Pro-Ject Debut Pro White Edition im Test: Ein Traum in Weiß
- Antrieb
- Riemen, manuell
- Tonabnehmer ab Werk
- Ortofon 2M White
- Motor
- AC Synchronmotor
- 33 ⅓ / 45 / 78 RPM
- Ja / Ja / Ja (elektronische Umschaltung, 78 manuell)
- Anti-Skating einstellbar
- Ja
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- –
- Preis
- 799 Euro
Der Pro-Ject Debut Pro White Edition muss sich mit seinem Klang nicht hinter seinem guten Aussehen verstecken. Hier gehen Design und technische Finesse Hand in Hand.
- Klingt angenehm, sauber und seidig
- Gute Laufruhe, präziser Arm
- Die dunkle Matte passt nicht zum Design
Noch nie hatten wir einen Plattenspieler in unserer Redaktion stehen, der die Vorgabe “Weiß” so konsequent umgesetzt hat wie der Pro-Ject Debut Pro. In der “White Edition” sieht der Plattenspieler aus, als wäre ein Schneesturm über ihn gefegt. Dass er aber weit mehr kann, als schick auszusehen, hat unser Test bewiesen.
Den Pro-Ject Debut Pro gibt es in Schwarz und Weiß:
Pro-Ject Debut Pro: Zwei Farben, zwei Plattenspieler
Auch wenn der Name anderes suggeriert: Die Debut-Linie ist bei Pro-Ject schon ein gutes Stück von der wirklichen Einsteigerklasse entfernt. Schließlich finden sich in der Preisliste mit den Modellen der Elemental-, Primary- und T1-Serien jede Menge noch preiswerterer Plattenspieler. Die allesamt, inklusive des tatsächlichen Einstiegsmodells Primary E, nicht etwa billig zugekauft, sondern selbst entwickelt und in eigenen Werken in Europa gebaut werden.
Wer sich den Debut Pro tatsächlich als ersten Spieler leistet, trifft aber eine gute, kluge und nachhaltige Entscheidung, wie dieser Test zeigen wird. Denn weitere Upgrades und damit verbundene Kosten können danach lange warten. Als Komplettspieler nimmt der Debut Pro uns die Entscheidung ab, welchen Tonabnehmer wir darin montieren sollen.
Die Qual der Wahl droht nur bei der Farbe: Schwarz oder Weiß? Ungewöhnlich bei diesem Modell: Die Farbentscheidung hat zwar keine preislichen, sehr wohl aber technische Konsequenzen. Unsere weiße Version führt „nur“ einen Aluminiumarm, der schwarze Pro schwenkt ein Alu-Carbon-Sandwichrohr.
Auch der Tonabnehmer ist nicht identisch – mehr dazu weiter unten. Dafür bedeutet es einigen Mehraufwand, einen Spieler bis ins Detail komplett weiß zu machen. Was an den meisten Stellen mit Lack geschieht, aber auch Spritzgussteile einschließt, die eigens für dieses Modell in weißem Kunststoff entstehen. Der fertige Spieler sieht fast aus wie eine Skulptur – aber eine sehr wohlklingende.
Sanft und druckvoll: So klingt der Pro-Ject Debut Pro White Edition
Wenn du von einem wirklich preiswerten Spieler kommst, hast du vielleicht bereits einen kleinen mentalen Wunschzettel an Dingen, die der Neue besser machen soll. Darauf finden sich oft Eigenschaften, die mit Kraft, Substanz und Dynamik zu tun haben: Kleine Dreher klingen oft zwar auch schon sauber und vollständig, aber es mangelt an Autorität und Durchsetzungskraft. Gerade, wenn es etwas lauter und wilder hergeht.
Das macht Platten wie Fault Lines der dänisch-kanadischen Postrock-Band Deliluh zu einer harten Analog-Prüfung. Die Musik ist mal meditativ ruhig, dann wieder kantig-dissonant und rhythmisch vertrackt, gespickt mit punkigen Energiespritzen. Nach ein paar Minuten gerätst du entweder in den Sog der Band und lässt dich gebannt kopfnickend durch die Vinylseite gleiten – oder du gibst genervt auf.
Der Debut Pro White Edition stellt den Wirkungsschalter ganz klar auf „Sog“: Wir können nicht anders, als konzentriert dabeizubleiben, bis uns die Platte in den warmen Ambient-Pool von Mirror Of Hope entlässt. Und drehen danach die LP einfach wieder um, weil erfahrungsgemäß beim zweiten Hören vieles noch klarer wird.
Das serienmäßige MM-System 2M White ist dabei nicht nur optisch ein Volltreffer. Der Tonabnehmer, der bei Ortofon eigens für Pro-Ject gefertigt wird, fügt sich auch klanglich bruchlos ein. Seinem Verwandten Ortofon 2M Red nicht unähnlich, gibt er der Musik eine warme, gehaltvolle Präsenz, wirkt aber in den Höhen etwas feiner und vornehmer.
Zuverlässig sauber in kritischen Situationen
Die Abtastdisziplin des 2M White lässt nichts zu wünschen übrig. Wobei wir hier ja nicht nur den Tonabnehmer hören, sondern ganz entscheidend sein Zusammenspiel mit dem Tonarm. Egal, ob Keyboards die Stereobühne füllen, ein Chor oder Gitarren-Amps: Die weiße Arm-Systemkombi lässt den Klängen ihren Charakter, den Sängern ihre Finesse.
Kann der schwarze Debut Pro das besser? Aus der Erinnerung: Ja, schon ein wenig. Etwa im Bass, der über den schwarzen Player noch etwas druckvoller wirkte und rhythmisch noch präziser auf den Punkt kam. Dominant bleiben aber die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Spielern, die sich schließlich exakt die gleiche Laufwerkskonstruktion teilen. Schwarz, wie Weiß sind gleichermaßen angenehme, seidig-entspannte Charaktere, die Autorität entfalten, ohne damit gleich zu nerven.
Während wir zum zweiten Mal durch das hypnotisch groovende Amulet gesaugt werden und unser Fußwippen ganz langsam zum rhythmischen Stampfen mutiert, beginnen wir, dieses coole Playerkunstwerk richtig gut zu finden. Das ändert sich auch stromabwärts nicht mehr, als wir dann doch wieder andere Musik aus dem Regal ziehen.
Cat Powers Wanderer etwa, weil uns ihr spektakulärer Dylan-Liveabend Sings Dylan (The 1966 Royal Albert Hall Concert) nicht rechtzeitig zum Hörtest erreichte. Kein halbherziger Trost: Brillant aufgenommen ist die 2018er-LP, mit überwiegend eigenen Kompositionen, ein klarer, dynamischer, aufregender Genuss, auch und gerade mit dem Pro-Ject Debut Pro.
Wie sich der Pro-Ject Debut Pro im Vergleich mit allen anderen von uns getesteten Plattenspielern schlägt, verrät dir unsere Bestenliste:
Pro-Ject Debut Pro White Edition: Technik & Praxis
Mit mehreren Werken in benachbarten EU-Ländern und gewaltigem Umsatz ist der österreichische Hersteller Pro-Ject groß genug, um nahezu alles selbst zu machen. Und dabei auch Projekte umzusetzen, die bei jedem anderen Hersteller mangels Wirtschaftlichkeit gestrichen würden. So gibt es zwar viele weiße Plattenspieler aus dem Markt, aber keinen, bei dem die Farbe so weit ins Detail geht.
Am Tonarm zum Beispiel sind sämtliche sichtbaren Metallteile lackiert: Der aus dem Vollen gefräste Lagerblock, der Montage-Flansch mit Höhenverstellung, das Armrohr aus Aluminium, sogar der kleine Haltebügel am Headshell. Auch die wenigen Kunststoffelemente – etwa Tonarm-Ablagegabel und Liftbogen – hat Pro-Ject farblich angepasst.
Der massive Lagerblock erlaubt eine präzise und langzeitstabile Justage der darin sitzenden Kugellager. Und so sieht der weiße Arm nicht nur extravagant aus, sondern fühlt sich auch so an, wenn du ihn über die Platte schwenkst: wackel- und widerstandsfrei. Wer viel mit Tonarmen arbeitet, spürt eventuell auch, dass der Arm etwas leichter in der Hand liegt als das Parallelmodell auf dem schwarzen Pro.
Der Eindruck trügt nicht: Das dünnwandige, einlagige Alurohr sorgt hier für eine eher niedrige effektive Masse bei zugleich guter Festigkeit. Dazu passend hat Pro-Ject bei Ortofon das schneeweiße 2M White bestellt. Ein MM-System mit elliptischer Nadel, das sich im Datenblatt nicht von einem 2M Red unterscheidet.
Upgrademöglichkeiten
Ist das System einfach ein weißes 2M Red? An der Nadel selbst ist kein Unterschied zu erkennen, aber das sagt nicht viel. Klanglich kommt uns der White-Nadeleinschub eine Spur weicher und dezenter vor. Preislich liegt er genau zwischen der Red-Nadel und dem nackten elliptischen Diamanten des Ortofon 2M Blue. Letzteren kannst du mit klanglichem Zugewinn als Upgrade verwenden, erstere als sparsamen Ersatz – falls dich die andere Farbe nicht stört.
Apropos Farbe: Auf dem ansonsten so konsequent gestylten Spieler liegt serienmäßig eine schwarze Filzmatte. Das leuchtet nicht ganz ein, auch wenn der Filz nicht sichtbar ist, wenn eine Platte läuft. Zum Glück gibt es weiße Filzmatten sehr preiswert (etwa von Dynavox) und auf Wunsch auch hochwertig aus feiner Wolle (von Rega) zum Nachkaufen.
Unter der Matte dreht sich ein Plattenteller aus massivem Aluminium. Ein aufwendiges Werkstück, gegossen, präzise abgedreht, ausgewuchtet und seidig lackiert, mit einem dämpfenden Polymerring, der den glockenartigen Eigenklang der Aluscheibe wirksam dämpft.
Unter dem Teller versteckt und vor Staub geschützt sitzt der Motor, der den kleinen Kunststoff-Subteller per Flachriemen antreibt. Mit welchem Tempo er das tut, entscheidest du, indem du den niedlichen, kleinen Knebelschalter vorn auf der Zarge entweder nach links (33) oder nach rechts (45) kippst. Wie alle Pro-Jects verwendet der Debut Pro einen hauseigenen Synchronmotor, der es hier zu beachtlicher Laufruhe bringt. Neben- und Störgeräusche suchst du hier also vergeblich.
Schnell startbereit
Da der Tonabnehmer bereits vorjustiert ist, bringen auch Ungeübte den Debut Pro innerhalb weniger Minuten zum Laufen. Zum Schutz gegen Beschädigungen sind Gegengewicht und Plattenteller auf dem Transport separat verstaut. Da das Gewicht keine Grammskala aufweist, legt Pro-Ject dem Spieler eine einfache Plastik-Balkenwaage bei, mit der du die Auflagekraft einstellen kannst.
Besser funktioniert’s aber mit einer genauen Digitalwaage, die du für eine Handvoll Euro online bestellen kannst. Vielleicht orderst du bei der Gelegenheit gleich noch eine kleine Wasserwaage oder Dosenlibelle mit, um den Spieler exakt horizontal auszurichten. Das geht dank der drei höhenverstellbaren Dämpfer-Füße spielend leicht.
Die Füße bestehen aus zwei – natürlich weiß lackierten – Aluschalen, die zwischen sich einen Puck aus hochdämpfendem Elastomer einschließen. Zum Möbel hin stehen die Füße auf oberflächenschonenden Filzsohlen. Den oberen Abschluss des Spielers bildet eine schöne, klare Acrylhaube, die du an ihren Scharnieren bequem aufklappen kannst.
Die Verarbeitung des in der Tschechischen Republik gefertigten Spielers ist mustergültig. Das gilt auch für das mitgelieferte Anschlusskabel, das mit einer Besonderheit aufwartet: Es ist quasi-symmetrisch aufgebaut, besitzt also identische Innenleiter für Signalplus und -minus mit einem gemeinsamen Geflechtschirm. Dieser ist nur einseitig mit dem Minuspol des Cinchsteckers verbunden, was dem Kabel eine Vorzugsrichtung verleiht. Die (markierte) Seite mit angeschlossenem Schirm soll dabei normalerweise am Phono-Vorverstärker hängen.
Unser Fazit zum Pro-Ject Debut Pro White Edition
Wer einen Plattenspieler sucht, der einerseits audiophilen Ansprüchen gerecht wird, andererseits aber auch als Technik-Skulptur durchgeht, trifft mit dem Debut Pro White Edition ins Schwarze – oder besser gesagt ins Weiße. Der Preis ist dabei keineswegs extravagant, sondern angesichts der gebotenen Qualität absolut fair.
Den Pro-Ject Debut Pro gibt es in Schwarz und Weiß:
Du suchst eher nach einem Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker? Dann wirst du in unserer Bestenliste fündig: