Audio-Technica AT-LP70XBT im Test: Richtig guter Plug-and-Player

- Antrieb
- Riemen, vollautomatisch
- Tonabnehmer ab Werk
- Audio-Technica AT-VM95E
- Motor
- DC
- 33 ⅓ / 45 / 78 RPM
- Ja / Ja / –
- Anti-Skating einstellbar
- Nein
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- Ja (abschaltbar)
- Preis
- 249 Euro
Der AT-LP70XBT ist nicht der billigste Audio-Technica-Spieler, aber der geringe Mehrpreis macht sich bezahlt: Angenehmes Handling, guter Serien-Tonabnehmer, saubere Abtastung und ausgewogener Klang sprechen für diesen Vollautomaten.
- Angenehmer, natürlicher Klang
- Gute Laufruhe
- Einfache Inbetriebnahme
- Tonarmlager hat Spiel
- Klang könnte in komplexen Passagen strukturierter sein
Auspacken, einstecken und möglichst kurze Zeit später stressfrei genießen: Gerade Leute, die nicht schon seit Jahrzehnten Analogplatten sammeln und hören, erwarten von einem Plattenspieler, dass er sich wie andere Technik-Tools verhält. Dass Plattenwiedergabe ein feinmechanisch diffiziles Unterfangen ist, wird dabei nicht abgestritten, reicht aber nicht als Ausrede. Also baut Audio-Technica neben exzellenten Tonabnehmern auch eine ganze Reihe betont unkomplizierter, preiswerter Plattenspieler. Gerne bringen diese auch Automatikfunktionen, integrierte Vorverstärker und Bluetooth-Konnektivität mit – wie der hier getestete Audio-Technica AT-LP70XBT.
Hier kannst du den Audio-Technica AT-LP70XBT direkt bestellen:
Der LP70 erinnert nicht nur namentlich an seinen kleinen Bruder Audio-Technica AT-LP60, einen der vermutlich (offizielle Zahlen haben wir nicht) erfolgreichsten Plattenspieler der vergangenen 20 Jahre. Tatsächlich besteht zwischen den beiden Laufwerken eine enge Verwandtschaft. Aber auch Unterschiede, die uns ein höheres Qualitätsniveau erwarten lassen: Der neue Arm wirkt schon auf den ersten Blick solider.

Auch der vormontierte Tonabnehmer stammt aus einer höheren Hierarchieebene und kann – das ist der Clou daran – durch einfachen Nadeltausch nahezu beliebig aufgewertet werden. Ob sich solche Upgrades lohnen, hängt aber dann doch wieder von der Qualität des Laufwerks und Tonarms ab. Weshalb wir den AT-LP70XBT im Hörtest nicht nur mit der Seriennadel, sondern auch mit allen teureren Optionen durchgehört haben.
Audio-Technica AT-LP70XBT im Hörtest: Warm und unkompliziert
So wie er aus dem Karton kommt, entspricht der LP70 ziemlich genau dem Idealbild eines Einsteigs-Plattenspielers. Was immer du auflegst, klingt warm, druckvoll und in den Höhen eher mild – also wie das Klischee vom Analogsound – welches in Wirklichkeit aber nur wenige erschwingliche Spieler wirklich überzeugend rüberbringen. Rockscheiben zum Beispiel sind ja nicht immer besonders audiophil aufgenommen und produziert. Oft ist die Dynamik der Tracks stark komprimiert, was die Musik lauter erscheinen lässt und ihr im Radio oder beim Unterwegshören mehr Durchsetzungskraft verleiht. Auf der Anlage zu Hause kippt so eine Produktion dann schnell ins Flache und Lästige – selbst mit teuren High-End-Spielern.

Der LP70 begegnet solchen Loudness-War-Aufnahmen auf dem einzigen erfolgversprechenden Weg. Sein sphärischer Diamant lässt Bässe füllig und melodisch wirken, mildert zugleich die Höhen spürbar ab. Dynamik, die im Studio wegkomprimiert wurde, kann er nicht wieder dazuerfinden. Aber die Musik klingt damit angenehm druckvoll und unaufdringlich. Dabei wirkt der Bass zwar stets vollmundig, reicht aber nicht besonders tief. Platten, deren tonale Balance auf echten Tiefbass angewiesen sind, Peter Gabriels Passion etwa, können damit trotz der warmen Grundbalance etwas zu leichtgewichtig und hohl klingen.
Moderates Upgrade-Potenzial
Willst du einfach dein Zimmer mit sattem, sauberem Sound füllen, macht der Audio-Technica AT-LP70XBT seinen Job sehr gut. Je größer deine audiophile Neugier wird, desto leichter findest du die Kompromisse, die die Entwickler eingehen mussten. Sitzt du korrekt im Stereodreieck und hörst aufmerksam hin, stellst du fest, dass sich die Position einzelner Instrumente nicht ganz so punktgenau heraushören lässt.

Bei Rock und Pop ist das auch gar nicht immer geplant oder gar erwünscht. Klassik und Jazz, aber auch viele anspruchsvollere Pop- und Rockscheiben – könnten aber fraglos eine präzisere Stereoabbildung vertragen. Auch wirken komplexe Hochtonsignale – besonders deutlich zum Beispiel Zischlaute – zunehmend diffus und ausgefranst, je weiter sich die Nadel in Richtung Plattenmitte vorarbeitet.
Noch mehr Klang kostet keine 20 Euro
Der sphärische Nadelschliff des Seriensystems trägt Mitverantwortung für beide Phänomene – ist aber nicht der alleinige Übeltäter. So stellt sich tatsächlich eine deutliche Verbesserung ein, wenn wir, anstelle der Originalnadel, die nur 14 Euro teurere AT-VM95E einrasten. Sowohl die Genauigkeit der Abbildung als auch die Sauberkeit der S-Laute profitiert davon deutlich. Auch im Bass notieren wir eine Straffung, die ganz tiefe Frequenzen klarer verfolgbar macht. Zum Glück kippt die tonale Balance dadurch nicht: Auch mit der E-Nadel wirkt der Klang des Spielers saftig und ausgewogen.

Wenn du vom sehr lohnenden E-Nadel-Upgrade übermütig geworden bist, bietet sich als nächster Schritt EN-Nadel an. Aber dieser Schritt tut finanziell schon weh, weil der Preis von 35 auf 119 Euro hochschnellt. Verschwendet ist das Geld nicht, denn das EN klingt herrlich sauber und lebendig und zaubert einen knackigeren, ausgedehnteren Bass. Das EN hat zwar mehr Potenzial, als es im Tonarm des LP70 zeigen kann. Das wissen wir aus Tests anderer Spieler mit diesem System. Es realisiert dieses Potenzial aber schon weitgehender, als wir das erwartet hätten. Dasselbe gilt für die ML-Nadel für 159 Euro, die noch detailreicher, nun aber auch etwas heller und schlanker klingt. Wo das passt, kannst du dir den Luxus getrost gönnen – zumal ML-Nadeln erfahrungsgemäß länger halten als elliptische.
Phono-Pre und Bluetooth: Besser als du glaubst
Eher skeptisch sind Audiophile, wenn es um integrierte Phono-Vorverstärker geht. Und erst recht beim Thema Bluetooth. Beide Features überzeugen beim Audio-Technica im Hörtest voll und ganz. Der bordeigene Preamp liefert die Musik rauscharm und unverfärbt an jedem Hochpegeleingang ab – egal ob dieser an deinem HiFi-Verstärker mit „AUX“, „CD“, „Tuner“ oder sonst was beschriftet ist. Und selbst ganz ohne Kabel, stattdessen wireless via Bluetooth, geht zu unserer Überraschung kaum etwas von den oben beschriebenen Qualitäten verloren.

