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Technik erklärt: Phono-Vorverstärker

Was macht ein Phono-Vorverstärker, warum brauchst Du ihn und worauf musst du bei der Auswahl achten? Finde es hier heraus.
Phono Preamp Vertere Phono-1 Bild: Vertere

Die Nadel eines Tonabnehmers reagiert auf kleinste Informationen in der Plattenrille und setzt sie in winzige Bewegungen um. Diese werden in ebenso winzige Stromschwankungen umgewandelt, aus denen letztlich im Verstärker wieder ein hörbares Musiksignal wird. Damit das gelingt, ist jedoch ein Schritt zwischen Tonabnehmer und Verstärker nötig – der Phono-Vorverstärker.

Pro-Ject Phono Box MM
Ein Phono-Vorverstärker wird direkt an den Plattenspieler angeschlossen (links) und leitet die entzerrten Signale an den Verstärker weiter (rechts) | Bild: Pro-Ject

Warum brauche ich einen Phono-Vorverstärker?

Ein Phono-Vorverstärker, auch Phono-Preamp, Phono-Pre oder Phono-Vorstufe genannt, nimmt die schwachen Signale vom Tonabnehmer und hebt sie auf das Niveau anderer HiFi-Komponenten wie CD-Spieler oder Streamer. Du kannst einen Phono-Vorverstärker also ohne Weiteres an einen beliebigen Verstärker anschließen. Mit einem Plattenspieler ohne eingebauten Vorverstärker (siehe unten) geht das jedoch nicht.

Expertenwissen: RIAA-EntzerrungEin Phono-Vorverstärker nimmt zusätzlich auch die so genannten RIAA-Entzerrung vor. Damit mehr Musik auf eine Seite der Vinylscheibe passt, werden bei der Aufnahme hohe und tiefe Frequenzen unterschiedlich stark aufgezeichnet, also verzerrt aufgenommen. Das geschieht nach einem von der Recording Industry Association of America (RIAA) im Jahr 1952 festgelegten Verhältnis (RIAA-Kurve). Diese Verzerrung muss für ein ausgeglichenes Musiksignal vor der Wiedergabe rückgängig gemacht werden. Genau das macht die RIAA-Entzerrung, die in jeder Phono-Vorstufe integriert ist.

RIAA-Schneidkennlinie - Aufnahem und Wiedergabe
Die Aufnahme auf einer Schallplatte wird nach der RIAA-Kurve verzerrt (blau) und muss bei der Wiedergabe entsprechend entzerrt werden (rot) | Bild: Wikipedia Commons

Phono-Eingang am Verstärker

So ein Phono-Vorverstärker kann auch direkt in deinem Hifi-Verstärker integriert sein. Bis in die 1990-Jahre hinein war das Standard, und heute gibt es wieder immer mehr Verstärker und sogar AV-Receiver damit. Du erkennst das daran, dass einer der Cinch-Eingänge am Verstärker mit “Phono” markiert ist und sich daneben eine Schraube zu Befestigung des Masse-Kabels befindet.

Marantz SR50515 - Phono-Eingang
Immer mehr Verstärker und sogar AV-Receiver sind wieder mit Phono-Eingang ausgestattet. Dieser ist dann meist für Moving Magnet-Systeme geeignet. | Bild: Marantz
Expertenwissen: Erdungskabel / MassekabelDie winzigen Signale, die vom Tonabnehmer zum Phono-Vorverstärker übertragen werden müssen, sind sehr anfällig für Störeinflüsse. Deshalb ist in den allermeisten Fällen eine separate Masse-Verbindung zwischen Plattenspieler und (Vor-)Verstärker nötig. Dafür haben die meisten Plattenspieler und praktisch alle Phono-Vorstufen entsprechende Massekontakte neben den Cinch-Buchsen. Fehlt das Massekabel oder ist die Verbindung fehlerhaft, hörst du ein deutliches Brummen aus den Lautsprechern.

Phono-Vorstufe im Plattenspieler

Es gibt auch wieder vermehrt Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker. Diese kannst du dann ohne weiteren Aufwand an jeden Verstärker mit freiem Stereo-Cinch-Eingang anschließen. Diese integrierte Phono-Vorstufe verfügt oft über einen Schalter, mit dem du sie ausschalten kannst, wenn du lieber einen externe Phono-Preamp benutzen möchtest.

Thorens TD 202 - Anschlüsse
Wenn der Plattenspieler über einen eigenen Phono-Vorverstärker verfügt, kannst du ihn bedenkenlos an jeden Verstärker anschließen. | Bild: Thorens TD 202

Welchen Phono-Preamp brauche ich?

Wie du hier nachlesen kannst, gibt es zwei verbreitete Arten von Tonabnehmern, die unterschiedliche Ansprüche an den Vorverstärker stellen. Es gibt Tonabnehmer nach dem Moving Magnet-Prinzip (MM) und solche nach dem Moving Coil-Prinzip (MC). Am häufigsten anzutreffen sind MM-Tonabnehmer, da sie üblicherweise günstiger und robuster sind. Dementsprechend sind auch die meisten Phono-Eingänge an Verstärkern und in Plattenspielern eingebaute Phono-Vorstufen für den Betrieb mit MM-Abtastern vorgesehen.

 

Vorstufen für MC-Tonabnehmer sind aufwendiger

Viele externe Phono-Vorstufen, aber auch manche Phono-Eingänge in Verstärkern, können zwischen MM- und MC-Betrieb umgeschaltet werden. Da MC-Tonabnehmer noch kleinere Spannung liefern als ihre MM-Kollegen, ist die Aufbereitung ihrer Signale noch aufwendiger und anspruchsvoller. Während MM-Vorstufen einen festen Eingangs-Widerstand von 47.000 Ohm aufweisen, ist der Eingangs-Widerstand an MC-geeigneten Vorstufen mit 20 bis 1.000 Ohm viel geringer und zur Anpassung an verschiedene Tonabnehmer meist einstellbar. Außerdem passiert in ihnen ein zusätzlicher Verstärkungs-Schritt, also quasi eine Vor-Vorverstärkung.

SPL Phonos
Hochwertige Phono-Vorstufen lassen sich oft zwischen MM- und MC-Betrieb umschalten und verfügen über zahlreiche weitere Einstellmöglichkeiten. | Bild: SPL Electronics

 

Einfache Vorverstärker genügen oft

Sollten weder dein Plattenspieler noch dein Verstärker einen Phono-Vorverstärker eingebaut haben, gibt es einfache externe Phono-Vorstufen schon ab etwa 30 Euro. Sogar Phono-Preamps mit MM/MC-Umschaltung bekommst du im Netz für unter 50 Euro. Wir würden jedoch empfehlen, ein kleines bisschen mehr anzulegen. Schon für knapp über 100 Euro bekommst du nämlich bereits Modelle, die mit guten Plattenspielern sehr guten Klang liefern können. Nach oben ist die Skala natürlich offen, wie immer in der HiFi-Welt.

Phono Pream Behringer PP400
Einfache Phono-Preamps wie diesen Behringer PP400 kosten manchmal nicht mehr als 25 Euro. Etwas mehr Geld anzulegen, zahlt sich aber meist klanglich aus. | Bild: Behringer

 

Hörst du deine Platten mit einem integrierten oder einem externen Phono-Vorverstärker? Oder ist dir das alles zu kompliziert und du streamst lieber? Schreib es uns in die Kommentare!

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