Pro-Ject Automat A1 im Test: Genuss mit vollem Komfort

- Antrieb
- Riemen, vollautomatisch
- Tonabnehmer ab Werk
- Ortofon OM10
- Motor
- DC
- 33 ⅓ / 45 / 78 RPM
- ja / ja / –
- Anti-Skating einstellbar
- nein (fest eingestellt)
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- ja, schaltbar
- Preis
- 399 Euro
Der Automat A1 beruht auf jahrzehntealter Dual-Mechanik, wurde klanglich jedoch überraschend deutlich aufgemöbelt. Das macht den ersten vollautomatischen Pro-Ject nicht nur für Komfort-Freaks zu einem attraktiven Musikhör-Partner.
- Sehr einfache Inbetriebnahme und Bedienung
- Warmer, sauberer Klang
- Feststehende Tellerachse
- Auflagekraft nicht verstellbar
Vollautomatische Spieler, die nicht nur die Endabschaltung übernehmen, sondern auch den Startvorgang auf einen einzigen Tastendruck oder Hebelzug reduzieren, sind selten geworden. Nun hat der Phonoriese Pro-Ject mit dem Automat A1 seinen ersten Vollautomaten vorgestellt. Wir haben im Hörraum überprüft, ob der Komfort Kompromisse beim Klang fordert.
Vinyl hören kann mit Stress verbunden sein. Viel mehr als bei anderen Medien kommt vor dem Genuss des neuen Spielers meist erstmal eine lange Aufbau- und Einstellphase. Und auch später im Alltag fordert jede Platte Konzentration und Zuwendung. Viele Hörer*innen finden genau das reizvoll. Andere hätten gerne einen Plattenspieler, der ihnen möglichst viel Arbeit abnimmt.

Zumal neuere Plattenspieler wie der Debut Carbon Evo von Pro-Ject fast ausnahmslos voll manuell funktionieren. Aber eben nur fast: Manche Modelle schalten sich wenigstens am Ende einer Seite automatisch ab. Diese Halbautomaten ermöglichen schon sorgenfreies Hören, auch wenn du mal mit Musik einschlafen willst. Hier setzt der Pro-Ject Automat A1 noch einen drauf und möchte das Rundum-Sorglos-Paket bieten. Ob ihm das gelingt, haben wir getestet.
Hier geht’s zum Angebot des Pro-Ject Automat A1:
Pro-Ject Automat A1 im Hörtest: Sanft, aber bestimmt
Erfahrene Tester*innen, die die Mechanik-Grundlagen des A1 noch aus alten Dual-Zeiten kennen, staunten nicht schlecht: Einen so erwachsenen, soliden Klang hat da vorher noch niemand rausgeholt. Wir haben den Hörtest ganz bewusst gleich mit anspruchsvollem Material eröffnet. In My Bed von Deep Throat Choir (LP Be OK, Bella Union – BELLA 613V) konfrontiert den Pro-Ject mit dem Angstgegner jedes Plattenspielers: Chor. In diesem Fall ein Frauen-Pop-Chor, der den Amy-Winehouse-Hit praktisch acapella und mit ungeheurem Drive singt. Daran sind schon deutlich teurere Spieler gescheitert.

Mit dem Pro-Ject klingen die Stimmen warm, menschlich, körperhaft. Und sie bleiben das auch in den lauten Tutti-Passagen, wenn 20, 30 Sängerinnen gleichzeitig aufdrehen. Das spricht einerseits für eine sehr verzerrungsarme Abtastung. Die allein reicht aber nicht aus. Erst die richtige Balance aus Volumen, Klangfarben und Details lässt das Mechanische und Künstliche, das hier viele Spieler zeigen, wirklich aus dem Klang verschwinden. Antrieb, Arm und Tonabnehmer des A1 kennen wir von anderen Spielern, die deutlich dünner und weniger überzeugend klingen. Die mechanischen Verbesserungen der Pro-Ject-Entwickler greifen also exakt an den richtigen Stellen.
Was kann das interne Phonoteil?
Am besten gefällt uns der Automat A1, wenn er über einen guten externen Phono-Vorverstärker spielen darf. Das ist nicht selbstverständlich. Viele Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker lassen sich auf diesem Weg nicht verbessern, weil ihr internes Phonoteil dem externen trotz Abschaltung ins Handwerk pfuscht. Beim A1 hatten wir diesen Eindruck nicht. Der Spieler legt an einem guten externen Preamp sehr deutlich zu. Um das herauszufinden, brauchst du auch keine audiophilen Spezialpressungen – eher im Gegenteil. Gerade ganz normale Rockplatten, mit genretypischer Kompression produziert und insgesamt eher „laut“ klingend, wirken subjektiv dynamischer und zugleich angenehmer.

