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Audio-Technica AT-LP8X im Test: Direktantrieb mit hohen Ansprüchen

Audio-Technica will sich audiophile Sterne verdienen – mit einem puristischen, direkt angetriebenen Plattenspieler für 1.000 Euro. Im Test entdecken wir viel Erfreuliches – aber auch ein altes Problem.
Audio-Technica AT-LP8X im Test – Titelbild
Antrieb
Direkt, halbautomatisch
Tonabnehmer ab Werk
Audio-Technica AT-VM95E
Motor
DC Servo
33 ⅓ / 45 / 78 RPM
Ja / Ja / Ja (elektronische Umschaltung)
Anti-Skating einstellbar
Ja (Feder, stufenlos, skaliert)
Integrierter Phono-Vorverstärker
Preis
999 Euro
In Kürze
In seiner gehobenen Preisklasse stößt der Audio-Technica auf harte Konkurrenz. Mit weniger nachlässig justiertem Tonarmlager böte er aber einen schönen Zugang in audiophile Gefilde zu einem fairen Preis.
Vorteile
  • Angenehmer, natürlicher Klang
  • Gute Laufruhe
  • Einfache Inbetriebnahme
Nachteile
  • Tonarmlager hat Spiel
  • Klang könnte in komplexen Passagen strukturierter sein

Wenn Audio-Technica einen Plattenspieler für 1.000 Euro ankündigt, ist man nicht nur als Tester gespannt wie ein Flitzebogen. Schließlich hat der japanische Traditionshersteller bereits einige der beliebtesten Einstiegsspieler im Programm. So preiswert er auch ist, und so sehr Audiophile seinen nicht einstellbaren Arm kritisieren: Der kompakte LP60 zum Beispiel ist auf seine Weise ein HiFi-Klassiker. Höheren Preisklassen hat sich Audio-Technica dagegen bislang nur zaghaft genähert. Ein Grund mehr, den Audio-Technica AT-LP8X im Test genau unter die Lupe zu nehmen.

Audio-Technica AT-LP8X im Detail: Direktantriebler mit Endabschaltung

Der AT-LP8X kostet knapp 1.000 Euro. Also mehr als doppelt so viel wie etwa der reich ausgestattete AT-LP5X, der auch schon mit einem Direktantrieb aufwartet. Zielgruppe für den 8er sind Purist:innen, die auf neumodischen Komfort wie USB-Anschluss und integrierten Phono-Vorverstärker – der beim Fünfer sogar MC-fähig ist – verzichten können. Im Gegenzug erwarten die audiophilen Käufer:innen kompromisslose Mechanik, langzeitstabilen Betrieb – und natürlich überlegenen Klang.

Audio-Technica AT-LP8X im Test – Testsituation
Der Audio-Technica AT-LP8X verzichtet auf Annehmlichkeiten wie einen integrierten Phono-Vorverstärker. Dafür bringt er eine praktische automatische Endabschaltung mit.

Wer beim Musikgenuss gerne mal einnickt, freut sich über eine Besonderheit des großen AT, die dann durchaus kaufentscheidend sein kann: Der Spieler schaltet sich am Ende einer Seite automatisch ab und aktiviert seinen elektronisch gesteuerten Tonarmlift. Damit tritt der AT in direkte Konkurrenz zu anderen Plattenspielern mit Automatik, besonders dem gleich teuren Technics SL-1500C – und muss sich folglich auch Klangvergleiche mit diesem gefallen lassen.

Audio-Technica AT-LP8X im Hörtest: Sauberer Sound, zögerliche Dynamik

Auf The Rescue aus dem Jahr 2005 ist die texanische Postrock-Band Explosions In The Sky bei ihren ersten Studio-Gehversuchen zu hören. Die atmosphärischen Instrumental-Tracks, schlicht Day One bis Day Eight betitelt, wirken noch skizzenhaft und tastend. Weshalb das Trio sich auch erst 2019 zu einer Vinyl-Veröffentlichung durchringen konnte. Wir lieben das Album gerade wegen seines leisen, vorsichtigen Charakters. Denn die Musiker verzichten zwar weitgehend auf große Gesten, spielen aber sehr konzentriert und spannungsvoll.

Audio-Technica AT-LP8X im Test – Frontal
Der Audio-Technica AT-LP8X verleiht deinen Lieblings-Alben einen satten, weichen Klangcharakter.

