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Pro-Ject Automat A2 im Test: Vornehmer Vollautomat aus Deutschland

Plattenspieler richtig zu bedienen, ist eine Kunst. Der vollautomatische Pro-Ject Automat A2 will es dir besonders leicht machen – und dabei noch klasse klingen.
HIFI.DE Test | Pro-Ject Automat A2
Antrieb
Riemen, vollautomatisch
Tonabnehmer ab Werk
Ortofon 2M Red (MM)
Motor
DC
33 ⅓ / 45 / 78 RPM
ja / ja / ja (elektronische Umschaltung)
Anti-Skating einstellbar
Ja, stufenlos
Integrierter Phono-Vorverstärker
Preis
1199 Euro
In Kürze
Wer beim LP-Hören gerne mal einnickt, muss sich um Nadel und Platte jetzt keine Sorgen mehr machen: Der A2 bringt wirklich erwachsenen Klang bei vollem Automatik-Komfort. Für diese seltene Kombination und die exzellente Verarbeitung ist der Preis absolut angemessen.
Vorteile
  • Knackig-lebendiger, fein aufgelöster Klang
  • Zuverlässige Vollautomatik
  • Edles Design und Finish
Nachteile
  • Dynamik und Bass könnten je nach Platte mehr Kick vertragen
  • Arm ohne Höhenverstellung

Vollautomatische Plattenspieler gibt es zwar immer noch einige, sie gehören aber zur absoluten Minderheit – und meistens befinden sie sich in der Einstiegsklasse. HiFi-Puristen wollen ihre Plattenrille häufig selber finden. Außerdem finanziert man dann doch lieber in besseren Klang, als in noch mehr Mechanik. Der Pro-Ject Automat A2 will das alles ändern. Er verspricht dir beste Zutaten, eine luxuriöse Bedienung – und hervorragenden Klang. Ob der Plattenspieler diese Versprechen halten kann, haben wir für dich getestet.

Pro-Ject Automat A2 schräg von oben mit Schallplatte
Der Pro-Ject Automat A2 will Komfort und HiFi-Klang unter einen Hut – bzw. Haube – bringen.

Automat A2: Eine Einordnung

Der Einstieg bei dem Schwarzwälder Unternehmen Fehrenbacher brachte Pro-Ject einen kostbaren Zugewinn. Der Wiener Phono-Riese erhielt damit Zugriff auf die vollautomatischen Plattenlaufwerke, die dort seit Jahrzehnten gefertigt werden. Und die niemand auf der Welt vergleichbar hinbekommt – schon weil es einfach zu umständlich und zu teuer ist, so ein Feinmechanik-Meisterwerk nochmal ganz von vorne zu konstruieren.

Pro-Ject hätte die Vollautomaten einfach weiterbauen können, unter eigenem Namen statt der bisherigen Hauptmarke Dual. Die Österreicher haben sich aber dazu entschieden, die klassische Technik-Basis zu verfeinern und weiterzuentwickeln. Das fruchtete schon vor zwei Jahren im Pro-Ject Automat A1, einem gar nicht teuren, aber überraschend soliden und klasse klingenden Vollautomatik-Spieler.

Pro-Ject Automat A2 Automatik Bedienung
Plattengröße und Geschwindigkeit wählen und den Schalter auf Start drücken. Schon legt der Automat A2 los.

Vollautomatik heißt hier: Einmal am Start-Hebelchen ziehen, dann dreht der Teller hoch, der Arm schwenkt über die Platte und senkt sich sanft ab. Am Ende der Seite hebt der Plattenspieler den Arm selbsttätig an, führt ihn zurück auf seinen Parkplatz und schaltet den Motor ab. Komfort, den sich auch audiophile Vinylfans gerne gönnen würden. Nur gab es bislang keinen wirklich hochwertigen Spieler mit Vollautomatik. Diese Lücke füllt Pro-Ject mit dem Automat A2. Und zwar mit Erfolg: Wir haben nicht damit gerechnet, noch mal einem so vornehmen Vollautomaten zu begegnen. Im Hörtest schlug sich der A2 sehr ehrenhaft – selbst gegen puristische, voll manuelle Kontrahenten.