Wir haben zum Beispiel Alpha Games aufgelegt, das neue Album von Bloc Party (Infectious Music – INFECT669LP). Und dann den Pro-Ject mit dem 300-Euro-Preamp MM4 von Edwards Audio verbunden. Den zusätzlichen Druck, der damit entsteht, will man definitiv nicht wieder aufgeben. Das ist nicht nur für einen Vollautomaten eine gute Leistung. Auch im Vergleich zu guten manuellen Spielern wie dem New Horizon 121 kann der A1 durchaus mithalten. Er spielt nicht ganz so direkt, dynamisch und strukturiert, hat aber einen schönen, natürlichen Ton und ist auch durch schwierige Aufnahmen nicht aus der Ruhe zu bringen. Weitere Plattenspieler zum Vergleich findest du in unserer Bestenliste:
Der technische Aufbau des Pro-Ject Automat A1
Der A1 ist das erste Resultat einer illustren neuen Kooperation zwischen Pro-Ject und dem deutschen Traditionsunternehmen Fehrenbacher. Letzteres produzierte zuvor die Dual-Plattenspieler und hat sich nun zwar von dem alten Namen, nicht aber von der klassischen Technologie getrennt. So basiert der A1 auf jahrzehntelang bewährter Feinmechanik, die in dieser Form heute garantiert niemand mehr neu entwickeln würde. Alle Armbewegungen für den Automatikbetrieb – anheben, zum richtigen Aufsetzpunkt fahren, absenken, am Seitenende wieder anheben und in Parkposition zurückführen – steuert der A1 tatsächlich rein mechanisch. Dabei dient der kleine DC-Antriebsmotor als einzige Kraftquelle.

Der Automat A1 ist ein Plattenspieler mit Riemenantrieb, die Geschwindigkeitsumschaltung erfolgt elektronisch. Direkt am Motor finden sich auch Trimmpotis zum Feinabgleich der Drehzahlen. Sie sind von außen aber nicht zugänglich. Nicht dass es viel zu korrigieren gäbe: Ab Werk lief das Testgerät punktgenau auf Solltempo, und dabei zudem überraschend geräuscharm. Das war nicht immer so: Die technisch eng verwandten Duals, etwa der CS 415-2, garnierten stille Pausen oder leise Passagen mit merklichem Motorsummen.
Das neue, stabile Chassis zahlt sich aus
Der Automat A1 läuft dagegen sehr ruhig, obwohl sein Motor nach wie vor in heikler Nähe zum Tonarm platziert ist. Das lässt sich wegen der komplexen Mechanik um Motor und Tellerlager herum nicht einfach ändern. Und scheint hier auch nicht zu stören – sicher auch wegen des sehr stabilen Chassis, das Pro-Ject dem Laufwerk im A1 gönnt. Statt in einer windigen Plastikwanne bettet Fehrenbacher den Antrieb hier in einem massiven, zweischichtigen Spanplatten-Block, aus dem der – ebenfalls deutsche – Zulieferer genau passende Hohlräume herausgefräst hat. Resultat ist eine Zarge, deren Masse und Solidität schon beim Auspacken positiv auffällt, und deren Resonanzarmut ganz offensichtlich auch dem Klang gut tut.

Den Teller presst der Schwarzwälder Betrieb wie gewohnt aus Alublech. Weil das solo zum Klingeln neigt, kommt unter den Rand noch ein Dämpfungsring aus einer Gummimischung, zum Schluss wird der Rundling ausgewuchtet. Als Unterlage für die Platte dient eine Filzmatte. Eine Besonderheit des Automatiklaufwerks ist seine feststehende Tellerachse: Der Plattenteller dreht sich hier also um die Achse, nicht mit ihr. Mit normgerechten Platten macht das keinen Unterschied. Unsauber gefertigte LPs mit schlecht entgrateten Mittellöchern können am Mitteldorn aber wie eine Bremse wirken und Gleichlaufschwankungen erzeugen. Gleitet eine Platte also nicht von selbst und ohne Kraftaufwand auf den Teller, musst du ihr Mittelloch mit einem geeigneten Werkzeug versäubern.

