NAD M10 v2 im Test: Streaming-Verstärker in Master-Qualität

- Leistung
- 2x 100 Watt / 8 Ohm
- Eingänge
- 2x Cinch, 1x Optisch, 1x Koax, USB-A, HDMI eARC
- Chromecast Built-In
- –
- Quellen kabellos
- BluOS, Airplay 2, Bluetooth aptX HD
- Integrierte Streamingdienste
- Tidal, Qobuz, Spotify Connect, Napster, Deezer, Amazon Music u.a.
- Abmessungen (BxHxT)
- 215 x 100 x 260 mm
- Preis
- 3.299 Euro
Der NAD M10 v2 ist ein kompakter Streamingverstärker mit audiophilem Klang und erlesener Ausstattung. Er ist nicht billig, aber an guten Lautsprechern jeden Cent seines Preises wert.
- Herrlich klarer, lebendiger Klang mit hoher Dynamik
- Leistungsfähiges Einmess-System
- Umfangreiche Streamingfähigkeiten, ausgereiftes Bedienkonzept
- Bluetooth- Empfänger und -Sender
- Hoher Preis
- Kein Anschluss für kabelgebundene Kopfhörer
Der Wunsch, die Stereoanlage möglichst unauffällig ins Lebens- und Wohnumfeld zu integrieren, ist so alt wie High Fidelity selbst. Früher bedeutete eine allzu große Konzentration auf Lifestyle- und Designaspekte oft technische und klangliche Kompromisse. HiFi war also entweder schön oder gut. Digitalisierung und Miniaturisierung haben in den vergangenen Jahrzehnten Klang und Design längst versöhnt. Überragend klingende Musikspieler müssen heute nicht mehr automatisch schwer und sperrig sein, wie der NAD M10 v2 beweist.

Hochauflösender Netzwerkplayer und effiziente Schaltverstärker-Technologie finden im Streaming-Verstärker eine absolut logische Verbindung. Der kleinste Amp aus der Masters-Spitzenbaureihe von NAD wurde nicht auf einen bestimmten Preis hin entwickelt, wohl aber auf kompaktes Format, kompromisslose Klangqualität und vorzügliche Praxiseigenschaften. Während das Format offensichtlich ist, haben wir die beiden anderen Punkte ausgiebig im Hörraum getestet.
Hier geht’s direkt zum Angebot des NAD M10 v2:
NAD M10 v2 im Hörtest: Sound wie vom Silbertablett
Wie schon der technisch sehr ähnliche NAD M33 bietet der NAD M10 v2 eine ausgefuchste Raum-Einmessung von Dirac. Diese erfordert einen gewissen Aufwand von deiner Seite, belohnt aber mit einer präzisen Anpassung des Klangs auf die akustischen Gegebenheiten deines Hörraums.

Dirac berücksichtigt dabei vor allem auch die Tatsache, dass sich reale Raumakustik nicht beliebig digital korrigieren lässt. Egal, wie raffiniert man Frequenzlöcher füllt und Resonanzhügel glättet, am Ende bleibt die Korrektur oft ein Kompromiss. Umgekehrt sollte eine Raumkorrektur auch nur dort eingreifen, wo es nötig ist. Passt die akustische Ausgangssituation bereits aufgrund anderer Optimierungsmaßnahmen, sollte die Elektronik auch nicht unnötig eingreifen.
In einem gut gemachten Hörraum ist deshalb der Unterschied mit eingeschaltetem oder deaktiviertem Dirac auch gering. So oder so ist der NAD im Hörtest immer leicht zu erkennen. Seine Endstufen haben Power im Überfluss, klingen aber umwerfend lässig und zugleich lebendig. In den Höhen betont fein, leicht und luftig, hat der Klang unten ein adäquates Gegengewicht in Form eines pulsierend-vitalen Tieftons. Das hat nichts mit dem seifigen, desinteressierten Convenience-Sound einfacher Chipendstufen zu tun: Je mehr unterschiedliche Musik wir mit dem NAD hören, desto mehr zieht uns der kompakte NAD-Amp in seinen Bann.

