Startseite HiFi Elektronik Verstärker NAD C 316BEE V2 im Test: Wie aktuell ist der HiFi-Klassiker?

NAD C 316BEE V2 im Test: Wie aktuell ist der HiFi-Klassiker?

Als letzter komplett analoger Verstärker von NAD verspricht der C 316BEE V2 viel Klang für wenig Geld – und schon seit vielen Jahren. Kann der immer wieder aktualisierte Klassiker auch heute noch überzeugen?
HIFI.DE Test | NAD C 326BEE V2
Leistung
2x 40W (an 8 und 4 Ohm)
Eingänge
4x Line Cinch, 1x Line Klinke 3,5, 1x Phono MM
Audio-Ausgänge
1 Paar Lautsprecher, Kopfhörer 6,3mm
Quellen kabellos
Abmessungen (BxHxT)
435 x 90 x 285 mm
Gewicht
5,5 kg
Preis
449 Euro
In Kürze
Der 316 ist ein alter Bekannter – und in seiner neuesten Version besser denn je. Wenn du einfach nur einen guten, rein analogen Verstärker suchst, kommst du mit diesem NAD viel weiter, als es sein niedriger Preis erwarten lässt.
Vorteile
  • Kraftvoller, erwachsener Klang mit guter Dynamik
  • Klangstarker MM-Phonoeingang
Nachteile
  • Keine Digitaleingänge oder Bluetooth
  • Phono könnte noch rauschärmer sein
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Seit Jahrzehnten ist der jeweilige „kleine NAD“ der Standardtipp für alle, die für wenig Geld einen richtig guten Verstärker suchen. In seiner aktuellen Inkarnation heißt der Einstiegs-NAD C 316BEE V2. Man sagt ihm hervorragenden Klang nach, und viele Eingänge inklusive Phone-Input hat er noch dazu. Aber reicht das heute noch, damit der C 316BEE V2 in der HiFi-Welt ganz vorne mitspielen kann? Diese Frage haben wir im Test geklärt.

Schon für unter 500 Eurp will der NAD C 316BEE V2 enorm viel HiFi-Klang bieten:

NAD C 316BEE V2: Der letzte seiner Art

Mehr zu sein, als das Äußere verrät: Das gehört seit der Gründung im Jahr 1972 zu den wichtigsten Tugenden bei NAD. Deshalb verstecken sich die Verstärker, Player und Endstufen seit jeher hinter matt dunkelgrauen Tarn-Frontplatten aus Kunststoff, geben sich betont zweckmäßig und vermeiden jeglichen Design-Glamour.

NAD C 316BEE V2 Frontal schräg links
Der NAD C 316BEE V2 ist der letzte rein-analoge Verstärker in NADs Portfolio.

Nur in der abgehobenen Masters-Serie ist ein dezenter Schuss Luxus in Form gebürsteter und eloxierter Metalloberflächen erlaubt. Das stand dem NAD M33 besonders gut zu Gesicht. Der C 316BEE V2 weiß davon nichts. Es gab ihn in seiner Grundform schon, bevor Masters überhaupt auf den Markt kam. Heute ist er nicht nur der preiswerteste und älteste Amp, sondern auch der letzte rein analog aufgebaute Verstärker im NAD-Programm.

Die Initialen BEE im Produktnamen besagen, dass der 316er noch aus der Feder des legendären Entwicklers Bjørn Erik Edvardsen stammt. Bis zu seinem Tod im Jahr 2018 arbeitete der Norweger für NAD – über 40 Jahre lang. Er designte 1976 mit dem NAD 3020 nicht einfach einen erschwinglichen audiophilen Vollverstärker. Sondern definierte damit überhaupt erst diese komplett neue Kategorie.

NAD C 316BEE V2 Logo und Name
Das BEE im Produktnamen ist eine Homage an den langjährigen Entwickler Bjørn Erik Edvardsen.

Der Fokus lag von Anfang an komplett auf Klang unter Alltagsbedingungen, frei von Prospekt-Protz und sinnlosen Komplikationen. Der 3020, der einst 280 Mark kostete, ist heute zu Recht eine HiFi-Ikone. Und der C 316BEE V2 in diesem Test ist ein direkter Nachfahre – der Letzte, der noch erhältlich ist. Denn inzwischen hat digitale Technologie auch bei NAD Einzug gehalten. Auch das übrigens kein Verrat an Edvardsens Arbeit, sondern deren Resultat: Mit dem M2 war auch der erste volldigitale NAD im Jahr 2008 ein echter BEE.

