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Was bringt Highres Audio? Mythen, Fakten und Antworten

Highres Audio, was ist das eigentlich? Alles, was du über hochaufgelöste Musikwiedergabe wissen musst, erfährst du im großen HIFI.DE-Ratgeber.
Was ist Highres Audio? Bild: Pixabay, Japan Audio Society

Wenn du dich in letzter Zeit ein wenig mit dem Thema HiFi beschäftigt hast, werden dir auch die Begriffe Hi-Res oder Highres-Audio untergekommen sein. Beides sind kürzere Schreibweisen für „High Resolution Audio“, also hochaufgelöste Musikdaten. Für Audiophile ist das so etwas wie das neue Heilsversprechen des High Fidelity: Highres soll bisher Ungehörtes hörbar machen und noch mehr musikalische Information transportieren. Gleichzeitig werben aber auch ganz bescheidene Bluetooth-Lautsprecher und True Wireless-Kopfhörer mit dem (selbstvergebenen) Prädikat Hi-Res Audio. Aber was das genau ist dieses Highres eigentlich? Klingt Highres-Musik wirklich besser? Und was brauchst du, um das überhaupt sinnvoll nutzen zu können? All das erfährst du hier!

Anbieter von hochaufgelöster Musik werben gerne damit, dass sie eine Klangqualität wie im Studio bieten soll. | Screenshot: Qobuz

Was ist High Resolution Audio?

  • Highres ist alles, was besser aufgelöst ist als die CD
  • Die wichtigen Faktoren sind Samplingrate (kHz) und Samplingtiefe (Bit)

Will man penibel sein, sollte man eigentlich von „High-er“ Resolution Audio sprechen. Denn die Definition von Highres bezieht sich auf digitale Musikdaten, die mit einer höheren Auflösung aufgenommen sind als die ursprüngliche Auflösung der CD von 44,1 kHz / 16 Bit. Diese mittlerweile of als „Standard-Auflösung“ bezeichnete Spezifikation wurde vor über 40 Jahren von Philips und Sony entwickelt und ermöglichte der CD den Durchbruch als erstes massentaugliches digitales Speichermedium für Musik.

Mit diesem Gerät begann das Zeitalter der digitalen Musik: Philips CD-100, der erste CD-Player der Welt. | Bild: Wikimedia Commons

Von (Kilo-)Hertz und Bits – so funktioniert digitale Musik

  • Die Häufigkeit, mit der ein Musiksignal abgetastet wird, nennt man Samplingrate (kHz).
  • Bei jeder Abtastung wird eine bestimmte Anzahl von Bits gespeichert. Je mehr Bits, desto genauer die Daten

Um zu verstehen, was höhere Auflösung in diesem Zusammenhang bedeutet, müssen wir uns kurz damit beschäftigen, wie Musik digital gespeichert wird. Für die CD wurde damals das Pulse Code Modulation-Verfahren (kurz: PCM) eingesetzt. Auch heute noch ist fast alle digital verfügbare Musik PCM-kodiert. Um das durch und durch analoge Musiksignal in Zahlen zu verwandeln, wird es viele Male in der Sekunde abgetastet. Bei jeder Abtastung wird ein Wert gespeichert, der beschreibt, wie das Signal zu diesem Moment aussieht. Diesen Vorgang nennt man Analog-Digital-Wandlung (A/D-Wandlung). Aus der resultierenden Zahlenkolonne kann dann ein Digital-Analog-Wandler (D/A-Wandler) wieder ein analoges Musiksignal erzeugen.

Wie genau das originale Signal in der D/A-Wandlung wiederhergestellt werden kann, hängt wesentlich von zwei Faktoren ab: Wie oft wurden Werte aufgezeichnet, und wie genau beschreiben die jeweiligen Werte das Signal. Über den ersten Faktor gibt die Abtastrate oder Samplingrate Auskunft. Diese gibt mit der Maßeinheit Hertz bzw. Kilohertz an, wie viele Abtast- oder Sampling-Punkte pro Sekunde erfasst wurden. Den zweiten Faktor kann man an der so genannten Samplingtiefe in Bit ablesen.

Ein bisschen Mathe muss sein

Für eine CD in Standardauflösung wird das Musiksignal beispielsweise 44.100 Mal in der Sekunde (= 44.100 Hertz = 44,1 kHz) mit einer Genauigkeit von 16 Bit abgetastet. Für jeden Sampling-Punkt kann damit einer von 2^16 = 65.536 verschiedenen Zuständen gespeichert werden. Das ist schon ziemlich genau, und hat auf der CD ja auch über mehr als vier Jahrzehnte gute Dienste geleistet.

Grafik: PCM-Abtastung
Vereinfachte Darstellung einer PCM-Abtastung mit 4 Bit Auflösung: Für jeden Sampling-Punkt (graue Linien) wird ein Wert gespeichert, der dem tatsächlichen Signal am nächsten kommt (rote Punkte). | Bild: Wikimedia Commons

 

High(er) Resolution

Von High Resolution spricht man also bei digitalen Musik-Aufnahmen, die noch genauere Daten enthalten als die CD. Viele HiFi-Diskussionen drehen sich in diesem Zusammenhang oft ausschließlich um die Sampling-Rate. Dabei halten Viele die Samplingtiefe, die im englischen Sprachgebrauch auch resolution genannt wird, für das eigentlich entscheidende Kriterium.

Hören, wie es live oder bei der Aufnahme im Studio klang – das ist der HiFi-Traum. | Bild: Pixabay

So gilt eine Musikdatei mit 48 kHz / 16 Bit gemeinhin noch nicht als Highres, ein File mit 48 kHz / 24 Bit jedoch schon. Meist sind aber Auflösungen von 96 kHz / 24 Bit oder 192 kHz / 24 Bit gemeint, wenn man von Highres-Audio spricht, da diese Auflösungen auch oft während der Aufnahmen in Studios genutzt werden. Dementsprechend vermarkten Anbieter diese Aufnahmen dann vielfach auch als Studio-Qualität oder Studio-Master-Qualität. Es existieren auch Titel und Alben mit Samplingraten von 88,2 kHz, 176,4 kHz, 352,8 kHz oder sogar 384 kHz, jeweils mit Sampling-Tiefen von 24 oder sogar 32 Bit.

Sonderfall SACD / DSD

Logo SACDDas für die am Massenmarkt gescheiterte Super Audio CD (SACD) genutzte Verfahren Direct Stream Digital (DSD) unterscheidet sich technisch grundlegend vom verbreiteten PCM. SACDs werden in kleinen Auflagen bis heute produziert, aber auch in Form von hochwertigen Musik-Downloads hat DSD heute überlebt. Da es, wenn auch auf anderem Weg, tatsächlich nachweislich mehr Musik-Informationen speichert als die Standard-CD, gilt es auch DSD Highres-Format. Vor allem im Klassik-Bereich existieren zahlreiche DSD-Aufnahmen, die von Audiophilen sehr geschätzt werden. (Bild: Sony)

 

Achtung – Verwechselungsgefahr: Auflösung vs. Bitrate

Wie sich weiter unten noch zeigen wird, gibt es immer wieder Missverständnisse über verschiedene Angaben zur Qualität einer Musikübertragung, etwa beim Streaming. Das oben beschriebene Zusammenspiel aus Sampling-Rate und Sampling-Tiefe bestimmt die Auflösung der Aufnahme bzw. der ursprünglichen Musikdatei. Wenn diese Musikdatei übertragen werden soll, etwa über das Internet oder eine Bluetooth-Verbindung, können diese digitalen Daten weiter komprimiert werden, um Bandbreite zu sparen. Die Auflösung der Musik bleibt dann zwar erhalten.

Wenn die Komprimierung zu stark ist, leidet dennoch die Qualität. Die Älteren unter uns kennen das aus den Anfangstage von MP3: Die meisten (illegal) getauschten MP3s kursierten mit 128 Kilobit pro Sekunde und klangen absolut grauenvoll. 192 kbit/s galt als mehr als gut genug, 256 kbit/s als fast schon übertrieben. Zum Vergleich: Eine digitale Musikaufnahme in Standard-Auflösung enthält pro Stereokanal 44.100 Samplingpunkte mit jeweils 16 Bit. Daraus ergibt sich eine unkomprimierte Datenrate von 44.100 x 16 x 2 = 1.411.200 Bit pro Sekunde bzw. 1.411,2 kbit/s. Ein MP3 mit 128 kbit/s enthält also weniger als 10% der ursprünglichen Datenmenge. Eine so starke Kompression kann kein noch guter Codec ohne Qualitätsverlust hinbekommen.

Moderne Lossless Codes wie FLAC oder ALAC sind allerdings in der Lage, Musik ohne Qualitätsverlust datenreduziert zu speichern. So können aber maximal 30 – 50% der Datenmenge bzw. der Datenrate eingespart werden. Das erfordert jedoch einen relativ aufwendigen Rechenprozess bei der Komprimierung, der nicht in Echtzeit erfolgen kann. Streams oder Downloads aus dem Internet können also trotz reduzierter Datenrate verlustfrei sein, wenn sie FLAC oder ALAC nutzen. Eine Audioübertragung in Echzeit, wie sie Bluetooth oder Apple AirPlay bieten, geht üblicherweise auch mit einem Qualitätsverlust einher, wenn die Datenrate der Übertragung geringer ist als die Datenrate der ursprünglichen Aufnahme.

Klingt Highres wirklich besser?

Klingt Highres wirklich besser? Das kommt ganz darauf an … | Bild: Pixabay
  • hochaufgelöste Musikdaten enthalten mehr Information
  • ob Menschen diese Information hören können, ist nicht sicher, aber möglich

Die Frage, ob hochaufgelöste Musik wirklich besser klingt als die gleiche Musik in Standard-CD-Auflösung, erhitzt seit Jahren die Gemüter. Kritiker halten Highres schlicht für Abzocke und argumentieren damit, dass eine Samplingrate von 44.1 oder 48 kHz bequem ausreicht, um alle für Menschen hörbaren Frequenzen aufzuzeichnen.

Expertenwissen: Nyquist-Shannon-Abtasttheorem Das in Diskussionen um Sinn und Unsinn von Highres-Musik oft zitierte Nyquist-Shannon-Theorem ist ein mathematischer Beweise, nach dem – vereinfacht gesagt – man für die Speicherung einer bestimmten Frequenz mindestens eine doppelt so hohe Abtast-Rate benötigt. Das menschliche Hörvermögen ist auf ca. 20 kHz beschränkt. 44,1 kHz oder gar 48 kHz genügen laut dieser Theorie also, um alle für Menschen hörbare Schallereignisse digital zu erfassen und korrekt wieder abzuspielen.

Verteidiger des Highres-Prinzips entgegnen dem, dass einerseits in der Nähe der oberen Grenzfrequenz einer Abtastung gewisse Ungenauigkeiten bei der Rekonstruktion unvermeidbar seien, und das außerdem bestimmte extrem schnelle Veränderung im Tonsignal, für die das menschliche Gehör besonders empfindlich sei, mit 44,1 kHz nicht ausreichend genau erfasst werden können.

Samplingtiefe: Was bringen die zusätzlichen Bits?

Das alles ist natürlich graue Theorie. Und ziemlich anspruchsvolle Mathematik, die wohl von den wenigsten Teilnehmern der Diskussion um Für und Wider von Highres Audio wirklich verstanden wird. Außerdem wird dabei wie erwähnt die Sampling-Tiefe oft einfach ignoriert. Dabei hat sie einen wesentlich größeren Einfluss auf die in einem digitalen Musiksignal gespeicherte Information. Zur Verdeutlichung: Würde man ein Signal mit 1 Bit erfassen, gäbe es nur zwei Zustände: volle Lautstärke oder totale Stille. Mit 2 Bit wären es schon vier Stufen: Stille, leise, laut, volle Lautstärke. Und mit 4 Bit bereits 16 Schritte und wo weiter.