Milde Mitten, präzise Eleganz
Gegenüber preislich vergleichbaren Fullsize-Verstärkern zeigt der NAD vor allem im Oberbass- und Mitteltonbereich Charakter: Nicht so rockig-druckvoll wie der Roksan Attessa Streaming Amplifier, dafür pointierter in den Klangfarben und freier auf der Stereobühne verteilt. Mit dem blitzsauberen Hochton des M10 v2 haben ausgewachsene HiFi-Boliden mitunter Mühe. Ein Denon PMA-1700NE etwa bietet diesen zwar auch, lässt Stimmen sogar griffiger und E-Gitarren energischer erscheinen.
Länger gehört, wirkt der NAD aber auch noch neutraler. Der folkbeeinflusste Retro-Rock von Arbouretum auf dem Album The Gathering zum Beispiel lebt von kräftigen Gitarrensounds mit ihren reichen Obertonspektren. Die wirken via NAD fast schon zu vornehm und bedeckt. Astrud Gilbertos Bigband-verstärkter Bossanova-Pop dagegen überwältigt uns via NAD mit einer Klangfarbenorgie, die der Denon einfach nicht hinbekommt.

Entsprechend talentierte Boxen, wie die KEF R3 Meta, zeigen mit dem NAD eine überragend präzise Abbildung. Über Schlagzeugbecken, Stimmen, Instrumente oder Effekte erfährst du via NAD nicht nur den ungefähren Platz im Stereopanorama, sondern ihre exakte Position, Ausdehnung und Relation zueinander. Die Musik hat vielleicht nicht die breite, flächige Präsenz wie über den Denon, wirkt aber unheimlich sauber aufgelöst und durchhörbar.
Dabei übertreibt es der M10 v2 nie mit der Analytik, sondern bleibt im Gesamtklang stets auf der dezenten, milden Seite. Streaming-Amps, die das auch können, sind nie wirklich billig. Erst recht nicht in eher kompakter Bauform. Der Linn Majik DSM /4 gehört dazu: Er bietet vergleichbare Genauigkeit, allerdings für inzwischen über 4.000 Euro. Und auch dem Hybrid aus Vorverstärker und Netzwerk-Player NAD C 658 musst du schon deutlich hochwertigere Endstufen zur Seite stellen, um einen Unterschied zum M10 V2 wahrnehmen zu können.

Glasklarer Klang, auch analog
Neben den vielfältigen integrierten Musikquellen des BluOS-Moduls sollen auch externe Zuspieler am NAD zu ihrem Recht kommen. Wir haben stellvertretend für die analoge Welt einen Technics SL-1210Mk7 aufgebaut, mit einem Denon DL-103 ausgerüstet und mit dem Phono-Vorverstärker Cambridge Audio Alva Duo verbunden.
Über den analogen Line-Eingang des NAD klingt diese Kombi rauschfrei und überraschend reich an Klangfarben, mitunter sogar besser als die gestreamte Digitalversion derselben Musik. Das ging uns zum Beispiel bei Still Live von Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette so: auf dem Plattenspieler die Vinyl-Testpressung von ECM aus dem Erscheinungsjahr 1986, die ohne richtiges Cover jahrzehntelang in irgendeiner Kiste schlummerte. Und zum Vergleich der aktuelle MQA-Stream via Tidal.

Trotz der zwangsweisen A/D-Wandlung des ankommenden Analogsignals im M10 v2 ist das Resultat so überraschend wie eindeutig: Mehr „live“, mit offenerem Raum, feiner aufgelöstem Applaus und mehr Dynamik-Spurbreite für Flügel, Kontrabass und Drums klingt hier die LP. Das kann viele Gründe haben. Und es gibt auch Fälle, in denen der Stream dem Vinyl überlegen ist. Darum geht es hier nicht. Der entscheidende Punkt ist vielmehr, dass der M10 v2 auch via Analogeingang transparent genug klingt, um solche Vergleiche nicht zu beeinflussen oder zu erschweren.
Wie sich der NAD M10 v2 im Vergleich mit allen anderen von uns getesteten Streaming-Verstärkern schlägt, verrät dir unsere Bestenliste:
NAD M10 v2: Technischer Aufbau und Praxis
Der Signalweg vom analogen Eingang aus durch den M10 v2 ist gar nicht mal so geradlinig: Nach der Umschaltung folgt direkt ein A/D-Wandler, der aus den Signalspannungen Bitpakete schnürt. Stromabwärts wird dann alle Musik gleich, nämlich digital weiterverarbeitet – egal, wie sie am Gerät ankam. Lautstärke- und Klangregelung, Raumkorrektur, Multiroomverteilung oder die Weitergabe an Bluetooth-Kopfhörer stehen somit allen Quellen gleichermaßen zur Verfügung.