Pro-Ject A2 im Hörtest: Filigranes Laufwerk, knackiger Klang

Vom letzten Test lag noch ein Stück Psychedelic-Folk-Historie ganz oben auf dem Plattenstapel: The 5000 Spirits Or The Layers Of The Onion der schottischen Folk-Combo The Incredible String Band. Die erkennbar nicht ganz nüchtern einfach zwei Plattenseiten mit einem irren Strudel aus brillantem Songwriting, witzigen Sound-Gags und hochmotiviertem Einsatz einer gefühlten Lagerhalle voller exotischer Instrumente vollgespielt haben. Da hätte man 1967 gerne mal im Studio vorbeigeschaut. Der Pro-Ject bringt uns aber auch schon sehr nah an das historische Geschehen. Verblüffend spritzig und dynamisch lässt er Gitarrensaiten schnalzen, die kleinen Schellen am Tamburin silbrig aufbrausen und die Drehleier ihre charakteristisch kratzigen Akkorde summen.

Pro-Ject Automat A2 Geschwindigkeit
Der Pro-Ject Automat A2 lässt dir die Wahl zwischen 33 ⅓, 45 und 78 Umdrehungen pro Minute.

Dass man vor weit über 50 Jahren schon so gut aufnehmen konnte, spricht für die Zeitlosigkeit des Mediums Vinyl. Heute können wir die damaligen Technik-Leistungen aber überhaupt erst vollständig würdigen. Auch dank Spielern wie dem Pro-Ject, der neben den ganzen instrumentalen Herausforderungen auch die kritischen Gesangsstimmen – gerne auch im Chor – sauber meistert. Und dabei auch die besondere Frische bewahrt, die diese Aufnahme auszeichnet. Das übrigens über die Pro-Ject Phono Box S2 Ultra. Denn einen integrierten Phono-Vorverstärker hat der A2 nicht.

Auch Indierock kann Spieler ans Limit bringen

When The Wind Forgets Your Name von Built To Spill stammt aus dem Jahr 2022 und klingt zunächst mal matschig und trüb. Das soll so. Es handelt sich schließlich um Indierock, wo eine allzu offensichtlich bemühte Tontechnik peinlich wäre. Lässig und wie nebenher mitgeschnitten klingt das Album. Und wenn du es aufdrehst, fast wie live. Das kann dann ein Rega Planar 3 mit Exact-Tonabnehmer doch noch besser. Der englische Spieler kostet praktisch das Gleiche wie der Pro-Ject und macht rein gar nichts automatisch. Nicht mal die Drehzahlumschaltung – dafür musst du den Teller abnehmen und den Riemen umlegen. Und einen Betrieb mit geschlossener Haube, wie er beim Pro-Ject so easy funktioniert, kannst du dir auch abschminken.

Pro-Ject Automat A2 Tonarm mit ortofon 2M Red
Das 2M Red von Ortofon ist ein absoluter Klassiker unter den Tonabnehmern und ein perfekter Begleiter für den Pro-Ject Automat A2.

Aber rein klanglich sticht der Rega den Pro-Ject mit größerer Rock-Power schon merklich aus. Der dichte Proberaum-Sound lockert sich etwas auf, bekommt deutlich mehr Druck im Bass und eine breitere, sauberer gegliederte Stereobühne. In Gleichlauf und Geräuscharmut nehmen sich die Spieler aber nicht viel: Keith Jarretts Konzertflügel klingt auch mit dem Pro-Ject stabil und mit lange verfolgbaren Schwebungen aus. Und nach dem Aufsetzen herrscht hier wie da solide Ruhe – zumindest so lange die Pressqualität des Vinyls das erlaubt. Wer sonst nur aktuelle Scheiben kauft, sollte sich daher vielleicht mal eine gut erhaltene 80er-Jahre-Jazzplatte von ECM Records gönnen. Vergleichbar saubere Pressungen sind heute tatsächlich schwer zu finden. Und nebenbei gibt es jede Menge spannender Musik.

Wie sich der Pro-Ject Automat A2 im Vergleich mit allen von uns getesteten Plattenspielern schlägt, verrät dir ein Blick auf unsere Bestenliste:

Pro-Ject A2: Technischer Aufbau und Praxis

Der Automat A2 ist – ganz positiv gemeint – ein lebendes Fossil. Sein Antrieb entstammt der alten Schwarzwälder Tradition mechanischer Automaten. Seine Steuerung kommt ohne jegliche Elektronik aus. Der Arm schwenkt, hebt und senkt sich durch das raffinierte Zusammenspiel von Hebeln, Zahnscheiben, Wellen, Klinken und Steuerkurven, die noch mit Erfahrung, Tusche und Zeichenbrett entworfen wurden. Und an denen heute niemand mehr etwas zu ändern traut. Was aber auch nicht nötig ist, da die Antriebe aus St. Georgen bei einigermaßen pfleglicher Behandlung als unverwüstlich gelten. Immerhin hat Pro-Ject dem Antrieb eine neue Vollmetall-Abdeckung verpasst und damit erstmals seit Jahrzehnten strukturell etwas verbessert.