Vergleich: Highres
Schematischer Vergleich: Die Highres-Formate speichern ein Vielfaches an Musik-Information – zumindest theoretisch. | Bild: Wikimedia Commons

Ein mit 16 Bit abgetastetes Signal kann 2^16 = 65.536 verschiedene Zustände erfassen. Mit 24 Bit sind es bereits 16.777.216 verschiedene Zustände. Kleinste Feinheiten im Klang einer Stimme oder eines anderen Instruments können so also 256 Mal genauer beschrieben werden. Bedenkt man, wie komplex gerade akustische Musik ist und welchen Unterschied im Ausdruck schon eine winzige Veränderung der Intonation beim Singen oder ein etwas anderer Druck auf der Saite einer Violine bedeuten kann, kommt man da schon ins Grübeln. Zumindest scheint es nicht völlig abwegig, dass in hoher Auflösung produzierte, gespeicherte und wiedergegebene Musik besser klingen kann als eine CD.

Gerade der Klang akustischer Instrumente lebt von vielen kleinen Details. Fehlen diese, klingt’s unnatürlich. | Bild: Pixabay

Der Vergleich ist schwierig

Womit wir aber bei einem der größten Probleme des Themas wären, der mangelnden Vergleichbarkeit scheinbar gleicher Aufnahmen. Wenn du eine hochauflösende Musikdatei herunterlädst, kannst du dich eben nicht darauf verlassen, dass sie eine direkte Kopie vom gleichen Master ist wie die CD, die du möglicherweise schon besitzt. Sie kann zum Beispiel von einem späteren Remastering stammen und deswegen ganz anders klingen. Oder sie ist schlicht von der alten 44,1-kHz-Datei hochgerechnet worden, und kann so gar keine zusätzliche Information enthalten. Auch das kommt leider immer wieder vor.

Auch das gleiche Cover in der App des Streaming-Anbieters oder gleichlautende Albentitel sind leider keine Garantie, dass es sich tatsächlich um vergleichbare Aufnahmen handelt. Wenn du also den Klang von Standard-Auflösung und Highres miteinander vergleichen möchtest, musst du idealerweise beide Versionen aus einer Quelle beziehen. Oder zumindest sicher sein können, dass der Highres-Download von einem seriösen Anbieter stammt.

Womit vergleichen? Tidal hält allein zwei Versionen von Abbey Road und drei von Sgt. Pepper’s … bereit. Vergleiche zwischen Streaming, Download und CD sind schwierig, wenn nicht alle Beispiele aus einer zuverlässigen Quelle stammen. | Screensoht: Tidal

Eine Möglichkeit, an wirklich vergleichbare Tracks zu kommen, sind die kostenlosen Downloads des Highend-Magazins hifistatement.net. Chefredakteur Dirk Sommer ist zugleich Aufnahme-Techniker und betreibt ein eigenes kleines Label. Deshalb kann er einige ausgewählte Aufnahmen in verschiedenen Qualitäten anbieten, die er persönliche auf analoges Tape gebannt und anschließend behutsam in das jeweilige digitale Format überführt hat. Dabei erfolgt keine Umrechnung von einer Auflösung in eine andere – alle Dateien entstehen als direkte Analog-Digital-Wandlung vom Master-Tape. Uns sind keine anderen Aufnahmen bekannt, die so verlässlich einen Vergleich verschieden hoch aufgelöster Musikfiles möglich machen.

Wo bekomme ich Highres Musik her?

  • Highres-Musik beziehst du heute fast ausschließlich als Download oder per Streaming
  • Physische Datenträger spielen nur eine Nebenrolle

Womit wir bei einem weiteren wichtigen Thema wären – den Quellen für hochaufgelöste Musik. Bereits in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts bemühten sich die DVD-Audio und die Super Audio CD (SACD) darum, die besser klingende Nachfolge der CD antreten. Die breite Öffentlichkeit sah dafür aber scheinbar keine Notwendigkeit, so dass sich die CD heute noch bester Gesundheit erfreut.

Eine der bestverkauften DVD-Audios überhaupt: Legion Of Boom von The Crystal Method. Zusätzlich zur reinen Audio-Spur gab es auch eine reguläre Video-Spur mit DTS-Sound, die auf jedem DVD-Player abgespielt werden konnte| Bild: DTS Entertainment

Die beiden anderen Disc-Formate sind jedoch seit 2007 ganz (DVD-A) oder zumindest fast (SACD) von der Bildfläche verschwunden. Der einzige weitere noch relevante physische Datenträger für Highres-Musik ist die Blu-ray. Bereits in der bekannten Video-Variante können die Bilder von beachtlicher Tonqualität in Stereo oder Mehrkanal begleitet werden.

Die Super Audio CD (SACD) hat sich am Massenmarkt nicht durchsetzen können, wird für eine treue Fangemeinde aber bis heute produziert. | Bild: Sony

Mit dem verlustfreien Kompressionsverfahren DTS-HD Master Audio sind beispielsweise bis zu 7.1 Spuren mit 96 kHz/24 Bit oder Zweikanalton mit bis zu 192 kHz / 24 Bit möglich. Nicht ohne Grund zählen viele Konzert-Aufnahmen zu den immer wieder gerne zitierten Blu-ray-Referenzen.

Der reinen Audio-Variante der Blu-ray ist auch nur ein Nischen-Dasein vergönnt. | Bild: Universal Music

Eine reine Audio-Variante der Blu-ray gibt es übrigens auch, die bei vergleichbarer Audioqualität das Bild einfach weglässt. Sieht man von einigen wenigen Enthusiasten ab, spielt die BD-Audio aber praktisch keine Rolle am Markt.

