NAD PP 4 im Test: Phono-Klassiker mit USB und schlauem Dreh

- Eingänge
- 1x Cinch MM, 1x Cinch MC, 1x Cinch Line
- Audio-Ausgänge
- 1x Cinch, 1x USB-B
- Abschlusswiderstände
- 47 kΩ (MM) | 100 Ω (MC)
- Eingangskapazität
- 200 pF (MM) | 180 pF (MC)
- Gain
- 35 dB (MM) | 58 dB (MC)
- Abmessungen (BxHxT)
- 135 x 43 x 72 mm
- Gehäuse-Ausführungen
- Schwarz
- Preis
- 279 Euro
Vielseitige Phono-Stufe, die mit MM- und MC-Tonabnehmern gleichermaßen gut funktioniert. Wenn du die USB-Digitalisierung nutzen kannst oder gezielt danach suchst, bietet der NAD PP 4 einen hervorragenden Gegenwert.
- Angenehmer, satter Klang
- MM-, MC- und Line-Eingang
- Rauscharm, auch bei MC
- USB-Ausgang zum Digitalisieren deiner Platten
- Schwer zugängliche Erdklemme
- Auto-Standby nicht deaktivierbar
Als der NAD PP 4 auf den Markt kam, gab es Phono-Vorverstärker mit integrierter USB-Schnittstelle noch nicht an jeder Ecke. Der PP 4 punktet auch heute noch mit weiteren Ausstattungs-Besonderheiten. So ist es keineswegs selbstverständlich, dass ein USB-Phono-Preamp unter 300 Euro nicht nur MM- sondern auch vollwertig MC-tauglich ist. Du kannst damit also auch die besonders leisen Moving-Coil-Tonabnehmer ordnungsgemäß auf Line-Signalpegel bringen. Und das Resultat dann nicht nur über deine Anlage genießen, sondern auch am PC oder Mac mitschneiden.

Noch seltener ist ein Line-Eingang als dritte Input-Option. Aber gar nicht dumm. Denn wer LPs digital archiviert, möchte das vielleicht auch mit seiner Kassettensammlung machen. Hier kannst du den Ausgang deines Tapedecks (oder auch den Rec-Out deines Verstärkers) einfach am Line-In anschließen. Aber all der Komfort ist für die Katz, wenn’s am Schluss nicht klingt. Weshalb wir auch den PP 4 zunächst einem ausführlichen Hörtest unterziehen, mit unseren besten Plattenspielern als Quelle und einer hochauflösenden Anlage zur klaren Darstellung eventueller Stärken und Schwächen.
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NAD PP 4 im Hörtest: Angenehm, aber etwas unverbindlich
Wir bestücken zunächst unseren Linn LP12 mit einem High-Output-MC von Goldring. Das benötigt den MM-Anschluss, liefert aber nur die halbe Ausgangsspannung normaler MMs. Verschärfte Bedingungen also, die einen guten Rauschabstand fordern. Der PP 4 verhält sich tadellos: Auch mit recht weit aufgedrehtem Volume-Regler hinterlässt er kein merkliches Rauschen im Ausgangssignal. Das Gleiche erleben wir kurz darauf mit einem echten MC (einem Acoustic Signature MCX mit 0,5 mV Ausgangsspannung), das wir am MC-Input des NAD anschließen: Wegen des Rauschabstands allein musst du jedenfalls keinen teureren Phono-Vorverstärker kaufen. Das kann der preiswerte NAD auch schon sehr gut.
Klanglich wirkt der NAD PP 4 – gleichermaßen mit MM wie MC – freundlich-weich und im positiven Sinn neutral. Egal, was wir auflegen: Tonal stimmt die Wiedergabe auf den Punkt genau, mit unverfärbten, fein artikulierten Stimmen, gewichtigem Bass und ordentlichem Hochtonglanz. Ein Musical Fidelity V90-LPS strukturiert den Tiefbass allerdings noch genauer. Vor allem aber gibt der britische Kollege der Musik eine geordnetere, stabilere Aufstellung im Raum. Beim Wechsel zum NAD wird die Abbildung etwas enger, rutschen die Instrumente ein bisschen mehr in der Bühnenmitte zusammen.

Der leicht diffuse Klang ist nicht immer ein Nachteil
Streng beurteilt weicht der NAD die Abbildung also etwas auf, lässt den Fokus bei der Raumabbildung etwas unscharf werden. Das muss sich je nach Kombination nicht immer störend auswirken. Unser MC-System, das in einem großen Masselaufwerk von Acoustic Signature läuft, kann zum Beispiel unglaublich genau, aber manchmal auch ein bisschen technisch klingen. Da kann eine etwas weniger konturenfleißige Phono-Stufe durchaus passen. Ok, wer einen Acoustic Signature Tornado anschafft, wird kaum nach Phono-Stufen unter 300 Euro suchen. Aber auf etwas niedrigerem Gesamtniveau gibt es denselben klanglichen Trend auch bei vielen erschwinglichen Spielern.
Am besten gefällt uns der NAD über seinen MM-Eingang, wo er noch einen Tick mehr Punch im Bass herausholt. Der Vergleich ist schwierig, weil man bei MM versus MC ja immer auch grundverschiedene Tonabnehmer hört. Hier erweisen sich A/B-Vergleiche mit anderen Phono-Teilen als hilfreich. Also mit besagtem Musical Fidelity, oder auch mit dem Cambridge Audio Alva Duo, der zwar etwas teurer ist, dafür aber auch über beide Eingänge merklich kräftiger spielt. Was der Cambridge nicht hat, ist eine USB-Schnittstelle und die dafür benötigte A/D-Wandlung. Wer dafür Verwendung hat, kann dem Cambridge seinen leichten Klangvorteil getrost gönnen: Limitierender Faktor ist auf diesem Qualitätsniveau meist in allererster Linie nicht die Phono-Stufe, sondern der Plattenspieler selbst.
Du willst wissen, wie der NAD PP 4 im Vergleich zu seinen Mitbewerbern abschneidet? Unsere Bestenliste verrät es dir:
NAD PP 4: Technischer Aufbau und Praxis
NAD mischte im Markt für separate Phono-Stufen schon sehr früh mit. Und brachte 2008 mit dem PP 3 auch einen der ersten erschwinglichen USB-Preamps. Der NAD PP 4 übernimmt dessen A/D-Wandlerchip, einen Burr-Brown PCM2906, der gleich auch die gesamte USB-Logik mitbringt. Auch der eigentliche Phono-Vorverstärker im PP 4 ähnelt dem im PP 3. Eine durchaus vornehme Konstruktion mit getrennten Eingangsstufen und Buchsenpaaren für MM und MC.
MC-Signale durchlaufen also zunächst eine Kräftigung durch rauscharme Einzeltransistor-Paare und gelangen erst dann über einen Schiebeschalter in die MM-Eingangsstufe, die wiederum mit Einzeltransistoren startet und erst dann ein Paar Operationsverstärker heranlässt. Kein Vergleich also zu Einfach-Phono-Teilen, die mitunter aus einem einzigen aktiven Chip und einer Handvoll passiver Bauteile bestehen.

Neu und wichtig am NAD PP 4 ist dessen Eingangspegel-Regler. Der wirkt nicht auf den Line Out, sondern ausschließlich auf die Aussteuerung des A/D-Wandlers. Am PP 3 fehlte diese Anpassungsmöglichkeit, was mit lauten Systemen zu digitalem Clipping im ADC führen konnte. Das lässt sich jetzt fast immer vermeiden, auch wenn wir uns einen größeren Regelbereich als 6 dB gewünscht hätten.
Wer Bedenken hat, dass der ganze digitale Kram auf der kompakten, dicht bestückten Platine des PP 4 die analogen Schaltkreise irritiert, kann zum ernsthaften Hören einfach das USB-Kabel herausziehen. Der USB-Chip und seine Entourage werden dann augenblicklich stromlos, weil er seine Betriebsspannung aus dem USB-Bus bezieht. Für die analoge Verstärkung liefert ein Steckernetzteil 23,5 Volt Gleichstrom über ein dünnes, ungeschirmtes Kabel. Intern macht eine separate Hochkant-Platine daraus rund 20 stabil geregelte Volt. Übrigens: Wenn du auf Digitalisierung und den zusätzlichen Line-In verzichten kannst, hat NAD auch den PP 2e im Angebot. Der kostet 60 Euro weniger – und klingt keinen Deut schlechter.
Geschaltet wird am Heck
Das Anschlussfeld des NAD PP 4 ist reich bestückt. Zunächst sind da die beiden Eingangs-Buchsenpaare für MM und MC und zwischen ihnen der Schiebeschalter zur Wahl zwischen diesen beiden. Dann folgt das Line-In-Buchsenpaar und ein weiterer Schalter, um dieses auszuwählen. Darüber sitzt die Erdungsklemme, und die sitzt da nicht besonders gut. Denn darüber steht der Gehäusedeckel leicht über, daneben befinden sich Line- und Ausgangsbuchsen und darunter der Schalter.

An dieser Klemme ein Erdkabel mit dem üblichen Gabelschuh anzuschrauben, erfordert Geduld und etwas Fingerakrobatik. Kein Drama, vor allem wenn du nicht täglich oder stündlich den Spieler wechselst. Wobei du zwei Spieler – einen mit MM und einen mit MC – ja bereits angeschlossen lassen kannst. Das kann praktisch sein und wäre noch praktischer, wenn der Schiebeschalter nicht am Heck, sondern an der Front des Vorverstärkers wäre.
Zugutehalten muss man dem NAD, dass er mit dem leicht versenkten Anschlussfeld auch seine Buchsen und Schalter schützt. Zumal das Gehäuse aus robustem, magnetisch schirmendem Stahlblech das Gerät auch an weniger günstigen Aufstellorten störungsfrei arbeiten lässt. Nicht wirklich kritisierbar, aber dennoch nicht ideal ist die Auto-Standby-Funktion, die den Vorverstärker nach einigen Leerlauf-Minuten automatisch abschaltet.

Einschalten musst du ihn danach nämlich wieder manuell. Was eine versteckte Unterbringung des PP 4 zumindest erschwert. Die Stromersparnis ist winzig, denn selbst eingeschaltet braucht der PP 4 kaum mehr als ein Watt. Wir haben weder am noch im Gerät eine Möglichkeit gefunden, den – vermutlich vorgeschriebenen – Sparmodus zu deaktivieren. Uns hätte ein ganz normaler Schalter statt des Standby-Tasters besser gefallen – an den Leistungen des NAD PP 4 ändert das aber nichts.
USB in den Grenzen von 2008
Am Rechner schließt du den PP 4 über seine USB-B-Buchse an. Ein passendes Kabel mit USB-A am anderen Ende liegt dem Vorverstärker bei. Ebenso eine Light-Version des Aufnahmeprogramms „Vinyl Studio“, und zwar auf – Tusch! – Mini-CD. Den Acht-Zentimeter-Silberling kannst du aber ruhig eingepackt lassen und die Software einfach von der NAD-Support-Seite herunterladen.

Den Link dazu haben die Kanadier auf einen signalgelben Aufkleber gedruckt, der auf der CD-Papierhülle prangt. Vielleicht legen sie die CD – für die es heute fast keine Laufwerke mehr gibt – ja auch nur symbolisch bei. Alternativ zu Vinyl Studio kannst du auch jede andere Software verwenden, mit der du zurechtkommst. Wir nutzen meist das anfangs etwas umständlichere, aber sehr vielseitige und leistungsfähige Audacity.
Im Rechner-Betriebssystem meldet sich der NAD als „USB Audio CODEC“ an. So findest du ihn in jedem Programm in der Liste der verfügbaren Eingabegeräte. Als Wandler beherrscht der verbaute Chip PCM2906 auch die Wiedergabe digitaler Signale. Theoretisch. Die Funktion ist im NAD nicht implementiert – es ist ja ein Phono-Preamp und kein D/A-Wandler. Was den Chip aber nicht daran hindert, sich per USB auch als „Ausgang“ anzubieten. Du kannst ihn ruhig auswählen, aber zu hören bekommst du auf diesem Weg nichts.

Dass der Burr-Brown-Chip schon etwas älter ist, erkennst du an den angebotenen Auflösungen: Mehr als 16 Bit und 48 Kilohertz darfst du von seinem A/D-Wandler nicht erwarten. Was natürlich völlig okay ist, denn auch damit gelingen sehr gut klingende Aufnahmen. Entscheidend ist dafür eher die Qualität des Plattenspielers. Und das ist die Stärke separater USB-Phono-Teile: Du kannst damit einen beliebig guten Plattenspieler kurzerhand in einen USB-Plattenspieler verwandeln.
Testfazit NAD PP 4 – Preiswerter Alleskönner
Der NAD PP 4 klingt gut und kann sehr viel: Separate Eingänge für Line, MM und MC findet man sonst nur selten an einem USB-tauglichen Phono-Vorverstärker. Der Aussteuerungsregler verbessert die Kompatibilität der Aufnahmefunktion mit unterschiedlichen Tonabnehmern. Auf der reinen, analogen Wiedergabeseite ist der PP 4 dank sehr guter Rauschabstände und hoher Übersteuerungsfestigkeit ohnehin höchst vielseitig. Was aber auch klar ist: Wenn du auf den ganzen Komfort verzichtest, bekommst du – auch bei NAD – noch besseren Klang für noch weniger Geld.
Hier kannst du den vielseitigen Phono-Vorverstärker direkt bestellen:
Technische Daten | |
Eingänge | 1x Cinch MM, 1x Cinch MC, 1x Cinch Line |
Audio-Ausgänge | 1x Cinch, 1x USB-B |
Abschlusswiderstände | 47 kΩ (MM) | 100 Ω (MC) |
Eingangskapazität | 200 pF (MM) | 180 pF (MC) |
Gain | 35 dB (MM) | 58 dB (MC) |
Abmessungen (BxHxT) | 135 x 43 x 72 mm |
Gewicht | 0,4 kg |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz |
Preis | 279 Euro |
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