SPL Phonos im Test: Einmal mit Profis arbeiten
- Eingänge
- 1x Cinch MM/MC
- Audio-Ausgänge
- 1x Cinch
- Abschlusswiderstände
- 100Ω, 220Ω, 470Ω, 2.2kΩ, 4.7kΩ, 10kΩ
- Eingangskapazität
- 0, 150, 220, 330 pF
- Gain
- 36, 46, 50, 56, 67, 71.5 dB
- Abmessungen (BxHxT)
- 278 x 57 x 300 mm
- Gehäuse-Ausführungen
- Schwarz, Rot, Silber
- Preis
- 1.999 Euro
Buchstäblich hochspannende Schaltungstechnik sorgt bei diesem Phono-Preamp für riesige, unbeschwerte Dynamik bei unbestechlich neutraler Tonalität. Klasse verarbeitet und praxisfreundlich designt ist der SPL Phonos obendrein.
- Sehr neutraler, transparenter Klang mit schönem, musikalischem Flow
- Umfassend und komfortabel anpassbar
- Vorzüglich verarbeitet
- Könnte an sehr leisen MCs noch rauschärmer sein
Die rot eloxierte Frontplatte an unserem Testgerät passt gut zur Technik dahinter: Dieser Phono-Vorverstärker steht unter Hochspannung. Seine 120-Volt-Verstärkerschaltung wurde ursprünglich für Aufnahme- und Masteringstudios entwickelt, wo Dynamik nur durch noch mehr Dynamik ersetzbar ist. Der SPL Phonos ist aber nicht nur schaltungstechnisch interessant, sondern auch durchdacht ausgestattet und in seinem eleganten Midi-Gehäuse äußerst Wohnzimmer-freundlich. Was der Phonos aus deinem Plattenspieler herauszaubert, haben wir getestet.
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Das gilt auch für die anderen Geräte der Professional-Fidelity-Serie, zu der D/A-Wandler, Vorverstärker, Kopfhörerverstärker und Endstufen gehören. Im Hörtest kam zudem schnell heraus, dass die deutschen Crossover-Komponenten allesamt ziemlich einzigartig klingen. Der Phonos ist dabei zwar nur das erste Glied in einer kompletten SPL-Kette – für Plattenfans aber sicher das wichtigste.
SPL Phonos im Hörtest: Ultra-HD für die Ohren
Erinnerst du dich noch an deinen alten Monitor, der einfach nicht kaputtgehen wollte und dich deshalb noch viel zu lang mit kleinem Format und pixeliger Auflösung belästigt hat? Der Wechsel von einem normalen Phono-Vorverstärker zum SPL Phonos fühlt sich an, als würdest du von so einem Vintage-Display auf einen modernen UHD-Screen wechseln. Der Klang wird weicher und zugleich genauer, gewinnt enorm an Breite und Format, verliert jegliche Körnung zugunsten einer wie flüssig wirkenden Oberfläche.
Wir haben den Phonos mit einer Auswahl an MC– und MM-Systemen gehört. Sehr leise MCs wie das Linn Klyde und das Ortofon SPU waren dabei, mittellaute MCs wie das Lyra Delos oder das Sumiko Songbird, vornehme MMs und MIs von Nagaoka, Grado und Audio-Technica. Dabei fällt immer wieder auf, dass der SPL nicht nur diese Tonabnehmer, sondern auch die damit verbundenen Laufwerke und Tonarme deutlicher differenziert, als wir das gewohnt sind.
Kaum Verzerrungen, dafür umso mehr Dynamik
Die Verzerrungsarmut des SPL Phonos kannst du direkt hören – an dem, was du nicht hörst: Das Phono-Teil schärft Konturen nicht effektvoll nach, gibt Rhythmen keinen Extra-Kick, solange der nicht wirklich auf der Aufnahme ist. So wirkt sein Klang betont unspektakulär, zwar sehr transparent, aber auch völlig unangestrengt und lässig. Dynamischen Abstufungen bereitet der Phonos ein riesiges Spielfeld.
Auf dem wird zum Beispiel auch schnell klar, dass der Arm unseres hoch geschätzten Technics SL-1210Mk7 Impulse nicht so schnell und unmittelbar aus den Lautsprechern springen lässt wie der des Rega Planar 2. Natürlich mit dem gleichen System in beiden Armen. Schon der Aufsetz-Knack, wenn der feine, nackt-elliptische Diamant des Sumiko Wellfleet in der Rille einrastet, lotet den Dynamikraum des jeweiligen Spielers akkurat aus. Das kommt am Rega-Arm punktgenauer.
