Ikea Plattenspieler im Test: Was kann der IKEA Obegränsad?

- Antrieb
- Riemen, manuell
- Tonabnehmer ab Werk
- Audio-Technica 3600L
- Motor
- DC
- 33 ⅓ / 45 / 78 RPM
- ja / ja / – (elektronische Umschaltung)
- Anti-Skating einstellbar
- nein
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- ja, nicht abschaltbar
- Preis
- 149 Euro
Der IKEA-Plattenspieler ist auf jeden Fall ein Hingucker – und auch klanglich muss er sich nicht verstecken. Ein Preis-Leistungswunder ist den Schweden mit dem Obegränsad aber nicht gelungen. Wenn du auf auf Design nicht so viel Wert legst, findest du anderswo für vergleichbares Geld solidere Technik.
- Klingt für seine Preisklasse sehr lebendig und offen
- Hohe Laufruhe
- Außergewöhnliches Design
- Keine Abdeckhaube
- Hakeliges Tonarmlager mit negativem Einfluss auf den Klang
- USB-Netzteil muss separat gekauft werden
Schon vor der Vorstellung des Obegränsad Schallplattenspielers war IKEA in HiFi-Kreisen äußerst beliebt. Die billigen, aber erstaunlich stabilen Regale der Serien Expedit und Kallax etwa sind für große Plattensammlungen wie gemacht. Und selbst High-Ender kommen beim Besuch der Ikea-Markthalle nicht an den „Aptitlig“-Gerätebasen aus Bambus vorbei, die im schwedischen Möbelhaus als Küchen-Hackblöcke getarnt sind.

Auch Plattenspieler gab es früher schon bei Ikea – zuletzt in den 70er Jahren. In den 90ern machte immerhin der Couchtisch „Axamo“ HiFi-Karriere – als angeblich bester Arbeitsplatz für den schottischen Kult-Plattenspieler Linn LP12. Nun aber gibt es mit dem Obegränsad Schallplattenspieler auch wieder einen Vinyldreher bei Ikea – zumindest im Online-Shop. Und mit lediglich 149 Euro ist er zudem spottbillig. Kann da die Qualität stimmen?
Den IKEA Obegränsad Plattenspieler gibt es aktuell nur online, allerdings war die erste Auslieferung schnell vergriffen. Schlag‘ also schnell zu:
Der günstige Preis ist Teil der Philosophie der „Obegränsad“-Kollektion. Der Name bedeutet so viel wie „grenzenlos“ oder „uneingeschränkt“. Es gibt unter diesem Label Möbel und Accessoires, die Ikea zusammen mit dem prominenten DJ-Kollektiv Swedish House Mafia entworfen hat. Denn Zielgruppe der Serie sind laut Ikea „kreative Musikschaffende mit weniger Geld“.

Aber auch als HiFi-Einsteiger*in wirst du bei diesem Preis hellhörig werden. Solltest du den Spieler vielleicht diskret in den Wagen fallen lassen, wenn du das nächste Mal eigentlich wegen der Hotdogs bei Ikea vorbei schaust? Auf den ersten Blick sieht der Obegränsad Plattenspieler schon sehr cool aus. Wie er klingt, haben wir in einem ausführlichen Hörtest für dich herausgefunden.

Satt, spritzig, spaßbetont: Der Ikea Obegränsad Plattenspieler im Hörtest
Nach dem Auspacken haben wir dem Ikea-Spieler ein paar Stunden Gelegenheit gegeben, sich zu akklimatisieren und seine Mechanik ein bisschen aufzulockern. Dazu liefen beliebige Platten aus unserem (jawohl: IKEA-) Regal. Bei This Is All Yours, dem turbulenten 2014er-Album der Alternative-Band Alt-J, wurden wir schon hellhörig. Hier passiert unheimlich viel gleichzeitig: mehrstimmiger Gesang, elektronische Beats, alle möglichen Blas- und Streichinstrumente. Keine einfache Kost für einen preiswerten Plattenspieler, und mit dem Ikea Obegränsad mehr als nur genießbar. Er gibt die Beats schön fett wieder, die natürlichen Instrumente mit korrekten Klangfarben und die Stimmen mit klarer Artikulation.
Nicht nur Ikea hat gute und günstige Plattenspieler im Angebot. In unserer Testliste findest du Vinyldreher in allen Preisklassen:
Im Hochton wirkt der Ikea-Spieler lebendiger, als wir das von dem eingebauten AT-3600L gewohnt sind. Das macht die Alt-J-Stücke noch etwas mitreißender als über andere Spieler dieser Preisklasse, kann je nach Aufnahme aber auch schon zu viel Glitzer bedeuten. S-Laute würden wir uns zum Beispiel mitunter etwas weicher wünschen, zumal die schlichte Rundnadel diese in der zweiten Hälfte der LP-Seite sowieso nicht mehr sauber auflösen kann. Auch klingen Gitarren und andere Instrumente manchmal etwas metallisch.

