New Horizon 121 im Test – Klang-Referenz unter 500 Euro

- Antrieb
- Riemen
- Tonabnehmer
- Audio-Technica AT-3600L
- Tonarm
- Tonarm: 8.6″ Aluminium
- Motor
- 24V Synchronmotor
- 33 ⅓ / 45 / 78 RPM
- ja / ja / nein (Riemen)
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- nein
- Preis (UVP/Straßenpreis)
- 400 Euro
Für musikbegeisterte Vinylhörer mit begrenztem Budget ist der New Horizon 121 eine Idealbesetzung: Günstig in Anschaffung und Betrieb, unkompliziert in der Handhabung und ungemein musikalisch und dynamisch bei der Wiedergabe. So macht Musikhören Spaß!
- Bester Klang in seiner Klasse
- Gute Verarbeitung, recht hochwertige Komponenten
- Günstiger aber guter Tonabnehmer vormontiert
- Spartanische Ausstattung
- Nur eingeschränktes Upgrade-Potential
New Horizon ist ein junger italienischer Hersteller, der ausschließlich Plattenspieler fertigt – und „Made in Italy“ wirklich ernst nimmt. Schlüsselkomponenten wie Plattenteller, Zarge, Tellerlager und die sehr präzise Riemenscheibe des Antriebs entstehen am Firmensitz in Umbrien oder in dessen direkter Nachbarschaft. Die Tonarme stammen ebenfalls aus der EU – New Horizon kauft sie bei Pro-Ject ein.
Den New Horizon 121 gibt es derzeit bei Ebay:
Hörtest New Horizon 121 – Klang-Referenz in seiner Klasse
Mit dem 121 hat New Horizon die etablierte HiFi-Hierarchie gehörig durcheinander gebracht. Für einen so günstigen Plattenspieler leistet er Erstaunliches und steckt das klangliche Terrain ab, das mit erschwinglichen Spielern erreichbar sein kann. Im Alltag begeistert er Album für Album mit seinem musikalischen, dynamischen Klang. Man will ihn gar nicht mehr ausmachen – und muss es auch nicht, weil der preiswerte Serien-Tonabnehmer unerreicht günstige Betriebskosten garantiert.

Sauber und ausgewogen mit günstigem Tonabnehmer
Höchstleistungen in bestimmten klanglichen Einzelbereichen sind nicht viel wert, wenn diese nicht in einen insgesamt ausgewogenen Klang eingebettet sind. Der Hochton kann noch so faszinierende Einblicke bieten – Spaß macht das erst, wenn diese Details nicht wie Fremdkörper auf der Musik schwimmen und zischelnd-metallisch von Melodie, Rhythmus und Dynamik ablenken.
Der New Horizon 121 verhält sich in dieser Hinsicht absolut vorbildlich: Chemtrails Over The Country Club etwa, das neue Album von Lana Del Ray, kann auf einem unausgewogenen klingenden Plattenspieler (der durchaus auch teuer sein kann) furchtbar nerven. Die Stimme der US-Sängerin wurde auf diesem Album bewusst sehr hauchig-ätherisch produziert. Im Idealfall schwebt sie über den großformatigen Arrangements wie eine duftende Wolke. Der New Horizon 121 kommt diesem Ideal schon ziemlich nahe: Es fehlt zwar die feine Differenzierung und Leichtigkeit, die manch teurer Vergleichsspieler in der Rille findet, aber das merkt man nur im direkten Vergleich. Für sich gehört, musiziert der 121 unerschütterlich entspannt und mit großer Selbstverständlichkeit. Und das selbst bei hoch ausgesteuerten, dicht arrangierten Stellen, die jeden Spieler auf eine schwere Probe stellen.
Du suchst nach einem anderen Modell? Hier findest du unsere Bestenliste mit von uns getesteten Plattenspielern:
Dynamik ist keine Geschmackssache
Eindrucksvoll für einen Spieler dieser Preisklasse ist die anspringende Lebendigkeit, mit der der New Horizon 121 Platten jeglicher Stilrichtungen wiedergibt. Im Vergleich zu den meisten direkten Mitbewerbern scheint er über eine größere Palette an dynamischen Feinabstufungen zu verfügen. Dadurch klingt deine Musik mit dem New Horizon bewegter, ausdrucksstärker und spannungsreicher. Solche Facetten kann ein Plattenspieler nicht dazuerfinden, er kann sie nur in der Rille finden. Oder eben verschlucken. „Mehr“ bedeutet hier also immer und eindeutig „besser“. Der einzige vergleichbare Konkurrent, der dem 121 klanglich nahe kommt, ist der Rega Planar 2 für etwas über 500 Euro. Mit gleichem Tonabnehmer agiert dieser im Mittelhochton weniger agil, kann vielleicht aber Bass und Grundton mit kräftigerem Strich zeichnen.

Technischer Aufbau des New Horizon 121
400 Euro sind ein recht knappes Budget für einen guten Plattenspieler. New Horizon hat sich deshalb einen konsequenten Minimalismus entschieden und alles eingespart, was nicht unmittelbar dem Klang dient: Der 121 hat keine Haube, keine Tellermatte, keine Automatik, keine Design-Spielereien und keinen schicken Hochglanzlack. Einen integrierten Phono-Preamp wirst du auch vergeblich suchen. Um den New Horizon an deinen Verstärker oder Aktiv-Lautsprecher anzuschließen, benötigst du also einen externen Phono-Vorverstärker. Die italienischen Entwickler haben sich hier auf eine sehr puristische Funktion konzentriert, diese aber sehr sorgfältig und eigenständig realisiert.
Verblüffend vornehmes Laufwerk
Für den Teller verwendet New Horizon beim 121 kristallklares, gegossenes Acryl in einer Stärke von 12 Millimetern. Dieser Teller wiegt ziemlich genau ein Kilo. Solche Acryl-Teller findet man auch bei anderen Herstellern. Allerdings nicht in dieser Preisklasse, und erst recht nicht in der Qualität, wie sie der italienische Hersteller hier präsentiert. Das Acryl ist blitzblank, ohne Einschlüsse oder Trübungen, und an Innen- wie Außenrand präzise bearbeitet.
Außen haben die Italiener dem Teller eine leicht versenkte Lauffläche für den Riemen eingeschliffen. Das garantiert rundum gleichmäßigen Grip und verhindert, dass du beim Abheben der Platte versehentlich den Riemen vom Teller abstreifen kannst. In der Mitte besitzt die Plexiglas-Platte eine sehr präzise Aufnahme für die Nabe des Tellerlagers. Man muss kein Werkzeugmacher oder Maschinenbauer sein, um die präzise, wackelfreie Verbindung dieser Teile zu spüren und sich daran zu erfreuen.
Luxus-Lager für den Teller
Mechanisches Highlight des Spielers ist aber das Tellerlager, das der New Horizon 121 von seinen größeren Geschwistern geerbt hat. Für den recht leichten Teller des 121 ist das Lager zwar eigentlich überdimensioniert, das ändert aber nichts an seinem wunderbar geschmeidigen Lauf. New Horizon leistet sich hier ein invertiertes Lager aus sehr schönen Alu-, Stahl- und Messing-Drehteilen. Optisch und mechanisch ist ein vergleichbares Lager in dieser Klasse definitiv weit und breit nicht zu finden! Das Wichtigste dabei: die aufwendige Konstruktion sieht nicht nur gut aus, sie funktioniert auch hervorragend gut.

Schlau entkoppelter Motor
Der New Horizon 121 läuft nicht nur ruhig, sondern auch sehr drehzahlstabil. Das kannst du zum Beispiel mit Klavieraufnahmen mühelos selbst nachhören. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet der Synchronmotor, den New Horizon aus einem externen Trafo mit 24 Volt Wechselspannung versorgt. Auch dieser Trafo ist für einen preiswerten Spieler ungewöhnlich groß, der Motor entsprechend kräftig und drehmomentstark.
Viel Drehmoment bedeutet aber oft auch mehr Vibrationen. Damit diese nicht das Musiksignal stören, hat sich New Horizon für den 121 eine simple, aber präzise abgestimmte und sauber umgesetzte mechanische Entkopplung ausgedacht. Einerseits ist der Riemen auffallend dünn und nur recht locker gespannt, um Schwingungen möglichst keine Brücke zum Teller zu bieten. Und andererseits ist der Motor zwischen vier straffen Spiralfedern schwingend aufgehängt.
Die New-Horizon-Entwickler haben diese Federn offenbar präzise auf die Haupt-Störkomponenten ihres Synchronmotors abgestimmt. Selbst die Zuleitungskabel sind sorgfältig in Schaumgummi gebettet. Den Erfolg kann man leicht mit Fingerspitze und Kopfhörer überprüfen. Denn die Zarge ist unterm Motor offen und man kann an seinem Gehäuse im Betrieb ziemlich kräftige Vibrationen spüren. Im Ausgangssignal – selbst mit Kopfhörer abgehört – findet sich aber keine Spur des typischen 100-Hertz-Summens.

Einfach (und) gut: Minimal-Tonarm von Pro-Ject
Nachdem sich New Horizon in Teller, Lager, Antrieb und auch die solide Zarge des 121 bereits großen Aufwand investiert, bleibt vom Budget für Arm und Tonabnehmer nicht mehr viel übrig. Also holt man sich den wohl günstigsten Zukauf-Tonarm, den man aus europäischer Fertigung kriegen kann. Dieser Arm – er stammt von Pro-Ject und wird in Tschechien gebaut – ist zwar sehr einfach und filigran, besitzt keine Auflagekraft-Skala, keine Höhenverstellung und auch kein Anti-Skating. Er funktioniert richtig eingesetzt aber hervorragend – womöglich sogar besser als so manch komplexerer, teurerer Arm. Seine zwei Saphir-Spitzenlager für die Vertikalbewegung und das einsame Kugellager für den horizontalen Schwenk sind jedenfalls sehr leichtgängig. So kann der Tonarm auch welligen Platten äußerst agil folgen.
Als Tonabnehmer baut New Horizon das preiswerte Moving Magnet-System Audio-Technica AT-3600L ein, dessen Nadelaufhängung für den leichten Arm eigentlich etwas zu hart ist. Die Kombination funktioniert aber trotzdem gut, auch wenn wir für den Hörtest eine andere, besser passende Nadel verwendet haben – dazu später noch mehr.
New Horizon 121 in der Praxis
Der New Horizon 121 wird ohne Haube geliefert. Für 89 Euro gibt es als Zubehör eine Acryl-Abdeckung, die Teller und Arm bei Nichtbenutzung schützen soll. Ehrlich gesagt, ist diese Lösung aber nicht besonders wirksam und für einen 400-Euro-Spieler viel zu teuer. Das gilt auch für die ebenfalls angebotene Alcantara-Matte für 99 Euro. Wenn du deine Platten nicht direkt auf den Acrylteller legen willst, holst du dir eine möglichst dünne Matte aus feinfaserigem Wollfilz, wie es sie für ca. 30 Euro von Rega gibt. Unser Testspieler klang damit noch etwas räumlicher und sauberer als ganz ohne Matte. Dicke Filzmatten und Slipmats erwiesen sich klanglich eher als nachteilig.
Mit seinen drei höhenverstellbaren Naturgummi-Füßen hast du den Spieler im Nu wackelfrei und horizontal aufgestellt. Trittschall und sonstige externe Erschütterungen lassen ihn weitgehend unbeeindruckt, aber wie alle Plattenspieler bevorzugt er einen möglichst ruhigen Aufstellort – idealerweise auf einem Wandboard.

Zwei wichtige Extras für optimalen Klang
Der Tonabnehmer ist vormontiert und ab Werk bereits perfekt justiert. Das Gegengewicht musst du aber noch am hinteren Ausleger des Tonarms befestigen und damit die Auflagekraft einstellen. Möchtest du deinen New Horizon 121 von Anfang an optimieren, haben wir zwei Tuning-Tipps für dich. Sie kosten zusammen nicht einmal 30 Euro, verbessern aber Klang und Handhabung des Plattenspielers deutlich.
Für ungefähr zehn Euro kaufst du dir eine billige elektronische Tonarmwaage – die gibt es zum Beispiel bei ebay. Nur mit einer Waage kannst du den Arm wirklich reproduzierbar einstellen. New Horizon macht in der Anleitung zwar eine Zentimeterangabe für die „richtige“ Position des Gegengewichts. Aber das ist natürlich ungenau und entspricht zudem einem viel zu hohen Gewicht: Die serienmäßige 3600L-Nadel soll angeblich mit 3,5 Gramm laufen. Sie spielt aber auch mit 2,5 Gramm nicht schlechter.
Außerdem empfehlen wir dir, wie bereits erwähnt, gleich auf eine etwas bessere Nadel zu wechseln. Beim vormontierten AT-Tonabnehmer kannst du ganz einfach den vorhandenen Nadel-Einschub durch einen anderen ersetzen. Wir haben im Test die ATN91 benutzt, die gerade einmal 20 Euro kostet. Die ATN91 braucht moderate 2 Gramm Auflagekraft und besitzt wie die eng verwandte Serien-Nadel einen sehr gutmütigen sphärischen Diamanten an der Spitze. Sie ist vielleicht nicht das letzte Wort in Sachen Hochtonauflösung, spielt aber stimmig, knackig und abtastsicher.

Weiteres Upgrade unnötig
Also: 20 Euro und zwei Handgriffe kostet dich der Nadeltausch und damit hast du den Spieler genau so, wie er uns seit Wochen begeistert. Das fehlende Anti-Skating wirst du übrigens mit dieser Nadel auch nicht vermissen. Das bedeutet nicht, dass es generell unnötig wäre. Der simple, sphärisch geschliffene Diamant der AT91-Nadel braucht es aber schlicht nicht. Das Gleiche gilt für die Höhenverstellung: Der kugelig verrundeten Nadel ist es egal, ob der Diamant in 90 oder 90,5 Grad zur Rille steht.
Exotische Edelnadeln solltest du mit dem New Horizon 121 also nicht einplanen – das würde nicht zum unkomplizierten, stimmigen Charakter des Spielers passen. Eine klassische elliptische Nadel ist unter Umständen einen Versuch wert. Wir haben das Audio-Technica VM520EB ausprobiert, das in den Höhen wie erwartet etwas feiner und heller spielte. Wirklich nötig ist die Investition aber nicht, zumal es ja gerade den Charme des New Horizon 121 ausmacht, dass man mit ihm nicht ständig das Gefühl verspürt, wieder irgendwas am Klang verbessern zu müssen.
Testfazit New Horizon 121
Als erster Plattenspieler für musikbegeisterte Vinylhörer ist der New Horizon 121 praktisch eine Idealbesetzung: Günstig in Anschaffung und Betrieb, unkompliziert in der Handhabung und ungemein musikalisch und dynamisch bei der Wiedergabe. Wenn dich die minimalistische Ausstattung nicht stört und du einen Plattenspieler willst, mit dem du ohne großes Rumprobieren lange Freude hast, führt kaum ein Weg an ihm vorbei.
Aktuelle Angebote
Technische Daten | |
Antrieb | Riemen |
Tonabnehmer | Audio-Technica AT-3600L |
Tonarm | Tonarm: 8.6″ Aluminium |
Teller | Methacrylat (12 mm) |
Motor | 24V Synchronmotor |
33 ⅓ / 45 / 78 RPM | ja / ja / nein (Riemen) |
Anti-Skating einstellbar | nein |
Höhenverstellbare Füße | ja |
Integrierter Phono-Vorverstärker | nein |
Abmessungen (BxHxT) | 450 x 102 x 365 mm |
Gewicht | 4,9 kg |
Preis (UVP/Straßenpreis) | 400 Euro |
Hier findest du noch weitere interessante Alternativen:
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