Marantz SACD 30n im Test: Wie gut ist der Edelplayer wirklich?

Der SACD 30N schafft Ordnung im HiFi-Rack: Alle digitalen Quellen laufen hier zusammen. Dank raffinierter Wandlertechnik klingt er auffallend feinsinnig und räumlich, kann aber auch jederzeit kraftvoll und dynamischer zupacken.
- Überragender Klang mit SACD, CD und Streaming
- Komfortables, stabiles HEOS-Streaming
- Guter Kopfhörerausgang
- Kein Vor- / Rücklauf bei UPnP-Streaming
Mit der Serie 30, also dem SACD 30n und dem Vollverstärker Model 30, zelebriert Marantz sich selbst. Beziehungsweise den 50. Geburtstag des ersten Vollverstärkers der Weltmarke, der ebenfalls Model 30 hieß. Einen Player wie den SACD 30n hätten sich damals, im Jahr 1970, nicht mal Science-Fiction-Autoren vorzustellen gewagt: CD, SACD, Internetradio, hochauflösendes Streaming aus der Cloud oder von lokalen Servern, Bluetooth, Digitaleingänge für TV, PC – praktisch alle modernen Musikquellen sind in dem 13-Kilo-Gerät vereint. Und allesamt auf einem Qualitätsniveau, das weitere Steigerungen fast utopisch erscheinen lässt.
Den Marantz SACD 30n ist in Silber und Schwarz erhältlich:

Der Marantz SACD 30n im Hörtest: Weite Bühne, prickelnde Details
Wollte man jede Quelle, die sich im SACD 30n verbirgt, mit einem eigenen Hörtest würdigen, wäre man eine Weile beschäftigt. Die Eindrücke lassen sich aber gut zusammenfassen, da alle Streams oder Discs, die man damit wiedergibt, dieselbe hochkomplexe Wandler- und Ausgangsstufe durchlaufen.

Daher ist es wenig überraschend, dass CDs und von diesen CDs angefertigte verlustfreie Kopien auf Festplatte nahezu identisch klingen. Ob der Datenstrom direkt vom integrierten CD- und SACD-Laufwerk stammt oder auf dem Umweg über PC, NAS und Netzwerk über die LAN-Buchse hereinströmt, macht hier keinen Unterschied. Auch nicht zum Positiven, wie man es bei anderen Streamern mitunter beobachten kann. Das bedeutet, dass entweder das integrierte Laufwerk besonders gut arbeitet, oder dass die für das Streaming zuständige HEOS-Plattform einen winzigen Hauch Potential liegen lässt.
Wie der Marantz SACD 30n im Vergleich zu anderen CD-Playern abgeschnitten hat, findest du in unserer Bestenliste:

Großer, gewichtiger Klang
So oder so klingt Musik über den SACD 30n phantastisch großformatig. Mit unseren räumlich extrem gut auflösenden Tannoy-Monitoren und einem über jeden Zweifel erhabenen Verstärker (dem Pass INT25) spürt man beim Wechsel von anderen Streamern, wie das Klanggeschehen in die Breite wächst. Dabei wird der Klang aber nicht in der Mitte dünner oder diffuser, sondern ganz im Gegenteil: Neben der Cinemascope-artigen Breite legt das gesamte Panorama auch an Substanz und Gewicht zu. Und das ist beim Musikhören letztlich auch noch wichtiger. Ausdruck, Glaubwürdigkeit, das Gefühl einen echten Sänger, eine reale Gitarre, Geige oder Bassdrum vor sich zu haben – das steht und fällt mit dieser Illusion von physischer, greifbarer Dichte, die quasi aus dem Nichts vor den Lautsprechern entsteht.

Der Marantz löst digitale Files auffallend gut auf. So entdeckst du ganz nebenbei interessante Strukturen in Klängen, die vorher ganz glatt wirkten. Und verstehst Texte besser, ohne lauter drehen zu müssen. Die Vocals erscheinen klarer, nicht aber heller oder aufdringlicher – eine extrem reizvolle Kombination. Gut zu hören gibt es sie auf Me Voy von Chan Marshall alias Cat Power (Wanderer – als FLAC-Download per UPnP vom NAS gestreamt): Warm und fein artikuliert die Stimme, hochdynamisch und authentisch das Quietschen der Finger auf den Gitarrensaiten, edel perlend die Pianoakkorde.

Wirklich wuchtig, wenn’s sein muss
Auf Wake The Dead von Third Eye Foundation gibt’s dagegen wenig Natürlichkeit. Dafür träge Beats über einer ultratiefen Basslinie und ganz entfernt schaurige Sirenengesänge – eine mürrische Prozession in die musikalische Finsterwelt. Bei der man auch über den Marantz nicht eben Fröhlichkeit empfindet, aber zumindest das Gefühl hat, ganz vorne mitzulaufen. Wie sensibel der SACD 30n die feinsten Töne behandeln kann, wird auf dem filigranen 22-Minuten-Stück Particles von Jessica Moss deutlich (Album Entanglement, als FLAC-Stream über TIDAL). Da ertappt man sich beim Marantz dabei, wie man minutenlang gebannt einzelnen Violinensaiten hinterherhört: So perfekt geformt und beschrieben, dass fast die Zeit stehenbleibt.

Die Oberton-Offenheit des Marantz bekommt auch der Linn Sneaky Music DS nicht hin – ein alter Favorit, der als Streamer nur schwer zu schlagen ist und der auch diesen Test als (nicht mehr neu erhältlicher) Fixstern begleitete. Auch im Bass wirkt der schottische Altmeister etwas schlanker und weicher. Der Marantz tritt damit jener kleinen Gruppe von CD-Playern bei, die dem Sneaky Paroli bieten können. Dass er doppelt soviel kostet, schlägt sich im Klang zwar nicht proportional nieder. Aber das ist einerseits bei gehobenem HiFi nicht üblich, und andererseits angesichts der viel umfangreicheren Ausstattung des SACD 30n auch gar nicht notwendig.

Wandler-Hightech: Der Aufbau des Marantz SACD 30n
Der Innenraum des Marantz ist nicht nur auf der gesamten Grundfläche gut ausgefüllt, sondern großteils sogar zweistöckig mit Platinen belegt. Das ist kein Wunder. Einerseits fordern die vielen Funktionen dieses Multiplayers entsprechende Baugruppen und damit Platz. Andererseits hat Marantz im SACD 30n ein hauseigenes Wandlerkonzept verbaut, das einen für diese Geräteklasse beispiellosen Schaltungsaufwand betreibt.

Einen D/A-Wandlerchip im klassischen Sinn sucht man im Marantz vergeblich. Das prachtvoll bestückte Audio-Board nimmt das gesamte rechte Drittel des Players ein. Und da, wo sonst ein hochintegrierter DAC sitzt, werkelt ein Logik-Gitter (FPGA), das Marantz für die Wandlung von DSD-Einbit-Signalen programmiert hat. Und zwar ausschließlich dafür. Multibit-Audio, also klassisches 16- oder 24-bit-PCM, wie man es von CDs und den meisten Streams kennt, erreicht diesen Einbit-Wandler gar nicht erst. Das ist der Hauptgrund, warum auf der Platine nebenan so viel los ist: Alle Eingangssignale, egal, woher und in welcher nativen Auflösung sie ankommen, wandelt der SACD 30n in DSD um.
Rechenkünstler Marantz SACD 30n
DSD-Signale haben nur 1 Bit Auflösung, dafür aber gigantisch hohe Abtastraten. Sie wurden einst für die SACD eingeführt und haben gegenüber PCM eine Reihe von Vor- und auch Nachteilen. Wobei letztere hauptsächlich die sehr sperrige Handhabung betreffen, wenn man irgendetwas (Pegel, Signalform) daran ändern oder mehrere Spuren mischen will. Die Wandlung von DSD in ein Analogsignal ist dagegen extrem einfach. Dafür würde sogar ein simples Tiefpassfilter ausreichen, im Minimalfall eine Spule in Serie oder einfach der Lautsprecher selbst.

Die Einfachheit in der letzten Wandlungsstufe bringt – davon sind die Marantz-Entwickler überzeugt – nicht nur technische Vorteile, sondern auch einen natürlicheren Klang. Sie lässt aber die Komplexität stromaufwärts geradezu explodieren. Erst recht, weil Marantz intern nicht „einfaches“ DSD verwendet, sondern hochaufgelöstes Quad-DSD alias DSD256. Das heißt so, weil seine Abtastrate das Vierfache der ursprünglichen DSD-Frequenz von 2,8 MHz beträgt. oder das 256-fache der CD-üblichen 44,1 Kilohertz. Nicht einer, sondern gleich zwei SHARC-Signalprozessoren (DSPs) widmen ihre gesamte Rechenleistung der Aufgabe, PCM jeglicher Art in DSD umzurechnen. Der Vorgang muss logischerweise in Echtzeit passieren. Und er enthält auch bereits die unvermeidliche Digitalfilterung gegen die die hochfrequenten Artefakte (Aliasing), die digitales Audio prinzipbedingt immer begleiten.
Technik-Erbstück aus dem Flaggschiff-Modell

Stand heute wäre das Marantz Musical Mastering, wie der Hersteller den Upsampling-Prozess nennt, wohl auch mit einem einzelnen, noch leistungsstärkeren DSP machbar. Aber das Prozessorboard des SA 30n hatte Marantz praktischerweise bereits in der Schublade. Es entspricht weitestgehend dem des 8000-Euro-SACD-Spielers SA-10, der im Jahr 2017 auf den Markt kam. Auch die Audio-Platine ähnelt der des Topmodells verblüffend – mit dem kleinen Unterschied, dass die analogen Ausgangsverstärker beim SA-10 vollständig symmetrisch ausgelegt sind und folglich auch in entsprechenden XLR-Anschlüssen münden, während das Signal im SACD 30n nur „single ended“ via Cinch bereitsteht.

In Netzteil, Laufwerk und der gesamten Topologie des Geräts gibt es noch mehr Parallelen. So versorgt auch im SACD 30n ein Ringkerntrafo in einer dickwandigen Stahl-Abschirmwanne exklusiv die sensible Audiosektion, während sich Laufwerk, Steuerung und Prozessoren an einem eigenen Schaltnetzteil laben. Den praktischen Anschluss für Kopfhörer mit eigener Lautstärkeregelung und dreistufig anpassbarer Verstärkung durfte der 30er ebenfalls vom großen Bruder übernehmen, und das optische Laufwerk sowieso. Schließlich ist Marantz-Mutter Sound United einer der letzten verbleibenden Hersteller, die überhaupt noch SACD-Drives fertigen: Der hier verwendete „SACDM-3L“ findet sich folglich nicht nur in großen Marantz-Playern, sondern auch in noch viel teureren Edelspielern anderer Hersteller.

Kostet weniger, kann mehr
Ohne den Wert des Flaggschiffs schmälern zu wollen: Mit dem SACD 30n bekommst du einen praktisch vollständigen SA-10 für nicht mal den halben Preis. Und mit drastisch erweiterten Möglichkeiten: Zusätzlich zu den vielfältigen digitalen Eingängen, die schon der 10er bietet, hat Marantz dem 30er eine HEOS-Streamingplatine eingepflanzt. Damit erschließt der SACD 30n ein ganzes Universum an Musik: Internetradio, UPnP-Streaming von einem NAS-Speicher oder PC, Streamingdienste wie TIDAL, Deezer oder Spotify.

Von denen die beiden ersteren auf Wunsch ohne Datenreduktion arbeiten, also volle CD-Qualität liefern. Wenn dir das noch nicht ausreicht, kannst du via UPnP sogar noch weit höhere Auflösungen streamen, etwa DSD128 oder PCM mit 24 bit und 192 kHz Auflösung. Solche hohen Qualitäten akzeptiert zudem auch der USB-Eingang des SACD 30n. Wenn Computer-HiFi dein Ding ist und du am liebsten am Rechner durch deine Musikwelt navigierst, kannst du den Player also auch als voll- und höchstwertigen USB-DAC nutzen. USB-Kabel dran, fertig ist die komfortable Wiedergabelösung mit dem gewohnten Look-And-Feel mit Bildschirm und Maus.