Akzeptable Laufruhe, geringe Nebengeräusche
Positiv überrascht hat uns, dass der Ausgang des Ikea Obegränsad ziemlich frei bleibt von Laufwerksgeräuschen und anderen Störkomponenten. Wenn auf der Platte Ruhe gefragt ist, etwa in Pausen oder leisen Songs, dann bleibt es auch ziemlich ruhig. Klar, wenn du mit einer ausgewachsenen HiFi-Anlage tüchtig aufdrehst, wirst du ein leises Singen des Antriebsmotors und ein diffuses Rumpeln des Tellerlagers wahrnehmen können. Aber diese Nebengeräusche haben viele teurere Plattenspieler auch, und nicht selten sogar lauter. Die federleichte Vollplastik-Bauweise schadet dem Klang des IKEA Obegränsad also weniger als erwartet.

Gehörmäßig ebenfalls in Ordnung ist der Gleichlauf des Spielers. Ausklingende Pianoakkorde zeigen eine leichte Unruhe, aber keine offensichtlichen Tonhöhenschwankungen. Unschön sind die gelegentlichen Unsauberkeiten, die du mal im linken, mal im rechten Kanal hören kannst. Diese sind vermutlich dem etwas schwergängigen Tonarmlager anzulasten, das die Nadel mit zusätzlichen, schwankenden Seitenkräften belastet. Unterm Strich kann der Ikea-Spieler mit seinem lebendigen, schwungvollen Sound aber gut mit dem Standard in dieser Preisklasse mithalten.
Du kannst den Ikea Obegränsad übrigens ganz einfach an jede Anlage und an die meisten Smart Speaker und Bluetooth-Boxen anschließen, du benötigst dafür keine zusätzlichen Geräte. Allerdings musst du die Verbindung per Kabel vornehmen, einen eingebauten Bluetooth-Sender hat der IKEA-Spieler nicht.
Ikea Obegränsad: Technik und Praxis
Die Form des Obegränsad stammt aus der Feder von IKEA-Hausdesigner Friso Wiersma und ist an Einfachheit und Reduktion kaum zu übertreffen: Quadrat und Kreis, rechte Winkel und stolze zehn Zentimeter Bauhöhe bis zur Teller-Oberkante, alles komplett in mattem Anthrazit. Reduziert ist auch das Gewicht: Mit 1,6 Kilo ist dies der leichteste Plattenspieler, den wir je zum Test hatten. Teller, Gehäuse und Boden bestehen komplett aus dünnwandigem ABS-Kunststoff, vier Gummifüße sorgen trotz des Leichtbaus für sicheren Stand.

Aus der vorbildlich styroporfreien Verpackung kommt der Spieler komplett und spielfertig heraus. Du musst ihn wirklich nur gerade hinstellen und an deine Anlage oder Aktivlautsprecher anschließen. Das beiliegende Audiokabel eignet sich nur für die üblichen Aux-Eingänge mit Miniklinke. Zum HiFi-Verstärker musst du auf ein eigenes Cinchkabel zurückgreifen. Die Buchsen dafür sitzen am Spieler nicht hinten, sondern auf der rechten Gehäuseseite. Was nicht nur lustig aussieht, sondern auch sehr bequem ist.
Wenn du weitere Informationen darüber suchst, wie du Plattenspieler richtig anschließen kannst, schau doch mal in unseren Ratgeber.

Nicht dabei ist das Netzteil. Mit Strom versorgt wird der Spieler durch eine USB-C-Buchse samt beigepacktem Kabel, das du in eine beliebige USB-Spannungsquelle stecken kannst – solange diese mindestens 1 Ampere zu liefern bereit ist. Die meisten Handy-Ladestecker mit USB sollten also genügen. Im schlimmsten Fall musst du ein passendes Netzteil kaufen – Ikea empfiehlt zum Beispiel den Dreifach-USB-Lader „Koppla“ für 6,99€.
Einfachste Lagerqualität
Das einzige metallisch glänzende Teil am Ikea-Dreher ist die Tellerachse, die sich in ihrem Lager mit merklichem Spiel dreht. Das ist nicht schön, bleibt in der Praxis aber ohne negative Konsequenzen. Der auf dem Lager steckende Kunststoffteller rotiert mit deutlichem Höhenschlag, was dem Gleichlauf sicher nicht zuträglich ist. In Schwung gebracht wird er von einem kleinen Gleichstrommotor über einen Flachriemen. Er ist also ein Plattenspieler mit Riemenantrieb.
Das Testgerät lief etwas zu schnell mit rund einem Prozent Abweichung, was aber noch völlig in Ordnung geht. Zumal der Motor kleine Trimmpotis zum Abgleich bietet, sollte die Drehzahl mal zu weit weglaufen. Aus HiFi-Sicht klar zu hoch sind die Gleichlaufschwankungen mit ±0,4%. Mit plan laufendem Teller kommt man eventuell gerade noch an die von der alten HiFi-DIN 45500 erlauben ±0,25% heran.

Der Tonarm ist neun Zoll lang (233mm effektive Länge), das J-förmig gekröpfte Rohr besteht aus Aluminium, Headshell und Lagergehäuse sind aus Plastik. Die Armlager sind im Betrieb ausreichend spielfrei, könnten aber leichter laufen. Immerhin ist die Armgeometrie korrekt ausgelegt und der Tonabnehmer akkurat im Headshell montiert. Die nicht veränderbare Auflagekraft ist mit 28mN (2,8g) ebenfalls im grünen Bereich. Das allgegenwärtige und auch hier verwendete Audio-Technica 3600L findet also durchaus zumutbare Arbeitsbedingungen vor. Ein Upgrade zu höherwertigen Systemen ist trotz der universellen Halbzoll-Headshell aber wenig sinnvoll. Erstens fehlt dafür die Auflagekraft-Einstellung als Mindestvoraussetzung, und zweitens würden weicher aufgehängte Nadeln in dem störrisch gelagerten Arm mehr Nachteile als Verbesserungen bringen.
Integrierter Vorverstärker und Auto-Off
Der Obegränsad ist ein Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker, der mit rauscharmen, hochwertigen Verstärkerchips (JRC2068) ausgestattet ist. Abschaltbar ist der Phono-Preamp allerdings nicht. Den Spieler musst du also generell an einen Line- oder Aux-Eingang deiner Anlage oder deiner Lautsprecher anschließen, nicht an Phono. Der Obegränsad-Spieler würde eigentlich prima zu den IKEA Symfonisk Lautsprechern passen, doch diese WiFi-Speaker haben keinen passenden Eingang, mit dem du den Plattenspieler verbinden könntest.
Die einzigen Bedienelemente an dem Minimalistenlaufwerk sind der gut funktionierende Tonarmlift sowie zwei knackige Wippschalter für On/Off und die Drehzahl. Solltest du das Abschalten mal vergessen, hält der Teller nach 20 Minuten ohne Musik von selbst an.

Feineinstellungs-Möglichkeiten, wie man sie von ambitionierteren HiFi-Spielern kennt, fehlen dem Ikea-Angebot komplett. Sie würden aber auch wenig Sinn ergeben: Anti-Skating etwa bringt erst dann etwas, wenn die Lagerkräfte des Arms deutlich geringer sind als die zu kompensierende Skatingkraft. Das ist hier nicht gegeben. Eine Höhenverstellung des Arms wiederum hat die sphärische Nadel des Audio-Technica-Systems nicht nötig, und diesbezüglich heikle Line-Contact-Schliffe werden hier nie montiert werden. Nicht mal höhenverstellbare Füße würden hier Vorteile bringen: Der Teller hat so viel Spiel, dass er unter dem Gewicht der Dosenlibelle nachgibt. Und er ist so leicht, dass ein, zwei Grad Schräglage weder dem Lager noch dem Gleichlauf schaden dürften.

Fazit Ikea Obegränsad: Gut, aber nicht gefährlich gut
Mit dem Obegränsad-Spieler hat Ikea das getan, was das Unternehmen am besten kann: Mit originellem Design aus äußerst reduziertem Materialeinsatz überraschend gut funktionierende Produkte bauen. So bleibt vom Obegränsad Plattenspieler neben dem Namen vor allem der rekordverdächtige Leichtbau in Erinnerung. Wenn du dich von dem coolen Design angesprochen fühlst, kannst du den Spieler aber bedenkenlos nach Hause holen: Deinen Platten droht keine Gefahr, und angesichts des lebendigen, saftig-farbigen Klangs leiden auch die Ohren nicht.
Technische Daten | |
Antrieb | Riemen, manuell |
Tonabnehmer ab Werk | Audio-Technica 3600L |
Tonarm | 9", Alu/Kunststoff |
Teller | ABS, ca. 200 g |
Motor | DC |
33 ⅓ / 45 / 78 RPM | ja / ja / – (elektronische Umschaltung) |
Anti-Skating einstellbar | nein |
Höhenverstellbare Füße | nein |
Integrierter Phono-Vorverstärker | ja, nicht abschaltbar |
Preis | 149 Euro |
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