Pro-Ject Automat A2 Sub Chassis
Das Sub-Chassis des Pro-Ject Automat A2 soll dafür sorgen, dass alle wichtigen Teiles des Plattenspielers nicht von Erschütterungen aus der Ruhe gebracht werden. | Bild: Pro-Ject

Als Energiequelle, zugleich für den Teller und sämtliche Mechanik, dient ein kleiner Gleichstrommotor, dessen Drehzahl du dreistufig umschalten kannst. Neben 33 und 45 gibt es also noch 78 Umdrehungen zur Auswahl. Für die ganz alten Zehnzoll-Scheiben aus der Schellack-Ära, die aber nicht zwingend aus Schellack, sondern teilweise auch schon aus Vinyl bestanden. In jedem Fall brauchst du dafür aber eine spezielle Nadel, die es zum Beispiel für das serienmäßige Ortofon 2M Red gibt.

Altbekannte Zutaten, neu gedacht.

Mit dem werksseitig montierten Tonabnehmer wagt Pro-Ject keine Experimente: Das 2M Red ist ein probates, millionenfach bewährtes Magnetsystem mit deftigem, manchmal auch etwas rustikalem Klang. Es passt auch ganz gut zum Tonarm des A2, der erkennbar mit den klassischen ULM-Konstruktionen von Dual verwandt ist. Die „Ultra Low Mass“-Devise aus den späten 70ern hat Pro-Ject ein wenig aufgeweicht und den Arm geringfügig schwerer, dafür aber erheblich steifer gemacht.

Pro-Ject Automat A2 Tonarmlager
Der Tonarm ist äußerst aufwendig gelagert. So kann er auch feinsten Auslenkungen der Plattenrille sanft folgen.

Überragend sind beim Testgerät die Tonarmlager, vier feine Stahl-Kugellager in filigranen Alu-Kardanringen, die ein fleißiger Schwarzwälder aufs Akkurateste justiert haben muss. Jedenfalls läuft der Pro-Ject-Arm vorbildlich weich, widerstands- und spielfrei. Und er verfügt über ein sehr feinfühlig einstellbares Antiskating, das du auch während des Spielbetriebs gut nachjustieren kannst.

Die Auflagekraft entsteht bei diesem Tonarm durch eine Feder, die den zuvor akkurat ausbalancierten Ausleger mit einstellbarer Stärke in Richtung Plattenteller drückt. Das funktioniert sehr genau, reduziert die Massenträgheit des Arms und verleiht ihm besondere Agilität bei verwellten Scheiben. Ein Tribut an die Automatik ist das Fehlen einer Höhenverstellung. Das kräftige Alu-Armrohr läuft aber mit dem Seriensystem genau parallel zur Plattenoberfläche, wie es sein muss.

Pro-Ject Automat A2 Anschlüsse Rückseite
Die Anschlüsse für das Phono-Kabel sind massiv und vergoldet.

Einen Phono-Preamp musst du separat kaufen, aber das ist in dieser Qualitätsklasse eher der Normalfall. Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker gibt es eher in günstigeren Gefilden. Dafür gibt’s am Heck des Pro-Ject Automat A2 besonders hochwertige, erzstabile Anschlussbuchsen samt einer massiven, Banana-tauglichen Erdklemme. Als Anschlusskabel dient wie bei fast allen Pro-Jects das quasi-symmetrische, hauseigene Connect-It E.

Leichter Blechteller mit Gummieinlage

Wer mal einen Dual hatte, erkennt womöglich den Plattenteller wieder. Er besteht aus in Form gepresstem Alublech, das unter seiner Außenkrempe eine Gummieinlage trägt. Das Gummi sorgt für etwas zusätzliche Masse und hindert den Alu-Rundling recht erfolgreich daran, wie eine Glocke zu klingeln. Mit 600 Gramm gehört der Teller zu den sehr leichten Konstruktionen. Dass der Spieler dennoch einen messtechnisch wie gehörmäßig tadellos stabilen Gleichlauf schafft, spricht für die Präzision des Fertigungsbetriebs.

Pro-Ject Automat A2 von oben
Der Plattenteller ist fast ganz im Korpus des Automat A2 versenkt.

Anders als beim A1 dreht sich der Mitteldorn im A2-Teller mit der Platte mit. So gehört sich das für hochwertige Laufwerke. Für noch mehr Ruhe sorgt der zweiteilige Aufbau aus angetriebenem Subteller und darauf lose aufliegendem Hauptteller. Als oberste Schicht krönt diesen Teller eine Matte aus Wollfilz, die vibrationsdämpfend wirkt und die empfindlichen Vinylplatten optimal schützt.

Eine Prise Braun-Design

Fast schon spektakulär hübsch ist die Zarge des neuen Automaten gelungen. Pro-Ject bettet die komplette Mechanik auf einer Aluplatte und vier Schraubenfedern – und lässt das Ganze tief in einen gefrästen MDF-Rahmen ein. So rotiert der Teller fast bündig mit dem Oberdeck: Wenn du deine Finger auf der Oberfläche an den Teller gleiten lässt, haben sie exakt die richtige Höhe, um eine Platte sicher anzuheben.

Mit seiner klaren, schlichten Formensprache aus Kreisen und rechten Winkeln erinnert der Pro-Ject Automat A2 sicher nicht zufällig an Designklassiker von Braun. Vollendet wird die elegante Erscheinung durch einen dunkelgrauen, seidenmatten Lack, der erst auf den zweiten Blick seine dezente Perfektion preisgibt. Aufgetragen wird er von Hand in acht Schichten – in Österreich, wo auch die gesamte Zarge entsteht.

Pro-Ject Automat A2 Design, Gehäusekante
Der Lack wird in mehreren Schichten von Hand aufgetragen. So entsteht ein extrem schmucker Pro-Ject-Plattenspieler.

Geliefert wird der Spieler weitestgehend vormontiert. Nur den Teller verpacken die Österreicher separat, um Schäden auf dem Versandweg vorzubeugen. Ansonsten kommt der ganze Dreher fix und fertig aus dem Karton. Du musst vor dem Teller-Aufsetzen nur noch zwei Transportsicherungen entfernen, um die weiche Entkopplung des Subchassis freizugeben. Auch die Haube steckt bereits auf ihren Federscharnieren. Sie zeigt im Licht – attention to detail! – ganz leicht bläuliche Reflexe und öffnet und schließt sich angenehm leichtgängig.

Damit ist es ganz einfach, Platten sicher und staubgeschützt zu hören. Puristen könnten sie mit einem Handgriff abnehmen und dann über den klanglichen Einfluss mitschwingender Hauben dozieren. Aber die würden sich ohnehin für einen anderen Dreher entscheiden. Besitzer:innen des Pro-Ject Automat A2 hingegen schweigen und genießen: Platte drauf, Starthebel ziehen, Deckel zu, zurücklehnen.

Pro-Ject Automat A2 schräg mit offener Haube
Die Haube lässt sich ganz einfach nach oben abziehen. Inklusive Gelenke – das schlichte Design wird also nicht durchbrochen.

Testfazit: Pro-Ject Automat A2

Einen vollautomatischen Plattenspieler in dieser Qualität findest du nur äußerst selten. Über Jahrzehnte gereifte und immer wieder erprobte Technik trifft auf eine Herstellung in Handarbeit und beste Klangzutaten. So verblüfft es gar nicht so sehr, dass der Pro-Ject Automat A2 klanglich weit aus der Masse der Vollautomaten heraussticht. Ja, für das gleiche Gelt bekommst du durchaus Plattenspieler, die noch feiner und weiter auflösen, dann verzichtest du aber auch den hier gebotenen Luxus. So einfach kann guter Vinylgenuss sein.

HIFI.DE Testsiegel Plattenspieler Pro-Ject Automat A2 8.4

Technische Daten
Antrieb Riemen, vollautomatisch
Tonabnehmer ab Werk Ortofon 2M Red (MM)
Tonarm Pro-Ject ULM, dynamisch balanciert, 8,3"
Teller Alu mit Dämpfungsring, 600g
Motor DC
33 ⅓ / 45 / 78 RPM ja / ja / ja (elektronische Umschaltung)
Anti-Skating einstellbar Ja, stufenlos
Höhenverstellbare Füße
Integrierter Phono-Vorverstärker
Preis 1199 Euro

Die aufwendige Mechanik ist dir egal, du würdest deinen Plattenspieler aber gerne an jeden Verstärker anschließen können? Dann schau doch mal in unsere Bestenliste der von uns getesteten Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker:

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