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Direktantrieb oder Riemenantrieb: Was ist der richtige Plattenspieler für dich?

Bei der Suche nach dem richtigen Plattenspieler wirst du dir irgendwann die Frage nach dem Antrieb stellen. Aber was ist der richtige für dich: Direktantrieb oder Riemenantrieb?
Plattenspieler Direktantrieb oder Riemenantrieb Titelbild

Du überlegst, dir einen richtig guten Plattenspieler zu kaufen? Oder fragst dich, welches Potenzial in einem Erb- oder Fundstück steckt? Dann bist du sicher bereits auf die Begriffe Direktantrieb und Riemenantrieb gestoßen. Aber was verbirgt sich hinter den beiden Antriebskonzepten und welches ist das richtige für dich? Auch erfahrene Analogspezialisten (und Hersteller sowieso) haben dazu ganz unterschiedliche Meinungen. Und das dürfen sie auch.

Was im digitalen Zeitalter gern vergessen wird: Bei Plattenspielern entsteht Klang zunächst auf mechanischem Weg und wird erst dann (im Tonabnehmer) in ein elektrisches Signal verwandelt. Daher beeinflusst der mechanische Aufbau des Spielers entscheidend den resultierenden Klang. Tempo, Dynamik, Sauberkeit und Detailreichtum deiner Musik stehen und fallen mit der Qualität und dem Erhaltungszustand deines Laufwerks und Tonarms. Letztlich führen alle Bauformen ans Ziel, sofern sie gut umgesetzt sind. Woran du Riemen- oder Direktantriebe erkennst, was sie auszeichnet und was ihre jeweiligen Stärken und Schwächen sind, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.

Direktantrieb oder Riemenantrieb: Den einzig wahren Antrieb gibt es nicht

Plattenspieler mit Direktantrieb drehen ihren Teller direkt über Magnete und Spulen, ohne irgendwelche Getriebe, Kraftübertragungen oder Entkopplungen. Riemenantriebe fügen einen elastischen Übertragungsriemen zwischen Motor und Teller ein. Beide Bauweisen können prominente Befürworter und extrem erfolgreiche Modelle vorweisen. Direkt angetrieben ist etwa der wohl meistverkaufte und ikonischste Spieler aller Zeiten, der Technics SL-1200/1210. In seinen inzwischen sieben Generationen bringt es der Technics SL-1200MK7 auf Millionen produzierter Einheiten. Und das Tolle daran: Der allergrößte Teil davon läuft heute noch genauso zuverlässig und lautlos wie bei der Markteinführung Anfang der 70er-Jahre.

Direktantrieb oder Riemenantrieb Technics SL-1200MK7
Der Technics SL-1210MK7 ist der wohl berühmteste Plattenspieler der Welt – sein Direktantrieb dreht ihn in unzähligen Clubs und Wohnzimmern. | Bild: Technics

Riemenantriebe sind minimal wartungsintensiver, halten gut gepflegt aber mindestens genauso lang. Zum Liebling audiophiler HiFi-Fans wurden sie, weil man damit auch ohne teure Hightech-Bauteile hervorragende Laufwerke bauen kann. Was wäre die HiFi-Welt ohne die Belt-Drive-Klassiker von Thorens, Rega, Pro-Ject oder Linn? Oft hatten und haben diese Spieler ein überragendes Preis-Leistungs-Verhältnis – auch weil der Riemenantrieb mehr Budget für andere wichtige Teile übrig lässt. Aber auch die zentnerschweren Masselaufwerke, von denen viele Audiophile träumen, werden ganz überwiegend von Riemen angetrieben.

Was für einen Spieler habe ich da?

Als Besitzer:in weißt du normalerweise, wie dein Spieler angetrieben ist. Beim Dachboden- oder Garagenfund, womöglich von einem längst erloschenen Hersteller, ist das aber nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Manche – meist neuere – Spieler tragen ihren Motor sichtbar außerhalb des Tellers. Da ist es einfach: Riemenantrieb – selbst wenn der eigentliche Riemen irgendwann verloren gegangen sein sollte.

Meist liegt die Antwort aber unter dem Teller verborgen. Also versuche, einen Blick darunter zu werfen. Je nach Modell lässt sich der Teller einfach abnehmen, indem du ihn nach oben von seiner Achse abziehst. Wehrt er sich hartnäckig, versuche es nicht mit Gewalt: Viele Teller sind mit Sprengringen oder Ähnlichem gesichert. Bei diesen Exemplaren reicht oft ein Blick unter die Matte: Da haben viele Teller kleine Fenster, durch die man ins Innere schauen kann.