Wer nicht weiß, was verglichen wird, findet das geringfügig datenreduzierte Bluetooth im Blindtest mitunter sogar „versehentlich“ besser als den Transfer per Kabel. Das liegt vermutlich an den Encoder-Algorithmen, die beim Einpacken der Audiodaten offenbar an der richtigen Stelle sparen – nämlich beim Vinylrauschen. Via Bluetooth kann die Musik dadurch einen Hauch sauberer wirken.
Unsere Bestenliste verrät dir, wie der AT-LP70XBT im Vergleich mit anderen von uns getesteten automatischen Plattenspielern abschneidet:
Audio-Technica AT-LP70XBT: Technischer Aufbau und Praxis
Neben seinem populären Bruder LP60 sieht der LP70 schon viel mehr wie ein richtiger Plattenspieler aus. Das liegt vor allem an der etwas breiteren Zarge, die Platz schafft für einen Tonarm im korrekten 9-Zoll-Format (effektive Länge: 222 mm). Die zusätzlichen Zentimeter gegenüber dem kleinen Bruder bringen dem Arm direkte Vorteile in der Abtastgeometrie: geringere Fehlwinkel und damit geringere Verzerrungen. Sehr ordentlich fühlt sich bei unserem Testgerät auch die Lagerung dieses Arms an: weitgehend spielfrei und leichtgängig müssen Lager sein, wenn sie den Abtastvorgang nicht stören sollen. Das ist hier erfüllt, beim LP60 eher nicht.

Was am hinteren Ende des Arms noch auffällt, ist das Fehlen eines Gegengewichts. Es gibt tatsächlich keines. Das hinter dem Lager überstehende Rohrstück bleibt also nackt, wie wir es zum Beispiel auch vom Sony PS-LX310BT kennen. Ausbalanciert wird der Arm stattdessen mit einer verborgenen Feder. Einstellen sollst und kannst du daran nichts. Die Auflagekraft wird im Werk vorjustiert und stimmt beim Testgerät aufs Zehntel genau: 2,1 Gramm liegen ziemlich genau in der Mitte des empfohlenen Bereichs für die Systeme der VM95-Serie. Und genau ein solches ist dann auch am vorderen Ende des Arms eingeclipst. AT verwendet hier keine Standard-Halbzollbefestigung. Du kannst daher zwar beliebig Nadeln innerhalb der VM-Serie tauschen, aber kein komplettes System eines anderen Herstellers montieren.
Bewährte Automatik für fast jeden Plattentyp
Der LP70XBT ist ein Plattenspieler mit Automatik – in diesem Fall sogar einer Vollautomatik. Du musst deine Platten also nur auflegen und nach der ersten Hälfte die Platte umdrehen. Den richtigen Startpunkt findet der Spieler von selbst, und am Ende führt er den Tonarm automatisch auf seine Ablage zurück. Du kannst aber jederzeit auch manuell eingreifen, wobei dir ein gedämpfter Tonarmlift behilflich ist.

Praktischer als beim 60er finden wir die Position der Automatiktasten, die du nun von oben und nicht mehr von vorne drücken musst. Drehzahl und Vinyl-Größe sind fest zugeordnet: Wählst du 33 als Drehzahl, geht die Automatik von einer Zwölfzoll-LP aus. Bei 45 setzt der Arm weiter innen auf, weil der Spieler eine Siebenzoll-Single erwartet. Die (selteneren) 33er 7-Zoll- und 45er 12-Zoll-Platten musst du also manuell starten.
Trotz seines sehr leichten Alu-Plattentellers – samt Filzmatte gerade mal 600 Gramm – läuft der Audio-Technica recht drehzahlstabil und mit kaum wahrnehmbarem Motorgeräusch. Auch der Phono-Vorverstärker fügt keine Geräusche hinzu – egal ob du den Spieler über das mitgelieferte Cinch-Kabel oder per Bluetooth mit deinem Verstärker verbindest.

Dank Bluetooth-Codec aptX adaptive klingt die kabellose Übertragung einwandfrei und erweist sich im Test auch als sehr stabil. Wir würden nicht zögern, den Spieler auch dauerhaft auf diesem Weg mit der Anlage zu verbinden. Andererseits überbrückt auch der interne Phono-Preamp ein paar Extrameter Verbindungskabel ohne Klangverlust. Du hast dadurch optimale Flexibilität bei der Aufstellung des LP70XBT.
Unser Fazit zum Audio-Technica AT-LP70XBT
Analoge Platten sind der teuerste Weg, Musik zu genießen. Nicht nur wegen der LP-Preise. Sondern auch, weil man gute Spieler nicht beliebig billig bauen kann. Der Audio-Technica AT-LP70XBT ist preislich noch nicht weit von den ganz günstigen Einstiegsmodellen weg. Aber er funktioniert ungleich besser, klingt einwandfrei, ist sehr komfortabel ausgestattet und kann qualitativ sogar mit den Ansprüchen seiner Besitzer:innen mitwachsen.
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