Empfindlichkeitsanpassung an allen drei analogen Inputs. So kannst du Pegelsprünge beim Umschalten etwa auf Streaming minimieren.

Weitere Zuspieler kannst du am Attessa über zwei optische und zwei koaxiale Digitaleingänge anschließen. Zwei USB-A-Buchsen bieten Platz für Musiksammlungen auf Festplatten. Auch hier werden Auflösungen bis 192 kHz / 24 bit unterstützt. Leider fehlt eine USB-B-Schnittstelle für den PC. Die Vor- und Endstufe im Attessa sind klassische analoge Konstruktionen mit beachtlichem Bauteilaufwand. Sofort ins Auge fällt der riesige Ringkerntrafo, der den Amp mit Strom versorgt. Großzügig bestückt ist auch die Endstufe, an deren Guss-Kühlkörper zwei Transistorpaare pro Kanal schuften.

Roksan Attessa Streaming Amplifier Bedienknopf Lautstärke
Über den massiven Bedienknopf aus Metall kannst du nicht nur die Lautstärke einstellen, sondern auch die Eingänge durchschalten.

So sieht das aus, wenn man auf klassisch-analogem Weg wirklich solide Leistungen ermöglichen will. Auch sonst hinterlässt die Bauteilqualität – etwa die EPCOS-Elkos in der Endstufe – einen sehr guten Eindruck. Mechanisch und haptisch überzeugt der in China gefertigte Brite hundertprozentig: Das Stahlblechgehäuse liegt äußerst massiv in der Hand, der große Bedienknopf läuft wackelfrei und präzise. Einzig die Fernbedienung – leicht und aus Plastik – passt nicht ganz zu dem edlen Gerät.

Roksan Attessa Streaming Amplifier – unser Testfazit

Klanglich und mit seinem coolen Design ist der Attessa eine absolut stimmige Fortsetzung der so eigenwilligen wie audiophilen Roksan-Historie. Eine gute Entscheidung war es, sich streamingtechnisch der ausgereiften, vielseitigen BluOS-Familie anzuschließen. So trifft der unverwechselbare Stil der englischen Kultmarke auf grundsolide Alltagseigenschaften. Das Beste aus beiden Welten also. Das macht den Attessa zu einem perfekten Ausgangspunkt für eine höchstwertige, moderne HiFi-Anlage, die dir bei der Wahl der Lautsprecher absolut freie Hand lässt.

HIFI.DE Testsiegel Streaming-Verstärker Roksan Attessa Streaming Amplifier 8.5

Den Roksan Attessa Streaming Amplifier gibt es in Schwarz und Silber:

Technische Daten
Leistung 2x 80 Watt / 8 Ohm, 2x 130 Watt / 4 Ohm
Eingänge 2x Cinch, 1x Phono MM, 2x Optisch, 2x Koax, 2x USB-A
Audio-Ausgänge 1 Paar Lautsprecherklemmen, 1x Stereo Pre Out, 1x Kopfhörer 3,5 mm
Chromecast Built-In
Quellen kabellos BluOS, Airplay 2, Bluetooth aptX
Integrierte Streamingdienste Tidal, Qobuz, Spotify Connect, Napster, Deezer, Amazon Music u.a.
MQA Ja
Roon ready Ja
Multiroom Ja
Raumeinmessung
Netzwerk LAN, WLAN (als USB-Dongle)
Gehäuse-Ausführungen Schwarz, Silber
Abmessungen (BxHxT) 432 x 76 x 373 mm
Mitgeliefertes Zubehör IR-Fernbedienung, WLAN-Dongle, USB-Verlängerungskabel
Gewicht 10,5 kg
Preis 1.999 Euro

Alle von uns getesteten HiFi-Verstärker findest du in unserer Bestenliste:

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