Auch die Endstufen arbeiten „digital“, nämlich in Pulsserientechnik. Sie schalten also eine konstante Spannung sehr schnell in genau berechnetem Takt an und aus, statt den Spannungshahn kontinuierlich auf- und zuzudrehen, wie das normale Amps tun. Hauptvorteil dieser Bauweise ist ihr enormer Wirkungsgrad, der superkompakte Geräte mit viel Leistung wie den M10 v2 überhaupt erst möglich macht.
Mit 100 Watt pro Kanal untertreibt NAD im Datenblatt gründlich: Die im M10 v2 verwendeten Leistungsmodule des niederländischen Spezialisten Hypex sind mit einem Vielfachen dieses Werts spezifiziert. Die Power hätte NAD aber auch billiger haben können. Etwa mit den beliebten UcD-Baugruppen des gleichen Herstellers. NAD greift für den M10 aber zu den ungleich teureren und viel höher entwickelten nCore-Modellen von Hypex – was die im Hörtest auffallende Klarheit und Verzerrungsarmut dieses Streaming Amps ein Stück weit erklärt.

Ein anderes Stück des Puzzles trägt sicher der D/A-Wandler des NAD bei. Denn obwohl sie selbst als Schaltverstärker arbeiten, benötigen die Hypex-Endstufen analoge Eingangssignale. Diese entstehen in einem bestens beleumundeten DAC-Chip aus der „Sabre“-Serie des US-Spezialisten ESS. Mit jedem Zentimeter, den man sich auf den Platinen des M10 v2 vorarbeitet, festigt sich der Eindruck: hier war ein Gerät geplant, das nicht nur gut genug, sondern innerhalb großzügiger Grenzen schlicht perfekt sein soll.
Vorbildliche Vielfalt: Die BluOS-Streamingplattform
Das Streaming-Betriebssystem BluOS findest du in zahlreichen Geräten vom WLAN-Speaker Bluesound Pulse 2i bis hin zu High-End-Komponenten wie dem NAD M33. Egal, wo es implementiert ist: Eine riesige Auswahl an Streamingdiensten steht immer zur Verfügung, ebenso ein wirklich ausgereiftes Bedienkonzept, das sogar Marktführer Sonos das Wasser reichen kann.

Die BluOS-App (für Android, iOS, Kindle, Windows, MacOS) läuft stabil und wirkt anfangs gerade auf kleinen Screens etwas unübersichtlich. Das liegt aber auch an der Fülle an Fähigkeiten und Optionen, die du schnell nicht mehr missen möchtest. Etwa das flexible Album-Autofill: Tippst du auf einen Song, nimmt die App das ganze Album in die Playlist, als würdest du eine CD einlegen. Willst du das generell nicht, schaltest du die Funktion ab. Du kannst sie aber auch anlassen, und wenn es mal nicht passt, das automatisch nachgeladene Album mit einem Tipp wieder aus der Liste schnippen.
Die so erstellten Playlisten kannst du umsortieren, speichern, später wieder abrufen und sogar extern sichern. Sie dürfen auch gemischte Inhalte von Streamingdiensten und lokalen Speicherorten enthalten. Bei letzteren verlässt sich NAD übrigens nicht auf eventuell vorhandene DLNA-Server, sondern scannt und sortiert den Content ganz ähnlich wie Sonos in Eigenregie. Das hat Vor- und Nachteile.

Einerseits geht das Stöbern in großen NAS-Sammlungen dadurch sehr flüssig und stabil, unabhängig von Alter oder Prozessorleistung der NAS. Andererseits musst du dem System erst den Netzwerkpfad zu deinem Speicherort verraten. Für Unerfahrene ist das oft mit ein paar Fehlversuchen verbunden, weil in so einer Adresse (bei uns zum Beispiel: „\\nas-02-26-7d\media\Music“) wirklich jedes Zeichen exakt stimmen muss. Zudem ist die Sortierstruktur nicht veränderbar und nutzt nicht alle Tags. Uns fehlt zum Beispiel eine Gruppierung nach Erscheinungsdatum.
Audiophil und ausbaufähig
Andererseits: Wenn dein Streamer nicht nur gewünschte Titel schnell finden und spielen, sondern dir auch als intelligenter Musikberater dienen soll, kannst du den M10 v2 jederzeit mit Roon verknüpfen – „Roon ready“ zertifiziert ist der Streaming-Amp wie alle BluOS-Geräte. Die du zudem nicht nur bei den Marken NAD und Bluesound findest, sondern inzwischen auch bei anderen großen Namen wie DALI, Roksan und Cyrus.

Zur Erweiterung deiner Anlage auf mehr und größere Räume steht also ein ganzes Ökosystem kompatibler Geräte und Boxen zur Wahl. Audiophile Grundvoraussetzungen sind dabei immer erfüllt: Gapless-Wiedergabe, freie Navigation innerhalb eines Titels, nichtflüchtige On-Device-Abspiellisten, Highres-Unterstützung bis hin zu DSD-Streams – das ganze Programm für anspruchsvolle Musikfans.