NAD C 316BEE V2 im Hörtest: Power aus dem Nichts

Der 316BEE V2 mag unscheinbar aussehen, er ist aber nicht zu überhören. Außergewöhnlich kräftig und auf eine ganz souveräne Weise ausgewogen präsentiert er uns die Musik. Angeschlossen haben wir ihn an unsere Tannoy Legacy Eaton. Die stellt Verstärker zwar nicht vor unlösbare Probleme. Sie verliert an schwächlichen Amps aber schnell viel von ihrer potenziell riesigen Räumlichkeit. Auch für ernsthafte Bassdynamik dürfen es gerne ein paar Watt mehr sein, als man anhand des guten Wirkungsgrads von 89dB/Wm erwarten würde.

NAD C 316BEE V2 Volumen Regler
Wenn gefordert, kann der kleine C 316BEE V2 auch laut spielen, macht aber bei jedem Pegel Spaß.

Dass die Ausgewogenheit des NAD nicht selbstverständlich ist, zeigen andere preiswerte Amps, etwa der Cambridge Audio AXA35, die gerade bei höheren Pegeln unverkennbar „klein“ wirken. Die Stimmen also etwas schlanker und grundtonärmer reproduzieren, und Drums mit gefühlt etwas kompakteren Kesseln auf die virtuelle Bühne stellen. Das fällt nur im direkten Vergleich auf. Ein AXA35 klingt also nicht eklatant überfordert, nur eben kleinformatiger.

Was der physisch eher noch schmächtigere NAD aus der neuen Blur-Scheibe The Ballad Of Darren macht, ist schon mehr als eindrucksvoll: Es ist verblüffend. Da zieht die Band im Bass ganz tiefe Register, füllt den Hörraum bis zum letzten Zentimeter mit Orchesterpracht. Darüber schwebt Damon Albarns unnachahmliche Stimme, an der ebenfalls rein gar nichts fehlt. Klar, das Album ist sehr laut und spektakulär produziert. Und das macht es für den Verstärker noch schwerer, weil jeder Anflug von Stress den Klang ins Aufdringliche kippen lassen kann. Das handhabt der NAD wie ein ganz Großer.

NAD C 316BEE V2 Quellentaster
Die Quellentaster werden auf der linken Seite von der großen Kopfhörerbuchse und rechts von der kleinen AUX-Buchse flankiert. Letztere erlaubt dir theoretisch dein Handy oder deinen MP3-Player mit dem Verstärker zu verbinden.

Bass mit ernsthaftem Punch

Wir wechseln zu einem ganz anderen, eher minimalistischen Sound: Auf der Spiderland-EP der US-Band Slint gibt es keinen Hall, keinen künstlichen Raum und keine Schnörkel. Nur staubtrockene, hochdynamisch aufgenommene Drums, rohe Gitarrensounds und einen eigenartigen, fast flüsternden Gesang. Die rhythmisch vertrackten Stücke verschmelzen Punk-, Rock- und Jazzeinflüsse im Jahr 1991 zu etwas Neuem, das später Postrock heißen wird.

Und mit dem NAD fühlen wir uns, als stünden wir bei dieser Geburtsstunde live im Aufnahmeraum. Da knallt die Bassdrum so direkt, dass man fast die kleinen Staubwölkchen sieht, die mit jedem Kick vom Teppichboden aufsteigen. Mit einem Verstärker für unter 500 Euro ist das außergewöhnlich. Wir wären auch happy gewesen, wenn er das Doppelte gekostet hätte.

NAD C 316BEE V2 Polklemmen
Deine Lautsprecherkabel finden an den stabilen Kunststoffklemmen auf der Rückseite Platz.