Mit dem LP8X staunen wir über die reichen, weichen Klangfarben der verschiedenen Gitarrensounds. Die dezent aufbrausenden Schlagzeugbecken verraten hervorragende Abtastsauberkeit. Ihr klarer, goldener Bronzeton wird mit mittelmäßigen Plattenspielern schnell zu einem undifferenzierten Zischen. Nicht so beim AT, der sie genau und zugleich sanft nachzeichnet.

Die filigrane Rhythmusarbeit des Drummers steht über den LP8X dagegen nicht so im Fokus. Die kleinen, drängenden Snarewirbel wirken ein wenig kraftlos, wenn auf dem Vergleichsplatz zum Beispiel ein Rega Planar 2 steht. Auch der Technics SL-1500C kann das besser, weil spannender und feinfühliger – selbst wenn wir ihn mit dem gleichen AT-Tonabnehmer bestücken.

Audio-Technica AT-LP8X Tellerlager
Der Plattenlager ruht direkt auf der Achse, die von einem starken Elektromotor direkt angetrieben wird.

Ähnliche Eindrücke erhalten wir auch später mit anderen Platten: Der große Audio-Technica schwelgt in weicher, üppiger Farbenpracht. Gerade mit gut aufgenommenen Stimmen und natürlichen Instrumenten ist das ein Hochgenuss. Spielen viele Instrumente gleichzeitig, könnte der Klang aber oft mehr Struktur und Durchzeichnung vertragen. Das serienmäßige MM-System ist daran nicht schuld. Das kennen wir aus zahllosen anderen Plattenspielern – auch aus solchen, die damit griffiger und lebendiger klingen.

Exzellente Laufruhe

Was weder der Rega noch der Technics hinbekommen, ist der leise, weiche Lauf des AT-Antriebs. Der Rega steht sich in dieser Disziplin selbst im Weg, weil das Streufeld seines Synchronmotors in MM-Systemen je nach Tonarmposition einen leisen Brumm induzieren kann. Beim direkt angetriebenen Technics ist das kein Thema, dafür ist dessen Zarge aber akustisch etwas lebendiger als die des Audio-Technica. Unterm Strich, bei realen Platten und Betriebsbedingungen, breitet der AT hinter der Musik daher den dunkelsten, sattesten Hintergrund aus.

Audio-Technica AT-LP8X im Test – Standfuesse
Die Standfüße verleihen dem Audio-Technica AT-LP8X nicht nur stabilen Stand, sie dienen auch der Dämpfung.

In Antrieb und Arm eng mit dem AT verwandt ist der Magnat MTT 990. Trotz 100 Euro Mehrpreis fehlt ihm zwar die automatische Endabschaltung, aber dafür läuft sein Tonarm präziser und spielfreier als der des LP8X. Das ist meist kein Zufall, sondern kostet in der Herstellung zusätzliches Geld. Schließlich braucht jemand ein paar Minuten Ruhe, um die Lager perfekt zu justieren. Klanglich zahlt sich das aus: Bei ähnlichem Grundcharakter wirkt der Magnat differenzierter und dynamischer, präsentiert die Musik mit mehr Struktur und Dramatik.

Audio-Technica AT-LP8X im Test – Tonabnehmer
Das AT-VM95E ist normalerweise grün, für den LP8X verwendet Audio-Technica jedoch eine zum Plattenspieler passendere schwarze Variante.

Und das, obwohl als Tonabnehmer das alte AT95E dient, dessen direkter Nachfolger AT-VM95E auf dem LP8X am Start ist. Montieren wir diesen probehalber im Magnat, setzt er sich noch deutlicher ab. Aber das wussten wir schon: Die VM95-Serie ist ein klarer Fortschritt, und sie erlaubt einfache Upgrades per Nadeltausch zu den vornehmeren, feineren Schliffvarianten. Wobei sich auch diese an einem präziser gelagerten Arm noch mehr lohnen würden.

Dich interessiert, wie der Audio-Technica AT-LP8X im Vergleich mit anderen automatischen Plattenspielern in unseren Tests abschneidet? Dann wirf einen Blick auf unsere Bestenliste:

Technischer Aufbau und Praxis – Ruhiger Motor, Tücken beim Armlager

Wie alle modernen Audio-Technica-Spieler entsteht auch der AT-LP8X bei einem großen OEM-Produzenten in China. Das führt dazu, dass bestimmte Einzelteile dir auch an Plattenspielern anderer Marken begegnen können. Aber es führt auch zu einer konkurrenzfähigen Preiskalkulation. Die Zarge des LP8X besteht aus akustisch weitgehend totem MDF und ist mustergültig seidenmatt lackiert. Vor Staub kannst du Oberdeck und Teller mit der mitgelieferten Federscharnier-Haube schützen, die auch im Betrieb geschlossen werden kann.

Audio-Technica AT-LP8X im Test – Haube
Die Haube des Audio-Technica AT-LP8X kann auch einfach nach oben abgezogen werden.

Vier höhenverstellbare Dämpferfüße verleihen dem Zehn-Kilo-Spieler stabilen Stand – und werden auch der ihnen zugeschriebenen Dämpfungseigenschaft sehr gut gerecht. Das ist nicht selbstverständlich, wie einfache Klopftests mit ähnlich konstruierten Drehern immer wieder ergeben. Hier bleibt von einem knackigen Knöchelkontakt mit der Stellfläche wirklich nur ein dumpfes „Buff“ ohne großes Nachschwingen übrig.

Beim Auspacken schauen dich auf dem Oberdeck die Lagerachse und Abschirmglocke des DC-Servo-Motors an. Den schweren, auf der Unterseite mit Gummi ausgekleideten Alu-Gussteller steckst du einfach direkt auf diese Achse. Als Plattenspieler mit Direktantrieb verlangt der Audio-Technica keine Beschäftigung mit Riemen, die folglich auch nicht verschleißen können. Der Antrieb scheint eins zu eins vom preiswerteren LP5X zu stammen, aber das ist wenig überraschend, weil es nur eine kleine Auswahl unterschiedlicher Baumuster gibt. Besser kann er in dieser Umsetzung dennoch sein, etwa durch den schwereren Teller und die resonanzärmere Zarge.

Audio-Technica AT-LP8X im Test – Geschwindigkeitsregler
Der Audio-Technica AT-LP8X lässt dir die Wahl zwischen drei Drehgeschwindigkeiten.

Ein Drehschalter gibt dir drei Drehzahl-Optionen: 33, 45 und die seltene 78, die du vermutlich nie verwenden wirst. Falls doch, wirst du wahrscheinlich Schellackplatten auflegen – einen passenden Nadeleinschub für deren alte, weite Rillen gibt es auch für das serienmäßige VM95-System.

Länge läuft – auch beim Tonarm

Beim Werks-Tonabnehmer handelt es sich um das preiswerte, aber hoch angesehene AT-VM95E mit seinem elliptischen Abtastdiamanten. Für den LP8X montiert Audio-Technica es im AT-LT10, einem sehr schönen Headshell aus Massiv-Alu, das du bei Bedarf auch separat nachkaufen kannst – für 59 Euro. Alternativ passen in den Audio-Technica-Arm aber auch beliebige andere Bajonett-Shells nach SME-Norm. Sollte sich mal ein etwas Schwereres darunter befinden, bekommst du auch das mit dem beiliegenden Zusatzgewicht problemlos ausbalanciert.

Audio-Technica AT-LP8X Headshell von oben
Der AT-LP8X verwendet den preiswerten, aber dennoch angesehenen Tonabnehmer AT-VM95E. Als Headshell kommt das AT-LT10 zum Einsatz. Du kannst es je nach Bedarf durch ein Bajonett-Shell nach SME-Norm deiner Wahl ersetzen.

In dieser Option gleicht der AT-Arm den Technics-Schwenkern. Die Gewichte sind sogar miteinander kompatibel, weil die Armkonstruktion historisch auf Generationen mehr oder weniger originalgetreuer Technics-Kopien beruht. Erfreulich, dass der Arm des LP8X auch über die praktische Höhenverstellung per Drehring verfügt. Hier ist sie mit einer Arretierschraube ausgeführt, die zugleich als Griff fungiert, was eher noch praktischer ist als das Original.

Weil der Plattenspieler auch in allen anderen Dimensionen mitgewachsen ist, fällt das ungewöhnlich lange Armrohr auf den ersten Blick gar nicht auf. Dabei ist es eines der schönsten Features am LP8X: Der J-förmige Ausleger aus kaltgewalztem, eloxiertem Aluminium misst vom Lager bis zur Nadelspitze nicht die üblichen neun Zoll, sondern derer zehn. Klingt nach Peanuts, verbessert aber die Handhabung merklich – und verringert vor allem den Spurfehlwinkel.

Audio-Technica AT-LP8X schräg rechts
Der Tonarm des LP8X ist ein Zoll, also ca. 2,5 Zentimeter, länger als der herkömmliche 9-Zoll-Standard.

