Thorens TD 202 im Test: Vinyl-Einstieg mit Phono-Preamp und USB

- Antrieb
- Riemen
- Tonabnehmer
- AT-95E (MM)
- Tonarm
- Thorens TP-71, 9 Zoll, abnehmbare Headshell
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- ja, abschaltbar
- Preis (UVP/Straßenpreis)
- 599 Euro
Gerade in der Nussbaum-Variante sieht der Thorens TD 202 wirklich sehr edel aus. Und die Ausstattung dieses Spielers mit vollwertiger Haube, gutem Tonabnehmer, integriertem Phono-Preamp und USB-Anschluss sucht man bei vielen anderen Plattenspielern seiner Klasse vergeblich.
- Edles Finish
- Phono-Vorverstärker eingebaut
- USB-Ausgang
- Motorgeräusche in leisen Passagen hörbar
- Etwas zurückhaltende Dynamik
Mit neuen Modellen wie dem TD 202 will Thorens an alte Erfolge anknüpfen: Bis in die frühen 90er Jahre war die Marke Synonym für hochwertige, moderat teure und langlebige Plattenspieler. Der TD 202 könnte mit seinem betont klassischen Design glatt von damals stammen. Er bringt neben einem vormontierten Tonabnehmer aber auch moderne Extras wie einen integrierten Phono-Vorverstärker und einen A/D-Wandler samt USB-Schnittstelle mit.
Den Thorens TD 202 gibt es derzeit bei Thomann:
Thorens TD202 im Hörtest
Mit der Wahl des Tonabnehmers hat der Hersteller Einfluss auf den tonalen Charakter eines Spielers. Aber auch zahllose andere Faktoren tragen zum Klang bei: Material und Formgebung der Zarge, Art und Ausführung des Antriebs sowie die Lager- und Resonanzeigenschaften des Tonarms zum Beispiel. Der Thorens TD 202 präsentiert die Musik mit einem warmen, satten, dennoch klaren Ton. Details im Hochton sind zwar gut aufgelöst, drängen sich aber nicht in den Vordergrund. So fließt die Musik mit elegantem, gleichmäßigem Tempo und ohne jede Nervosität. Du kannst konzentriert zuhören oder dich entspannt berieseln lassen – der Thorens erfüllt beide Aufgaben gleichermaßen souverän.
Ausgewogener Klang, kleine dynamische Schwächen
Dynamisch wirkt der nach Thorens-Vorgaben in Taiwan gebaute TD 202 einen Hauch zurückhaltender als der konstruktiv ähnliche Audio-Technica LPW50PB. Deutlicher wird der Abstand, wenn ähnlich teure Spieler wie den Rega Planar 2 oder den New Horizon 121 auf dem Vergleichsplatz stehen: All Falls Together vom Album „Molina And Johnson“ haben wir zum Beispiel mit dem New Horizon kraftvoller, konzentrierter erlebt. Die dunklen Klavierakkord-Wogen und die schleppenden Drums, auf denen der Song aufbaut, entwickeln über den Thorens nicht ganz soviel Schub, was die tonale Balance im direkten Vergleich etwas mittenlastig wirken lässt. Für sich gehört, ist der Klang des Thorens relaxed und angenehm unaufdringlich.

Wenn Aufnahmen eh schon spektakulär klingen, schadet ihnen kleine Versäumnisse des Spielers kaum. Die Sängerinnen der schwedischen Band First Aid Kit etwa klingen auf Who By Fire sauber, harmonisch und präsent. Bei dieser Live-Hommage an Leonhard Cohen wurden Bass und Schlagzeug mit deutlichem Raumanteil aufgenommen. Der Thorens reproduziert diesen Aspekt der Aufnahme sehr nachvollziehbar. Problemlos ist zu hören, wie die Tiefton-Druckwellen den großen Saal des Royal Dramatic Theatre in Stockholm erkunden. Du nimmst virtuell auf einem der rund 800 Sitzplätze des Theaters Platz, lehnst dich zurück und lässt die Musik auf dich wirken.
Hier findest du unsere aktuelle Plattenspieler-Bestenliste:
Nicht jede Platte klingt kuschelweich
Mit Cold Old Fire der irischen Folk-Erneuerer Lynched würde man sich dagegen wieder mehr Raum und Format wünschen. Was natürlich auch an dem kleinen Budget dieser Platte und dem Aufnahmeort liegt: Das Irish Traditional Music Archive ist kein Studio, sondern ein Altbau-Stadthaus, das eine riesige Ton- und Dokumentensammlung beherbergt. Entsprechend dokumentarisch und trocken sind die Stücke eingefangen: Je nach Anlage kann das schon mal spröde und ein bisschen anstrengend wirken.
Gerade solche Aufnahmen fordern jeden Plattenspieler heraus – weil sie keine Charme-Reserve eingebaut haben. Der Thorens TD 202 gibt sich hier redlich Mühe, kann der Platte jedoch nicht ganz so viel Emotion abringen, wie es etwa dem Rega Planar 2 gelingt.

Grundsolide Technik im TD 202
Für den typischen Thorens-Look sorgt der TD 202 mit einer voluminösen, sehr schön verarbeiteten Holzzarge. Sie ist zwar nicht so massiv, wie sie auf den ersten Blick wirkt, als klassische Kasten-Konstuktion aber absolut robust und stabil ausgeführt.
In dieser Preisklasse ungewöhnlich hochwertig ist das schöne rotbraune Furnier der Nussbaum-Variante, das von einem makellosem klaren Pianolack geschützt wird. In dieser Variante wirkt der TD 202 äußerst edel, auch wenn das Gehäuse im Klopftest ein wenig hohl tönt. Auch auf weitere Details hat man bei Thorens Wert gelegt. Das Firmen-Logo ist sauber in der Front eingelassen. Die klassischen Schalt-Paddel für Start/Stop und 33/45 sollen an ältere Modelle der Marke erinnern und wurden dafür originalgetreu reproduziert. Als Gehäuseboden dient damals wie heute ein Stück dünner Weichfaserplatte mit vier nicht höhenverstellbaren Gummifüßen. Wenig glamourös, aber im Alltag komplett unsichtbar.
Riemenantrieb mit Gleichstrom-Motor
Ein interessantes Detail gibt es am Spieler-Boden: Zwei jeweils sechs Millimeter große Löcher, die mit „33“ und „45“ beschriftet sind. Sie führen zu kleinen Drehreglern auf der Motorsteuerungs-Platine, die eine feine Korrektur der jeweiligen Drehzahl erlauben. Diese stimmt zwar im Neuzustand punktgenau, nach ein paar Jahren kann eine Korrektur aber notwendig werden.

Der Thorens TD 202 unterscheidet sich in diesem Punkt von älteren Thorens-Modellen: Letztere wurden meist mit Synchronmotoren gebaut, die unter Last nicht langsamer werden. Sie drehen sich entweder exakt mit Sollgeschwindigkeit oder bleiben im Extremfall ganz stehen. Bei den Gleichstrom-Motoren moderner Thorens-Modelle hängt die Drehzahl dagegen sowohl von der Antriebsspannung als auch vom zu überwindenden Widerstand ab. Verändert sich das Eine, muss man das Andere anpassen.
Zwar kannst du, in Musikpausen durchaus das ein oder andere Motorgeräusch ausmachen, das hält sich aber im Rahmen. Gerade wenn du dein Ohr zum ungefähr gleich teuren Kollegen Teac TN-3B-SE wendest.
Thorens und Audio-Technica: ungleiche Brüder?
Der Motor im Thorens TD 202 scheint mit dem des Audio-Technica LPW50PB baugleich zu sein. Das kleine, präzise DC-Motörchen findet sich auf zahllosen weiteren Spielermodellen verschiedener Hersteller. Und diese sind teilweise deutlich teurer als der Thorens TD 202. Hinter den Kulissen, bei der Stromversorgung des Motors, unterscheiden sich die Antriebe aber deutlich. So verwendet Audio-Technica eine aufwendige Drehzahlregelung, die über einen optischen Geber ständig die tatsächliche Tellerdrehzahl abfragt.
Thorens dagegen hält einfach festgelegte elektrische Spannungen konstant: eine für 33 Umdrehungen und eine etwas höhere für 45. Das ist nicht zwingend schlechter, weil Regelungen immer auch das Risiko selbst erzeugter Schwankungen bergen. Und weil eine unter Deck mitlaufende Stroboskopscheibe zu konstruktiven Klimmzügen beim Tellerlager zwingt, die man erst mal klangneutral umsetzen muss.

