Cambridge Audio AXA35 im Test: Einsteigen mit Stil

- Leistung
- 2x 35W (8 Ohm), 2x 50W (4 Ohm)
- Eingänge
- 4x Line Cinch, 1x Line 3,5-mm-Klinke, 1x Phono MM
- Audio-Ausgänge
- 1 Paar Lautsprecher, Rec-Out, Kopfhörer 6,3-mm-Klinke
- Quellen kabellos
- –
- Abmessungen (BxHxT)
- 430 x 83 x 335 mm
- Gewicht
- 5,6 kg
- Preis
- 429 Euro
Der Cambridge AXA35 will nicht allen gefallen. Dafür begeistert er Freunde eines straffen, temporeichen „britischen“ Sounds umso mehr. Ein erschwinglicher Amp mit Charakter, der dich lange begleiten kann.
- Spielfreudiger, dynamisch klingender Verstärker
- Guter MM-Phonoeingang
- Auch Klang und Balance fernsteuerbar
- Klingt am falschen Lautsprecher schnell sehr hell
- Leichtes Eigenrauschen an empfindlichen Lautsprechern
Cambridge Audio ist eine dieser britischen HiFi-Größen, um die man nur sehr schwer herumkommt. Egal, ob es um Highend-Verstärker oder Plattenspieler mit Bluetooth geht. Der Cambridge Audio AXA35 ist das zweitkleinste Verstärkermodell von Cambridges Einstiegsserie. Als rein analoger Amp will er möglichst viel Sound für kleines Geld bieten. Wir haben ihn in unserer Redaktion getestet – und mit der Konkurrenz verglichen.
Den AXA35 gibt kannst du hier direkt bestellen:
Den flachen, „kleinen“ Cambridge, der heute AXA35 heißt, gibt es mit eng verwandtem Grundkonzept schon seit Jahrzehnten. Aber was soll auch an Revolutionärem passieren bei einem rein analogen Stereo-Vollverstärker? Diese Geradlinigkeit ist sicher auch für seinen anhaltenden Erfolg verantwortlich. Ein wichtiger Faktor ist aber auch eine gewisse klangliche Sonderstellung, die direkt aus dem Aufbau des AXA35 resultiert. Der kleine Cambridge hat Charakter.

Er legt sich fest und versucht nicht, es allen Hörgeschmäckern recht zu machen. Das ist in seiner Preisklasse sicher ein zielführender Ansatz. Denn auch und gerade hier gibt es Musikfans, die ihre HiFi-Anlage nicht blind zusammenwürfeln, sondern mit viel Ausprobieren und Anhören zusammenstellen. Auch wir haben mit dem Cambridge viel gehört – und einen Spaß gehabt, den man für etwas über 400 Euro nicht erwarten würde.
Cambridge Audio AXA35 im Hörtest: Der britische Roadster unter den Vollverstärkern
Schnell, agil, sehr direkt: So lässt sich der Klang des Cambridge Audio AXA35 zusammenfassen. Der britische Verstärker verpasst keine Gelegenheit, Tempo zu machen, Rhythmen voranzutreiben, der Musik Struktur und Zug zu verleihen. Mit seinen nominellen 35 Watt pro Kanal ist er sicher nicht übermotorisiert, es scheint ihm im normalen Hörbetrieb aber auch nie der Saft auszugehen.
Und wir legen „normal“ hier sehr großzügig aus: Nach dem Durchhören aller vier Seiten von A Light For Attracting Attention von The Smile waren wir zufrieden, etwas erschöpft und ziemlich betäubt. Die Supergroup um den Radiohead-Sänger Thom Yorke klingt einfach nur laut wirklich überzeugend. Also haben wir in fantastisch präsenten Drums, raumfüllendem Orchester und hart dengelnden Gitarrenspuren gebadet. Hatten wir das Gefühl, einem kleinen, womöglich an seinem Limit operierenden Vollverstärker zuzuhören? Keine Sekunde lang.

Dabei ist es vielleicht sogar ein Schlüssel zum Klang des kleinen Cambridge: dass er auch im ganz normalen HiFi-Einsatz immer wieder „all in“ gehen muss. Dass Musik in gehobener Lautstärke und mit natürlicher Dynamik regelmäßig sein gesamtes Leistungsspektrum taxiert – oder zumindest einen relevanten Teil davon. Der flache Amp wirkt dabei nicht unangenehm gestresst, verleiht dem Sound aber eine gewisse Dringlichkeit und Unmittelbarkeit: Wenn er die Boxen sprechen lässt, kannst du nicht anders, als ihm deine ganze Aufmerksamkeit zu schenken.
Tonal nicht der wärmste Amp
Bei manchen Platten übertreibt es der Cambridge Audio AXA35 mit der Deutlichkeit ein bisschen. Daniel Lanois‘ erste Soloplatte Acadie klingt mit dem zum Vergleich herangezogenen NAD C 316BEE V2 besser. Der geringfügig teurere NAD lässt den Sänger voller, weicher intonieren und differenziert die tieferen Soundschichten der nur oberflächlich einfachen Produktion feiner. Dass Lanois ein Soundgenie ist und vor diesem Track auch zum Beispiel einige der größten U2-Alben produziert hatte – das drängt sich mit dem AXA35 nicht ganz so offensichtlich auf wie mit dem seidig-großformatigen NAD.

Zum Cambridge-Klang gehört auch, dass Lanois‘ Stimme etwas heller und rauer klingt als beim NAD. Diese leicht schlanke Tendenz kann Spaß machen, denn eines tut der britische Amp nicht: sich wegducken, wenns im Hochton heiß und intensiv zugeht. Er schießt dann im Eifer des Gefechts lieber ein paar Zentimeter übers Ziel hinaus. Heikel wird das nur, wenn du den Verstärker partout mit hellen Boxen kombinieren willst und/oder deine Anlage in einem schallharten Raum steht. In anderen Fällen bringt seine Abstimmung gerade die richtige Portion Frische mit.
Wie sich der Cambridge Audio AXA35 gegen andere von uns getestete HiFi-Verstärker schlagen kann, verrät dir unsere Bestenliste:
Cambridge Audio AXA35: Technischer Aufbau und Praxis
Für einen Einsteiger-Amp ist der Cambridge vorbildlich komfortabel. Alle Funktionen lassen sich direkt am Gerät oder per Fernbedienung aus der Ferne steuern, mit klarer Rückmeldung über ein einzeiliges Siebensegment-Display. Zu diesen Funktionen zählen Balance, Bass und Höhen, die allesamt über einen „Menu“-Button zugänglich sind. Auf der Frontplatte sitzt dieser direkt neben dem großen Volume-Knopf – der dann eben temporär zum Klang- oder Balanceregler wird. Auf der Fernbedienung sitzt er, wiederum logisch, zwischen den beiden Volume-Tasten.

Mit insgesamt fünf Hochpegel-Eingängen und einem Aufnahmeausgang ist der Cambridge auch etwas umfangreicheren Anlagen gewachsen. Einer der fünf Line-Inputs ist dabei als Miniklinke an der Frontplatte ausgeführt. Das ist hilfreich, wenn du schnell deinen MP3-Player oder dein Handy per Kabel anschließen willst. Digitale Eingänge hat der AXA35 nicht, dafür aber einen sehr gut klingenden, rauscharmen Phono-Eingang für MM-Systeme. Dein Plattenspieler findet also ebenfalls problemlos an ihm Platz. Von dem wir im Test auch reichlich Gebrauch machten.
Chipendstufen auf Steroiden
Wie seine Vorgänger bringt der AXA35 eine ungewöhnliche Endstufentechnik mit: Statt einzelner Transistoren verstärken hier integrierte Schaltkreise des Typs LM3886, die jeweils einen kompletten Endstufenkanal inklusive Schutzschaltung beherbergen. Das sieht zunächst aus wie eine faule Lösung, und ohne Zweifel vereinfacht der Griff zu den Leistungs-ICs die Konstruktion des Verstärkers. Die LM-Chips haben aber großes Potenzial und finden auch im High-End-Bereich Verwendung.

Zeitweise steckten sie etwa in den Edel-Amps von Linn und Jeff Rowland, wenn auch in deutlich komplexeren Implementierungen als hier. Sie können richtig gut klingen, wenn die Stromversorgung entsprechend sorgfältig dimensioniert wurde. Das haben die Cambridge-Entwickler, die in ihren kleinen Amps seit Generationen mit den LM-Chips arbeiten, dann auch schon recht konsequent getan: Der Ringkerntrafo des AXA35 ist ein richtiger Pfundskerl.
Die Sieb-Elkos könnten allerdings größer sein als die zweimal 2200 µF, die hier jedem Kanal zur Verfügung stehen. Und selbst mit noch größerem Netzteil können die Chipendstufen nicht ganz so große Ströme abgeben wie diskret aufgebaute. Der schlanke, leicht helle Charakter in den Hörtestnotizen könnte hier herrühren.

Und wer weiß – vermutlich haben die Londoner Entwickler längst mit größerer Kapazität experimentiert und in ihren eigenen Hörtests dann jenes gewisse Etwas vermisst. Auch hier hilft es nicht, isolierte Einzelbereiche zu perfektionieren, wenn dabei die Gesamtperspektive aus dem Blick gerät. Zum Gesamtgefühl tragen eben auch Dinge wie das sehr passgenaue Gehäuse und die insgesamt blitzsaubere, aber nicht übertrieben verschwenderische Verarbeitung bei.
Unser Fazit zum Cambridge Audio AXA35
Der AXA35 steht bei Cambridge Audio in einer langen Tradition preiswerter, klanglich unverwechselbarer Vollverstärker. Eher schlank und schnell abgestimmt, verlangt er für optimale Ergebnisse eine geschickte Paarung mit effizienten, nicht zu dünn klingenden Lautsprechern. Was du mit dem AXA35 auf keinen Fall befürchten musst, ist Langeweile: Der Brite macht Musik lebendig, packend und berührend.
Den AXA35 gibt kannst du hier direkt bestellen:
Technische Daten | |
Leistung | 2x 35W (8 Ohm), 2x 50W (4 Ohm) |
Eingänge | 4x Line Cinch, 1x Line 3,5-mm-Klinke, 1x Phono MM |
Audio-Ausgänge | 1 Paar Lautsprecher, Rec-Out, Kopfhörer 6,3-mm-Klinke |
Quellen kabellos | – |
Netzwerk | – |
Abmessungen (BxHxT) | 430 x 83 x 335 mm |
Gewicht | 5,6 kg |
Mitgeliefertes Zubehör | Fernbedienung |
Gehäuse-Ausführungen | Silbergrau (Lunar Grey) |
Preis | 429 Euro |
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