So einen doppelt so teuren Amp schließen wir dann aber doch noch an: den Musical Fidelity M3si nämlich. Der die Ehre der vierstelligen HiFi-Verstärker dann zwar erfolgreich verteidigt, es damit aber gar nicht so leicht hat. Gerade Bassdrum, Toms und Snare wirken über den zierlichen NAD fast noch härter, jedenfalls aber nicht bedeutend weniger eindrucksvoll. Die Entscheidung bringt der doch deutlich weitere Raum, den der M3si mit geeigneten Platten vor dem Hörplatz aufbaut.

Dazu taugt Slint jetzt weniger, dafür aber die neue Blur: Dem Musical fällt es da leichter, die vielen Klangkörper in eine räumlich stabile Ordnung zu bringen. Und er nutzt dabei eine weitere, tiefere Bühne. Der NAD bildet etwas kompakter ab und vermittelt bei ganz komplexem Musikgeschehen dann auch etwas weniger Durchblick. Keine wirklich schlimme Einschränkung, aber immerhin relevant und reproduzierbar.

NAD C 316BEE V2 Power-Knopf linke vordere Ecke
Das einzige Designelement, das die simple Form unterbricht, sind die beiden geschwungenen, vorderen Kanten.

Vollwertiger, klanglich genialer Phonoeingang

Über den Phono-Input weitet sich die Abbildung des NAD sogar noch ein bisschen. Zumindest, wenn wir unseren Well Tempered Simplex mit dem Spitzensystem MP-500 von Nagaoka anschließen. Die genaue Phono-Performance variiert natürlich mit dem individuell verwendeten Spieler. Wir waren aber nicht nur von dem relativ teuren Well Tempered, sondern auch schon vom Rega Planar 2 mit einem Sumiko Wellfleet MM so angetan, dass wir uns fast zwingen mussten, danach auch noch unseren Streamer anzuschließen.

Mit dem relativ leisen Moving-Iron-System von Nagaoka deutet sich allerdings auch ein kleiner Nachteil des NAD-Phonoteils an: Es rauscht ein bisschen merklicher als zum Beispiel sein nahezu geräuschloser Kollege im Musical Fidelity. Auch der Cambridge AXA35 schafft es, den Hintergrund noch etwas leiser zu halten. Mit normallauten MMs bekommst du davon im Alltag aber nichts mit.

Wie der NAD C 326BEE V2 im Vergleich mit allen anderen von uns getesteten HiFi-Verstärkern abschneidet, verrät dir unsere Bestenliste:

NAD C 316BEE V2: Technischer Aufbau und Praxis

Der Phono-Vorverstärker sitzt auf einem separaten kleinen Board und verrät dem Betrachter, dass es seine Entwickler zwar preiswert, aber dennoch richtig gut machen wollten. Darauf weisen etwa die Styroflex-Kondensatoren in der RIAA-Entzerrung hin, die wir sonst eher in teureren Preamps sehen.

Gegenüber, am linken Rand des Gehäuses, sitzt ein Ringkerntrafo, der gemessen an der Gesamtgröße des NAD auch keineswegs von schlechten Eltern ist. Der eigentliche Partytrick des 316BEE ist aber nicht die reine Größe seines Netzteils – das gibt es woanders auch. Es ist vielmehr Bjørn Erik Edvardsens „PowerDrive“-Netzteilschaltung, die den Amp ziemlich einzigartig macht.

NAD C 316BEE V2 Anschlüsse Phono-Eingang
Der Phono-Vorverstärker im C 326BEE V2 kann sich hören lassen. Auf digitale Eingänge verzichtet der analoge Amp komplett.

Der Trafo liefert der Endstufe hier nämlich nicht nur eine feste Spannung, sondern zwei unterschiedlich hohe. Die höhere der beiden Spannungen ermöglicht der Endstufe eine so hohe Leistung, dass sie bei Dauerlast thermisch instabil werden würde. Aber Musik besteht ja nicht aus anhaltenden Tiefton-Sinussen, sondern aus dynamischem Auf und Ab. Im zeitlichen Mittel fließen auch bei sehr lauter Wiedergabe mit normalen Boxen nur wenige Watt.

Die ganz hohen Leistungen werden also nur für kurze Impulse benötigt. Das macht sich „PowerDrive“ zunutze, indem es sehr hohe Leistungen kurzzeitig erlaubt, bei zu lang anhaltender Nachfrage aber auf eine kleinere und damit sichere Versorgungsspannung zurückfällt. So schafft der NAD zwischen Sinus- und Impulsleistung eine glatte Verdopplung.

