Startseite HiFi Elektronik Plattenspieler Elac Miracord 80 im Test: Wie klingt der neue Flaggschiff-Dreher?

Elac Miracord 80 im Test: Wie klingt der neue Flaggschiff-Dreher?

Der Elac Miracord 80 tritt das Erbe des Miracord 90 an, will einiges besser machen und dabei nicht mehr kosten. Wie das klingt, haben wir getestet.
HIFI.DE Test | ELAC Miracord 80
Antrieb
Riemen, manuell
Tonabnehmer ab Werk
Elac D96 (MM, optional)
Motor
DC, optoelektronisch geregelt
33 ⅓ / 45 / 78 RPM
ja / ja / – (elektronische Umschaltung)
Anti-Skating einstellbar
ja, Gewicht/Faden, dreistufig
Integrierter Phono-Vorverstärker
nein
Preis
2.199 Euro, mit System 2.499 Euro
In Kürze
Mit schwerem Teller und Zehnzoll-Arm erhebt der neue Top-Elac High-End-Ansprüche. Die gleichpreisige Konkurrenz kann er dennoch nicht ganz schlagen. Für Liebhaber eines feinen, räumlichen Klangs ist er aber durchaus eine Empfehlung wert.
Vorteile
  • Schwerer Teller mit stabilem Gleichlauf
  • Feiner Klang mit klarer, großzügiger Raumabbildung
  • wahlweise mit oder ohne Tonabnehmer erhältlich
Nachteile
  • Abdeckhaube kostet saftigen Aufpreis
  • unpräzise Headshell
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Elac hat eine lange Plattenspielertradition und zählte in den 60er und 70er Jahren zusammen mit Dual und PE zu den größten deutschen Anbietern. Dann konzentrierte man sich ein paar Jahrzehnte fast vollständig auf Lautsprecher. Das Phono-Comeback gelang vor fünf Jahren mit den modernen Miracord-Modellen, die nun in die zweite Generation gehen. Der Elac Miracord 80 ist das neue Flaggschiff.

Optisch unterscheidet sich der Spieler nur wenig vom Vorgänger Miracord 90. Wozu auch? Das rundliche Design zitiert Klassiker der Kieler Marke und kam sehr gut an. Was der Miracord 80 neben schickem Aussehen noch draufhat, auch im Vergleich zu anderen Spielern seiner Preisklasse, zeigt dir unser Hörtest.

Den Elac Miracord 80 gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen:

Elac Miracord 80 im Hörtest: HiFi im Breitbildformat

Ein Plattenspieler für über 2000 Euro sollte in allen Klangdisziplinen nahezu perfekt sein. Trotzdem setzt auch in dieser Klasse (und sogar weit darüber) jedes Modell individuelle Schwerpunkte, hat Stärken und auch leichte Schwächen. Diese Charakterzüge sind bei guten Playern sogar klarer zu erkennen und nachzuvollziehen, weil es kaum noch gröbere Fehler gibt, die sie maskieren.

Elac Miracord 80 schräg frontal
Der Elac Miracord 80 verspricht HiFi-Sound im schicken Retro-Kleid. In der Grundausstattung kommt er ohne Tonabnehmer.

Das gilt auch für den Miracord 80: Er legt sich klanglich fest, kann auf hohem Gesamtniveau bestimmte Dinge besonders gut. Am besten in Erinnerung bleibt seine sehr breite, sauber aufgeteilte Raumabbildung: Der Elac schafft eine weite Klangbühne mit viel Platz für Instrumente, Interpreten oder auch Mischpultspuren. Das schafft Übersicht und erleichtert es dir, dich auf bestimmte Elemente einer Aufnahme zu konzentrieren.

Ein wichtiges Indiz für die Qualität des Spielers ist dabei, dass die Abbildung nicht nur breit, sondern auch stabil ist. Der Fokus ändert sich also nicht willkürlich, wenn es laut wird. Instrumente wandern nur dann im Stereopanorama, wenn das in der Aufnahme bewusst so vorgesehen ist – etwa bei den klassischen Pingpong-Effekten auf Pink Floyds Dark Side Of The Moon.

Elac Miracord 80 Logo
Elac steht für den ursprünglichen Firmennamen: Electroacustic GmbH. Die Miracord-Serie ist eine Zurückbesinnung auf die Firmengeschichte.

Die weite, stabile Abbildung ist unabhängig vom montierten Tonabnehmer, solange dieser eine bestimmte Mindestqualität aufweist und korrekt justiert ist. Beeinflusst wird die Abbildung erfahrungsgemäß vom Gleichlauf. Auch schon nicht mehr als Tonhöhenschwankung wahrnehmbare Abweichungen können hier einen Unterschied machen. Eine wichtige Rolle spielen ferner die Resonanzeigenschaften des Tonarms, die Elac offenbar gut im Griff hat.

Vornehme Zurückhaltung im Bass

Ein weiter Charakterzug zeigte sich im Hörtest unabhängig vom aktuell verwendeten Abtaster: Der Miracord 80 scheint im Tiefton generell eine eher leichtfüßige, sanfte Gangart zu bevorzugen. Sowohl mit dem optionalen Elac-Tonabnehmer als auch mit guten Fremdsystemen aus unserem Fundus wirkt der Spieler tonal schlanker und rhythmisch weniger prägnant als unsere Vergleichsdreher (Rega Planar 3 mit Ania und Pro-Ject X8 SuperPack).

Elac Miracord 80 von oben
Der Miracord 80 hat ein besonderes Händchen für breite Klangbühnen, bleibt im Bass aber etwas zurückhaltend.

Der Vergleich mit dem Pro-Ject X8 ist interessant, weil dieser ganz ähnliche Massenverhältnisse wie der Elac aufweist. Hier wie da bekommen wir einen Fünf-Kilo-Teller, einen leichten Carbon-Arm sowie einen hierfür streng genommen etwas zu steifen Abtaster: Das Elac-System D96 würde sich ebenso wie das im Pro-Ject vormontierte MC-System von Ortofon idealerweise einen etwas schwereren Arm wünschen. Beide Abtaster sind messtechnisch unauffällig und im Bass linear. Dennoch entwickelt der Pro-Ject mit seinem Ortofon-MC untenrum merklich mehr Punch und Power.

Der schlanke Bass lässt sich nicht einfach durch Toanbnehmertausch in donnernde Urgewalten verwandeln. Er kann aber genau das richtige Klang-Puzzleteil sein, wenn Anlage oder Akustik bereits entsprechend kräftig klingen. Oder natürlich, wenn einfach ein dezent-vornehmer Tiefton gewünscht ist. Auf Sauberkeit und tonale Balance kannst du dagegen direkt mit dem Tonabnehmer Einfluss nehmen.

Etwas zu teuer für dich? In unserer Bestenliste findest du alle von uns getesteten Plattenspieler:

Das richtige System für den Miracord 80

Der Elac D96 klingt dynamisch und trocken-direkt, mit sehr ordentlicher, aber nicht perfekter Abtastung auf den schwierigen inneren Rillen. Wenn du Sauberkeit und Klangfarben optimieren willst, kannst du Systeme mit nackt-elliptischen oder sogar Line-Contact-Nadelschliffen versuchen. Für das Budget des D96 käme da das Audio-Technica VM95SH infrage (Shibata-Nadel, 219 Euro).

Elac Miracord 80 Tonarm mit Lift
Die Lager des Miracord 80 sind schön leichtgängig. Der Tonarmlift ist die einzige „Automatik“.

Oder das Ortofon 2M Blue (nackt-elliptisch, 249 Euro). Beide Systeme spielen im Elac-Arm sehr fein und unterstreichen den weiträumigen Charakter des Spielers. Noch besser passte für unsere Ohren das Goldring G1006 (nackt-elliptisch, 279 Euro), das sehr präzise und zugleich warm tönte und somit unseren Tipp bis 300 € darstellt.

Technischer Aufbau: Masselaufwerk mit schicken Details

Als Masselaufwerk verlässt sich der Miracord 80 auf das Trägheitsmoment seines schweren Tellers und die hohe Masse seiner MDF-Zarge. Über 14 Kilo wiegt der Spieler, allein 5,5 davon stecken im Aluteller. Dessen Lagerung übernimmt eine nur 7 mm starke Stahlachse, die nicht in einer simplen, geschlossenen Buchse läuft, sondern in einem komplizierten, mehrteiligen Gebilde aus dicken Blechprofilen, offenen Bronzebuchsen und einer Gleitplatte, auf der sich die Achse abstützt.

Grund für den Aufwand ist eine bierdeckelgroße Stroboskopscheibe mit feinem Linienmuster, die direkt an der Achse befestigt ist. Die Motorsteuerung liest dieses Muster optisch aus und errechnet daraus die genaue Tellerdrehzahl. So lässt sich der kleine Gleichstrommotor besonders genau regulieren, was im Verbund mit der hohen Tellermasse exzellenten Gleichlauf verspricht.

Lager und Antrieb sind nicht Elac-exklusiv, sondern finden sich sehr ähnlich auch in anderen Spielern, etwa dem Audio Technica LPW50BT, dem Sonoro Platinum SE oder dem Thorens TD 1500. Wie diese dürfte der Elac bei einem großen OEM-Produzenten in Taiwan oder China entstehen. Gegenüber dem Miracord 90 hat er damit an Exklusivität verloren.

Lager und Antrieb fallen beim Elac Miracord 80 deutlich preiswerter aus als beim Vorgänger Miracord 90.

Letzterer steckte noch voller proprietärer Konstruktionen, war „Made in Germany“ – und damit fraglos viel teurer in der Herstellung. Andererseits bekommt man im täglichen Umgang nicht viel von den Einsparungen mit und zahlt für den 80er fünf Jahre später den gleichen Listenpreis. Obwohl sich die Preise für sämtliche benötigten Materialien, aber auch Fracht- und diverse andere Kosten in der Zwischenzeit mitunter vervielfacht haben.

Überarbeiteter Zehnzoll-Tonarm

Der Tonarm auf dem Elac Miracord 80 sieht dem des 90ers sehr ähnlich. Die Lagereinheit, das leichte, steife Kohlefaser-Rohr und die höhenverstellbare Basis scheinen unverändert. Zwiespältig ist die Änderung am Headshell: Das neue ist nun abnehmbar. Es bietet mehr Komfort beim Systemeinbau, aber auch weniger Steifigkeit als die alte, feste Lösung.

Elac Miracord 80 Headshell
Der Elac Miracord 80 kommt von Werk aus ohne Tonabnehmer. Das lässt dir die freie Wahl beim System.

Leider ist das neue Shell auch nicht mehr gefräst, sondern basiert auf einem gebogenen Aluwinkel. Der hat zwar annähernd, aber eben nicht genau die geforderten 90 Grad. Damit fluchten System und Armrohr nicht mehr exakt: Ist letzteres parallel zur Plattenoberfläche, gilt das nicht automatisch auch für das System. Bei VTA-kritischen Systemen musst du die optimale Tonarmhöhe letztlich zwar sowieso nach Gehör finden. Dabei geht man aber üblicherweise von einer Parallelstellung aus – und die ist hier entsprechend schwieriger zu finden.

Umso leichter fällt dagegen die Gewichtseinstellung. Der alte Miracord 90 erntete noch Kritik für sein unskaliertes Gegengewicht. Das haben die Kieler nun gegen eines mit Skala getauscht. Du kannst am Miracord 80 also wie von anderen Spielern gewohnt erst den Arm ausbalancieren, dann die frei drehbare Skala auf Null setzen und anschließend Gewicht samt Skala auf den gewünschten Wert drehen.

Elac Miracord 80 Gegengewicht Skala
Das Gegengewicht hat eine präzise Skala. Mit ihr kannst du die Auflagekraft deines Systems genau bestimmen.

Das funktioniert, wenn du sorgfältig arbeitest, sehr genau: Unsere elektronische Präzisionswaage jedenfalls verlangte keine Korrektur. Was beim Ausbalancieren noch auffällt, ist die gute Qualität der Armlager: Das vertikale hat zwar einen Hauch zu viel Spiel, der Leichtlauf jedoch ist in beiden Achsen vorbildlich.

Elac Miracord 80: Verarbeitung und Praxis

Das Laufwerk hinterlässt mit seinem schweren Teller, dem gewachsten Echtholz-Oberdeck und den breiten, umlaufenden Aluleisten am Zargenrand einen sehr hochwertigen Eindruck. Sind Holztöne nicht erwünscht, bietet sich eine gleich teure schwarze Hochglanzausführung als Alternative an. Bei dieser fällt allerdings besonders schmerzlich auf, dass eine Abdeckhaube nicht zum Lieferumfang gehört. Willst du dir weniger Gedanken um Staub machen, gibt es sie als Zubehör für 200 Euro.

Elac Miracord 80 Holzgehäuse, Geschwindigkeitsregler
Das Gehäuse kannst du entweder mit Nussbaumholz vertäfelt oder in hochglänzendem Schwarz bestellen.

Durch die höhenverstellbaren Füße kannst du das Chassis des Miracord 80 spielend leicht aufstellen und horizontal ausrichten. Dabei solltest du dir besonders Mühe geben, mit einer präzise anzeigenden Wasserwaage (da gibt es große Unterschiede) mittig auf dem Teller. Schräge Aufstellung würde bei dem schweren Teller schnell zu unnötig hohen Seitenkräften führen, die wir dem Lager natürlich lieber ersparen. Beachte dabei, dass sich die elastischen Füße unter dem Gewicht anfangs etwas setzen können. Es lohnt sich daher, die Ausrichtung nach ein paar Tagen erneut zu prüfen.

With a little help from Erlangen

Elac baute bis in die 80er Jahre eigene Tonabnehmer und gilt mit einem 1957 angemeldeten Patent sogar als Erfinder des modernen Magnetsystems. Heute kaufen die Kieler – wie nahezu alle Firmen – ihre Tonabnehmer zu. Für den 80er fiel die Wahl auf das Erlanger Unternehmen Clearaudio: Der D96 ist ein MM-Abtaster mit einer gefassten („bonded“) elliptischen Diamantnadel an einem Aluträger. Für den Preis ist das eine relativ rustikale Nadelbestückung, die zudem nicht vom Besitzer wechselbar ist.

Elac Miracord 80 Rückseite mit Anschlüssen
An der Rückseite des Elac Miracord 80 findet dein Verstärker Platz. Statt auf Features wie Bluetooth oder integrierten Phono-Preamp setzt Elac auf die Möglichkeit, ein größeres, externes Netzteil anzuschließen.

Das macht die oben aufgeführten, getesteten und für gut befundenen Systemtipps besonders empfehlenswert, wenn du viel hörst oder zu denen zählst, die sich gerne immer wieder mal ein Upgrade gönnen. Denn in jedem Fall – bei Audio-Technica, Goldring und Ortofon – gibt es eine Auswahl passender Nadeln in verschiedenen Preis- und Qualitätsklassen, die du selbst tauschen kannst.

Testfazit: Elac Miracord 80

Plattenspieler jenseits 2000 Euro sind kein Massenmarkt mehr. Dennoch ist auch und gerade hier Vielfalt wichtig: Wer viel Geld ausgibt, will nicht irgendeinen guten Spieler, sondern genau den richtigen. Der große Elac passt immer dann, wenn du klaren, breit aufgefächerten Klang wünschst und dein Schwerpunkt weniger auf Rhythmik und Bassdynamik liegt. Die Version mit vormontiertem Tonabnehmer kann, muss aber nicht sinnvoll sein. Erfreulich, dass Elac das System nicht zwingend mitliefert, sondern den Spieler auch ohne anbietet.

HIFI.DE Testsiegel Plattenspieler ELAC Miracord 80 8.3

Den Elac Miracord gibt es zum Beispiel bei HiFi-Regler:

Technische Daten
Antrieb Riemen, manuell
Tonabnehmer ab Werk Elac D96 (MM, optional)
Tonarm 10", Kohlefaser, leicht-mittelschwer
Teller Alu, ca. 5500 g
Motor DC, optoelektronisch geregelt
33 ⅓ / 45 / 78 RPM ja / ja / – (elektronische Umschaltung)
Anti-Skating einstellbar ja, Gewicht/Faden, dreistufig
Höhenverstellbare Füße ja
Integrierter Phono-Vorverstärker nein
Preis 2.199 Euro, mit System 2.499 Euro

Alle von uns getesteten Plattenspieler findest du in unserer Bestenliste:

Was sagst du zum Elac Miracord 80? Worauf hörst du deine Schallplatten? Welchen Plattenspieler sollen wir als Nächstes testen? Schreib uns deine Meinung in die Kommentare!

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