Rotel DX-5 im Test: Edel-Amp, nicht nur für den Schreibtisch

- Leistung
- 2x 25W (8 Ohm), 2x 33W (4 Ohm)
- Eingänge
- 1x Line Cinch, 1x digital TOSLink, 1x digital Koax, 1x digital USB-B, HDMI-ARC
- Audio-Ausgänge
- 1x Lautsprecher, 1x Kopfhörer 6,3mm, 1x Subwoofer
- Quellen kabellos
- Bluetooth aptX HD
- Abmessungen (BxHxT)
- 215 × 76 × 251 mm
- Gewicht
- 4,1 kg
- Preis
- 1.499 Euro
Ein fein verarbeiteter, gut ausgestatteter Vollverstärker im Miniformat, prädestiniert für hochwertige Schreibtischanlagen oder als Sound-Zentrale in kleinen Wohnzimmern. Wenn du maximalen Klang-Gegenwert suchst, wirst du mit den Vollformat-Rotels aber noch weiterkommen.
- Präziser, ausgewogener Klang
- Feine Verarbeitung, edle Haptik
- Passt mit USB- und HDMI-Port auf den Schreibtisch und ins Wohnzimmer
- Kein Phono-Eingang
- Menü mit recht kleiner Schrift
Auf Rotel konnten wir uns bisher verlassen. Nicht nur, weil die Geräte des japanischen Familienunternehmens als besonders langlebig und stabil gelten. Sondern auch, weil die Firma Dinge zuverlässig anders macht als praktisch alle Mitbewerber. Den kompakten Rotel DX-5 haben wir auf Anhieb für einen Streaming-Amp gehalten.
Das aktuelle Quadratformat und das Farbdisplay sprechen dafür, ebenso die Tatsache, dass Hinz und Kunz aktuell kompakte Streamingverstärker baut: Marantz, Denon, Eversolo, Wiim, Argon Audio, NAD … Der DX-5 jedoch ist ein Vollverstärker mit umfangreicher digitaler Ausstattung, aber ohne eigenes Streaming.

Die Entscheidung ist nachvollziehbar. Rotel hat keine konzerneigene Netzwerkaudio-Plattform, wie sie Marantz/Denon mit HEOS oder NAD mit Bluesound vorweisen können. Was zugekaufte Streamingmodule anbetrifft, haben die Rotel-Entwickler zudem in der Vergangenheit gleich mehrfach schmerzlich danebengegriffen. Keine Experimente dagegen beim DX-5: DACs und Vollverstärker – und natürlich auch DAC-Vollverstärker – sind Rotel-Kernkompetenz. Schauen wir, ob das auch für Miniformat-Verstärker gilt.
Den Rotel DX-5 gibt es in schwarzer oder silberner Ausführung:
Rotel DX-5 im Hörtest: Unaufdringliche Präzision
Im Hörraum setzen wir den überraschend schweren DX-5 auf ein Tabula-Rasa-Lowboard und den Wiim Ultra direkt daneben. So können wir alle Eingänge des Rotel – mit Ausnahme von HDMI-ARC – aus der gleichen Quelle bespielen. Im Widerspruch zu seinem kompakten Äußeren eröffnet der Vollverstärker mit kräftigen, druckvollen Bässen. The Road von Sohnarr füllt den Raum mit Basslines und Beats, Patricia Vannestes Stimme schwebt sinnlich-sanft darüber.

Wir haben absolut nicht den Eindruck, einem 25-Watt-Verstärker zu lauschen. Auch nicht, als der Höhepunkt des Stücks sich über uns hinwegrauscht wie eine große Welle: Der Raum bleibt weit, die Stimme sauber. Sehr akkurat stellt der Rotel auch Genesis von Jorma Kaukonen dar. Ein schlichtes und doch raffiniertes Stück, an dessen Gitarrenpicking sich Generationen von Folkzupfern abgearbeitet haben. Der Rotel macht seine Sache sehr gut, zeigt die Stahlsaiten in ihrem natürlichen Glanz und Kaukonens Vocals sauber artikuliert. Den ersten Hörtest-Kontrahenten – Audiolabs 6000A MkII – schickt der DX-5 direkt wieder heim.
Trotz doppelter Breite und Masse schafft der britische Amp nicht die gleiche Raumweite und -ausleuchtung, wirkt auch im Bass eher ungenauer. Mit sehr hohen Lautstärken lässt sich der Rotel zwar überrumpeln, aber das ist angesichts der Leistungsdaten nicht überraschend. Ebensowenig beeinflusst es die Einstufung: Wir werten Qualität vor Quantität, sonst hätten zum Beispiel auch Röhrenverstärker nur wenig Existenzberechtigung.
Die klangliche Seele eines klassischen Rotel-Amps
Die vielen Generationen von Rotel-Verstärkern, die wir seit den 1980ern gehört haben, teilen einen Klang, den wir als typisch Rotel empfinden: Unten kräftig, aber nicht fett, sondern kontrolliert. In den Mitten agil und unangestrengt, ganz oben oft einen Hauch dunkler als andere Verstärker japanischen Ursprungs. Wenn die Unterschiede heute nicht mehr ganz so groß sind, dann, weil die Mitbewerber sich tonal auf die Rotels zubewegt haben.

Auch der DX-5 zeigt diese neutrale, musikalisch schlüssige Abstimmung. Isoliert gehört, klingt sie so unauffällig, dass Rotel-Neulinge oft nicht verstehen können, was an diesen Amps so besonders sein soll. Aber das ändert sich schnell, wenn man tatsächlich vergleicht. Im Miniformat des DX-5 ist dieser Sound etwas Besonderes – schon weil die meisten Mitbewerber bei so kompakten Geräten auf Class-D-Endstufen setzen, die ihren ganz eigenen Charakter mitbringen. Um den Rotel zu übertreffen, muss man schon einen Haudegen vom Format des Musical Fidelity M3si aufbauen. Der Fullsize-Amp braucht keinen Watt-Wettstreit, sondern nur etwas zarten Folk, um den Rotel auf Distanz zu halten.

Etwa Ask Forgiveness, ein Cover-Album von Bonnie Prince Billy, das nun der Linn LP12 über den Cyrus 40PPA zuspielt – eine unserer besten „echten“ Analogquellen. Da ist über den Rotel zwar alles schön sauber und klar. Der Musical Fidelity sorgt aber für mehr Atmosphäre zwischen den Tönen, lässt die akustischen Arrangements reichhaltiger und natürlicher klingen.
Größenbezogen eindrucksvoll, aber nicht grenzenlos
Ist mehr Punch und Kontrolle gefragt, sehen wir abermals den Musical Fidelity in Führung gehen. Mit dem Techno-Meisterwerk This Bliss von Pantha du Prince zeigt der M3si dem DX-5, was solche komplett programmierten Stücke an überraschenden Nuancen in sich tragen können. Auch die Raumeffekte, die Hendrik Weber in seine Tracks eingebaut hat, funktionieren noch besser und lassen auf Saturn Strobe fast Surround-Feeling aufkommen. Und klar: Die Bassdrum wirkt mit dem größeren Amp einfach größer und tiefer. Als Stream brauchst du dieses Stück übrigens nicht zu suchen: Auf den digitalen Versionen des Albums fehlt es, weil das zugrunde liegende Sample nie freigegeben wurde.

Auf der Suche nach unserem Lieblingseingang schalten wir zwischen optischem, koaxialem, USB- und analogem Cinch-Eingang um. Mit dem Wiim Ultra als Zuspieler ist der analoge Eingang auf einem Niveau mit dem USB-Input. Für analog etwas schwächere Player ziehen wir die digitale Übertragung in den Rotel vor: Der von Rotel eingebaute DAC erfüllt jetzt seine Aufgabe als höherwertige Alternative zu den Wandlern in preiswerten Zuspielern. Am besten verwendest du hier USB, sofern vorhanden, oder alternativ den kaum schlechteren Koax-Eingang. Der optische Input wirkt einen Hauch diffuser, was aber nicht dem Rotel, sondern dem Übertragungsstandard anzukreiden ist.
Du bist neugierig, wie der Rotel DX-5 im Vergleich mit anderen HiFi-Verstärkern abschneidet? Unsere Bestenliste hat die Antwort:
Technischer Aufbau: Starker DAC, ungestörte Analogkette
Der Toslink-Eingang ist trotz des minimal schwächeren Klangs wichtig: Viele Quellen, darunter auch der supergünstige Wiim Mini, haben nur einen optischen Digitalausgang. Zudem erweist sich Toslink wegen der elektrisch nicht leitenden Verbindung als Problemlöser, wenn die anderen Optionen – vor allem in komplizierteren Anlagen – Brummschleifen verursachen.

USB führt den Hörvergleich wieder einmal an, weil die Daten hier asynchron übertragen werden. Der DAC im Rotel erhält damit die Takthoheit und muss sich nicht mehr an die mehr oder weniger ungenaue Clock in der Quelle anpassen. Außer Konkurrenz läuft HDMI-ARC, das den Rotel zum Audio-Partner deines Fernsehers macht: Neben digitalem Audio schickt der TV dabei auch Steuersignale übers Kabel, die den Rotel automatisch ein- und umschalten und dessen Volume-Regelung übernehmen.
Analogsignale finden am Rotel nur einen einzigen Eingang vor, Phono gibt es gar nicht. Dafür bleibt der einsame Cinch-Input durchgehend analog und wird zu keinem Zeitpunkt digitalisiert. Das ist bei Streaming-Amps nicht selbstverständlich, macht den Rotel aber auch nicht automatisch besser als Geräte ohne dieses Merkmal.

Der NAD C700 zum Beispiel klingt am Analogeingang trotz digitalem Signalweg überragend. Aber wenn dich das schon aus Prinzip stört, findest du im DX-5 einen Amp mit digitalen Talenten, der deinem Purismus dennoch entgegenkommt. Am anderen, modernen Ende der Skala überzeugt der Rotel zugleich mit klangoptimiertem Bluetooth aptX HD.
Ein klassischer Rotel en miniature
Die D/A-Wandlung im Rotel erfolgt in einem ESS ES9039Q2M mit höchster Genauigkeit und Rauscharmut. Für hochauflösendes Bit-Material sorgt der USB-Eingang, der PCM bis 384 kHz/32 bit akzeptiert und auch Quad-DSD verarbeitet. Ganz old school in A/B-Bauweise dann die Endstufe: Rotels Entwickler haben zwar auch schon mit der Verstärkerklasse D gearbeitet – etwa in den exzellenten Mehrkanalendstufen der Marke. Aber mit einem ganz konventionellen Gegentakt-Amp, einem soliden Sanken-Transistorpaar pro Seite und einem kräftigen Ringkerntrafo bringen sie ihr Talent offenbar noch lieber zum Ausdruck.

Der begrenzte Platz im Gerät zwingt sie allerdings dazu, auf den sonst üblichen Guss-Kühlkörper zu verzichten. Die Leistungstransistoren nutzen stattdessen das extradicke, umlaufende Alugehäuse zur Wärmeabfuhr, mit dessen Boden sie verschraubt sind.
Am Heck gibt es neben den erwähnten Eingängen solide, isolierte Schraubklemmen für ein Paar Lautsprecher, sowie einen Subwoofer-Ausgang. Kopfhörer steckst du an der 6,3-mm-Buchse an der Frontplatte ein. Der Volume-Drehknopf daneben ist das einzige Bedienelement direkt am Gerät. Weitere Funktionen erreichst du mit der schönen Vollmetall-Fernbedienung über ein in winziger Schrift dargestelltes Menü, aber es sind nicht viele: Du kannst jeden Eingang umbenennen, für jeden die Volume-Regelung deaktivieren und gar nicht benötigte Inputs ausblenden. Im Audiomenü gibt es einen Balanceregler, aber keine Klangregelung.
Willst du ein Streaming-Frontend, kaufst du es einfach separat bei einem Spezialisten wie Wiim. Kostet weniger und funktioniert besser – eine Wiim-Wiim-Situation gewissermaßen.
Unser Fazit zum Rotel DX-5
Die Wiedergabe des DX-5 ist bestechend sauber und präzise, wie das nur wenige Miniformat-Komponenten hinbekommen. Durch den klassischen Class-A/B-Aufbau der Endstufe bei zugleich begrenztem Platz nehmen die Entwickler eine etwas kleinere Leistung in Kauf: 25 Watt an acht Ohm gibt Rotel an. Subjektiv wirkt der DX-5 aber deutlich kräftiger. Mit HDMI-ARC und Highres-USB ist dieser kompakte Edelverstärker für den Desktop ebenso geeignet wie für einen Platz auf dem Wohnzimmer-Sideboard.
Hier geht’s direkt zu den Angeboten des Rotel DX-5:
Technische Daten | |
Leistung | 2x 25W (8 Ohm), 2x 33W (4 Ohm) |
Eingänge | 1x Line Cinch, 1x digital TOSLink, 1x digital Koax, 1x digital USB-B, HDMI-ARC |
Audio-Ausgänge | 1x Lautsprecher, 1x Kopfhörer 6,3mm, 1x Subwoofer |
Quellen kabellos | Bluetooth aptX HD |
MQA | – |
Roon tested | Ja |
Netzwerk | – |
Abmessungen (BxHxT) | 215 × 76 × 251 mm |
Gewicht | 4,1 kg |
Mitgeliefertes Zubehör | Fernbedienung, Speicherstick mit Bedienungsanleitung und Treibern |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz, Silber |
Preis | 1.499 Euro |
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