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Magnat MTT 990 im Test: Feiner HiFi-Spieler mit Potential

Magnat ist eher für seine Lautsprecher bekannt. Jetzt stellt das HiFi-Urgestein einen eigenen Plattenspieler vor. Wir haben den Magnat MTT 990 getestet.
HIFI.DE Test | Magnat MTT 990
Antrieb
Direktantrieb, manuell
Tonabnehmer ab Werk
Audio-Technica AT-95E (MM)
Motor
Direktantrieb, quarzgeregelt
33 ⅓ / 45 / 78 RPM
ja / ja / ja (elektronische Umschaltung)
Anti-Skating einstellbar
ja, Feder, stufenlos
Integrierter Phono-Vorverstärker
nein
Preis
1.099 Euro
In Kürze
Magnat will mit dem MTT 990 nicht alle glücklich machen, sondern zielt auf den audiophilen Puristen, der ohne Komfortausstattung auskommt. Mit seinem Direktantrieb und dem gelungenen Zehnzoll-Arm bietet der solide Spieler einen sehr guten Gegenwert.
Vorteile
  • Sauber gelagerter Arm mit wechselbarer Headshell
  • Dynamischer, neutraler Klang
  • Direktantrieb läuft leise und stabil
Nachteile
  • Kein integrierter Phono-Vorverstärker
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Magnat kennen wir seit gefühlten Ewigkeiten als deutschen Lautsprecherhersteller. Bis heute sind Boxen das Hauptgeschäft der inzwischen zum US-Konzern Voxx gehörenden Marke. Aber nebenher leisten sich die Pulheimer auch eine kleine, erstaunlich feine Elektroniklinie und seit einigen Jahren sogar einen eigenen Plattenspieler. Hier heißt der Dreher Magnat MTT 990. HIFI.DE hat genau hingehört.

Den Magnat MTT 990 gibt es in zwei unterschiedlichen Varianten:

Plattenspieler von Marken, die eigentlich für ganz andere Geräte bekannt sind, ist inzwischen nicht mehr so ungewöhnlich: Nahezu jede HiFi-Marke lässt sich angesichts des anhaltenden Vinylbooms irgendwelche Dreher mit ihrem Logo fertigen. Meist handelt es sich dabei um wenig originelle Massenware, schon weil kaum eine Firma noch über Entwickler mit originärer Vinyl-Erfahrung und originellen Spielerideen verfügt.

Magnat MTT 990, schräg, mit offener Abdeckhaube
Der Magnat MTT 990 ist vielleicht ein untypisches Produkt für einen Lautsprecher-Profi, kann aber mit vielen gelungenen Features aufwarten.

Bei Magnat ist das ein wenig anders. Der MTT 990 wird zwar bei einem großen OEM-Partner (Original Equipment Manufacturer) in Asien gebaut, ist aber das Resultat ausgiebiger Entwicklung in Deutschland. Die einzelnen Komponenten – Tonarm, Antrieb, Teller und so weiter – hat man dabei zwar nicht von Grund auf neu entwickelt. Ihre genaue Kombination jedoch, Modifikationen hier und da, Vorgaben an die Fertigungsqualität, hat ein erfahrenes Team festgelegt, das nicht nur aus Marketingmenschen besteht, sondern aus illustren Namen der deutschen HiFi-Welt mit Jahrzehnten an Analog-Erfahrung.

Magnat MTT 990 im Hörtest: Felsenfeste Abbildung

Im Hörraum haben wir den MTT 990 mit unserem besten Phono-Vorverstärker, dem SPL Phonos, und diesen mit dem Rega-Vollverstärker Elicit Mk5 verbunden. In dieser Kombination bleibt keine Nuance hängen, die der Spieler aus der Rille holt. Aber es bleibt auch kein Fehler verborgen. Das gilt auch für unsere Tannoy-Koax-Lautsprecher. Diese Kette sollte also kein Quäntchen Auflösung deiner Musik entgehen.

Magnat MTT 990 Tonabnehmer frontal
Von Werk aus tastet ein Audio Technica AT-95E deine Plattenrillen ab. Eine solide Wahl, die aber auch einfach aufgewertet werden kann.

Die Abbildungsqualitäten der Anlage sind mit dem MTT 990 besonders gefordert. Es wäre schade, wenn von der sehr weiträumigen, präzise aufgeteilten Bühne, die der Magnat schafft, auch nur ein Quadratzentimeter verloren ginge. Platten mit echter Live-Akustik, etwa das Leonard-Cohen-Tribute Who By Fire von First Aid Kit, geben echtes, weites Hallen-Feeling. Zugleich sind die Instrumente und Sängerinnen auf der virtuellen Bühne präziser ortbar, als das in der tatsächlichen Livesituation möglich ist.

Trockene Tiefton-Autorität

Tonal spielt der Magnat-Spieler eher auf der trocken-präzisen als auf der charmant-warmen Seite der Skala. Das kann sich der Spieler leisten, weil sein Bass nicht nur konturiert klingt, sondern eben auch tief in den Frequenzkeller reicht. So entsteht auch ohne künstliche Oberbass-Wärme ein ausgewogenes, breitbandiges Klangbild, mit dem der Magnat etwas an den Cambridge Alva TT V2 erinnert. Beide Spieler eignen sich wegen ihrer Abstimmung besonders gut für etwas größere Anlagen mit ausgewachsenen Lautsprechern und „echtem“ Bass.

Magnat MTT 990 Rückseite mit Anschlüssen
Auf der Rückseite findest du das Paar Cinch-Stecker samt Masseschraube. Ein Phono-Vorverstärker ist nicht verbaut.

Dass der Cambridge bei sehr ähnlichem Grundcharakter eine reichere, weichere Palette an Klangfarben bietet, ist angesichts seines deutlich vornehmeren Tonabnehmers verständlich. Der Spieler wird dadurch ja auch entsprechend teurer. Umgekehrt waren wir aber beeindruckt, was für einen reifen, sauberen Klang der Magnat bereits aus seinem einfachen Seriensystem herausholt.

In dem etwas längeren, etwas massereicheren und spielfrei gelagerten Arm des MTT 990 fühlt sich der grüne MM-Klassiker von Audio-Technica hörbar wohl. Was nicht heißt, dass hier keine Steigerung möglich wäre: Wir probierten als preislich noch moderates Upgrade zum Beispiel ein Grado Opus 3 für 349 €, das sehr natürlich und atmosphärisch, in schwierigen Passagen auch einfach sauberer abtastete.

Neugierig geworden? In unserer Bestenliste findest du alle von uns getesteten Plattenspieler:

Magnat MTT 990: Technischer Aufbau

Das Konzept des MTT 990 basiert auf der Kombination von hohem Drehmoment und hoher Massenträgheit. Dafür verwenden die Magnat-Entwickler einen extrakräftigen Direktantrieb, der ursprünglich für DJ-Laufwerke entwickelt wurde. In puncto Motor-Power übertreffen solche sogenannten Super-OEMs von Firmen wie Stanton oder Reloop oft sogar ihr großes Vorbild, den legendären Technics SL1200Mk2. Magnat hat sich die verfügbaren Motoren angehört und letztlich nicht den stärksten, sondern den bestklingenden ausgewählt – der nebenbei immerhin die zweitstärkste Option darstellt.

Magnat MTT 990 Geschwindigkeit Regler
Neben den üblichen 33 ⅓ und 45 Umdrehungen pro Minute, kannst du auch 78 RPM für Schellackplatten wählen.

Ausreichend Kraft ist also im Plattenspieler mit Direktantrieb vorhanden. Für hohe Laufruhe sorgen Anpassungen an der Motorsteuerung und das Trägheitsmoment eines massiven, fast zwei Kilo schweren Tellers aus dem hochdämpfenden Kunststoff POM. Dessen Oberfläche hat eine feine Struktur und genau die richtige Härte, um einen Betrieb ohne Matte zu erlauben: Den Platten passiert nichts, und der Klang wirkt etwas straffer und mittenbetonter als mit der beiliegenden Filzmatte.

Wenn du die beiden Optionen – mit und ohne Matte – selbst vergleichen willst, solltest du die zusätzliche Dicke der Matte ausgleichen, indem du den Arm um diesen Betrag höher stellst. Das geht beim MTT 990 vorbildlich einfach, denn sein Tonarm hat eine elegante, werkzeuglose Höhenverstellung mit Millimeterskala. Nach dem Öffnen eines kleinen Sperrhebels kannst du die ganze Armbasis präzise per Drehring hoch- und runterfahren. Dieses Detail erinnert, wie schon die Lageranordnung, stark an den Technics SL-1210Mk7.

Magnat MTT 990 Lager und Höheneinstellung
Per skaliertem Drehrad kannst du die Höhe des Tonarms ganz einfach an dein System und dickere Matten anpassen.

Beim Tonarm kommt es wirklich auf die Länge an

Mit seinem J-förmig gekröpften Alurohr bringt es der Magnat-Arm auf eine effektive Länge von zehn Zoll. Das ist ungewöhnlich lang und lässt auch die Zarge entsprechend mitwachsen. Was dem MT 990 einen gewissen XL-Look verleiht, wenn er neben anderen Drehern steht. Die Extralänge bringt potenziell auch Extra-Klangqualität, denn sie bewirkt eine verzerrungsärmere Abtastung. Auf seinem Weg beschreibt der Arm einen kleineren Winkel. So weicht die Nadel entsprechend weniger von ihrer idealen Parallelstellung zur Rille ab.

Aufgehängt ist der Zehnzöller in kardanisch angeordneten Kugellagern, die beim Testgerät schön sauber und spielfrei laufen. Auch das abnehmbare Headshell ist angenehm vertraut. Es verfügt über die standardisierte SME-Kupplung, lässt sich also auch gegen beliebige Fremd-Headshells tauschen oder komplett durch einen der headshellosen Concorde-Tonabnehmer ersetzen. Abtaster-Upgrades sind hier nicht nur problemlos möglich, sondern versprechen wegen der hohen Qualität des Arms auch Erfolg.

Magnat MTT 990 Tonarm ganz
Der Tonarmfällt mit seinen zehn Zoll erfreulich lang aus. Das Resultat: Ein geringerer Spurfehlwinkel.

MM-Klassiker von Audio-Technica

Serienmäßig gibt’s den Magnat mit einem AT-95E des japanischen Herstellers Audio-Technica. Das System ist uns unter anderem bereits vom Cambridge Audio Alva ST bekannt. Preiswert, aber kompetent ist das Magnetsystem als Ausgangspunkt für eine lange, aufregende Analogreise genau richtig. Es macht den Spieler in der Grundversion nicht unnötig teuer und passt gut zur etwas höheren Masse des langen Tonarms. Eine gute Auswahl kompatibler Tauschnadeln ermöglicht dir, das System entweder dauerhaft mit geringen laufenden Kosten zu betreiben, oder es je nach Geschmack und Geldbeutel auch noch etwas upzugraden.

Größere Qualitätsschritte sind jederzeit durch Tausch des Systems möglich. Und da darf aus technischer Sicht auch ruhig mal ein MC-System im Headshell Platz nehmen. Uns gefiel das Denon DL-103 sehr gut – was uns zu einem oft übersehenen Vorteil abnehmbarer Headshells bringt. Über deren Eigengewicht nämlich lässt sich die effektive Tonarmmasse in einem gewissen Bereich beeinflussen.

Magnat MTT 990 Headshell von oben
Die Headshell des Magnat MTT 990 lässt sich einfach abschrauben. Das erleichtert die Montage des Tonabnehmers.

Für das DL-103, das an massereichen Armen am besten klingt, haben wir also einfach ein schwereres Headshell verwendet – das Ortofon LH-4000 mit 14 Gramm. Damit ist dann zwar das Gegengewicht des Magnat-Arms überfordert, aber auch dafür gibt es eine Lösung. Denn als getreue Technics-Kopie hat der hintere Armausleger auch das Gewinde für die Original-Zusatzgewichte des 1200Mk2. Die kann man für ein paar Euro online ordern und bei Bedarf einfach hinten anschrauben.

Magnat MTT 990: Verarbeitung und Praxis

Der MTT 990 hinterlässt einen sehr soliden und hochwertigen Eindruck. Die Zarge besteht aus massivem MDF, das einen sauberen Hochglanzlack wahlweise in Schwarz oder Weiß trägt. Eine Acryl-Haube mit Federscharnieren schützt den Spieler wirksam vor Staub und Beschädigungen. Zum Schutz der sensiblen Lager wird der Magnat mit demontiertem Teller, Headshell und Gegengewicht geliefert. Die Auflagekraft musst du also selbst einstellen. Mit der präzisen Skala auf dem Gegengewicht ist das aber kein Problem, solange du den Arm vorher korrekt ausbalancierst. Das System ist bereits im Headshell eingebaut und korrekt justiert.

Magnat MTT 990 Abdeckung geschlossen
Die Acrylhaube schützt den MTT 990 vor Staub, sollte beim Spielen aber geöffnet bleiben.

Ein hochwertiges Phonokabel liegt dem MTT 990 bei. Anschließen musst du es an einen Phonoeingang oder einen separaten Phono-Preamp. Automatikfunktionen gibt es nicht: Du wählst die gewünschte Drehzahl mit dem Schalter vorne links, setzt dann den Arm an die gewünschte Stelle und senkst ihn mit dem silikongedämpften Lift ab.

Magnat MTT 990: Unser Testfazit

Mit etwas Erfahrung sieht man dem MTT 990 sein OEM-Erbgut an. Magnat hat nicht jeden Knopf und jedes Lager neu erfunden, aber aus guten, sorgfältig aufeinander abgestimmten Teilen einen feinen HiFi-Spieler gemacht, der sein Geld absolut wert ist. Neben ähnlichen Angeboten anderer Hersteller erscheint er sogar eher günstig, zumal er gute mechanische Grundlagen für spätere Upgrades mitbringt.

HIFI.DE Testsiegel Plattenspieler Magnat MTT 990 8.5

Den Magnat MTT 990 gibt es in zwei unterschiedlichen Varianten:

Technische Daten
Antrieb Direktantrieb, manuell
Tonabnehmer ab Werk Audio-Technica AT-95E (MM)
Tonarm 10", Alu, mittelschwer
Teller POM, ca. 1900 g
Motor Direktantrieb, quarzgeregelt
33 ⅓ / 45 / 78 RPM ja / ja / ja (elektronische Umschaltung)
Anti-Skating einstellbar ja, Feder, stufenlos
Höhenverstellbare Füße ja
Integrierter Phono-Vorverstärker nein
Preis 1.099 Euro

Alle von uns getesteten Plattenspieler mit Direktantrieb findest du in unserer Bestenliste:

Was ist deine Meinung? Wäre der Magnat MTT 990 eine Option für dich? Welchen Plattenspieler sollten wir als Nächstes testen? Schreib uns deine Meinung in die Kommentare!

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