NAD C 316BEE V2 Netzkabel auf Rückseite
Bei NADs HiFi-Einstieg verzichtet man auf steckbare Stromkabel. Dafür holt der „PowerDrive“ eine ganze Menge aus dem Strom heraus.

Viele Ein-, wenig Ausgänge

Die Anschlussmöglichkeiten des NAD C 316BEE V2 sind typisch für moderne, mittelpreisige Verstärker – aber auch einen Tick altmodisch. Damit ist nicht der Phono-Input gemeint, den aktuell ja wieder viele brauchen. Die Rede ist eher von dem kleinen Klinken-Eingang an der Front, den du mit der Wahltaste „MP“ aktivieren kannst.

Die Idee stammt aus der iPod-Ära, als jede:r einen Musikplayer mit analogem (Kopfhörer-) Ausgang mit sich herumtrug. Da war das praktisch, um einfach mal schnell den Porti einzustecken. Da inzwischen aber viele Smartphones bereits ohne analoge Ausgänge kommen, schwinden die sinnvollen Anwendungs-Szenarien für den MP-Input zusehends.

NAD C 316BEE V2 Klangregelung plus Abschaltung
Wie es sich für ernst zu nehmendes HiFi gehört, kannst du die Klanganpassung des C 316BEE V2 mit einem Tastendruck aus dem Schaltkreis herausnehmen.

Aber das ist angesichts von vier weiteren Stereo-Analogeingängen eher eine Randnotiz. Bluetooth wäre eine moderne Alternative zum MP-Eingang, gibt es hier aber nicht. Denn das hätte aus dem 316 einen ganz anderen Amp gemacht. Den NAD in seinem großen Programm auch anbietet. Der C 316BEE V2 dagegen darf so bleiben, wie Bjørn Erik Edvardsen ihn geschaffen hat: ein rein analoger HiFi-Hotrod ohne Kompromisse.

Was auch für die abschaltbaren Klang- und Balanceregler und das klassische, motorisierte ALPS-Lautstärkepoti gilt. Senkst oder erhöhst du die Lautstärke über die Fernbedienung, kannst du also zusehen, wie sich das Pegelrad dreht. Selbst die Fernbedienung sieht aus, als hätte NAD sie am liebsten weggelassen: klein und leicht zu verlieren, aber perfekt funktional.

NAD C 316BEE V2 Fernbedienung
Die Fernbedienung fällt sehr zierlich aus, enthält jedoch alle nötigen Tasten.

Überhaupt nichts auszusetzen gibt es indes an der Verarbeitung des eigentlichen Geräts. Der chinesische Fertigungsbetrieb gehört zu den modernen, präzise arbeitenden, die auffallend dickwandige Stahlblechkarosserie sitzt akkurat und die Bauteile sind durchweg von gehobener Qualität.

Unser Testfazit zum NAD C 316BEE V2

Der voraussichtlich letzte zu 100 Prozent analoge NAD-Verstärker ist jetzt schon ein Stück HiFi-Geschichte. Und zwar ein ganz unauffälliges, das aber mit jedem Tag in deiner Anlage mehr begeistert. Gönne dir und deinem kleinen, schlagkräftigen Amp ruhig etwas anspruchsvollere Boxen – der NAD wächst mit seinen Aufgaben.

HIFI.DE Testsiegel HiFi-Verstärker NAD C 316BEE V2 8.4

 

Hier kannst du den C 316BEE V2 direkt kaufen:

Technische Daten
Leistung 2x 40W (an 8 und 4 Ohm)
Eingänge 4x Line Cinch, 1x Line Klinke 3,5, 1x Phono MM
Audio-Ausgänge 1 Paar Lautsprecher, Kopfhörer 6,3mm
Quellen kabellos
Netzwerk
Gehäuse-Ausführungen Dunkelgrau
Abmessungen (BxHxT) 435 x 90 x 285 mm
Gewicht 5,5 kg
Mitgeliefertes Zubehör Fernbedienung
Preis 449 Euro

Du willst mit deinem Verstärker auch direkt Musik streamen können? Dann schau doch mal in unsere Bestenliste der von uns getesteten Streaming-Verstärker:

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