MM oder MC – ganz nach Geschmack und fast ohne Einschränkungen
Das Sumiko-Edel-MM liefert uns via SPL perfekt artikulierte Stimmen mit Platten, die sonst gern zu kratziger Härte neigen. Das ist nicht nur das Verdienst des Tonabnehmers, und es geht auch nicht auf Kosten der Lebendigkeit. Im Gegenteil: Wenn Ben Weaver auf seinem Album Mirepoix And Smoke singt, bekommen wir seine Stimme praktisch unbehandelt direkt vor den Hörplatz gestellt. Das hat selbst mit einem Rega Fono MM MK5 – wahrlich kein schüchterner Phono-Preamp – nicht die gleiche Direktheit und Authentizität wie mit dem SPL.
Wir wechseln zu MC-Systemen. Und staunen, wie viel Raum unser Lyra Delos (montiert in einem Well Tempered Simplex) in den Rillen findet. Das japanische MC ist ohnehin ein Abbildungstalent. Der SPL, stellen wir jetzt fest, ebenfalls: Da klappen rechts und links des gewohnt prachtvollen Bühnenbilds noch zwei veritable Seitenflügel auf, die weit in den Luftraum vor dem Hörplatz hinausgreifen. Preiswerter, mit etwas gröberem Strich zeichnend, aber tonal ganz ähnlich ist das Rega Ania, dessen quirliges Temperament wir sehr schätzen. Solche Systeme brauchen keinen Vorverstärker mit viel Eigensound. So wie man auch Champagner zumindest mal pur probieren sollte, bevor man Cocktails daraus macht.
Nicht ideal für superleise MCs
Beim leisen, niederohmigen Linn Klyde (4 Ohm, Ausgangsspannung 0,15mV) erreicht man einen Bereich, in dem mit dem SPL der Rauschabstand knapp wird. Solche extraleisen Systeme standen bei der Entwicklung des Phonos offenbar nicht im Fokus. Die Grenze verläuft natürlich subjektiv, und das Rauschen, das du bei angehobenem Arm hörst, wenn vorher laut Musik lief, ist weich und dezent.
Für unseren Geschmack geht ein klassisches DL-103 mit um die 0,3mV gerade noch sehr gut, mit charakteristisch griffigem Klang und dezentem Säuseln beim Platte-Rumdrehen. Fans dieses Vintage-Abtasters wie auch des Ortofon SPU werden meist ohnehin genau angepasste MC-Übertrager bevorzugen, die dann den damit überragend klingenden MM-Eingang nutzen.
Wie sich der SPL Phonos im Vergleich mit allen anderen von uns getesteten Phono-Vorverstärkern schlägt zeigt dir unsere Bestenliste:
SPL Phonos: Technischer Aufbau und Praxis
Der Phonos ist komplett Made in Germany und entsteht wie die Studiogeräte der Firma im rheinischen Niederkrüchten. Er hat nur einen Eingang, dessen Verstärkung über einen sehr weiten Bereich umschaltbar ist. Dabei wählt der MM/MC-Umschalter den Grundwert von 46 respektive 67 dB. Mit einem weiteren Schalter kannst du den um 10dB absenken oder um 4dB erhöhen. Der maximale MC-Gain beträgt 71,5 dB. Damit bekommst du aus praktisch jedem Tonabnehmer satte Pegel am Ausgang, kannst aber auch weniger übersteuerungsfeste Amps oder A/D-Wandler adäquat ansteuern.
Dass der SPL selbst je übersteuert, ist extrem unwahrscheinlich: Er verwendet SPL-eigene, mit Spezialtransistoren aufgebaute Verstärkermodule, die mit gigantischen 120 Volt Versorgungsspannung laufen. Das ist ein Vielfaches der sonst üblichen Spannungen. Was den Baugruppen entsprechend große Reserven verleiht.
Zwei dieser „VoltAir“-Amps in Serie liften das eingehende Phono-Signal so weit, dass die Entzerrung der RIAA-Kennlinie danach komplett passiv erfolgen kann. Bezogen auf 1.000 Hertz müssen die Höhen um 25 dB gedämpft und der Bass um 20 dB verstärkt werden, um aus dem Vinyl-Rohsignal wieder linearen Klang zu erhalten. Also zusätzlich zum nominellen Gain, was eine MC-Eingangsverstärkung von über 91 dB bedeutet, oder eine rund 35.000-fache Spannungsvergrößerung.
Piekfeiner Aufbau
Schaut man sich im Gerät um, ändert sich die Bewertung des Neupreises langsam von „angemessen“ zu „eigentlich fast ein Sonderangebot“. Die Verarbeitung entspricht jener der viel teureren Studiogeräte, und nirgends ist die Spur eines Kompromisses zu sehen. Der große Netztrafo zum Beispiel ist eine garantiert teure Sonderanfertigung mit magnetisch schirmender Mu-Metall-Kapselung. Wo immer Elektrolyt-Kondensatoren gebraucht werden, stammen diese aus den Edelserien von Panasonic oder von EPCOS.
Schaltfunktionen übernehmen gasgefüllte Goldkontaktrelais. Und die Beschaffung der exotischen Hochvolttransistoren würde ein ganz eigenes Kapitel füllen. Sehr schön auch der Aufbau der RIAA-Entzerrung – wie gesagt rein passiv – mit ganzen Spalieren feiner Styroflex-Kondensatoren. Dass die nicht ganz so ordentlich auf der Platine stehen wie der Rest der Bauteile, hat technische Gründe: Sie sind hitzeempfindlich und werden von Hand eingelötet.
An dein System anpassen kannst du den Phonos natürlich auch. Und zwar äußerst komfortabel über zwei satt rastende Drehschalter an der Vorderseite. Klar, da gehören sie hin. Selbstverständlich ist diese Platzierung aber dennoch nicht. Wir haben schon Phono-Preamps gehabt, die man etwa für einen anderen Gain- oder Widerstandswert komplett zerlegen musste, um dann an maximal unzugänglichen Stellen diverse Jumper umzustecken.
Beim Phonos drehst du einmal am linken Knopf – klack! – und schon hast du die MM-Kapazität etwa von 150 auf 220 pF erhöht. Sogar eine Nullstellung bietet der Schalter. Da „sieht“ dein MM dann tatsächlich nur noch die Kapazität des Phono-Kabels. Der zweite Drehschalter verstellt den MC-Abschlusswiderstand sechsstufig zwischen 100 Ohm und 10 kOhm – auch das eine gute, praxisgerechte Auswahl.
Kraftvolle Ausgangsstufen
Zwei weitere VoltAir-Karten übernehmen den Job des Ausgangstreibers. Eher SPL-untypisch sind die Ausgänge nur unsymmetrisch über RCA-Stecker verfügbar. Je nach Gain-Einstellung und verwendetem Tonabnehmer können da aber enorme Spannungen herauskommen. Im Zusammenspiel mit der SPL-eigenen DAC-Vorstufe SPL Director Mk2 muss man hier nicht zimperlich sein.
Denn die Director hat an den Analogeingängen keinen zusätzlichen Gain, ist aber ebenfalls mit VoltAir-Technik aufgebaut und verträgt praktisch beliebige Eingangsspannungen. Und dann gibt es natürlich noch passenden Endstufen wie die SPL Performer s800. Die Verlockung ist groß, gleich die ganze Kette in der enorm transparenten 120-Volt-Technik aufzubauen. Aber der Phonos ist für Analogfans definitiv der erste Schritt.
Unser Fazit zum SPL Phonos
Durchdacht, perfekt verarbeitet und mit wunderbar uneingeschränktem, transparentem Klang gesegnet: Der SPL Phonos ist ein gelungener Crossover eines Pro-Anbieters in die HiFi-Welt. SPL nennt das „Professional Fidelity“. Das trifft es sehr gut, und wir würden gerne mehr davon sehen und hören.
Den SPL Phonos kannst du aktuell bei Thomann bestellen:
Technische Daten | |
Eingänge | 1x Cinch MM/MC |
Audio-Ausgänge | 1x Cinch |
Abschlusswiderstände | 100Ω, 220Ω, 470Ω, 2.2kΩ, 4.7kΩ, 10kΩ |
Eingangskapazität | 0, 150, 220, 330 pF |
Gain | 36, 46, 50, 56, 67, 71.5 dB |
Abmessungen (BxHxT) | 278 x 57 x 300 mm |
Gewicht | 4,3 kg |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz, Rot, Silber |
Preis | 1.999 Euro |
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