Leichter Arm in Dual-Tradition
Der Tonarm stammt in seinen Grundlagen noch aus der Low-Mass-Ära. Er ist also recht filigran aufgebaut, mit dünnem Alu-Armrohr und einer neuen Headshell aus kohlefaserverstärktem Kunststoff. Kein Vergleich zu weit komplexeren Armen wie dem des Teac TN-3B-SE, seine niedrige Effektivmasse passt optimal zu Tonabnehmern mit weich aufgehängter Nadel. Ein solcher ist dann auch serienmäßig montiert: Das Ortofon OM10 ist der klassische Partner für diesen Arm. Upgrades oder Alternativen sind nur eingeschränkt sinnvoll, da die Auflagekraft nicht verstellbar und auch das Antiskating vorgegeben ist. Immerhin: Mit dem MM-System von Ortofon passen beide Parameter exakt und der Spieler meistert auch kritische Platten so sauber, dass der Wunsch nach Feintuning gar nicht aufkommt.

Wir hätten es dennoch schöner gefunden, wenn bereits der A1 mit einem der vornehmeren Armtypen an den Start gegangen wäre. Die gibt es im Portfolio von Fehrenbacher natürlich auch, und wir werden sie garantiert auch bald auf zukünftigen, höheren A-Modellen zu sehen bekommen. Der Vorteil des hier verwendeten Typs: Du musst wirklich gar nichts daran montieren oder einstellen. Auflagekraft, Überhang und Antiskating stimmen ganz einfach, direkt aus dem Karton. Und weil die Tonarmlager zwar nicht spielfrei, dafür aber sehr leichtgängig sind, musst du dir auch um kostbare LP-Raritäten nicht die geringsten Sorgen machen.
Pro-Ject Automat A1: Verarbeitung und Praxis
Der A1 ist vermutlich der narrensicherste Spieler mit echten HiFi-Qualitäten, den du am Markt finden kannst. Teller, Riemen, Matte, Tonabnehmer und ein hochwertiges Anschlusskabel sind alle schon an Ort und Stelle, sobald du den Spieler aus seinen schützenden Styroporschalen befreit hast. Das einzige, was du noch separat in der Verpackung findest, ist das Steckernetzteil, die Haube samt Federscharnieren sowie einen Puck für Singles mit großem Mittelloch.

Seine recht schwere Zarge verleiht dem Spieler einen sicheren Stand, zu dem auch die griffig-elastischen Silikonfüße beitragen, die ganz nebenbei auch eine respektable Entkopplungswirkung haben. Den Phono-Preamp schaltest du etwas fummelig an einem Mikroschalter ein und aus, den du durch eine Aussparung im Teller erreichen kannst. Die Vollautomatik bedienst du mit zwei kleinen Hebeln am rechten Rand des Chassis: der vordere startet den Abspielvorgang oder bricht ihn ab. Der hintere wählt die Drehzahl und damit automatisch auch den Plattendurchmesser. „45“ lässt den Arm also stets am äußeren Radius einer Siebenzoll-Single aufsetzen, „33“ bedeutet dementsprechend zwölf Zoll. Für 33er-Singles und 45er-Maxis musst du alle Jubeljahre mal manuell aktiv werden – eine Option, die dir mit präzisem Lift und automatischem Motorstart natürlich auch sonst jederzeit zur Verfügung steht.

Testfazit Pro-Ject Automat A1: Mehr als nur bequem
Der A1 ist wegen seiner vorbildlich einfachen Handhabung natürlich auch an vielen Stellen zuhause, wo gar nicht primär nach dem Klang gefragt wird. Man darf ihn aber keinesfalls auf diese Rolle reduzieren. Denn in seiner Preisklasse muss er sich dank der feinfühligen Klangabstimmung der Pro-Ject-Ingenieure auch neben manuellen Modellen absolut nicht verstecken. Wenn du den Komfort eines Automatik-Spielers mit noch besserem Klang verbinden möchtest, musst du für den Pro-Ject Automat A2 erheblich tiefer in die Tasche greifen.
Wer ein Klangbild mit weichem, warmem Flow zu schätzen weiß, kann viel HiFi-Spaß mit dem A1 haben. Das erste und wichtigste Upgrade ist dann nicht etwa ein anderer Tonabnehmer – die Originalnadel passt hier wirklich perfekt und schränkt den Spieler nicht ein. Stattdessen empfehlen wir hier einen guten Phono-Preamp. Der bringt hier wirklich etwas und ist – anders als Edelnadeln – unbegrenzt haltbar.
Hier geht’s zum Angebot des Pro-Ject Automat A1:
Technische Daten | |
Antrieb | Riemen, vollautomatisch |
Tonabnehmer ab Werk | Ortofon OM10 |
Tonarm | 8,3", Low Mass |
Teller | Alu, ca. 600g |
Motor | DC |
33 ⅓ / 45 / 78 RPM | ja / ja / – |
Anti-Skating einstellbar | nein (fest eingestellt) |
Höhenverstellbare Füße | – |
Integrierter Phono-Vorverstärker | ja, schaltbar |
Preis | 399 Euro |
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