Der Marantz SACD 30n in der Praxis
Das HEOS-Streamingsystem, das im SACD 30n integriert ist, bietet ebenfalls vorbildlichen Komfort und benötigt zur Steuerung lediglich ein beliebiges Tablet oder Smartphone. Zur Not kannst du sogar über das helle, dreizeilige Frontdisplay des Spielers in deinem NAS-Server oder den Webradio-Senderlisten stöbern . Aber die HEOS-App (für iOS und Android) funktioniert natürlich ungleich geschmeidiger und schneller, verschönert Listen mit Coverbildchen und passt den Screen-Hintergrund jeweils an die Farbstimmung des gerade spielenden Albums an.
Vernetztes Audio fürs ganze Haus
Als Multiroom-Streamingsystem erlaubt HEOS präzisen Synchronbetrieb, aber auch individuelle Musikwahl in jedem Raum des Hauses, leitet lokal angeschlossene Quellen auf Wunsch an andere Player im gleichen Netzwerk weiter und gestattet mehreren Usern auch abwechselnd die Steuerung zu übernehmen. Dabei muss nicht in jedem Zimmer ein SACD 30n stehen: Dutzende von CD-Playern, AV-Receivern, Streaming-Lautsprechern und Minianlagen aus den Programmen von Denon und Marantz bieten sich als HEOS-Mitspieler an.
Eine Schwäche fanden wir im Test dennoch: Beim UPnP-Streaming von deiner Netzwerk-Festplatte kann HEOS schonmal Probleme mit dem schnellen Vor- oder Rücklauf haben. Das ist für Tester wahrscheinlich nerviger als im Nutzungs-Alltag. Es ist aber schade, und in anderen Betriebsarten, etwa bei Spotify oder TIDAL, funktioniert das perfekt. Diese Lücke betrifft nicht nur den SACD 30n, sondern alle HEOS-Spieler und ist zudem abhängig vom verwendeten UPnP-Server und dem jeweiligen Dateiformat.

Vornehme Verarbeitung
Die Serie 30 zeigt ein neues Marantz-Design, das zukünftig auch in anderen Baureihen Verwendung finden soll. Uns soll’s recht sein: Die raffiniert strukturierte, leicht konkave Frontplatte sieht live noch hübscher aus als auf Fotos. Mit der dimmbaren indirekten Beleuchtung kannst du die 3D-Wirkung der neuen Front noch deutlicher betonen. SACD 30n und der zugehörige Vollverstärker Model 30 entstehen in einer konzerneigenen Fabrik im japanischen Shirakawa, die den Premium-Modellen von Marantz und Denon vorbehalten ist. Entsprechend sauber und hochwertig ist Verarbeitung und Finish des Players, der auch intern durchgehend mit hochwertigen Markenkomponenten aufgebaut ist.
Test-Fazit Marantz SACD 30n
Einen reinen Disc-Player für 3.000 Euro braucht heute fast niemand mehr. Einen Universal-Player wie den Marantz SACD 30n, der alle erdenklichen digitalen Musikquellen in höchstwertiger Qualität vereint, ist dagegen ein verlockendes zeitgemäßes Angebot. Der Preis relativiert sich etwas, wenn du bedenkst, dass hier (Internet-)Radio, CD, SACD, Streaming-Dienste, aber auch der Ton des Fernsehers, Musik auf deinem Handy und deine Musiksammlung auf Festplatte von einer wirklich ausgereizten D/A-Wandlung profitieren können. Die es so einzig und allein bei Marantz gibt, und auch da nur in diesem Player und noch ein paar viel teureren Modellen.
Ob du im SACD 30n nun einen edlen CD-/SACD-Spieler mit Streaming-Zusatzfunktion siehst – oder umgekehrt einen hochwertigen HEOS-Streamer, der auch optische Discs abspielen kann, entscheidest du selbst. Beide Rollen spielt der Marantz jedenfalls gleichermaßen souverän.
Aktuelle Angebote
Technische Daten | |
Optisches Laufwerk | CD/SACD |
Eingänge | USB-B, 2x Digital koax, 1x TOSlink, LAN (RJ45) |
Audio-Ausgänge | 1x Cinch fixed, 1x Cinch variabel |
Chromecast Built-In | – |
Quellen kabellos | AirPlay 2, Bluetooth |
Integrierte Streamingdienste | Spotify Connect, TIDAL, Napster, Deezer, Amazon Music HD |
MQA | – |
Roon ready | – |
Multiroom | ja, HEOS |
Raumeinmessung | – |
Netzwerk | LAN, WLAN |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz, Silber-Gold |
Abmessungen (BxHxT) | 44,3 x 13 x 42,4 |
Mitgeliefertes Zubehör | Fernbedienung |
Gewicht | 13,5 kg |
Preis | 3.199 € |
Hier findest du weitere CD-Player, die in unserem Testlabor von unseren Expert*innen geprüft wurden:
Ist der Marantz SACD 30n mit Kombination aus CD/SACD und Streaming der ideale moderne Musikspieler? Oder findest du das Laufwerk schon überflüssig? Sag es uns in den Kommentaren!
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