Die Nadel sitzt also auf ihrer gesamten Reise über die Plattenseite akkurater in der Spur, als sie das in einem Neunzöller könnte. Das bewirkt direkt und mathematisch herleitbar geringere Abtastverzerrungen – und trägt fraglos zu dem weichen, unangestrengten Klang bei, den wir in den Hörtestnotizen wiederfinden.

Ein Bild von einem Tonarm – leider leicht verwackelt

Aber auch für die etwas weiche Dynamik und die leicht verwaschenen Strukturen vor allem in turbulenteren Passagen könnte der Arm zumindest mitverantwortlich sein. Genau genommen seine Lager. Die sind klassisch kardanisch angeordnet. Also auf zwei ineinander liegenden Ringen, jeweils zwei Kugellager für die vertikale respektive horizontale Bewegung. Idealerweise sollten diese Lager spielfrei und zugleich perfekt leichtgängig sein. Was nicht nur hochwertige, teure Miniaturlager erfordert, sondern auch deren akribischen Einbau und genaue Justage.

Audio-Technica AT-LP8X im Test – Lift
Die Lagerung des Tonarms ist klassisch kardanisch angeordnet. Leider ist es nicht ganz sauber eingebaut und hat merklich Spiel.

Zumindest diese letzten Schritte sind beim LP8X augenscheinlich zu kurz gekommen: Der äußere Lagerring wackelt und klappert spür- und hörbar. Das sollte eigentlich schon bei 400-Euro-Spielern nicht sein, ist dort aber leider fast schon Normalzustand – nicht nur bei AT, sondern auch bei vielen anderen Marken, die sich externer Auftragsfertigung bedienen. Mit mehr Aufmerksamkeit an dieser Stelle könnte Audio-Technica das Potenzial dieses Plattenspielers deutlich weiter ausreizen. Gerade bei einem 1.000-Euro-Spieler sollte das möglich sein.

Einfache Bedienung dank Endabschaltung und elektrischem Lift

Viele Freund:innen dürfte sich der AT-Arm mit seinem elektronischen Tonarmlift machen. Den betätigst du also nicht mit einem altmodischen Hebel weit hinten an der Armbasis, sondern mit einer Tipptaste rechts vorne neben dem Start-Stopp-Drücker. Im angehobenen Zustand leuchtet eine rote LED, die erlischt, sobald sich die Nadel auf die Platte senkt. Am Ende der Plattenseite stoppt die Elektronik automatisch den Teller und aktiviert den Lift.

Audio-Technica AT-LP8X im Test – Lift
Der Tonarmlift ist elektrisch. Du musst ihn also nicht über einen Hebel manuell senken oder anheben, sondern kannst einfach die Tasten vorn am Gehäuse nutzen.

Ebenso, wenn du den Plattenspieler vom Netz trennst: Stromlos ist der Lift immer oben. Das solltest du bedenken, wenn du den AT – etwa zur Justage eines neuen Systems – vorübergehend aus der HiFi-Anlage herausnimmst. Die Endabschaltung dagegen kannst du mit einem Schiebeschalter am Heck deaktivieren. Das ist sinnvoll, weil nicht alle LPs und Singles ihre Endrille am exakt gleichen Radius haben. Und weil es ja auch genügend Platten mit einem Musik-Loop in der Endrille gibt, den du mal ein paar Umdrehungen lang zelebrieren willst.

Audio-Technica AT-LP8X im Test – Rueckseite
Die automatische Endabschaltung sagt dir nicht zu? Dann kannst du sie auf der Rückseite des Plattenspielers deaktivieren.

Unser Fazit zum Audio-Technica AT-LP8X

Einen integrierten Vorverstärker hat der LP8X nicht. Ebenso wenig Bluetooth, USB, Netzwerk oder andere moderne Spielereien. Er verlangt also einen klassischen Verstärker mit Phono-Eingang oder einen separaten Phono-Preamp, um seine klanglichen Qualitäten unter Beweis zu stellen. Diese konzentrieren sich vor allem auf eine sehr verzerrungsarme, farbenprächtige und füllig-warme Wiedergabe bei vorbildlich stabilem, leisem Gleichlauf. Mit akkurater justierten Armlagern könnte der Spieler aber vermutlich auch dynamisch noch eine Schippe drauflegen.

HIFI.DE Testsiegel Plattenspieler Audio-Technica AT-LP8X 8.2

 

Du suchst nach einem Plattenspieler mit Direktantrieb, aber der AT-LP8X ist nicht der Richtige für dich? Hier findest du die besten Modelle, die wir getestet haben:

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