Bezahlte Highres-Downloads

Doch selbst für eingefleischte HiFi- und Highres-Fans haben sich längst Downloads als meistgenutzte Quelle für hochaufgelöste Musik etabliert. Das Angebot ist viel größer als bei den physischen Medien, und die gekaufte Musik kannst du ganz einfach auf dem Rechner oder einem Netzwerk-Speicher (NAS) ablegen. Der Zugriff erfolgt dann ganz bequem über eine Software wie z.B. Roon, die deine digitale Musik-Bibliothek verwaltet, sortiert, pflegt und zur Wiedergabe bereitstellt. Diese ansprechende Präsentation des eigenen Musikkatalogs und das bequeme Stöbern am Smartphone,Tablet oder Laptop sind für viele Digital Audiophiles ein wesentliches Argument für diese Art des Musikhörens – neben der Klangqualität, versteht sich.

Roon Tidal Rising
Roon verbindet die qualitativ hochwertige Wiedergabe von Highres-Musik mit der einfachen Verwaltung deiner Musikbibliothek und integriert sogar Streaming-Services wie Tidal. | Screenshot: Roon Labs

Aus heutiger Perspektive klingt das aber alles ein wenig umständlich. Warum Musik kaufen, herunterladen, auf einen Server packen und mit einer kostenpflichtigen Software verwalten, wenn Spotify, Tidal & Co. das gleiche Erlebnis doch viel einfacher und günstiger bieten?

Highres-Streaming ist möglich

Nun, tatsächlich gehen die anfänglichen Erfolge der Highres-Downloads auf die Zeit zurück, da Musik-Streaming wegen der verfügbaren Internet-Geschwindigkeiten nur in komprimierter Qualität sinnvoll war. Marktführer Spotify bietet bis zum heutigen Tag seine Streams mit maximal 320 kbs an. Das entspricht einem sehr guten MP3, ist aber eben keine HiFi-Qualität und schon gar kein Highres. Das soll sich zwar in naher Zukunft ändern, doch bis dahin überlassen sie diesen Teil des Marktes anderen Anbietern.

Tidal beispielsweise bietet in seinem HiFi-Abo schon seit langem Streams in CD-Qualität an, und seit geraumer Zeit einen Teil des Katalogs auch als MQA-codierte Master-Tracks. Apple hat gerade sein Lossless-Angebot gestartet, das eine Teil des Katalogs sogar in echter Highres-Qualität mit bis zu 192 kHz / 24 Bit enthält und für Apple Music-Kunden ohne zusätzliche Kosten zur Verfügung steht. Amazon hat daraufhin nachgezogen und sein bestehendes Angebot Amazon Music HD ebenfalls in die normale Prime-Mitgliedschaft integriert.

 

Screenshot Tidal Master
Dank MQA (siehe unten) verspricht Tidal schon seit geraumer echtes Highres-Streaming. | Screenshot: Tidal

Eine Sonderstellung nimmt seit 2007 der französische Anbieter Qobuz ein. Das Portal wirbt mit einem hohen Qualitätsanspruch und gehörte zu den ersten, die echte Highres-Downloads verkaufte. Mittlerweile betreibt Qobuz auch einem Streamingdienst und bietet bereits seit 2015 auch echte Highres-Qualität als Stream an.

Qobuz Highres-Streaming App
Der französische Anbieter Qobuz verspricht sogar Highres-Streaming auf dein Smartphone. | Bild: Qobuz

Ähnlich ist die Situation beim deutschen Anbieter highresaudio.com. Auch die Berliner starteten mit Bezahl-Downloads und bieten mittlerweile parallel auch einen Highres-Streamingservice im Abo an.

Highresaudio.com - Shop
Highres-Downloads und Streaming aus Berlin: HIGHRESAUDIO. | Screeshot: highresaudio.com

Wenn du den digitalen Einkauf außerhalb der EU nicht scheust, gibt es noch zahlreiche andere kleinere und größere internationale Anbieter für Highres-Downloads. Zu den bekanntesten gehören sicherlich hdtracks.com und linnrecords.com, beides Pioniere in der Welt des hochaufgelösten Musik-Downloads.

Hier kannst du Highres-Musik kaufen und herunterladen:

 

Anbieter Verfügbare Formate

HIGHRESAUDIO

  • FLAC, ALAC, MQA, (bis 384 kHz / 24 Bit)
  • DXD (352,8 kHz / 32 Bit)
  • DSD (bis DSD512)
NativeDSD
  • DSD (bis DSD512)
  • DXD (352,8 kHz / 32 Bit)
  • FLAC, WAV (bis 384 kHz / 24 Bit)
Qobuz
  • FLAC (bis 192 kHz / 24 Bit)
HDtracks
  • FLAC (bis 384 kHz / 24 Bit)
  • DSD (bis DSD256)
ProStudioMasters
  • FLAC, AIFF (von 96 bis 384 kHz / 24 Bit)
  • DSD (bis DSD256)
Linn Records
  • FLAC, ALAC (192 kHz / 24 Bit)
Stockfisch Records
  • FLAC (88,2 kHz / 24 Bit)

Hier kannst du echte Highres-Musik streamen:

 

Anbieter Verfügbare Formate

HIGHRESAUDIO

  • FLAC (bis 384 kHz / 24 Bit)
Qobuz
  • FLAC (bis 192 kHz / 24 Bit)
Tidal
  • FLAC, MQA (bis 192 kHz / 24 Bit)
Amazon Music HD
  • FLAC (bis 192 kHz / 24 Bit)
Apple Music
  • ALAC (bis 192 kHz / 24 Bit)

File-Formate: Was bekomme ich, wenn ich Highres kaufe oder streame?