Aluminium-Teller mit Zusatzgewicht
Der Plattenteller des Thorens TD 202 besteht aus Aluminium-Guss und verfügt über einige Versteifungsrippen sowie einer geschliffenen Lauffläche für den Antriebsriemen. Der Rand ist ebenfalls sauber geschliffen. Eine schwere Gummi-Einlage, die von unten in den Rand geklebt wurde, soll ein Klingeln des Metall-Tellers verhindern. Wie ein Klopftest beweist, gelingt das sehr gut, außerdem verleiht der Gummiring dem Teller gute 80 g zusätzliche Schwungmasse.
Ordentlicher Arm mit abnehmbarem Headshell
Einen durchweg ordentlichen Eindruck macht der am Thorens TS 202 verbaute Tonarm. Die Lagereinheit ist durchaus massig und arbeitet frei von unerwünschtem Spiel. Zur Einstellung der Auflagekraft kannst du das hinten am Arm montierte Gegengewicht verdrehen, über einen sauber skalierten Drehknopf stellst du das Anti-Skating stufenlos ein. Ein abnehmbares Headshell erleichtert den Austausch der Nadel oder den Wechsel des kompletten Systems.

Serien-Tonabnehmer AT-95E: Erschwinglicher Klassiker
Ab Werk ist der Thorens TD 202 mit einem Audio-Technica AT95E bestückt. Das ist ein sauber gefertigter Moving Magnet-Tonabnehmer mit sehr hohem Klangpotential. Audio-Technica hat das System inzwischen mit dem VM95E abgelöst. Für Großanbehmer wie Thorens hält der Hersteller es aber weiterhin im Programm. Es arbeitet mit den für AT typischen, V-förmig angeordneten Magneten und einem Alu-Nadelträger mit elliptisch geschliffenem Diamanten. Qualitativ ist es zwischen den beliebten supergünstigen Systemen der AT3600-Familie und seinem Nachfolger VM95E angesiedelt, wobei die Gemeinsamkeiten zu letzterem deutlicher sind als zu den 3600ern.
Moderne Zeiten: Integrierter Phono-Vorverstärker und USB-Schnittstelle
Damit du den Thorens TD 202 einfach und schnell zuhause an deinen Verstärker oder ein Paar Aktivlautsprecher anschließen kannst, ist einen gut klingender und abschaltbarer Phono-Vorverstärker eingebaut. Das entzerrte Signal kannst du aber nicht nur analog ausgeben, sondern auch in digitaler Form via USB. Zuständig für diese Funktion ist ein Chip mit der Bezeichnung PCM2900, der die Musik von der Schallplatte mit bis zu 48 Kilohertz und 16 Bit Auflösung digitalisiert.

Praxis: Keine Geheimnisse
Auch wenn du keinerlei Routine mit Plattenspielern hast, kannst du den Thorens TD 202 in einer Viertelstunde aufbauen. Du musst nach dem Auspacken lediglich den Teller aufsetzen, den Riemen einhängen (das ist der einzige etwas fummelige Part), das Headshell mit dem bereits justierten Tonabnehmer auf den Arm stecken und schließlich die Auflagekraft einstellen. Das alles ist in der beiliegenden gedruckten Anleitung gut beschrieben und funktioniert dank akkurater Skalen auch ohne externe Hilfsmittel punktgenau. Da Thorens dem TD 202 ab Werk eine Haube mit Scharnieren gönnt, musst du dir über das Einstauben des Plattenspielers keine Gedanken machen.
Das Anschlussfeld auf der Rückseite des Spielers bietet Cinch-Buchsen, ein 1 Meter langes Phonokabel liegt mit im Karton. Sollte nicht reichen, kannst du also auch problemlos auf ein längeres Exemplar wechseln. Da der TD 202 ein Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker ist, ist die Kabellänge auch klanglich nicht relevant. Der Preamp ist zwar abschaltbar, wir haben aber mit verschiedenen externen Phono-Vorstufen in unserem Test keine klanglichen Verbesserungen erzielen können.
Tipps zur USB-Funktion
Es ist vielleicht nur eine Spielerei, ausprobieren mussten wir es natürlich trotzdem: Der USB-Ausgang des Thorens TD 202 lieferte mit einem MacBook Pro und der kostenlosen Recording-Software Audacity tadellos klingende, störfreie Aufnahmen. Der A/D-Wandler hat keine Aussteuerungs-Anpassung, ist aber für 99% aller Schallplatten passend ausgelegt, mit rund 3 bis 6 dB Sicherheitsabstand zur Übersteuerungsgrenze.

Aufpassen musst du bei eventuellen Tonabnehmer-Upgrades: Das serienmäßige AT-95E hat 3,5 Millivolt Ausgangsspannung, und darauf hat Thorens den Eingang des A/D-Wandlers ausgelegt. Baust du ein lauteres System ein, riskierst du unschönes Clipping bei deinen USB-Aufnahmen. Ein Ortofon 2M Red oder Blue zum Beispiel liefert bereits 5,5 Millivolt. Das wäre eindeutig zu viel. Audio-Technicas VM-Modelle sollten mit ihren 4 Millivolt dagegen funktionieren, ebenso der High-Output Moving Coil-Tonabnehmer Ortofon MC-1 Turbo.
Wenn du weitere Informationen darüber suchst, wie du Plattenspieler richtig anschließen kannst, schau doch mal in unseren Ratgeber.
Testfazit Thorens TD 202: Gelungener Einstiegs-Spieler
Thorens setzt mit dem TD202 in seiner Preisklasse keine neuen Klangmaßstäbe, fällt im Hörraum aber auch nicht negativ auf. Erst recht nicht optisch: Gerade die Nussbaum-Ausführung sieht wirklich schön aus. Und die Ausstattung dieses Spielers mit vollwertiger Haube, gutem Tonabnehmer, integriertem Phono-Preamp und USB-Anschluss sucht man bei den spartanischen Klang-Champions vergeblich.
Aktuelle Angebote
Technische Daten | |
Antrieb | Riemen |
Tonabnehmer | AT-95E (MM) |
Tonarm | Thorens TP-71, 9 Zoll, abnehmbare Headshell |
Teller | Aluminium Guss, gummibedämpft, 640g |
Motor | DC |
33 ⅓ / 45 / 78 RPM | ja / ja / nein (elektronisch) |
Anti-Skating einstellbar | ja, stufenlos per Feder |
Höhenverstellbare Füße | nein |
Integrierter Phono-Vorverstärker | ja, abschaltbar |
Abmessungen (BxHxT) | 420 x 141 x 355 mm (mit Haube 420 x 420 x 405) |
Gewicht | 3,9 kg |
Preis (UVP/Straßenpreis) | 599 Euro |
Hier findest du noch weitere Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker:
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