Der M10 v2 ist aber selbst für BluOS-Verhältnisse besonders schön zu handhaben. Das liegt an dem riesigen, hochauflösenden Touchscreen, der Cover-Kunst richtig zur Geltung bringt, umfassende Bedienung erlaubt und sogar virtuelle VU-Meter zappeln lassen kann. Den Klang kannst du per mitgeliefertem Messmikrofon an den Raum anpassen. Die abgespeckte Lizenz der Dirac Live Raumkorrektur ist im Preis enthalten. Mit ihr kannst du alles unterhalb von 500 Hz anpassen, also den wummernden Bereich, der am ehesten die Nachbarn auf den Plan ruft.

Wenn dir die serienmäßige „kleine“ Dirac-Lizenz nicht ausreicht, kannst du diese jederzeit für 99 Euro in eine Vollversion umwandeln. Das Raum-Equalizing wirkt dann nicht nur im Tiefton, sondern im gesamten Audioband bis 20 kHz. Ob das nötig und zielführend ist, darüber kann man lange diskutieren. Du erhältst damit aber ein mächtiges Tuning-Tool, das leicht zum ganz eigenen Hobby werden kann. Erst recht dann, wenn du nicht nur zwei Stereoboxen, sondern einen oder mehrere Subwoofer oder gar ein Surroundsystem optimieren willst.
Stereo, Mono, Mehrkanal – alles geht
Der M10 v2 ist für sich genommen ein reines Stereogerät. Du kannst die beiden Endstufen auch auf Mono schalten und sogar zu einer einzigen extrastarken Brückenendstufe verbinden. Ein zweiter M10 kann dann den anderen Kanal übernehmen – die Stereo-Paarbildung erfolgt mit ein paar Fingerbewegungen per App.

Umgekehrt kannst du für Surround-Filmton hinten einfach ein weiteres BluOS-Produkt aufstellen – etwa einen Bluesound Powernode mit einem Paar kleiner Regalboxen. BluOS übernimmt dann die Dolby-Digital-Decodierung, verteilt die Kanäle entsprechend und kümmert sich auch um die perfekte Einbindung eines Subwoofers. Dank HDMI-eARC wird der NAD so zur Klangerweiterung deines Fernsehers, die du mit dessen Fernbedienung regeln kannst.
Das sind alles tolle Features, die dafür sorgen, dass dir mit dem M10 v2 nie langweilig wird und du maximalen Nutzen aus deiner Investition ziehen kannst. Was uns jedoch am nachhaltigsten beeindruckt, ist der klare, saubere, dynamische Klang, den der M10 v2 in unseren Hörraum zaubert. Und zwar mit analogen wie digitalen Quellen gleichermaßen.

Fazit NAD M10 v2: Großes Kino aus kleinem Kasten
In der Masters-Serie geht NAD traditionell technisch in die Vollen. Wie gut der bildhübsche, kompakte M10 v2 diesen kompromisslosen Auftrag erfüllt, kann man nicht allein im Datenblatt ablesen. Man muss gehört haben, wozu dieser Technik-Quader an hochwertigen Boxen fähig ist – gerne auch mit einem Top-Plattenspieler als zusätzlicher Quelle. Dann wird schnell klar: Das ist echter HiFi-Fortschritt. Hier treffen kompakte Bauform und lückenloser Komfort auf champagnerfeinen Klang, der die Argumente für klassische Großformat-Geräte bedrohlich schrumpfen lässt.
Hier geht’s direkt zum Angebot des NAD M10 v2:
Technische Daten | |
Leistung | 2x 100 Watt / 8 Ohm |
Eingänge | 2x Cinch, 1x Optisch, 1x Koax, USB-A, HDMI eARC |
Audio-Ausgänge | 1 Paar Lautsprecherklemmen, 1x Stereo Pre Out, 2x Sub Out, Bluetooth aptX HD |
Chromecast Built-In | – |
Quellen kabellos | BluOS, Airplay 2, Bluetooth aptX HD |
Integrierte Streamingdienste | Tidal, Qobuz, Spotify Connect, Napster, Deezer, Amazon Music u.a. |
MQA | Ja |
Roon ready | Ja |
Multiroom | Ja |
Raumeinmessung | Ja (Dirac Live LE) |
Netzwerk | Gigabit LAN, WLAN |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz |
Abmessungen (BxHxT) | 215 x 100 x 260 mm |
Mitgeliefertes Zubehör | IR-Fernbedienung, Messmikrofon, USB-Dongle für Mikrofonanschluss |
Gewicht | 5 kg |
Preis | 3.299 Euro |
Alle von uns getesteten HiFi-Verstärker findest du in unserer Bestenliste: