Rotel Michi X5 Series 2 im Test: Gutes besser gemacht

- Leistung
- 2x 350W (8 Ohm), 2x 600W (4 Ohm)
- Eingänge
- USB-Audio, 3x S/PDIF (optisch), 3x S/PDIF (Koax), 4x Stereo-Cinch, Phono (MM/MC), Symmetrisch (XLR)
- Audio-Ausgänge
- Pre-Out (Stereo-Cinch), 2x Sub-Out, 2x 4 LS-Klemmen
- Quellen kabellos
- Bluetooth (aptX, AAC)
- Abmessungen (BxHxT)
- 485 x 195 x 452mm
- Gewicht
- 43 kg
- Preis
- 8.999 Euro
Der Rotel Michi X5 Series 2 ist ein puristische Highend-Verstärker für den gut gefüllten Geldbeutel. Er bietet brutal viel Leistung und schafft damit an quasi jedem Lautsprecher einen großen Klang.
- Leistung im Überfluss
- Kompromisslose Kontrolle über die Lautsprecher
- Raumgreifender, dreidimensionaler Klang
- Analoge Eingänge eher warm abgestimmt
- Hoher Preis
In unserem Test überzeugte der Rotel Michi X5 als bärenstarker, enorm musikalischer High-End-Amp. Eigentlich gab es also gar keinen Grund, an dem erfolgreichen Konzept des Boliden etwas zu ändern. Doch dann sorgte ein Brand beim Chip-Hersteller AKM dafür, dass Rotel einen neuen D/A-Wandler in die Schaltung integrieren mussten. Das Ergebnis ist der Rotel Michi X5 Series 2. Wie sich dadurch der Klang verändert hat, zeigt unser Test.
Rotel Michi X5 Series 2: Chipkrise als Chance
Als wenn eine weltweite Pandemie nicht schon für genügend Störungen in der Lieferkette gesorgt hätte, brachte ein Feuer in einer japanischen Chip-Fabrik zusätzliche Probleme. Von der Weltöffentlichkeit weitestgehend unbemerkt, hatte die Brandkatastrophe für die Audio-Branche enorme Auswirkungen. Denn der Hersteller Asahi Kasei Microsystems (AKM) war und ist vor allem für seine DSPs und D/A-Wandler bekannt, die in vielen, teils sehr hochwertigen HiFi-Produkten genutzt wurden.

Und da AKM nach dem Feuer lange Zeit genau diese Halbleiter-Komponenten nicht liefern konnte, mussten sich viele Kunden nach Alternativen umsehen. Während manche Hersteller den Chip einfach stillschweigend in der laufenden Produktion ersetzten, kam das beim Rotel Michi X5 nicht infrage. Die Rotel-Entwickler merkten im hochwertigen Umfeld des Verstärkers schnell, dass der neue DAC von ESS einen deutlich anderen Klangcharakter mitbrachte. Also nahm man sich die Vorverstärker-Schaltung vor, fand bei der Gelegenheit zusätzliches Verbesserungspotenzial, und veränderte am Ende 95 Bauteile und andere Details.

So klingt der Rotel Michi X5 Series 2
Bereits nach den ersten Minuten des Hörtests wird klar, dass sich dieser Aufwand gelohnt und du dir keine Sorgen um die audiophilen Qualitäten des großen HiFi-Verstärkers machen musst. Der Michi X5 Series 2 klingt weiterhin so souverän, bärenstark und beeindruckend wie eh und je. Im letzten Tests hatten wir den Sound „majestätisch“ genannt, und das trifft es weiterhin. Die eher beschauliche St. Augustine’s Chapel der Tonbridge School wächst zu einer gewaltigen Kathedrale heran, wenn Dame Gillian Weir über den Rotel für das Concerto for Organ, Strings and Timpani in G Minor in die Tasten greift. Aurora multipliziert sich im Chorus von Everything Matters zu einem vielstimmigen Chor mit sich selbst. Die mächtigen Trommeln von Dacoit Duel auf A.R. Rahmans Between Heaven And Earth hallen von Wänden wieder, die weit außerhalb der weltlichen Grenzen deines Hörraums liegen.

Für die große Leinwand
Im ursprünglichen Test des Rotel Michi X5 war eines unserer Hörbeispiele Leonard Cohens You Want It Darker. Und auch die Series 2 zieht hier wieder wie damals den akustischen Zoom auf, projiziert die Stimme des sterbenden Sängers überlebensgroß, aber dadurch umso plastischer vor uns an die Wand. Das ist insofern eine wichtige Referenz und Bestätigung, als dass sich unser Hörraum seit damals stark verändert hat, und uns auch nicht mehr die gleichen Lautsprecher zur Verfügung stehen. Statt der B&W 803 D4 von damals müssen also einmal mehr unsere Audio Physic Midex ran.
Viel Druck im Basskeller
Und die entwickeln am Rotel Michi X5 Series 2 selten gehörte Qualitäten. Eigentlich eher neutral bis schlank abgestimmt, drückt der Rotel plötzlich beachtlich viel Tief- und Tiefstgang aus den Briloner Boxen heraus. Bei Arresto Momentum von Enrico Sangiulianos Glitch In Time EP wirkt es fast, als wären den Lautsprechern zusätzliche Subwoofer gewachsen. Das liegt natürlich zum Teil an den sehr nachdrücklichen 600 Watt, die auch der neue Michi X5 bei 4 Ohm Impedanz in jeden der zwei Lautsprecher schieben kann. Allerdings brauchen diese Standlautsprecher erfahrungsgemäß nicht sehr viel Leistung, allein daran kann es also nicht liegen. Vielmehr zeigt sich in der erlebten Bassgewalt einmal mehr die Bereitschaft des Rotel Michi X5 Series 2, im Tiefton etwas mehr Gas zu geben, als es die Aufnahme streng genommen verlangt. Auch das ist eine Eigenschaft des Vorgängers, die in der Series 2 bestehen bleibt.

Akustische Lupe
Auf der Suche nach den klanglichen Unterschieden der beiden Michi-Versionen surfen wir durch unsere Playliste mit den vertrauten Teststücken. Und so langsam ergibt sich ein Bild. Roger Waters Perfect Sense Pt. 1 baut eine dreidimensionale Szenerie im Testraum auf, die vielen schwebenden Sounds in Liberty von Anette Askvik schwirren glasklar und fast schon überdeutlich um uns herum. Zock Astpais Drumkit haben die Petrol Girls für Rootless gefühlt ins Nachbargebäude gestellt, so tief wirkt der virtuelle Aufnahmeraum des Tracks.
Der 8-Kanal Sabre-DAC im Rotel Michi X5 Series 2 schaut im Mittel- und Hochtonbereich einfach noch einmal tiefer in deine Musik hinein als die alte AKM-Version. Das verschafft den einzelnen Sounds und Instrumenten mehr Raum und präzisere Konturen. Ein zum Vergleich an den Analog-Eingang des X5 angeschlossener Chord Hugo 2 klingt dagegen kleiner, kompakter und weicher.
Wohlige Wärme
Doch Halt, liegt das wirklich an dem Hugo? Denn den hochwertigen D/A-Wandler aus Kent kennen wir eigentlich ganz anders. Also wuchten wir „mal eben“ den Cambridge Audio Edge A in den Hörraum. Und siehe da, über diesen ebenfalls sehr kompetenten Amp entwickelt der Chord-Wandler eben jene entspannte Offenheit und Musikalität, für den wir ihn schätzen.

Es zeigt sich also, dass Rotel auch beim X5 Series 2 die analogen Eingänge eher weich und rund abgestimmt hat. Diese Eigenart hatten wir schon beim ersten Michi-Test konstatiert. Das ist wohlgemerkt Kritik auf allerhöchstem Niveau, denn absolut betrachtet klingen auch analog angeschlossene Quellen über den Rotel-Verstärker wirklich sehr gut. Nur eben nicht ganz so gut wie die digitale Eingangs-Sektion.
Doch auch an dieser finden gespitzte Testerohren eine Kleinigkeit auszusetzen. So beeindruckend die enorme Detailauflösung des D/A-Wandlers auch ist, diese deutliche Präsenzbetonung tut kritischen Aufnahmen nicht immer gut. So tritt der DIY-Charakter von Nick Caves Album Idiot Prayer an manchen Stellen etwas zu sehr in den Vordergrund, und Hey Now beweist, dass London Grammar für ihr Debüt auch kein gewaltiges Recording Budget zur Verfügung hatten.

Doch das sind Kleinigkeiten, in der Summe zeigte der Rotel X5 Series 2 eine rundum beeindruckende Performance im HIFI.DE Hörraum. Vor allem die Leichtigkeit, mit der dieser Power-Amp an den richtigen Lautsprechern die realen Grenzen des Hörraums sprengt und riesige musikalische Welten um dich herum schafft, ist elektrisierend.
Ansonsten wenig Neues: Die Ausstattung des Rotel Michi X5 Series 2
Was genau sich im Inneren des Michi X5 verändert hat, darüber schweigt Rotel sich aus. Nach unserem Test bleiben wir bei unserer Vermutung, dass die beworbenen 95 Veränderungen vor allem digitalen Bereich des Vorverstärkers passiert sind. Denn nicht nur klingt der Rotel Michi X5 Series 2 im Großen und Ganzen so, wie wir es erinnern, sämtliche technische Daten scheinen auch komplett identisch. Angefangen bei den Leistungsdaten (2x 350 Watt an 8 Ohm, 2x 600 Watt an 4 Ohm), über die Ausstattung mit digitalen (USB, 3x SPDIF, 3x Koax) und analogen (4x Stereo-Cinch, 1x Stereo-XLR) bis hin zur identischen Gewichtsangabe (mehr als 43 Kilogramm!). Geblieben ist auch der gut klingende Phono-Eingang, den du nach Bedarf auf MM oder MC umschalten kannst. Weitere Einstellungen, die gerade im MC-Betrieb durchaus hilfreich wären, fehlen immer noch.

Gutes Display, kein Streamer
Auch optisch bleibt alles beim Alten, und für das sehr helle Display in der Front kannst du wie gehabt verschiedene Designs aussuchen. Verschiedene VU-Meter mit digitalen Zeigern sind möglich, ebenso eine Spektralanzeige – und die cleane, informative und elegante Textanzeige, für die sich wohl 99 % der Michi-Besitzer:innen dauerhaft entscheiden werden. Sogar die Auflösung des am digitalen Eingang anliegenden Signals wird dir hier angezeigt. Und zwar so klar und groß, dass du diese Information bequem vom Sofa aus ablesen kannst.
Wie schön, und wie einfach wäre es gewesen, dieses tolle Display auch zum Anzeigen von Coverbildern oder anderen Informationen zu Musikstreams zu nutzen. Doch Rotel bleibt hier seiner puristischen Linie treu und gönnt dem Michi X5 Series immer noch keinen eigenen Netzwerk-Player. Dabei besitzt er sogar einen Netzwerk-Anschluss, über den du Software-Updates aus dem Internet herunterladen kannst. So close, Rotel, so close. Doch es ist wie es ist, der Rotel MICHI X5 Series 2 ist also kein Streaming-Verstärker, sondern auf extern angeschlossene Quellen angewiesen.

Soll es doch ein Verstärker sein, der auch streamen kann? Hier wirst du fündig:
Rotel Michi X5 Series 2: Guter Sound ist teuer
Eine recht relevante Veränderung haben wir bisher nicht erwähnt: den Preis. Zur Markteinführung 2021 lag dieser bei knapp 7.000 Euro, zwischenzeitlich wurde das auf 7.600 und dann knapp 8.000 Euro korrigiert. Aktuell liegt die UVP für den Rotel Michi X5 Series 2 bei sage und schreibe 8.999 Euro.

Ja, gerade im Elektronikbereich ist alles in den letzten drei Jahren viel teurer geworden, doch diese Entwicklung ist schon heftig. Wobei man relativierend dazu sagen muss, dass der Rotel Michi X5 Series 2 klanglich auch in diesem Preissegment keinerlei Vergleiche scheuen muss.
Testfazit zum Rotel Michi X5 Series 2: Klang-Purist
Das Update zur „Series 2“ hat aus dem Rotel Michi X5 keinen komplett neuen Verstärker gemacht. Die fassungslos machenden Leistungsreserven, die unbedingte Kontrolle und die ganz große musikalische Geste prägen nach wie vor den Klang. Doch aus den richtigen Quellen holt er noch eine Spur mehr Details, Dynamik und Drama aus deiner Musik heraus als der Michi X5 der ersten Serie.
Das hat seinen Preis, doch wenn dein Konto es hergibt, wirst du in dieser Liga nur schwer einen eindrucksvolleren Vollverstärker finden.
Hier findest du den Rotel Michi X5 Series 2 im Angebot:
Technische Daten | |
Leistung | 2x 350W (8 Ohm), 2x 600W (4 Ohm) |
Eingänge | USB-Audio, 3x S/PDIF (optisch), 3x S/PDIF (Koax), 4x Stereo-Cinch, Phono (MM/MC), Symmetrisch (XLR) |
Audio-Ausgänge | Pre-Out (Stereo-Cinch), 2x Sub-Out, 2x 4 LS-Klemmen |
Quellen kabellos | Bluetooth (aptX, AAC) |
MQA | Ja (USB-Audio) |
Roon tested | Ja (USB-Audio) |
Multiroom | Nein |
Raumeinmessung | Nein |
Netzwerk | LAN (nur Steuerung) |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz |
Abmessungen (BxHxT) | 485 x 195 x 452mm |
Gewicht | 43 kg |
Mitgeliefertes Zubehör | Fernbedienung |
Preis | 8.999 Euro |
Alle von uns getesteten HiFi-Verstärker – egal, ob mit oder ohne Streaming-Funktion – findest du hier, in unserer Bestenliste:
- Highend-Test Rotel MICHI X5: Der Power-Amp
- NAD M33 im Test – Präziser Klang und satte Ausstattung
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