Audiolab 9000A im Test: Vornehmer, vielseitiger Vollverstärker
- Leistung
- 2x 100W (8 Ohm), 2x 160W (4 Ohm)
- Eingänge
- 3x Line Cinch, 1x XLR, 1x Phono (MM), 2x S/PDIF koaxial, 2x S/PDIF optisch, 1x USB-B, 1x Power Amp In (Cinch)
- Audio-Ausgänge
- 1x Lautsprecher, 1x Kopfhörer (6,3 mm), 1x Pre Out (Cinch)
- Quellen kabellos
- Bluetooth aptX HD
- Abmessungen (BxHxT)
- 444 x 89 x 342 mm
- Gewicht
- 9,4 kg
- Preis
- 2299 Euro
Mit dem 9000A erhältst du einen reich ausgestatteten, vielseitig einsetzbaren Verstärker mit üppigen Leistungsreserven. Klanglich setzt er die traditionelle Audiolab-Linie konsequent fort, klingt also kräftig und stets angenehm, mit weiter, klar definierter Raumabbildung.
- Souveräner, unaufdringlicher Klang
- Rauscharmer, gut klingender Phono-Eingang
- Sehr guter Kopfhörerausgang
- Vor- und Endstufe auftrennbar
- Kein HDMI-ARC
Die 9000er-Serie von Audiolab setzt auf das gleiche reduzierte Design wie die günstigeren Modelle der Briten, erweitert es aber um ein schmuckes Display. Doch hinter dem edlen Look verbirgt der Vollverstärker Audiolab 9000A feinste HiFi-Finesse und gut proportionierte Power. Wir haben den Amp getestet – am serieneigenen Netzwerk-Player 9000N und an Fremdquellen.
Den Audiolab 9000A gibt es in schwarzer und silberner Ausführung: Entscheidest du dich für einen passenden Zuspieler der 9000er-Serie, erhältst du diesen aktuell zum halben Preis:
Über das „Voll“ in Vollverstärker
Was ein Vollverstärker alles haben und können sollte, darf man ganz unterschiedlich sehen. Purist:innen reduzieren HiFi-Verstärker gerne auf seine Kernaufgabe: analoge Musiksignale zu verstärken und in der Lautstärke anzupassen. Und dabei natürlich so verzerrungsfrei und dynamisch wie möglich zu arbeiten. Du wirst heute aber Mühe haben, einen Vollverstärker ganz ohne digitale Fähigkeiten zu finden. Also Bluetooth-Empfang und eine Auswahl von Dateneingängen. Solltest du nicht zu den Hardcore-Plattenhörer:innen gehören, ergibt diese Erweiterung auch durchaus Sinn. Bluetooth ohnehin, einfach aus Komfortgründen, etwa um schnell mal einem Besucher Zugang zu deiner Anlage zu gewähren. Ist der dafür nötige D/A-Wandler schon an Bord, kann man diesen aber auch gleich umfassender nutzen.

Der Audiolab 9000A geht in puncto Vielseitigkeit schon ziemlich weit. Wolltest du alle Eingänge an seiner Rückseite sinnvoll belegen, würde der Vollverstärker das Zentrum einer riesigen HiFi-Anlage bilden. Aber darum geht’s ja nicht. Eher darum, für jedes HiFi-Vorhaben, das dir einfallen könnte, geeignete Anschlusstürchen vorzuhalten: Ein günstiger Streamer, digital angeschlossen, macht den 9000er zum Quasi-Streamingamp. Packt dich irgendwann der Reiz der Analogplatte, findest du einen hochwertigen Phono-Eingang am Heck des Vollverstärkers. Subwoofer? Separate Endstufen? Ein komplettes Heimkino, dessen Prozessor-Preamp den 9000A als Endstufe mitnutzen soll? Alles kein Problem. Aber das ginge bereits mit dem nicht mal halb so teuren Audiolab 6000A MkII. Der Mehrpreis für den 9000er muss sich also auch klanglich auszahlen.
Audiolab 9000A im Hörtest: Dezente Kraftentfaltung
Auf Autos übertragen, ist der Audiolab eher Luxuslimousine als Supersportler. Seine Entwickler haben ihn erkennbar darauf getrimmt, Hörer:innen mit seinem Kraftangebot nicht zu erschrecken. Sondern die Kundschaft ganz diskret, fast unmerklich an einen anderen Ort zu transportieren. In den großen Aufnahmesaal der Abbey Road Studios etwa, wo Sigur Ròs Ára bátur von ihrem Album Með suð í eyrum við spilum endalaust einspielen. Gute Anlagen machen eine Offenbarung aus dem Stück. Die Süße der Chorstimmen und Streicher, die massive Bassdynamik gegen Ende des neunminütigen Stücks, Jón Þór Birgissons darüber schwebende Stimme – das ist ganz großes Musikspektakel.

Der Audiolab stellt das Schluss-Crescendo breit und stabil auf die virtuelle Hörraumbühne, lässt dabei die Streicher und Percussion aber nicht zu plakativ oder hell wirken. Wir hören eine Stilverwandtschaft zum kleinen 6000er heraus. Im Ton wirken beide einen Hauch warm, binden große Klangkörper lieber ein bisschen mehr zusammen, statt sie zu sehr ausfasern zu lassen. Der 9000er bewahrt bei aller Schönheit aber viel mehr Detailinformationen als sein kleiner Bruder. Pianoanschläge wirken wie glänzende, farbige Perlen, während der 6000er sie wärmer, holziger, letztlich aber auch weniger lebendig kullern lässt.
Der Phono-Eingang klingt exzellent
Den festen, stabilen, ganzheitlichen Klangstil finden wir auch im Phono-Durchgang wieder. Der MM-Input des 9000A ist keine Dreingabe der Vollständigkeit halber. Er wurde erkennbar nicht als Versatzstück eingebaut, weil er auf irgendeiner Liste stand, sondern sorgfältig im und mit dem restlichen Verstärker abgestimmt. Rauschen ist nahezu komplett abwesend.

Unsere Plattenspieler kommen dagegen in ihren individuellen Qualitäten sehr deutlich zum Ausdruck. Und so reisen wir aus dem Abbey Road Studio in ein kompaktes, Proberaum-artiges Klangumfeld, in dem es vielleicht etwas nach Rauch und alten Teppichen riecht, und in dem die 90 Day Men nun ihre Instrumente einstöpseln. Postrock kommt jetzt aus den Lautsprechern, mit jazzigen Basslinien, vertrackten Drum-Patterns, lakonischem Sprechgesang. Und natürlich mit herrlichen schrägen Gitarrenwänden fernab der üblichen Rockakkorde.
Auch für Digitales gewappnet
Der Audiolab hält die Spannung aufrecht, erlaubt dir als Hörer:in aber auch, deine Aufmerksamkeit ganz entspannt von einem Musiker zum nächsten wandern zu lassen. Unser bewährter Musical Fidelity M3si, der als Vergleichsamp dient, präpariert die Rhythmusgitarre noch deutlicher heraus, lässt sie dafür aber auch etwas schlanker klingen. Dieser Unterschied wiederholt sich mit anderen Zuspielern, hat also nichts mit dem Phono-Eingang zu tun.

Tori Amos’ Konzertflügel zum Beispiel wirkt auch dann substanzieller, wenn der Lumin P1 Mini ihn via XLR zuspielt. Aber auch hier ist der Vorsprung knapp und wird durch die weiter aufgefächerten Klangfarben des M3si wieder egalisiert. Letztlich würden wir die beiden Amps auf einem Niveau sehen – mit analogen Quellen. Digital hat der M3si außer einem USB-Input ja nichts zu bieten. Und der hat gegen den moderneren, asynchronen USB-2.0-Eingang des 9000A dann doch keine Chance. Zumal dir letzterer sogar noch ermöglicht, zwischen fünf Filtern zu wählen, die den Klang nuancieren können.
Wie sich der Audiolab 9000A im Vergleich mit anderen von uns getesteten HiFi-Verstärkern schlägt, verrät dir ein Blick auf unsere Bestenliste:
Technischer Aufbau und Praxis: Das kann der Audiolab 9000A
Wer einen Audiolab 6000A kennt, findet sich auch am 9000A spielend zurecht: Das Bedienkonzept entspricht exakt dem der anderen Audiolab-Amps. Und das ist gut so, denn alle Funktionen sind einfach und logisch zugänglich. Eine wichtige Rolle spielt dabei das schöne, fein auflösende Farbdisplay des Verstärkers. Es kann Einstellmenüs, aber auch die gerade gewählte Quelle und Lautstärke anzeigen.
Wenn dir das zu langweilig ist, kannst du auch zwischen zwei animierten VU-Metern wählen. Die zeigen zwar keine konkreten Leistungswerte an, vermitteln aber schon ein ungefähres Gefühl für die aktuelle Auslastung der Endstufen. Purist:innen dagegen wollen das Display als potenzielle Störquelle nur sehen, wenn es wirklich etwas zu melden gibt – auch das erlaubt der Audiolab.
Am Gerät selbst findest du die vertraute Kombination aus drei Drehknöpfen. Wie immer bei Audiolab ist der rechte für Lautstärkeregelung und Muting zuständig. Der mittlere Knopf trennt den Vollverstärker auf Wunsch in Vor- und Endstufe, die dann über eigene Pre-Out- und Power-In-Buchsenpaare separat zugänglich sind.

Eine dritte Schaltposition macht eine reine Vorstufe aus dem Vollverstärker. Dabei wird die Endstufe stromlos geschaltet, was der verbleibenden Elektronik eine noch sauberere Spannungsversorgung verspricht. Drehknopf Nummer drei führt dich durch die Einstellmenüs. Zum Bestätigen einer Option drückst du kurz. Bleibst du länger drauf, springt das Menü um eine Ebene zurück.
Schlicht und sympathisch: die Fernbedienung
Alle Funktionen kannst du auch per Infrarot aus der Ferne steuern. Der IR-Geber liegt sehr angenehm in der Hand und ist dank großer, erhabener Tasten auch haptisch gut erfassbar. Als Systemfernbedienung steuert er unter anderem auch den Audiolab-Streamer 9000N. Die Aufgabenteilung zwischen diesem und dem 9000A ist interessant: Sowohl der Verstärker als auch der Streamer haben eine hochwertige und nahezu baugleiche DAC-Abteilung auf Basis des ESS-Chips ES9038Pro.

Wobei der Amp genau jene Digitaleingänge mitbringt, die dem Streamer fehlen: Koax und TOSlink. Den asynchronen USB-Eingang, der auch DSD und allerhöchste PCM-Auflösungen unterstützt, gibt’s auf beiden Seiten. Einen HDMI-ARC-Input dagegen leider weder hier noch da. Für deinen TV-Sound musst du also mit dem optischen Eingang vorliebnehmen – und somit auf eine gemeinsame Lautstärkeregelung von Fernseher und Verstärker verzichten.
Die beiden 9000er als Kombi zu kaufen, ergibt also nicht immer Sinn. Denn Streamingfähigkeit kannst du beim 9000A auch preiswert mit einem kleinen externen Netzwerk-Player nachrüsten, den du digital anschließt. Wenn du dafür zum Beispiel einen Wiim Pro für 179 Euro nimmst, kannst du auf diesem Weg auch die wenigen Feature-Lücken schließen, die Audiolab offen lässt.

Bidirektionales Bluetooth (das also auch senden kann, etwa an deinen Bluetooth-Kopfhörer) und ARC zur optimalen TV-Integration fallen uns als Benefits einer solchen ungleichen Paarung ein. Und umfangreiche Klangregel- und Equalizing-Fähigkeiten. Der 9000A kann – ganz der Purist – nicht mal Bass und Höhen, sondern nur die Kanalbalance beeinflussen.
Keine Experimente bei der Endstufe
Die Leistung des 9000A entsteht ganz klassisch in Class A/B-Endstufen, quasi in Doppelmono auf kanalgetrennten Platinen mit jeweils eigenen Kühlkörpern arbeiten. Audiolab gibt 100/160 Watt an 8 respektive 4 Ohm an, und der Materialeinsatz unterstreicht diese Zahlen: 320 VA kann der wuchtige Ringkerntrafo umsetzen, üppige 60.000 µF Siebkapazität dienen als kurzfristige Dynamikreserve für insgesamt vier Endtransistorpaare.

Audiolab-Entwickler Jan Ertner spannt diese hier offenbar in einer „complementary feedback“-Anordnung (auch „Komplementär-Darlington“) ein, die unter anderem eine höhere Stromverstärkung erreicht. Er dürfte damit auch das Limit dessen erreicht haben, was man aus diesem Gehäuseformat ohne aktive Kühlmaßnahmen oder gar neumodische Class-D-Konzepte (die in der Audiolab-Zielgruppe eher Argwohn erregen würden) erreichen kann.
Lobende Erwähnung hat der sehr gut klingende Kopfhörerverstärker verdient, der auch anspruchsvolle Hörermodelle gut im Griff hat. Sorgfältig aufgebaut mit rauscharmer JFET-Eingangsstufe präsentiert sich auch der MM-Phono-Eingang, der uns im Test besser gefiel als die meisten erschwinglichen, externen Phono-Vorverstärker. Damit der Klang auch in vielen Jahren nicht unter Balancefehlern oder gar kratzenden Potis leiden muss, verfügt der Audiolab über eine zwar analoge, aber mit verschleißfreien Chips umgesetzte Volume-Regelung.

Wer jetzt befürchtet, für größere Änderungen wie wild am großen Endlos-Drehknopf kurbeln zu müssen, sieht sich angenehm überrascht: Audiolab hat dem 9000A ein sehr schönes, dynamisches Ansprechverhalten programmiert, das einen schwungvollen Rechts- oder Linksdreh fast so direkt umsetzt wie ein reales Poti. Neben dem dB-Zahlenwert lässt das Display dabei zur Veranschaulichung einen virtuellen Knopf mitrotieren. Liest sich wie Spielerei, verbessert das Nutzererlebnis aber tatsächlich merklich.
Unser Fazit zum Audiolab 9000A
Der beste Audiolab-Vollverstärker tritt in einer schwierigen Preisklasse an: Für die Glamour- und Prestige-Kundschaft ist der 9000er noch zu günstig und vernünftig. Ganz pragmatische Käufer dagegen finden schon in Audiolabs 8300er- oder 6000er-Serie reichen Klang-Gegenwert, vergleichbar gute Verarbeitung und das gleiche elegant-reduzierte Design. Was der 9000A besser kann, zeigt er dir aber unüberhörbar, sobald du ihn mit Boxen deiner Wahl verbunden hast: So akkurat, fein und intensiv kann der freundliche Audiolab-Hausklang wirken, wenn man ihn konsequent zuende buchstabiert.
Hier findest du den Audiolab 9000A im Angebot:
| Technische Daten | |
| Leistung | 2x 100W (8 Ohm), 2x 160W (4 Ohm) |
| Eingänge | 3x Line Cinch, 1x XLR, 1x Phono (MM), 2x S/PDIF koaxial, 2x S/PDIF optisch, 1x USB-B, 1x Power Amp In (Cinch) |
| Audio-Ausgänge | 1x Lautsprecher, 1x Kopfhörer (6,3 mm), 1x Pre Out (Cinch) |
| Quellen kabellos | Bluetooth aptX HD |
| MQA | Ja |
| Roon tested | Ja |
| Multiroom | – |
| Raumeinmessung | – |
| Netzwerk | – |
| Gehäuse-Ausführungen | Silber, Schwarz |
| Abmessungen (BxHxT) | 444 x 89 x 342 mm |
| Gewicht | 9,4 kg |
| Mitgeliefertes Zubehör | Fernbedienung |
| Preis | 2299 Euro |
Du suchst noch nach der passenden Quelle für deinen Verstärker – und deinen Streamingdienst? Hier findest du alle von uns getesteten Netzwerk-Player:

