Cabasse Abyss im Test: Streaming-Amp im Rausch der Tiefen

- Leistung
- 2x 120 W / 8 Ω
- Eingänge
- 2x Cinch, 1x Optisch, USB-A, 1x HDMI eARC
- Chromecast Built-In
- –
- Quellen kabellos
- Airplay 2, Bluetooth
- Integrierte Streamingdienste
- Tidal, Qobuz, Spotify Connect, Napster, Deezer
- Abmessungen (BxHxT)
- 245 x 97 x 235 mm
- Preis
- 1.690 Euro
Schön gemachter Streamingverstärker mit reichlich Leistung und souveränem Klang. Die App mit umfangreicher Klang-Anpassung an deinen Raum rundet das Angebot ab.
- Entspannter, kraftvoller Klang
- Gut an Hörraum und Lautsprecher anpassbar
- Feine Verarbeitung
- Hübsches, aber recht kleines Display
Multiroom-Streaming und High-End-Klanganspruch müssen sich nicht widersprechen. Besonders anschaulich demonstriert das der bretonische Hersteller Cabasse mit den phantastisch klingenden Koax-Kugellautsprechern der Pearl-Baureihe, oder mit dem kompakten Dreiwege-Aktivmonitor Rialto.
Für klassische Passivlautsprecher hält man den Streaming-Amp Cabasse Abyss bereit. Der enthält die gleiche Streamingtechnik und -steuerung wie die anderen Systeme der Marke, ist also voll mit diesen kompatibel. Aber auch ohne edle französische Multiroom-Ambitionen ist der schicke Verstärker für sich genommen ein interessantes Paket. Wir haben ihn deshalb auf Herz und Nieren getestet.

Cabasse baut Lautsprecher seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Zumindest die Modelle der vergangenen zehn bis 20 Jahre kennen wir gut und schätzen sie für ihren dynamischen, manchmal fast ungestümen Klang. Da darf natürlich auch der hauseigene Streaming-Amp nicht als Bremse wirken. Und tatsächlich wird der Abyss diesen hohen Erwartungen gerecht: Im Hörraum hat er uns richtig Spaß gemacht.
Cabasse Abyss im Hörtest: Ein Fels in der Brandung
Den Cabasse Abyss kannst du per Menü auf verschiedene Cabasse-Lautsprechermodelle einstellen. Dabei wird der Amp im Tiefton behutsam an deren Stärken und Schwächen angepasst, und auch der Aufstellort berücksichtigt. Mit der Option „Others“ in der Auswahlliste wird er dagegen zu einem ganz normalen, neutralen HiFi-Verstärker. So spielte er dann auch unseren Tannoy-Monitoren. Und zwar überhaupt nicht wie eine kompromissbehaftete Lifestyle-Komponente, sondern großformatig, verfärbungsfrei und enorm dynamisch. Wie ein guter Vollverstärker eben.

Goners, ein brillantes Album der US-Songwriterin Laura Gibson, braucht so einen kompetenten Verstärker: Gibsons Stimme ist hier lupenrein aufgenommen und steht wunderbar plastisch vor den Arrangements. Band und – teilweise – Orchester entwickeln dabei eine in Pop-Produktionen selten anzutreffende Dynamik. Der Cabasse lässt die Sängerin nah an unsere Hörplätze heranrücken, gibt ihr aber genügend Grundtonvolumen, um dabei nie vordergründig oder nervig zu wirken. Daran ändern auch die kräftig pulsierenden Drums nichts, die an den lauteren Stellen reichlich Leistung aus dem Verstärker saugen: Die Stimme bleibt auch dann duftig-weich und fein artikuliert.
Unter den kompakten Streaming-Amps einer der klangstärksten
Zeit für ein paar Vergleiche mit bereits bekannten Streaming-Verstärkern – diesmal von Volumio und Denon. Der Volumio Integro bekommt eine breite Abbildung und druckvolle Bässe schon erstaunlich gut hin. Im Vergleich zum Cabasse füllt er aber den Bereich zwischen den Lautsprechern nicht so glaubwürdig und prall mit Klang aus. Mit dem Abyss haben die Stücke einfach noch mehr Überzeugungskraft, wirken entspannter dargeboten und sind zugleich spannender anzuhören.

Das klingt nach mehr Power – und zwar deutlicher, als wir anhand der Leistungsangaben erwartet hätten. Mit dem Denon DRA-800H wird der Vergleich schon schwieriger. Der Denon ist ein Fullsize-Streamingreceiver mit Heimkino-DNA, der neben dem Cabasse zwar sehr rustikal aussieht und ein Vielfaches an Platz verbraucht, aber fürs Geld exzellent spielt.
Im DRA-800H stecken klassische A/B-Endstufen, von einem markigen Netzteil versorgt, das eigentlich für ausgewachsene Surround-Receiver ausgelegt ist. Denons Endstufen sind über Generationen im Kinotonkrawall gestählt, nur hier eben nicht fünf- oder siebenfach, sondern als Stereopaar. Man hört der japanischen Elektronik förmlich an, dass sie das bisschen Musik ganz lässig nebenbei in den Raum pumpt.

Der Cabasse Abyss wirkt daneben fast ein bisschen zu ordentlich, lässt hier und da ein paar Details verschwinden, die beim Denon für ein noch größeres Live-Feeling sorgen. Andererseits gefällt uns der Bass des Cabasse besser: Passend zum Namen – Abyss bedeutet Abgrund – holt der Cabasse aus den tiefsten Frequenzen mehr Melodie, mehr Struktur und Antriebskraft heraus. Die Musik – sofern die Aufnahme es hergibt – braust auf einer mächtigen, mitreißenden Tieftonbrandung in den Hörraum. Da auch Mitten und Höhen stets wunderbar sauber und frisch bleiben, hören wir den Cabasse unterm Strich mindestens genauso gern wie den Denon.
Wenn du wissen möchtest, wie der Cabasse Abyss im Vergleich mit den anderen von uns getesteten Streaming-Verstärkern abschneidet, wirf doch einen Blick in unsere Bestenliste:
Cabasse Abyss: TechnischerAufbau und Praxis
Das Cabasse-Streaming-Ökosystem umfasst die aktiven Koax-Kugelboxen aus der Pearl Collection, die zwischen 2.000 und 15.000 Euro rangieren, sowie den eher klassisch geformten, mit Koax bestückten Dreiwege-Monitor Rialto (um 3.000 Euro). Der Abyss teilt sich mit all diesen Modellen eine Bedien-App, kann synchron spielende Multiroom-Gruppen bilden und teilt seine physischen Eingänge übers Netzwerk mit allen erreichbaren Familienmitgliedern.

Hängt an einem der zwei Analogeingänge des Abyss etwa ein Plattenspieler mit (integriertem oder separatem) Phono-Preamp, kann auch die Pearl Akoya im Wintergarten darauf zugreifen. Lokal eingesteckte USB-Speicher oder HDDs teilt der Cabasse ebenfalls. Er bietet diese Inhalte als DLNA-Server an, auf den du dann auch mit markenfremden Playern zugreifen kannst. Da die Darstellung aber ausschließlich nach Ordnerstruktur erfolgt, wirst du größere Sammlungen typischerweise eher von einem NAS mit komfortablerem Server streamen.
Mit Deezer, Napster, Qobuz, Tidal und Spotify bietet der Cabasse eine gute Auswahl an Musik-Streamingdiensten. Das opulente Radio- und Podcast-Angebot bezieht das System vom Anbieter vTuner. Neben den beiden Analogeingängen gibt es auch einen optischen Digitalinput am Abyss. Deinen TV schließt du allerdings bevorzugt an die eARC-fähige HDMI-Schnittstelle des Verstärkers an.

Das verschafft der TV-Fernbedienung Kontrolle über die Abyss-Lautstärke, erlaubt automatisches Ein- und Umschalten und eine präzise lippensynchrone Tonwiedergabe. Direkt vom Smartphone geht’s auch per Bluetooth und Airplay 2 zum Verstärker. Beide Optionen sind eher der Vollständigkeit halber vorhanden, denn fast immer gibt es stabilere und klanglich bessere Wege, die Musik zu deiner Anlage zu bringen.
Feines Finish, reichlich Power
Das Gehäuse des Abyss besteht aus zwei Aluprofil-Seitenteilen. Boden, Deckel und Rückwand sind aus Alublech und die Front aus dunklem Kunststoff. Letzteres hat den angenehmen Nebeneffekt, dass WLAN- und Bluetooth-Antennen hindurchfunken können und daher äußerlich unsichtbar bleiben. Das Gerät fühlt sich vertrauenerweckend solide an und sieht mit seinem matten Lack sehr edel aus.

In der Frontplatte ist ein kreisrunder Touchscreen eingelassen, der zwar nicht sehr groß ist, aber immerhin deine Albumcover scharf anzeigt. Wie ein Rahmen um das runde Bullauge herum sitzt ein dünner goldfarbener Ring, der präzise drehbar gelagert ist und als Volumen-Regler dient. Weitere Funktionen bieten sich auf dem Touchscreen an, sobald du dich ihm näherst. Das Bedienfeld hätte man auch billiger machen können, und durchaus auch praktischer. Aber so hat der Abyss eine eigene, edle Ästhetik – fast schade, dass man meist zu weit weg sitzt, um es gebührend zu würdigen.
Die Elektronik verteilt sich im Inneren über die beiden Seitenwände, die als Kühlkörper fungieren. Rechts sitzt das Cabasse-proprietäre Streamingboard, die gesamte linke Seite wird durch eine Netzteil-Endstufen-Kombination aus dem Programm des Class-D-Pioniers ICEPower beansprucht.

Deren Leistung, die an 4 Ohm über 200 Watt pro Kanal betragen kann, verlässt den Amp über einen Satz Schraubklemmen am Heck. Class-D-typisch wird die Endstufe – und damit die betreffende Seitenwand – auch bei Dauer-Partypegeln nicht mal lauwarm. Wenn du stattdessen Lust auf heiße Ohren hast, kannst du natürlich auch deinen HiFi-Kopfhörer am Cabasse einstecken.
Praktische Raum- und Boxenanpassung
Der Cabasse Abyss verträgt sich dank seiner hohen Leistungsreserven mit praktisch jedem Lautsprecher – und ist flexibel an raumakustische Gegebenheiten anpassbar. Die DSP-gestützte Entzerrung DEAP regelt dabei den Tiefton abhängig von Boxenstandort und Hörposition. Für Cabasse-eigene Modelle sind sogar ganz individuelle Einstellungen hinterlegt, die dann die jeweilige Boxengröße und Bassperformance mit einbeziehen.

Du kannst dem Amp also zum Beispiel mitteilen, dass du ein Pärchen Cabasse Antigua MC170 verwendest und diese mit einem Subwoofer unterstützt. Und dass die Lautsprecher wandnah auf dem Sideboard stehen, du dein Sofa dafür etwas von der Rückwand weggezogen hast. Die Schlüsse, die das System aus diesen Angaben zieht, sind zwar nicht verbindlich oder unfehlbar. Mit etwas Herumprobieren kommst du aber schnell zu sehr guten Ergebnissen.
Für Fremdboxen – wie etwa unsere Tannoy Eaton – bleibt offiziell nur die Option „Others“. Sitz- und Lautsprecherposition werden auch dann abgefragt und zunehmende Wandnähe durch subtile Bassabsenkung kompensiert. Verunsichernd, aber potenziell wertvoll ist der „Dynamic Fidelity Enhancer“ des Abyss. Das ist eine regelbare Loudness, die im Idealfall genau die abnehmende Tief- und Hochtonempfindlichkeit unserer Ohren bei kleinen Pegeln ausgleicht. Bei hohen Pegeln wird ihre Wirkung automatisch zurückgefahren, bis das Signal ab einem bestimmten Punkt wieder komplett linear ist.
Der Gag an DFE ist, dass du diesen Punkt verstellen kannst. So kannst du die Kompensation genau an deine Lautsprecher und deinen Raum anpassen. Was den Hörgenuss enorm vergrößert, aber leider mangels vernünftiger Beschreibung nur selten korrekt genutzt werden dürfte. Womit wir beim einzigen ernsten Mangel des Abyss wären: Das Benutzerhandbuch ist eindeutig zu knapp ausgefallen.
Unser Testfazit zum Cabasse Abyss
Wenn man schon so lange wie Cabasse Lautsprecher baut und daran forscht, will man seine Kunden auch nicht mit einem untauglichen Streamingamp leichtfertig verprellen. Äußerlich ein todschickes Lifestyle-Gerät, offenbart der Abyss bei genauerer Betrachtung technischen Tiefgang und äußerst seriöse Klangqualität. So lässt sich der Amp auch von erwachsenen Lautsprechern nicht einschüchtern. Die Streamingplattform des Abyss lief im Test absolut stabil, die App ist schön gestaltet, zeigt aber ein paar Übersetzungsfehler, die sicher bald ausgebügelt werden.
Technische Daten | |
Leistung | 2x 120 W / 8 Ω |
Eingänge | 2x Cinch, 1x Optisch, USB-A, 1x HDMI eARC |
Audio-Ausgänge | 1 Paar Lautsprecher, 1x Mono Pre Out (Subwoofer), 1x Kopfhörer (3,5 mm) |
Chromecast Built-In | – |
Quellen kabellos | Airplay 2, Bluetooth |
Integrierte Streamingdienste | Tidal, Qobuz, Spotify Connect, Napster, Deezer |
MQA | – |
Roon ready | – |
Multiroom | Ja |
Raumeinmessung | – |
Netzwerk | LAN, WLAN |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz |
Abmessungen (BxHxT) | 245 x 97 x 235 mm |
Mitgeliefertes Zubehör | HDMI-Kabel |
Gewicht | 3,5 kg |
Preis | 1.690 Euro |
Alle von uns getesteten HiFi-Verstärker, egal ob mit oder ohne Streaming-Fähigkeiten findest du in unserer Bestenliste: