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Silent Angel Bremen B2 im Test: High-End-Streaming vom Datenspezialisten

Der Silent Angel Bremen B2 streamt Musik und gibt sie analog und digital wieder. Was sich noch hinter dem flachen Netzwerk-Player verbirgt, erfährst du in unserem Test.
HIFI.DE Test | Silent Angel Bremen B2
Eingänge
Audio-Ausgänge
1x Cinch (regelbar), 1x Kopfhörer 6,3mm, 1x digital AES/EBU, 1x digital I2S, 1x digital Koax
Quellen kabellos
AirPlay 2, Bluetooth
Integrierte Streamingdienste
Tidal, Qobuz, Spotify Connect, Deezer, Napster, Amazon Music
Gehäuse-Ausführungen
Schwarz
Abmessungen (BxHxT)
308 x 48 x 17,2 mm
Preis
899 Euro
In Kürze
Der Bremen B2 ist ein puristischer Streamer mit regelbaren Line- und Kopfhörerausgängen. Optisch bietet er wenig Spektakel, dafür klanglich umso mehr: Hier ist er in seiner Preisklasse kaum zu schlagen.
Vorteile
  • Sehr offener, dynamischer Klang
  • Stabiles Streaming
  • Lautstärkeregelung
  • Kräftiger, gut klingender Kopfhörerausgang
Nachteile
  • Keine Trackanzeige am Gerät
  • Keine zusätzlichen Digitaleingänge

Wer gute Netzwerk-Player bauen will, sollte sich mit den netzwerktechnischen Grundlagen auskennen. Oft genug haben wir schon spannende neue Streamer erlebt, die wunderbar hätten klingen können – wenn nur die Daten zuverlässiger im Gerät gelandet wären und das Bedienkonzept seinen Namen verdient hätte. Der Silent Angel Bremen B2 bringt für diese Aufgaben zumindest gute Voraussetzungen mit.

Das Unternehmen in südchinesischen Zhuhai ist kein HiFi-Hersteller, der jetzt mit Netzwerk anfängt. Sondern umgekehrt: der HiFi-Ableger eines Cloud- und Storage-Spezialisten namens Thunder Data. Wie es um die Sound-Skills der chinesischen Entwickler bestellt ist, wollen wir in diesem Test herausfinden.

Silent Angel Bremen B2 Frontansicht
Der Bremen B2 von Silent Angel soll deine Musik aus dem Netz ziehen und sowohl analog als auch digital weitergeben.

Der Bremen B2 klotzt schon mal mit sinnvoller und in dieser Kombination nicht alltäglicher Ausstattung: Regelbare Analogausgänge und ein vollwertiger Kopfhöreranschluss einerseits, Koax-, AES/EBU- und I2S-Digitalausgänge andererseits verraten, dass Silent Angel den Bremen B2 nicht als Nischenplayer, sondern als Universalisten geplant hat.

Der eigenwillige Name ist übrigens ein Souvenir: Einer der Firmengründer hat in Deutschland studiert und benennt seine Geräte nun nach Orten und Eindrücken dieses Aufenthalts. Neben dem Bremen in verschiedenen Varianten gibt es zum Beispiel noch einen weiteren Streamer namens Munich oder den Roon-Server Rhein.

Silent Angel Bremen B2 im Hörtest: Richtig viel richtig gemacht

Wir haben den Bremen mit dem Roksan Attessa Streaming Amplifier an unseren Audio Physic Midex gehört. Der Attessa enthält neben einem mitreißend guten, rein analogen Vollverstärker auch einen eigenen DAC sowie einen vollwertigen BluOS-Netzwerkplayer. Das erlaubt spannende Vergleiche, nicht nur mit unserem bewährten Netzwerk-Player Cambridge Audio CXN V2, sondern auch mit den im Roksan integrierten Lösungen.

Silent Angel Bremen B2 Rückseite mit allen Anschlüssen
Auf der Rückseite des Silent Angel Bremen B2 findest du alle Ausgänge – mit Ausnahme des Kopfhörerausgangs.

Aber zuerst der Cambridge, der seit seiner Inbetriebnahme bereits dutzende von Hörvergleichen bestritten und nicht wenige davon gewonnen hat. Gegen den Bremen sieht der Brite nun tatsächlich etwas alt aus. Spätestens nach dem dritten, vierten Track.

Zunächst zeigt der CXN V2 mit My Queen Is Ada Eastman, dass er bei tänzelnd-komplexen Rhythmen nach wie vor schwer zu schlagen ist. Das Stück von Sons Of Kemet beginnt mit turbulenter Percussion, die via Cambridge einen herrlich elastischen Swing bekommt. Der Bremen wirkt hier einen Hauch statischer, aber dafür hat die Tuba-Bassline mit ihm einen noch rauchigeren, sonoreren Ton. Bandleader Shabaka Hutchings scheint zudem mit seinem Saxofon stets ein, zwei Schritte weiter Richtung Bühnenrand zu schlendern, wenn der Silent Angel am Zug ist.

Wie der Silent Angel Bremen B2 im Vergleich mit anderen Netzwerk-Playern abschneidet, kannst du unserer Bestenliste entnehmen:

Der Silent Angel findet die Schönheit auch im Lärm

Wir wechseln zu Josh T. Pearsons Album The Straight Hits!, wo nicht jedes Stück normalen HiFi-Maßstäben gerecht wird. Loved Straight To Hell schüttet der Songwriter so gründlich mit seinen charakteristischen Gitarrenlärmlawinen zu, dass man darin nur noch mit Mühe den Gesang oder die Rhythmussektion wiederfindet. Hier leistet der Silent Angel Präzisionsarbeit, schafft Pearsons Stimme mehr Platz und arbeitet auch die Drums sauberer heraus als der CXN V2. Die himmlischen Harmonien aus der Gitarre des Meisters füllen zwar immer noch jeden freien Millimeter des Stereo-Panoramas aus, verdecken den Rest aber weniger.

Technisch handelt es sich bei diesem Album um einen FLAC-Download in CD-Qualität, die gefühlt 80 % unseres Höralltags repräsentiert. Darunter mischen sich MP3s, oft über Downloadgutscheine, die Vinylplatten beiliegen. Solange die nicht zu drastisch datenreduziert sind, ergeben sie dieselben Testergebnisse wie FLAC. Die Unterschiede zwischen den Playern sind also bedeutend größer als etwa der zwischen MP3 mit 320 kbps und Lossless-FLAC mit um die 800 kbps. Eine präzise Bitrate lässt sich bei FLAC nicht angeben, weil das Verfahren variabel arbeitet.

Silent Angel Bremen B2 Logo
Kleine Details wie das Firmenlogo von Silent Angel hellen den Bremen B2 auf.

Akkurat, aber nie aggressiv

Auch Wanderer von Cat Power haben wir in FLAC-Qualität auf dem Server, weil Domino Records seinen LPs zumindest zeitweise Downloadcodes beilegt, die zu vollwertigen wav-Dateien führen. Weil .wav aber ein unhandliches Format ist, das sich nur schwer von Servern sortieren lässt, konvertieren wir solche Beutestücke in FLACs mit sauberen Metadaten.

Klanglich macht das keinen Unterschied: Me Voy klingt auf dem Silent Angel bedrückend schön, mit Chan Marshalls Stimme weit vor der sparsamen Begleitung aus Gitarre und Klavier. Die Klanglandschaft wirkt aber noch sonniger und großzügiger, der Hallraum um die Schallquellen noch feiner definiert, wenn der Bremen B2 spielt. Da machen weder der Cambridge noch der Roksan-eigene BluOS-Streamer einen Stich.

In den ersten CD-Jahrzehnten war derartige Genauigkeit zwar auch schon möglich, kam häufig aber in Begleitung ihrer weniger schönen Schwester, der giftigen Helligkeit. Weshalb man oft intuitiv einen leicht abgedunkelten Klang vorzog: vielleicht was verpasst, aber wenigstens keine Ohrenschmerzen. Player wie der Silent Angel sind davon technologisch mehrere Generationen entfernt.

Silent Angel Bremen B2 Zubehör und Kabel
Neben dem obligatorischen Netzkabel bekommst du mit dem Bremen B2 auch noch ein rudimentäres Cinch- und LAN-Kabel geliefert.

Nicht zu überhören ist dieser Fortschritt auf Abelvær aus der Folk Suite For Fiddle and String Orchestra von Gjermund Larsen, der auch die Solo-Fiddle spielt. Zu finden ist das Stück auf dem sehr empfehlenswerten Album Trondheimsolistene – In Folk Style von dem kleinen, aber extrem feinen norwegischen Label 2L. Der 192/24-Download klingt hier perfekt: fein differenziert die Streicher-Timbres, mitreißend dynamisch die Rhythmik, weit und einhüllend der Aufnahmeraum. Der Bremen B2 zeigt hier nachdrücklich, wie er Feinsinn mit Autorität, Auflösung mit ganzheitlichem Druck kombinieren kann.

Silent Angel Bremen B2: Technischer Aufbau und Praxis

Silent Angel, beziehungsweise deren Mutterkonzern Thunder Data, setzen auf eine hauseigene Streamingplattform, die uns erst vor wenigen Wochen sehr positiv aufgefallen war – bei den Streaming-Aktivboxen Audio Pro A28. Das schwedische Unternehmen verwendet zwar eine „eigene“, also Audio-Pro-gebrandete App. Die ist aber unschwer als Zwilling der Silent-Angel-App „VitOS Lite“ zu erkennen, und beide Apps steuern anstands- und bruchlos Geräte beider Marken. Du könntest also den Bremen B2 in der Wohn- oder Musikzimmeranlage mit Smart Speakern von Audio Pro im Arbeitszimmer kombinieren und daraus auch gemischte Multiroom-Gruppen bilden.

Die Auswahl an Cloud-Musikquellen ist umfassend: Neben Tidal, Spotify, Deezer und Qobuz kannst du auch deinen Amazon Music– oder Napster-Account verwenden. Ohne kostenpflichtiges Abo bist du mit zwei Radioverzeichnissen (vTuner und TuneIn) mit jeweils Tausenden Sendern sowie klassischem UPnP-Zugriff auf deine zu Hause gesammelte Musik ebenfalls gut bedient.

Silent Angel Bremen B2 Screenshot App
Über die passende App kannst du den Silent Angel Bremen B2 auch mit WLAN-Lautsprechern von Audio Pro koppeln. | Screenshot: Silent Angel

Wie sauber und ordentlich deine Festplatten-Musikbibliothek auf der App erscheint, hängt – wie immer bei DLNA/UPnP – entscheidend von den Einstellungen deines Servers und der Konsistenz deiner Metadaten ab. Aber was immer der Server an Listen liefert, lädt in der App wirklich flott. Wie schon bei Audio Pro zeigt sich die ThunderData-Streamingplattform reaktionsschnell, geradlinig und auffallend stabil.

Erwachsene High-End-Quelle dank Gapless

Und doch gibt es Unterschiede in den beiden Implementierungen – zugunsten des Silent Angel. So spielt der Bremen durchgehend produzierte Konzept- oder Livealben mit perfekten, aussetzerfreien Übergängen zwischen zusammengehörigen Tracks. Diese Gapless-Fähigkeit fehlte dem Audio-Pro-Boxenset aus irgendeinem Grund.

Der Bremen B2 verhält sich dagegen auch in diesem Punkt genau so, wie wir es von einer ernsthaften Musikquelle erwarten. Du kannst innerhalb des laufenden Stücks blitzschnell an jede gewünschte Stelle springen und den Player im fliegenden Wechsel von unterschiedlichen Smart-Devices und Apps aus steuern. Die besten Konkurrenzsysteme – etwa das bereits vom Bluesound Powernode bekannte BluOS – sind allerdings noch flexibler. So erlaubt der Bremen zwar den Aufbau eigener Playlisten, die du dann auch sichern und später aufrufen kannst. Aber das geht nur Track für Track, nicht albumweise, und du kannst auch die aktuelle Abspielliste nicht speichern – ein bisschen unlogisch also.

Silent Angel Bremen B2 LAN-Buchse
Die LAN-Buchse ist der einzige Anschluss des Bremen B2. Theoretisch könnte er auch Musik mit einer Taktrate von über 192 kHz verarbeiten. Dennoch ist das die Obergrenze der Auflösung.

Andererseits: Nicht jeder mag das Konzept der endlosen Abspiel-Warteschlange. Der Bremen verhält sich im Alltag wie ein CD-Player, nur komfortabler: Du suchst ein Album aus, tippst auf einen Track und hörst das Album dann ab diesem Track. Ein neues Album wirft das alte aus dem Speicher. Du kannst zwar einzelne Fremd-Tracks in die Liste einfügen, aber die Reihenfolge nicht editieren: sie spielen dann stets nach dem gerade laufenden Stück. Hörst du deine Alben eh von vorne bis hinten durch, wirst du nichts vermissen. Spielernaturen, die ständig an ihrer Tracklist herumbasteln wollen, greifen sind bei anderen Netzwerk-Playern besser aufgehoben.

Vornehmer Aufbau, gut getarnt

Der Bremen B2 sieht mit seinem quaderförmigen, schmucklosen Gehäuse fast aus wie eine Set-Top-Box aus den 00er-Jahren. Das ändert sich ein bisschen, wenn du ihn anschaltest und das Frontdisplay riesige Bedien-Touchfelder und einen breiten Leuchtbalken anzeigt. Hier kannst du skippen, pausieren, laut- und leisedrehen – und das war’s schon. Eine Anzeige etwa des spielenden Titels ist nicht vorgesehen.

Silent Angel Bremen B2 front schräg rechts, Bedienelemente
Die große Klinkenbuchse auf der rechten Seite versorgt auch große HiFi-Kopfhörer mit genügend Saft.

Immerhin kann der Leuchtbalken in verschiedenen Farben leuchten und blinken – und damit diverse Betriebszustände anzeigen. Grünes Blinken zum Beispiel signalisiert, dass der Bremen bootet und beim Router nach einer IP-Adresse fragt. Bekommt er die, wird aus dem Blinken ein dauerhaftes Leuchten.

Das unscheinbare Gehäuse entpuppt sich als höchst solide und präzise zusammengefügte Stahlblech-Karosserie. Darin befinden sich Netzteil, Streamingabteilung und Audiobereich auf jeweils separaten Platinen. Und wer befürchtet hat, unter dem schlichten Deckel stecke ebenso schlichte Signalverarbeitung, ist spätestens jetzt beruhigt: D/A-Wandlung und Ausgangsstufen sind durchaus vornehm, mit einem ESS Sabre 9018 als 32-bit-DAC und extra-klirrarmen OPA2134 von Burr-Brown als Ausgangsverstärker.

Silent Angel Bremen B2 Seitenansicht Gehäuse
Das Gehäuse besteht aus stabilem Blech und verbirgt hochwertige Technik.

Und dann gibt es noch Chips, die niemand anders hat – weil sie offenbar Silent-Angel-Sonderanfertigungen oder womöglich gar Eigenentwicklungen sind. Dazu zählen ein Abtastratenwandler namens „SA SRC S“ und ein offenbar für den Kopfhörerausgang zuständiges Verstärker-IC „SA HPA 22W22“. Unterm Strich zeigt die Audioplatine des Bremen eine Mischung aus Aufwand und Eigenständigkeit, die bei Playern dieser Preisklasse eher selten zu finden ist.

Fazit Silent Angel Bremen B2

Als Netzwerk-Player mit regelbaren Ausgängen spielt der Bremen B2 wunderbar mit Endstufen und Aktivboxen zusammen – wenn du keine weiteren (Analog-) Quellen anschließen willst, auch ohne Vorverstärker. Klanglich ist er effektfrei und sehr transparent abgestimmt, vernachlässigt dabei aber weder Druck noch Dynamik. Das macht ihn zu einem der stärksten Player in seiner Preisklasse.

HIFI.DE Testsiegel Netzwerk-Player Silent Angel Bremen B2 8.3

Technische Daten
Eingänge
Audio-Ausgänge 1x Cinch (regelbar), 1x Kopfhörer 6,3mm, 1x digital AES/EBU, 1x digital I2S, 1x digital Koax
Chromecast Built-In
Quellen kabellos AirPlay 2, Bluetooth
Integrierte Streamingdienste Tidal, Qobuz, Spotify Connect, Deezer, Napster, Amazon Music
MQA
Roon ready
Multiroom-fähig Ja
Raumeinmessung
Netzwerk LAN, WiFi
Gehäuse-Ausführungen Schwarz
Abmessungen (BxHxT) 308 x 48 x 17,2 mm
Mitgeliefertes Zubehör LAN-Kabel, Cinch-Kabel
Gewicht 1,9 kg
Preis 899 Euro

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