Sowohl bei Streams als auch bei den Downloads wird der Highres-Markt von FLAC-Files beherrscht. Wie der Name Free Lossless Audio Codec schon sagt, handelt es sich dabei (und bei dem technisch sehr ähnlichen ALAC – Apple Lossless Audio Codec) um ein verlustfreies Verfahren zur Datenreduktion von Musikdaten. FLAC-Dateien sind um ca. 30 – 50% kleiner als unkomprimierte Audiodateien, können aber absolut bitgenau wieder hergestellt werden. Einige Portale bieten als Alternative zu den FLAC-Versionen auch gänzlich unkomprimierte Musik im WAV-Format an, obwohl das theoretisch keinen klanglichen Vorteil bringen sollte. Aber manche Audiophile möchten eben ganz sicher gehen … Technisch weitestgehend identisch mit WAV ist das Apple-Format AIFF, das aber außerhalb der Macintosh-Welt kaum eine Rolle spielt.

Als Download ist auch DSD – das digitale Aufzeichnungsverfahren der SACD – ebenfalls noch nicht ausgestorben. Gerade im Klassik- und Jazz-Bereich verkaufen einige Anbieter weiter Musik als DSD-Aufnahmen, dann üblicherweise im ebenfalls verlustfrei komprimierten Fileformat DXD.

Sonderfall MQA

In den letzten Jahren ist um das neue Kompressionsverfahren MQA – Master Quality Authenticated ein regelrechter Hype entstanden. Erfunden wurde MQA von Bob Stuart, dem Gründer des hochangesehenen britische HiFi-Unternehmens Meridian. Seit mehreren Jahren bietet Tidal einen wachsenden Teil seines Streaming-Katalogs als MQA-kodierte Tidal Master Tracks an. Die Idee hinter MQA ist, dass die zusätzlichen akustischen Informationen einer Highres-Aufnahme so in einem Track in CD-Qualität versteckt werden können, dass die resultierende Datei nur unwesentlich vergrößert wird. Stuart selbst vergleicht dieses Verfahren in Interviews gerne mit japanischen Faltkunst und spricht von Audio-Origami. Eine MQA-Datei kann auf praktisch jedem Gerät ganz normal in CD-Qualität wiedergegeben werden. Ein MQA-kompatibles Gerät hingegen kann die versteckten Highres-Informationen „entfalten“ und abspielen. MQA-Geräte müssen über eine spezielle LED verfügen, die den Erfolg dieses Prozesses durch grünes Leuchten anzeigt. Leuchtet diese LED blau, ist das abgespielte File sogar „authentifiziert“ und soll exakt dem entsprechen, was Studio aufgenommen wurde.

Kontroversen um das neue Format

Seit den ersten Präsentationen gibt es kontroverse Diskussionen um das Verfahren, die durch die Geheimnistuerei von Bob Stuart nicht unbedingt besänftigt wurden. Außerhalb von MQA Ltd. weiß niemand so genau, wie MQA eigentlich funktioniert. Um MQA in ihre Geräte zu integrieren zu können, müssen Hersteller einen speziellen Chip einkaufen, dessen Funktionsweise ihnen nicht mitgeteilt wird. Zudem hat MQA das eigene Komprimierungsverfahren auch nie als „lossless“ bezeichnet – also ist es das wahrscheinlich auch nicht. Eigene Hörversuche der HIFI.DE-Redaktion brachten ebenfalls keine eindeutigen Ergebnisse: Mal klangen Tidal Masters-Dateien mit verschiedenen Endgeräten deutlich besser, teils gleich und teils sogar subjektiv schlechter als Tracks in CD-Qualität.

Für lokal gespeicherte Downloads ist unsere Empfehlung deshalb klar das FLAC-Format. Damit weißt du wenigstens, was du hast. Und längst sind die allgemein üblichen Internet-Zugänge so schnell und günstig, dass eigentlich auch nichts gegen das Streaming von hochaufgelösten FLAC-Dateien spricht. Wenn deine Internetverbindung schnell genug ist für einen störungsfreien UHD-Stream von Netflix, dann sollte ein Highres-Audio-File erst recht kein Problem darstellen.

Highres ist Vertrauenssache

  • Nicht jede Highres-Datei/jeder Highres-Stream enthält wirklich zusätzliche Information
  • Beziehe deine Musik aus einer vetrauenswürdigen Quelle
  • Vertraue deinen Ohren, nicht irgendwelche Angaben der Anbieter

Wenn du Hires-Musik streamen möchtest, solltest du bedenken, dass dabei durchaus Qualitäts-Schwankungen auftreten können. Wenn deine Internetverbindung schwächelt, oder der Server des Anbieters unter Vollast arbeitet, dann reduzieren die meisten Dienste einfach die Bandbreite. Es kann also durchaus auch sein, dass der gleiche Song zu unterschiedlichen Zeiten gestreamt mal besser und mal schlechter klingend aus deinen Lautsprechern tönt. Das erklärt unter Umständen auch, warum nach unserer Erfahrung der letzten Jahre lokal gespeicherte Highres-Files unterm Strich meist deutlich besser klingen als mit den gleichen Komponenten aus dem Internet gestreamte Daten.

Kostenlose Highres-Musik zum Ausprobieren

Wenn du neugierig geworden bist und gerne einmal hochaufgelöste Musik ausprobieren möchtest, musst du nicht gleich teure Downloads kaufen oder einkostenpflichtiges Abo abschließen.

Mit Testangeboten wie diesem von HIGHRESAUDIO kannst du hochaufgelöstes Streaming ohne Risiko ausprobieren. | Screenshot: highresaudio.com

Hier findest du verschiedene Highres-Files zum kostenlosen Download:

  • 2L (20 sehr unterschiedliche Tracks in diversen Formaten im Vergleich)
  • hifistatement (ausgewählte Tracks in verschiedenen Formaten zum Vergleich)
  • HIGHRESAUDIO (Download)  (kostenloser Highres-Sampler, unverbindliche Anmeldung erforderlich)
  • HIGHRESAUDIO (Streaming) (7 Tage kostenlos testen)
  • Linn Records (3 Tracks in verschiedenen Formaten zum Vergleich)
  • Less Loss (Verschiedene Aufnahmen im Vergleich 96 kHz / 24 Bit versus 41,1 kHz / 16 Bit)
  • Tidal (2 Monate Tidal HiFi für 2 € für Neukunden)
  • Qobuz (Streaming) (1 Monat kostenlos testen)
Screenshot 2L - free downloads
Das norwegische Label 2L hat sich ganz der Produktion und dem Vertrieb audiophiler Aufnahmen verschrieben. Im Download-Shop gibt es für Neugierige auch einige kostenlose Tracks in unterschiedlichsten Auflösungen und Formaten. | Screenshot: 2L.no

Was brauche ich, um Highres-Musik abzuspielen?

  • Um die zusätzliche Qualität von Highres zu hören, brauchst du gutes Equipment
  • Mit hochwertigen Kopfhörern ist das am einfachsten
  • Bluetooth kann KEIN Highres!

Wenn du also in die Welt des Highres-HiFi einsteigen möchtest, brauchst du natürlich zunächst einmal hochaufgelöste Musik. Und natürlich Gerätschaften, die mit diesen Daten umgehen, sie richtig interpretieren und in bestmöglicher Qualität wiedergeben können. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Szenarien, die dafür infrage kommen: die klassische heimische Anlage mit Komponenten und Lautsprechern oder das hochwertige Kopfhörer-Setup (auch) für unterwegs.

Logo Hi-Res Audio
Einen offiziellen Highres-Standard gibt es leider nicht, doch diese „Hi-Res Audio“-Logo der Japan Audio Society findet sich auf vielen Highres-fähigen HiFi-Geräten – Leider nicht immer ganz zutreffend. | Bild: JAS

Highres mit der Stereo-Anlage hören

Wenn wir davon ausgehen, dass du deine ersten Highres-Files auf der Festplatte deines Computers oder einem Netzwerk-Laufwerk gespeichert hast, brauchst du als erstes ein Gerät, dass diese Daten entgegennehmen kann. Als einzelne Komponente spricht man dann meist von einem Streamer oder Netzwerkplayer. Es ist mittlerweile aber absolut üblich, dass so genannte Streaming-Verstärker, AV-Receiver oder All-In-One-Geräte, die per WLAN oder LAN-Kabel mit dem heimischen Netzwerk verbunden sind, diese Funktion integriert haben. Solche Geräte können dann oft auch hochaufgelöste Streams aus dem Internet abspielen, etwa per Tidal Connect.

Die im Zusammenhang mit hochwertigem Digital-HiFi wohl wichtigste Komponente ist der Digital-Analog-Wandler, kurz D/A-Wandler genannt. Im deutschen Sprachgebrauch hat sich in letzter Zeit auch die englische Abkürzung DAC (Digital To Analogue Converter). Wie der Name es sagt, wandelt dieser die digitalen Daten in ein analoges Musiksignal um, dass vom Verstärker verstärkt und von den Lautsprechern wiedergegeben werden kann. Solche Wandler gehören heute zur Grundausstattung der allermeisten HiFi-Geräte (mit Ausnahme von reinen Vinyl-Komponenten). Selbst einfachste Verstärker besitzen in der Regel einen integrierten D/A-Wandler, der mit Daten bis zu 192 kHz / 24 bit umgehen kann. Allerdings gibt es teils erhebliche Unterschiede, was die Qualität der Wandlung angeht, außerdem existiert durchaus Highres-Musik, die in noch höheren Auflösungen oder in DSD vorliegt. Deshalb geben digitale Audiophile auch schonmal viele tausend Euro für einen DAC als Einzelkomponente aus. Es geht allerdings auch günstiger: Zum Beispiel mit dem iFi Zen DAC V2. An diesen D/A-Wandler kannst du sogar deinen Kopfhörer anschließen.

DCS Vivaldi Highend-DAC
Für viele Highres-Fans wohl auf ewig ein Traum: Der D/A-Wandler DCS Vivaldi für schlanke 27.800 €. Darf es etwas mehr sein? Kein Problem: Wenn du noch den passenden SACD-Player, den Streamer und den externen Taktgeber (Master Clock) dazu nimmst, kostet das Digital-System knapp 90.000 € – ohne Lautsprecher und Verstärker … | Bild: DCS

USB-Kabel oder Netzwerk-Streaming?

In den Anfängen des Computer-HiFi galt die Übertragung der Musik-Dateien per USB-Verbindung direkt zum D/A-Wandler als das qualitativ beste Mittel der Wahl. Heute hat sich eher die Variante durchsetzt, die Daten per WLAN oder LAN aus dem eigenen Netzwerk zu streamen. In beiden Fällen benötigst du eine Software, um die Musikwiedergabe zu steuern. Oft können diese Programme die Verwaltung der Mediendateien mit der Wiedergabesteuerung verbinden, wie etwa das sehr teure, aber auch unerreicht gute Roon oder das deutlich günstigere JRiver MediaCenter. Wenn du ein Multiroom-System wie Sonos, HEOS oder BlueSound nutzt, können die Steuerungs-Apps davon meist auch auf hochaufgelöste Musik in deinem Netzwerk zugreifen.

Haben ist besser als brauchen: Kleine Streaming-Lautsprecher wie der Pulse Flex 2i von Bluesound sind nur bedingt in der Lage, die Klangvorteile von Highres abzubilden. Trotzdem ist gut zu wissen, dass das Multiroom-System von Bluesound hochaufgelöst streamen kann, denn die Technik steckt z.B. auch in einigen Highend-Geräten von NAD. | Bild: Bluesound

Nach dem D/A-Wandler unterscheidet sich eine Highres-Anlage kaum von einer „normalen“ HiFi-Anlage. Die meisten guten HiFi-Verstärker sind mehr als geeignet, Highres-Musik wiederzugeben. Diskussionen gibt es immer jedoch wieder um die Ansprüche, die Highres an die Lautsprecher stellt. Ein Highres-File mit 192 kHz Samplingrate kann theoretisch Tonfrequenzen bis zu 96 kHz enthalten, was die Wiedergabefähigkeit der allermeisten Lautsprecher natürlich übersteigt.

Streaming-Verstärker Cambridge Eco 150
Moderne Streaming-Verstärker klingen ganz hervorragend und sind ein sehr einfacher Einstieg in die Highres-Welt – just add speakers!

Aber wie eingangs beschrieben wurde, geht es bei Highres weniger um möglichst hohe Frequenzen, sondern um kleinste Zeitinformationen, den Erhalt der gesamtem ursprünglichen Aufnahme und eine viel feiner abgestufte Dynamik. Um das abbilden zu können, müssen deine Lautsprecher schon recht gut sein. Das ist aber andererseits auch keine unlösbare Aufgabe. Als Anhaltspunkt, welcher Lautsprecher dafür in Frage kommt, kannst unsere Bestenliste befragen:

Insgesamt brauchst du schon eine gute Anlage, wenn du die Unterschiede zwischen Highres-Musik und CD-Qualität hören möchtest. Dabei gilt natürlich wie immer, dass eine Hifi-Anlage nur so gut klingen kann, wie der Raum, in dem sie steht. Passt die Aufstellung der Lautsprecher und bietet das System eine gewisse Qualität, wirst du basierend auf unseren Erfahrungen beim konzentrierten Vergleich zunächst feststellen, dass sich die Räumlichkeit der Aufnahmen unterscheidet. Highres-Tracks klingen in der Regel weiter, offener und tiefer gestaffelt als ihre Pendants in CD-Qualität. Instrumente und Stimmen werden auf dieser größeren Bühne gleichzeitig aber auch präziser platziert. Über noch hochwertigere Komponenten und mit sehr guten Lautsprechern wirst du dann möglicherweise merken, dass akustische Instrumente mehr Körper bekommen und authentischer, echter klingen. Das fällt vor allem Musiker*innen oft auf, denen der natürliche Klang eines Cello, einer Gitarre oder eines Konzertflügels vertraut ist.

HiFi-Lautsprecher kaufen: B&W 803 D4
Eine gute Anlage macht die feinen Details von Highres erst hörbar. Es müssen aber nicht unbedingt die Bowers & Wilkins 803 D4 für 20.000 Euro Paarpreis sein.

Highres auf den Ohren: Kopfhörer

Da die Ansprüche an eine stationäre Anlage und Raum schon recht hoch sind, überrascht es nicht, dass das Thema Hires-Musik gerade unter den Fans hochwertiger Kopfhörer viele Anhänger hat. Denn erstens ist ein wirklich sehr gut klingendes Kopfhörer-Setup für die Meisten finanziell eher erreichbar als eine richtig gute HiFi-Anlage. Und zweitens spart man sich mit Kopfhörern die zusätzlichen Anforderungen der Raumakustik und der Lautsprecher-Aufstellung. Hinzu kommt, dass die extrem leichten Treiber in guten Kopfhörern besonders gut geeignet sind, feinste Details aus hochwertigen Aufnahmen herauszukitzeln.

Schon seit langer Zeit gibt es deshalb spezielle Highres-Player für Kopfhörer, etwa vom Marktführer Astell & Kern, die hochaufgelöste Musik in sehr guter Qualität direkt auf deine Ohren schicken können. Diese befüllst du einfach am Rechner mit Musik und bedienst sie dann unterwegs über das Touch-Display.

Fast schon ein Klassiker: Der mobile Highres-Player Astell & Kern AK70 sorgt für hochaufgelösten Musikgenuss unterwegs. | Bild: Aste & Kern

In den letzten Jahren sind zudem auch immer mehr mobile Kopfhörer-Verstärker mit teils sehr hochwertigen integrierten D/A-Wandlern auf den Markt gekommen, etwa die Dragonfly-Reihe von Audioquest oder der Mojo von Chord Electronics. Diese können über USB mit dem Highres-Player oder aber auch direkt mit dem Smartphone verbunden werden. Dieses dient dann als Speicher und Abspieler für die Highres-Daten zugleich.

Der kleine Mojo von Chord Electronics ist schon seit 2015 eine absolute Referenz unter den Kopfhörer-DACs. | Bild: Chord Electronics

Die damit unterwegs erreichbare Klangqualität ist in der Tat beeindruckend und problemlos in der Lage, die Qualitätsunterschiede zwischen Standard-CD-Auflösung und Highres erleben zu können. Natürlich gibt es auch stationäre Kopfhörer-Verstärker, die dieses Erlebnis mit noch etwas besserem Klang auch zuhause ermöglichen.

Highres und Bluetooth schließen sich (fast) immer aus

Gerade in letzter Zeit stolpert man immer wieder darüber, dass kabellose Kopfhörer oder Bluetooth-Boxen damit beworben werden, dass sie Highres-Audio wiedergeben könnten. Überspitzt gesagt, ist das in vielen Fällen reiner Etikettenschwindel. Das Missverständnis ist dadurch entstanden, dass Qualcomm den Bluetooth-Codec aptX HD so aufgebohrt hat, dass er mit bis zu 48 kHz / 24 Bit tatsächlich so etwas Ähnliches wie Highres-Daten übertragen könnte. Da bei der Bluetooth-Übertragung per aptX HD das Signal aber immer noch einmal zusätzlich komprimiert wird, gehen alle theoretischen Klangvorteile der etwas besseren Auflösung unterwegs wieder verloren.

Keine Frage, der Soundcore Motion+ ist eine gute und günstige Bluetooth-Box. Mit „Hi-Res Audio“ hat das aber nichts zu tun. | Bild: Soundcore

Anders sieht das aus, wenn du einen Kopfhörer von Sony besitzt, der den von den Japanern selbst entwickelten Bluetooth-Codec LDAC unterstützt. Denn dieser Codec ist mit einer maximalen Bandbreie von 990 kbit/s tatsächlich in der Lage, zumindest 48 kHz / 24 Bit mit einer verlustfreien Komprimierung zu übertragen, wenn das als Zuspieler genutzte Android-Smartphone ebenfalls LDAC beherrscht. Ob sich dadurch allerdings ein merkbarer klanglicher Vorteil gegenüber einer ebenfalls unkomprimierten Übertragung in CD-Qualität ergibt, ist schwer zu sagen. LDAC kann sogar Audiodaten mit bis zu 96 kHz / 24 Bit senden. Dann ist die Komprimierung der Verbindung aber wiederum nicht verlustfrei.

Sony True Wireless WF-1000XM4 - EarPieces
Sony-Kopfhörer, die LDAC unterstützen (hier die brandneuen WF-1000XM4, kommen einem kabellosen Highres-Genuss noch am nächsten. | Bild: Sony

Keine Frage, sowohl mit aptX HD als auch mit dem von Apple bevorzugten AAC kann eine Bluetooth-Übertragung zum Kopfhörer sehr gut, mit LDAC sogar ganz hervorragend klingen. Nur mit Highres hat das eben nicht viel (LDAC) bzw. gar nichts (aptX HD, AAC) zu tun. Es bleibt eben dabei: Wenn du die bestmögliche Klangqualität mit Kopfhörern genießen willst, geht das am besten mit einer Verbindung per Kabel.

Überblick: Bitraten im Vergleich

Format / Codec (Stereo) Typische Bitrate(n)

PCM 44,1 kHz / 16 Bit

  • 1.411 kbit/s
PCM 96 kHz / 24 Bit
  • 4.608 kbit/s
PCM 192 kHz / 24 Bit
  • 9.216 kbit/s
FLAC/ALAC 44,1 kHz / 16 Bit
  • ca. 900 kbit/s (lossless)
FLAC/ALAC 192 kHz / 24 Bit
  • ca. 6.000 kbit/s (lossless)
MP3
  • 128 – 320 kbit/s
Bluetooth: SBC
  • max. 320 kbit/s
Bluetooth: AAC
  • max. 250 kbit/s
Bluetooth: aptX
  • max. 352 kbit/s
Bluetooth: aptX HD
  • max. 576 kbit/s
Bluetooth: aptX Adaptive
  • max. 420 kbit/s
Bluetooth: aptX LL
  • max. 352 kbit/s
Bluetooth: LDAC
  • bis zu 990 kbit/s
AirPlay
  • ca. 900 kbit/s (geschätzt, lossless ALAC)
Streaming: Spotify
  • bis zu 320 kbit/s
Streaming: Tidal / HIFI
  • 320 kbit/s / ca. 6.000 kbit/s
Qobuz
  • ca. 1.500 kbit/s (44,1 kHz / 24 Bit, (lossless)) bis ca. 6.000 kbit/s (192 kHz / 24 Bit, (lossless))
 Deezer (free / Premium / HiFi)
  • 128 kbit/s / 320 kbit/s / bis ca. 900 kbit/s (lossless)

Highres, AirPlay und Chromecast

Nicht viel anders sieht die Situation mit dem Apple-Standard AirPlay aus. Zwar wird dafür ein lokales WLAN benutzt, doch der Standard ist vor allem für die Übertragung von Bildschirmsignalen ausgelegt. So bleibt der Audio-Stream über AirPlay bzw. Airplay 2 mit 44,1 kHz und 16 Bit auf (immerhin unkomprimierte) CD-Qualität beschränkt.

Deshalb ist oft eine Google-Technologie das Mittel der Wahl, wenn du Hires streamen möchtest – auch von deinem Apple-Gerät. Denn immer mehr HiFi-Geräte unterstützen den Übertragungsstandard Chromecast Built-in, mit dem ausgewählte Apps wie Qobuz, Tidal oder Deezer deine Musik in echter Highres-Qualität mit bis zu 96 kHz / 24 Bit an deine Anlage schicken können. Einzige Voraussetzung dafür: Smartphone und Endgerät müssen beide mit dem gleichen Netzwerk verbunden sein und darüber Zugang zum Internet haben.

Fazit: Brauche ich Highres Audio?

Eine abschließende, eindeutige und allgemeingültige Antwort auf die Frage, ob Highres-Musik sinnvoll ist, kann es nicht geben. Denn das hängt davon ab, wie und mit welchem Anspruch du Musik hören möchtest und welchen Aufwand du bereit bist, dafür zu betreiben. Ohne Zweifel ist die Klangqualität von ganz normalen Streaming-Diensten wie Spotify, Tidal & Co. für das alltägliche Musikhören nebenbei mehr als gut genug. Das Gleiche gilt natürlich erst recht für die gute alte CD.

Doch wenn HiFi dein Hobby ist, du digitalen Audio-Technologien gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen bist, und dir die Suche nach immer noch besserem Klang viel Spaß macht, wirst du dich wohl früher oder später mit dem Thema auseinandersetzen wollen. Denn gut gemachte, hochaufgelöste Musikdateien enthalten mit Sicherheit mehr musikalische Information. Und dieses Mehr an Information kannst du beim konzentrierten Musikgenuss mit dem richtigen Equipment und in der richtigen Umgebung auch deutlich hören. Authentische Highres-Dateien sind einfach einen Schritt näher an der ursprünglichen Studioqualität. Ob dir das wichtig genug ist, um dafür zusätzliches Geld auszugeben, entscheiden ganz allein deine Ohren.

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