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PMC prodigy1 im Test: HiFi-Box mit Studio-Genen

Die kleinste und günstigste HiFi-Box aus dem Hause PMC heißt prodigy1. Was du vom jüngsten Sproß des britischen Studioadels erwarten kannst, verraten wir dir hier.
HIFI.DE Test | PMC prodigy1
Treiber
2 (1 x Hochtöner, 1 x Tiefmitteltöner)
Frequenzbereich
50 Hz – 25 kHz (- 3 dB)
Abmessungen (BxHxT)
162 x 320 x 237 mm
Verfügbare Farben
Matt Schwarz
Paarpreis
1.799 Euro
In Kürze
Großer Sound für kleine Räume: Was aus der PMC prodigy1 an Bühne, Auflösung und Gefühl herauskommt, würde auch weit größeren Lautsprechern gut zu Gesicht stehen.
Vorteile
  • Detailreicher und realistischer Klang
  • Verblüffende Räumlichkeit
  • Unkritisch bei der Aufstellung
Nachteile
  • Weder Abdeckung noch Füße o.Ä. im Lieferumfang

Die Geschichte der HiFi-Welt wäre deutlich ärmer – und kürzer – ohne die britischen Inseln. So manche Innovation rund um Lautsprecher und Verstärker nahm hier ihren Anfang. PMC kommt ursprünglich eher aus dem Studiobereich, die eigenen Lautsprecherkreationen erstrecken sich inzwischen aber auch in hochwertige – und hochpreisige – HiFi-Gefilden. Die prodigy-Serie soll deren Klang auch mit dünnerem Portemonnaie erreichbar machen. Wir bei HIFI.DE haben bereits etliche Regallautsprecher testen können und verraten dir, was die PMC prodigy1 zu etwas Besonderem machen.

PMC prodigy1 Paar Front und Rückseite schräg
Die PMC prodigy1 wirkt auf den ersten Blick wie viele andere Regalboxen. Hier verbergen sich aber direkt mehrere interessante technische Raffinessen.

PMC prodigy1 im Detail

Die PMC prodigy1 sieht auf den ersten Blick wie eine recht unauffällige Regalbox aus. Ein mattschwarzes, rechteckiges Gehäuse – welches im Unterschied zur nächst teureren Serie auch nicht nach hinten gelehnt ist – ein Hochtöner und ein Tiefmitteltöner. Doch verbirgt sich mehr in dem 32 Zentimeter hohen Lautsprecher. Unter dem 13 Zentimeter durchmessenden Tiefmitteltöner befindet sich eine große Öffnung, die du auf den ersten Blick für das Ende eines Bassreflexrohrs halten könntest. Dabei handelt es sich jedoch um den Ausgang der „Advanced Transmission Line“, kurz ATL. Hinter diesem Namen – und der Schallfront des prodigy1 – verbirgt sich ein mehrfach gefalteter Kanal, durch den der vom Chassis rückwärtig abgestrahlte Schall laufen muss, bis er schließlich vorne aus der Öffnung herauskommt.

Klingt erstmal wie Bassreflex, ATL hat aber einen entscheidenden Vorteil. Eine Membran erzeugt durch ihr Vor- und Zurückschwingen Schall. Allerdings nicht nur nach vorne, sondern auch nach hinten – ins Innere des Lautsprechers. Das Problem ist, dass dieser rückwärtig abgestrahlte Schall genau das Gegenteil des nach vorne abgegebenen Schalls ist. Er hat die entgegengesetzte Phase. Würde man dieses verphaste Signal einfach nach draußen entweichen lassen, würde es den Klang des Lautsprechers verzerren oder sogar ganze Frequenzen auslöschen.

PMC prodigy1 ATL Querschnitt
Der Querschnitt macht’s deutlich: Der Schall legt einen langen Weg durchs Gehäuse zurück, um am Ende phasenkorrekt herauszukommen. | Bild: PMC

Eine Bassreflexöffnung nutzt daher die rückwärtig abgegebene Schallenergie nur, um die tiefstmöglichen Frequenzen des Lautsprechers zu verstärken. Ein ATL hingegen geht noch weiter. Statt nur ein relativ schmales Frequenzband zu verstärken, sorgt eine Transmission Line dafür, dass der vom Treiber nach hinten abgegebene Schall einen längeren Weg durchs Gehäuse durchlaufen muss. Wenn er dann vorn austritt, hat er wieder die gleiche Phase wie der eigentlich nach vorn abgestrahlte Schall des Lautsprechers. In der Theorie verstärken sich dann beide Schallteile, was über einen ziemlich großen Bereich – PMC spricht von ca. zwei Oktaven – für stärkere Pegel sorgt.

PMC prodigy1 Advanced Transmission Line ATL
Die Advanced Transmission Line ist weit mehr als eine bloße Bassreflexöffnung.

Das ist ein großer Vorteil gegenüber dem Bassreflex-Prinzip, mit dem bloß sehr begrenzte Frequenzbereiche tatsächlich verstärken können.  Eine ATL findet man nicht in vielen Lautsprechern, da viel mehr Material benötigt wird und er Fertigungsaufwand steigt. PMC setzt jedoch schon seit Jahrzehnten auf diese Technologie. Zuletzt in der viel beachteten twenty5-Serie. Jetzt muss sich die PMC prodigy1 aber erst einmal in unserem Hörtest beweisen.

Klangtest: Losgelöste Emotion

Wir starten Roon und dann Are You Sitting Comfortably von Megson. Der Hörtest fängt also entspannt an. Der ruhige, folkige Song wartet mit zwei begnadeten Sänger:innen und diversen Saiteninstrumenten auf. Während das Paar Stu Hanna und Debbie Hanna-Palmer über das Meistern des Alltags singt, vergessen wir ein Stück weit, wo wir uns befinden. Die Stimmen kommen so natürlich und unverfärbt aus den PMC prodigy1, wie wir es nur selten erlebt haben. Trotz der geringen Lautstärke rahmt auch der gezupfte Kontrabass das gesamte Stück ein und gibt ihm Kontur. Die Transmission Line scheint ihre Arbeit zu leisten.

PMC prodigy1 Paar frontal Rück- und Vorderseite
Die PMC prodigy1 sorgen für eine entspannte, musikalische Begleitung. Egal, welches Genre.

Das wollen wir genauer wissen und streamen Cosmo Sheldrake über Qobuz. Der Klangkünstler geht einen etwas anderen Weg und verwebt unterschiedlichste Umweltgeräusche zu einem Klangteppich. Die wenigsten Songs werden mit Katzenschnurren beginnen, Rich tut es. Direkt danach übernehmen tiefe Beats und etwas, was sich wie Klatschen anhört. Es könnte aber auch eine raue Katzenzunge sein. Bei Sheldrake ist man sich da nie so ganz sicher. Sicher hingegen ist, dass sämtliche Effekte scheinbar schwerelos um dich herumfliegen. Wer braucht da bitte Atmos-Musik? Die Bowers & Wilkins 607 S3, die wir zufällig auch gerade im Studio stehen haben, werden von der PMC prodigy1 bezüglich Bühnenabbildung und Detailreichtum locker rechts überholt.

Und auch dieser Track beweist, dass du die kleinen prodigy1 nicht unterschätzen solltest: Basstechnisch geht hier einiges. Impulsstark und kontrolliert, auch wenn die Performance alleine schon aus physikalischen Grenzen nicht an deutlich größere Lautsprecher wie etwa einer KEF R3 Meta heranreichen kann. Eine Parallele gibt es aber dennoch zwischen den beiden Regalboxen. Und die fanden wir bei einem unserer Lieblingsteststücke: James Blakes Limit to Your Love.

PMC prodigy1 Tiefmitteltöner und ATL
Das Zusammenspiel von Tiefmitteltöner und ATL kommt besonders bei höheren Pegeln gut zur Geltung. Hier erschlägt die prodigy1 dich zwar nicht mit Basssalven, sondern nutzt das Mehr an Power für feine Abstufungen.

Der abgrundtiefe Bass, der Blakes Gesang in den Refrains begleitet, wummert nämlich nicht nur auf einem Ton, sondern spielt eine sehr tiefe Melodie. Die herauszuarbeiten, fällt den meisten Lautsprechern enorm schwer. Natürlich pumpt dir der Bass bei beiden Boxen nicht so in die Magengrube wie bei echten Bass-Monstern wie der Vestlyd V15C, die Tiefton-Melodie ist aber auch hier deutlich zu hören.

Ein mal mit Gefühl

Die schottische Verbindung von Ausnahmemusikern namens Lau schneidert dem Folk immer wieder ein modernes Gewand. Das Beatles-Cover Dear Prudence klingt über die prodigy1 fast unwirklich klar. Geigen-, Gitarrensaiten und Kris Drevers markante Stimme scheinen keine Geheimnisse mehr vor den Lautsprechern haben zu können. Übertreiben die Boxen es hier nicht etwas? Wir wechseln zu Daniel Hope, der Bachs Air auf seiner über 300 Jahren alten Geige zum Besten gibt. Nein, hier ist nichts zu viel. Die Angst vor scharfen Eskapaden des Hochtöners: komplett unbegründet.

PMC prodigy1 Hochtöner Detail
Der Hochtöner wurde bereits in Nahfeld-Studiolautsprechern wie den result6 erprobt worden. Die Hochtonkalotte hat einen Durchmesser von 27 Millimetern.

Vielmehr transportieren die PMC prodigy1 Emotionen über deine Ohren direkt auf deine Unterarme, wo sich Gänsehaut breit macht. Einen Umweg über die Lautsprecher scheint die Musik dabei erst gar nicht zu machen. Es müssen schon Boliden wie die Wharfedale Elysian 1 für noch mehr Details – oder eine Focal Kanta N°1 für noch mehr Emotionen daherkommen, um der prodigy1 gefährlich zu werden. Und beide kosten deutlich mehr als das Paar prodigy1, ddasie nur die guten Eigenschaften aus der Studio-Vergangenheit von PMC geerbt hat.

Wie die PMC prodigy1 im Vergleich mit allen von uns getesteten Regallautsprechern abschneidet, verrät dir ein Blick auf unsere Bestenliste:

Die PMC prodigy1 im Alltagstest

Wir haben die PMC prodigy1 in unserem Test im Zusammenspiel mit verschiedenen HiFi-Verstärkern gehört. Dass sie unserem Kraftprotz Rotel RA-1592 MkII ordentlich spielt, war zu erwarten. Dass sie aber auch an Röhren-Amps wie dem Unison Research Simply 845 aufblüht, war eine positive Überraschung. Schließlich bietet der Exot unter den Verstärkern gerade ein mal 2x 23 Watt an 6 Ohm. Du solltest also kein Problem haben, die kleinen prodigy1 mit ihrem Wirkungsgrad von 87,5 dB (1 Watt, 1 Meter) auch an deinem Verstärker zu betreiben. Viel mehr zeigte unser Test, dass die Kleinen durchaus in der Lage sind, die Stärken und Schwächen auch deutlich teurerer HiFi-Anlagen darzustellen.

PMC prodigy1 Polklemmen
Das Anschlussterminal ist zwar rudimentär und nur für Single-Wiring ausgelegt, das steht der genialen Performance der prodigy1 jedoch nicht im Weg.

Bei der Aufstellung deiner Lautsprecher solltest du generell etwas mit dem Abstand von den Wänden – besonders der Rückwand spielen. In unserem Test stellte sich die PMC aber als recht anspruchslos heraus. Selbst ohne eine exakte Ausrichtung auf deinen Hörplatz war die Bühne bereits sehr schön. Natürlich profitieren deine Lautsprecher aber generell von jeder Minute, die du in ihre Position – und deinen Hörraum – steckst.

Am besten kommen die prodigy1 natürlich auf passenden Ständern zur Geltung. Leider kommen die prodigy1 komplett ohne Zubehör. Das erstreckt sich sogar auf die rudimentären Filzaufkleber, die du normalerweise so gut wie immer im Karton findest. Pass also beim Aufstellen besonders darauf auf, die empfindliche Oberfläche nicht zu zerkratzen. Erst bei der großen Schwester – der Standbox prodigy5 – sind Gewinde im Gehäuse eingelassen. Über sie kannst du beiliegende Spikes eindrehen.

PMC prodigy1 Einzellautsprecher schräg rechts
Die PMC prodigy1 ist ein schlichtes Schmuckstück, kommt aber ohne jegliches Zubehör.

Design: Schön, aber ohne Abdeckung

Optisch weist vor allem die ATL-Öffnung die PMC prodigy1 als PMC-Modell aus. Davon abgesehen, heißt das Motto schlichte Eleganz. Farblich macht PMC es dir bei der prodigy-Serie sehr einfach. Beide Modelle gibt es ausschließlich in Mattschwarz. Das passt in die meisten Wohnzimmer und nimmt sich angenehm zurück. Schade ist nur, dass auch von einer Stoffabdeckung keine Spur zu sehen ist. Diese gibt es als magnetisch haltendes, optionales Extra – und kostet auch extra. Ansonsten ist an der Verarbeitung nichts auszusetzen.

Unser Testfazit zur PMC prodigy1

Die PMC prodigy1 schafft es, trotz ihrer geringen Größe, eine Bühne um dich herum aufzubauen, von der andere Lautsprecher nur träumen können. Dabei verliert sie nie den Fokus und klingt nie angestrengt. Stattdessen verwandelt sie einen enormen Detailreichtum, an dem man ihre Studio-Gene deutlich merkt, in pure, greifbare Emotionen. Klar, Basswunder kann sie nicht wirken. Aber gerade in kleinen Räumen oder in Verbindung mit einem guten Subwoofer spielen die prodigy1 in ihrer Preisklasse ganz oben mit.

HIFI.DE Testsiegel Regallautsprecher PMC prodigy1 8.5

Technische Daten
Wege 2
Treiber 2 (1 x Hochtöner, 1 x Tiefmitteltöner)
Anschlüsse Single-Wiring
Frequenzbereich 50 Hz – 25 kHz (- 3 dB)
Wirkungsgrad 87,5 dB (1 W / 1 m)
Abmessungen (BxHxT) 162 x 320 x 237 mm
Gewicht 4,5 kg
Verfügbare Farben Matt Schwarz
Paarpreis 1.799 Euro

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