Direktantrieb oder Riemenantrieb: Dual DT 210
Bei vielen günstigeren Plattenspielern, wie dem Dual 210-1 USB liegt der Motor samt Riemen unter dem Plattenteller verborgen.

Die Motoren bei Riemenantrieben sitzen sehr oft links hinten, mitunter aber auch an anderen Positionen. Dreh den Teller einfach ein paar Runden von Hand, und schau, was du durch die Öffnungen erspähen kannst. Findet sich nirgends eine Motorachse mit Riemenscheibe, hast du wohl einen Direktantrieb.

Bei sehr alten Drehern könntest du auf eine dritte Antriebstechnik stoßen: den Reibradantrieb. Da treibt der Motor ein kleines Gummirad an, das auf den inneren Tellerrand wirkt. Ein weiterer Sonderfall: Riemenantriebe mit separatem Motorgehäuse. Da wird der Antrieb tatsächlich einfach lose neben den eigentlichen Spieler gestellt. Die Antriebskraft überträgt wie gehabt ein Riemen aus Gummi.

Riemenantrieb: Die Grundlagen

Ein Tonabnehmer kann nicht selbst zwischen Nutzsignal und Störung entscheiden. Also werden beide bei der Wiedergabe gleichberechtigt verstärkt. Aus winzigen Modulationen an den Rillenwänden wird Musik. Und selbst aus feinsten Vibrationen – zum Beispiel aus dem Motor oder einem rau laufenden Lager – werden potenziell massive Störungen. Ein Plattenteller kann also gar nicht ruhig genug laufen.

Rega Planar 8 Draufsicht von vorn
Wo nichts ist, soll auch nichts den Klang beeinflussen können: So entstand der Rega Planar 8. Auch der Motor ist hier konsequent per Riemen vom Teller entkoppelt.

Auch die Drehzahl muss perfekt stimmen: Liegt sie insgesamt daneben, spielt die Musik zu langsam oder zu schnell. Schwankt die Drehzahl langsam, hört man das typische Auf und Ab in der Tonhöhe. Schwankt sie schneller, manifestiert sich die Störung nicht als das klassische Leiern, sondern eher als Rauheit und Unsauberkeit. Haben willst du davon nichts. Weshalb Plattenspieler-Antriebe eine fast unlösbare Aufgabe haben – erst recht seit den 60er-Jahren, als der Umstieg von Mono auf Stereo die Latte praktisch über Nacht ein gutes Stück höher hängte.

Viele Vorteile mit Riemen

Die Sixties sind dann auch die Wiege des Plattenspielers mit Riemenantrieb. Der Riemen erfüllt dabei gleich mehrere Aufgaben: Er entkoppelt den Teller vom Motor, untersetzt dessen schnelle Rotation auf die benötigten niedrigen Drehzahlen, und er erlaubt es, diese Drehzahlen ohne großen Aufwand umschaltbar zu machen. Der Motor selbst kann dank der Untersetzung klein und schwach sein, was (bei ansonsten gleichem Aufbau) schonmal geringere Störpegel bedeutet.

Direktantrieb oder Riemenantrieb Rega Planar 1
Beim Rega Planar 1 ist so wenig Elektronik wie möglich involviert. Um die Geschwindigkeit zu ändern, schiebst du den Riemen – wie die Kette deines Fahrrades – einfach auf die breitere Stufe des Rades.

Und du kannst, zum Beispiel mit einer gestuften Riemenscheibe, die Tellerdrehzahl umschalten, ohne die Drehzahl des Motors zu ändern. Das war damals entscheidend, da man meist Synchronmotoren verwendete. Deren Drehzahl ist direkt an die Frequenz des zugeführten Wechselstroms gekoppelt. So konnte die Netzfrequenz als hochgenaue, überall verfügbare Referenz dienen.

Nicht auf Spezialmotoren angewiesen

Zu schwach darf der Motor aber auch nicht sein. Denn beim Abspielen wirken allerlei Bremseffekte auf den Teller – vom Drehwiderstand des Lagers bis zur Nadelreibung in der Rille. Letztere ist zwar eher schwach, dafür aber dynamisch, also vom abgetasteten Signal abhängig. Für optimalen Gleichlauf braucht es ein bisschen Schwung, sprich Tellermasse. Und andererseits etwas Power, um Platte und Teller stets auf Solldrehzahl zu halten.

Transrotor Max Nero seitenansicht Masselaufwerk
Plattenspieler, wie hier der Transrotor Max Nero, sind für ihre wuchtigen Masse-Laufwerke bekannt. Der größere Schwung des Tellers kann kleine Ungenauigkeiten einfacher überspielen.

Andererseits bedeuten starke Motoren auch potenziell mehr Vibrationen. Und schwere Teller erfordern viel aufwendigere Lager, wenn sie jahrelang lautlos ihre Kreise ziehen sollen. Es bringt also nichts, sich nur auf eine dieser Größen zu konzentrieren. Lagerreibung, Tellermasse und Motor-Drehmoment müssen im richtigen Verhältnis zueinander stehen.

Echtes Subchassis geht nur mit Riemen

Die Subchassis-Bauweise fügt weitere Größen in die obige Gleichung ein, löst zugleich aber das Problem mit den Motorvibrationen: In einem Linn oder Thorens mit Subchassis kann der Motor ruhig munter vor sich hinsummen – an Teller und Tonarm kommt davon nichts an. Noch besser natürlich, wenn er von vornherein schon leise ist. Dann verschwindet er als Störquelle dank des entkoppelten Aufbaus praktisch vollständig.

Direktantrieb oder Riemenantrieb Linn Klimax LP12
Die Mischung aus Sub-Chassis und Riemenantrieb tauchen auch in Highend-Klassikern wie dem Linn LP12 auf. Hier in seiner Klimax-Ausführung ab 30.000 Euro. | Bild: Linn

Diese Spieler – etwa Klassiker von Thorens, Acoustic Research und Linn – haben ihre Wurzeln ebenfalls in den 60ern und frühen 70ern. Als Motoren dienten industrieübliche Standardmodelle, die nicht extra entwickelt werden mussten. Typisch ist etwa der 24-polige, zweiphasige Synchronmotor von Philips, Premotec oder Airpax. Der war und ist billig und leicht verfügbar, was auch kleineren Herstellern die Entwicklung eigener Laufwerke zu überschaubaren Kosten ermöglichte.

Auch der Motor kann entscheiden

Schwieriger umzusetzen ist bei den Synchronmotoren eine Drehzahlregelung. Dafür muss entweder die Frequenz der Versorgungsspannung variabel sein, was jede Menge an aktiver Elektronik erfordert, oder man macht die Untersetzung variabel. Feinkorrekturen erfolgen im einfachsten Fall durch leichtes Kippen der Motorachse, aber es gab auch, etwa bei Dual, raffinierte Spreiz-Pulleys, die ihren Durchmesser verändern konnten und damit eine Drehzahlverstellung erlaubten.

Oder aber, man nimmt einen Gleichstrommotor. Dessen Drehzahl steigt und fällt direkt mit der Spannung – was einfacher zu regeln ist. Sie variiert aber leider auch lastabhängig, weshalb gute Lösungen zusätzlichen Mess- und Regelaufwand erfordern.

Direktantrieb oder Riemenantrieb IKEA Obegränsad
Einfache Gleichstrommotoren, wie hier beim IKEA Obegränsad, laufen nicht besonders gleichmäßig – oder ruhig.

Sehr preiswerte Riemenantriebe arbeiten heute oft mit kleinen DC-, also Gleichstrommotoren. Deren Achsen sind nicht sehr präzise gelagert, und ihre Rotoren nicht präzise ausgewuchtet. Zusammen mit den bei diesem Motortyp meist sehr hohen Drehzahlen kann das für ziemlich deutliche Laufgeräusche sorgen.

Oft nehmen diese beim Wechsel von 33 auf 45 nochmal überproportional zu. Da die meist dünnen Teller wenig zur Beruhigung beitragen können, hörst du diese Antriebe dann nicht nur direkt am Spieler – was noch tolerabel wäre. Sondern das Surren und Singen pflanzt sich über die Platte in den Tonabnehmer fort, und wird so Teil des Ausgangssignals. Wann immer das in unseren Tests der Fall ist, weisen wir deutlich darauf hin. Und das kommt leider nicht selten vor.

Wir haben bereits viele Plattenspieler mit Riemenantrieb testen können und verraten dir in unserer Bestenliste, wie sie im Vergleich abschneiden:

Direktantrieb: Grundlagen

Stell dir vor, der DJ in deinem Lieblings-Club müsste erst jedes Mal, wenn er eine neue Platte auf den Plattenspieler gelegt hat, warten, bis dieser auf Touren gekommen ist. Je nach oben beschriebenem Riemen-Modell kann das bis zu 30 Sekunden dauern. Ein Albtraum für smoothe Track-Übergänge oder Scratching. Auch Radiosender konnten sich solche Verzögerungen nicht leisten. Wenn der Redebeitrag zu Ende war, sollte der entsprechende Track sofort spielbereit sein. Möglichst auf Knopfdruck.

Die Kraftübertragung musste also so schnell und einfach wie möglich erfolgen. Und die geräusch- und problemärmste Kraftübertragung ist die, die gar nicht existiert. Hauptsächlich in Japan entwickelte man daher in den späten 60er Jahren Laufwerke, deren Plattenteller einfach direkt auf der Motorachse steckte. Das geht nur, wenn der Motor bereits exakt mit der gewünschten Drehzahl rotiert – also 33⅓, 45 oder eventuell 78 Umdrehungen in der Minute.

Plattenspieler Direktantrieb oder Riemenantrieb Technics SL-1210GR Pitch-Regler
Auch einigen Plattenspieler mit Direktantrieb im höheren Preissektor kannst du die DJ-Gene noch ansehen. So wie hier dem Technics SL-1210GR.

Obendrein muss der Motor extrem ruhig laufen. Denn nicht nur die Antriebskraft, sondern auch jegliche Störungen übertragen sich direkt und ungefiltert auf den Teller. Solche Motoren gab es nicht im Standardprogramm der einschlägigen Zulieferer. Sie mussten explizit für diesen Zweck komplett neu entwickelt und gebaut werden. Nur wenige Hersteller haben sich diese Grundlagenarbeit geleistet – einige große Namen wie Denon und Dual waren darunter.

Fine-Tuning per Stroboskop und Software

Inzwischen haben die einschlägigen Hersteller – allen voran Technics – ihren Motoren fortgeschrittene Technologie mit auf den Weg gegeben, die dafür sorgen soll, dass die Plattenspieler ihre Geschwindigkeit stets selbst und in Echtzeit kontrollieren. Als Zusatz-Feature bieten dir viele Plattenspieler mit Direktantrieb – besonders solche fürs DJ-Pult – Schieberegler. Mit ihnen kannst du deinen Plattenspieler verlangsamen oder beschleunigen. Für’s Fine-Tuning gibt’s bei vielen zusätzlich einen gepunkteten Tellerrand und eine Stroboskop-Lampe.

Plattenspieler Direktantrieb oder Riemenantrieb Technics SL-1210GR2 Stroboskop
Scheint die größte Punktreihe im Betrieb stillzustehen, dreht sich der Technics SL-1210GR2 mit exakt der richtigen Geschwindigkeit.

Stimmt die gewünschte Geschwindigkeit exakt, scheint die Haupt-Punktreihe stillzustehen, während sich die anderen Punkte weiterdrehen. Das funktioniert zwar theoretisch auch mit Riemenantrieblern, dennoch findet sich dieses Feature weit häufiger bei Plattenspielern mit Direktantrieb.

Starre oder bewegliche Achse

Je nachdem, wie aufwendig dein Plattenspieler mit Direktantrieb ausfällt, gibt es verschiedene Arten, wie sein Plattenspieler angetrieben wird. In den Anfangstagen von Direktantrieblern war es üblich, dass die Achse des Plattentellers auch die Motorachse war. Der Plattenteller drehte sich dann mit der Achse mit. Auch heute noch gibt es – etwa mit dem Thorens TD 403 DD – Direktantriebler, die diesen Weg wählen. Besonders, wenn der Plattenspieler nicht unbedingt binnen weniger Sekunden auf Spielgeschwindigkeit kommen muss, spricht auch wenig dagegen.

Die meisten heute produzierten Direktantriebler haben hingegen eine feste Achse. Sie dient nur noch als Auflagepunkt des Tellers. Auf dessen Unterseite sind dann Magneten befestigt. Im Plattenspieler selbst sind dann ringförmig mehrere Metallspulen eingelassen. Fließt Strom durch die Spulen, ziehen sie die Magneten an und stoßen sie wieder ab. Der Plattenteller selbst ist so selbst Teil des Motors.

Direktantrieb oder Riemenantrieb Denon DP-3000NE ohne Teller
Unter dem knapp drei Kilo wiegenden Plattenteller des Denon DP-3000NE umringen 12 Magnetspulen die Tellerachse und sorgen für einen gleichmäßigen Antrieb.

Dieser Aufbau muss jedoch sehr akribisch konstruiert und präzise zusammengesetzt werden. Sonst kann es passieren, dass ein Magnet, nicht sofort von der nächsten Spule angezogen wird, nachdem er von der letzten abgestoßen wurde. Dadurch kann der Motor anfangen zu ruckeln – und das kann sich auf deine Musik übertragen.

Auch die Ansteuerung dieser Aggregate war und ist eine Herausforderung: Die benötigten niederfrequenten Wechselströme mit genau auf den jeweiligen Motortyp abgestimmtem Timing lassen sich nicht einfach aus der Netzfrequenz ableiten, sondern müssen synthetisch erzeugt werden. Hat man die Stromversorgung mal im Griff, kann nicht mehr viel schiefgehen. Außer dem Motor selbst – und eventuell einem vibrierenden Netztrafo – gibt es bei Direktantrieben keine mechanischen Unruhequellen.

Plug-and-play: Auch noch nach Jahren

Mittelfristig, also zumindest für etliche Jahre nach dem Kauf, sind Direktantriebler auch komplett wartungsfrei: Über alternde Riemen musst du dir keine Gedanken machen, weil es keine gibt. Die bürstenlosen Motoren mit ihren niedrigen Drehzahlen sind unverwüstlich. Zur Herausforderung kann bei alten Exemplaren die Elektronik werden: Da finden Chips aus der IC-Steinzeit Verwendung, die nur schwer zu ersetzen sind.

Alle von uns getesteten Plattenspieler mit Direktantrieb findest du in unserer Bestenliste:

Direktantrieb oder Riemenantrieb: Was passt zu dir?

Antriebsriemen halten erfahrungsgemäß Tausende von Betriebsstunden. Wir halten ihr Fehlen oder Vorhandensein daher nicht für den entscheidenden Faktor bei der Kaufentscheidung. Zumal sich damit schon für wenig Geld sehr ruhig laufende Spieler bauen lassen. Im Einstiegsbereich findest du daher hauptsächlich Riemenantriebe. Der grundsätzlich größere Aufwand eines ordentlichen Direktantriebs spiegelt sich im etwas höheren Einstiegspreis wider. Der liegt meist nur wenig unterhalb der 1000-Euro-Marke. Modelle, die diese deutlich unterbieten, zeigen in unseren Tests meist mehr Nebengeräusche und andere Störungen als vergleichbar teure Riemenantriebler.

Direktantrieb oder Riemenantrieb: Technics SL-1500C
Nicht nur für DJs eignet sich ein Direktantrieb. Der Technics SL-1500C hat das eindrucksvoll in unserem Test bewiesen.

Seine Stärken zeigt der Direktantrieb bei Nutzer:innen, die viel einzelne Tracks hören, die Drehzahl oft wechseln und generell viel und aktiv mit dem Spieler interagieren. Da erweist sich das zügige Hochlaufen und Bremsen typischer Direktantriebler als segensreich. Zumal das auch die Situationen sind, die einen Riemen am meisten stressen.

Und in denen man auch nicht auf ein tänzelndes Subchassis Rücksicht nehmen will. Direktantriebe erlauben keinen Subchassis-Aufbau. Denn dafür müssten definitionsgemäß Arm und Teller auf einer vom Motor getrennten bauliche Ebene liegen. Wenn Motor- und Tellerachse eins sind, geht das natürlich nicht. Zum Glück ist das aber auch gar nicht nötig: Gute Direktantriebe laufen heute so geschmeidig und lautlos wie die besten Riementriebler.

Klangliche Besonderheiten

Direktantriebe messen kontinuierlich ihre eigene Drehzahl und regeln diese ständig nach. Dabei können sie aber auch übers Ziel hinausschießen. Der Übereifer kann sich – besonders bei älteren und preiswerten Direct Drives – in einem etwas raueren, nervöseren Klang niederschlagen, wenn sie direkt gegen vergleichbar teure Riemenlaufwerke antreten. In hochauflösenden Gleichlaufspektren ist das auch messtechnisch erkennbar – selbst wenn die betreffenden Spieler in der Standardmessung gute Prozentwerte abliefern.

Technics SL-1210GR2 Stroboskop-Licht
Beim Technics SL-1200GR2 verrät dir ein Stroboskoplicht anhand der Punkte am Tellerrand, ob der Direktantriebler die richtige Geschwindigkeit hält.

Riemenantriebe starten oft (aber nicht immer) etwas gemächlicher. Wo das keine Rolle spielt, können sie aber auch Vorteile haben. So kann sich der Konstrukteur beim Tellerlager ausschließlich auf dessen eigentliche Aufgabe konzentrieren. Da das Bauteil hier nicht zugleich auch Motorlager ist, gibt es weniger Einschränkungen etwa bei der Größe und genauen Ausführung. Das Gleiche gilt für den Teller selbst. Nicht nur die preiswertesten, sondern auch die allerteuersten Spieler treiben ihre Teller daher nach wie vor an einem oder mehreren Riemen an. Dazwischen, im Vernunft- und moderaten Luxus-Preissegment, gibt’s überragend klingende Angebote in beiden Bauformen.

Keine Klang-Klischees

Eine spezifische Klangcharakteristik können wir dagegen nicht heraushören. Ebenso wenig eine besondere Eignung dieses oder jenes Antriebs für eine bestimmte Musikrichtung. House kickt auf einem guten Riemenantrieb mindestens ebenso gut wie auf einem Direktantrieb. So legte DJ David Mancuso auf seinen legendären „The Loft“-Parties mit zwei Linn LP12 auf. Umgekehrt zielte ausgerechnet der Technics SL-1200 ursprünglich gar nicht auf Clubs, sondern klar auf audiophile Haushalte.

Audio-Technica AT-LP60XBT Front Bluetooth-Pairing
Riemenantriebler wie der Audio-Technica AT-LP60XBT kosten nicht die Welt und bieten dank Vollautomatik viel Komfort. Dafür musst du beim Klang Abstriche machen.

Der Klangbeitrag eines Spielers setzt sich aus vielen Einzelfaktoren zusammen. Wir haben schon Top-Laufwerke getestet, deren nachlässig gefertigter Arm sie klanglich runterzog. Aber auch den umgekehrten Fall gibt es regelmäßig. Innerhalb einer Preisklasse kommt es immer darauf an, das Budget so wirksam wie möglich an den verschiedenen Stellen einzusetzen.

Aber selbst im fünfstelligen Preisbereich klingt nicht alles gleich perfekt. Und auch da stellen sich sowohl Riemen- als auch Direktantriebler zur Wahl. Ob du lieber einen direkt angetriebenen Technics SL-1000R hörst oder einen Luxman PD-191 mit Riemen, können wir nicht vorhersagen. Selbst mit dem gleichen Tonabnehmer hat jedes dieser 15000-Euro-Laufwerke einen klar definierten, eigenen Stil. Das gilt auch für den Vergleich zwischen Technics SL-1200Mk7 und Rega Planar 3, nur dass der Direktantrieb-Spieler nun die nahezu gegensätzliche Klangrolle spielt: Bei den teuren Laufwerken war der Direct Drive das trockener, sehniger und präziser aufspielende. Bei den 1000-Euro-Spielern dagegen nimmt diese Rolle der riemengetriebene Rega ein.

Fazit: Eine Faustregel gibt es nicht

Es hilft also nichts: Über das Antriebsprinzip allein kannst du deine Entscheidung nicht fällen. Bei den Messwerten hängt es davon ab, welche du betrachtest: Die Abweichung von der Nenndrehzahl ist bei einem quarzgeregelten Direktantrieb per Definition Null. Aber solche Regelungen gibt es bei besseren Riemenantrieben auch. In der Standard-Gleichlaufmessung nehmen sich die konkurrierenden Systeme unterm Strich nicht viel – wenn sie gut umgesetzt sind. Je nach Preisklasse kann der Verzicht auf einen konstruktiv aufwendigeren Direktantrieb mehr Budget für den Tonarm übrig lassen. Und auch dessen Resonanzverhalten und Lagerqualität sind mit klangentscheidend.

Im Test behandeln wir alle Plattenspieler gleich. Wir erwarten also auch keinen bestimmten Klang in Abhängigkeit von der Bauweise – schlicht, weil die Realität uns diesen Gefallen nicht tut. Was es gibt, sind prinzipübergreifend gut gemachte Spieler. Bei denen einfach die Balance stimmt zwischen Antrieb, Tonarm, Lager und Zarge. Und weil das Gefühl, den „richtigen“ Antrieb gekauft zu haben, immer mit im Hörraum sitzt, wollen wir dich hier beruhigen und nicht für deine Wahl anklagen. Sowohl mit Riemen- als auch Direktantrieb kommst du letzten Endes gleich weit. Und in beiden Bauweisen haben wir schon echte Highlights getestet.

Falls du wissen willst, welcher Plattenspieler – unabhängig von seinem Antrieb – unser Testsieger ist, findest du die Antwort in unserer Bestenliste:

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