Marantz Model 40n im Test: Streaming-Amp für Genießer
- Leistung
- 2x 70 Watt / 8 Ohm, 2x 100 Watt / 4 Ohm
- Eingänge
- 3x Cinch, 1x Phono MM, 1x HDMI-ARC, 1x Optisch, 1x Koax
- Chromecast Built-In
- –
- Quellen kabellos
- Bluetooth, AirPlay2
- Integrierte Streamingdienste
- Spotify Connect, Tidal, Amazon Music HD, Napster, Deezer
- Abmessungen (BxHxT)
- 443 x 130 x 430 mm
- Preis
- 2.500 Euro
Optisch wie klanglich ein klassischer, analoger Vollverstärker, jedoch mit diskret integriertem, leistungsfähigem Heos-Streaming. Mit einem Paar hochwertiger Lautsprecher wird daraus eine komplette, kompakte, hochelegante Anlage.
- Warmer, freundlich-musikalischer Klang
- Guter Phono-Vorverstärker
- Erlesene Verarbeitung
- Kein Qobuz, Kein Roon
- Bluetooth nur mit Basis-Codecs
Mit zwei Gerätearten hat sich Marantz einen exzellenten Ruf erspielt: Die Vollverstärker der Firma gelten als musikalisch, langzeittauglich und universell kombinierbar. Und die Digitalplayer zeichnen sich fast immer durch samtig-edlen Klang aus, der den Preisklassenschnitt übertrifft. Diese Abstimmung hat Marantz auch beibehalten, als aus CD-Playern zunehmend Netzwerkspieler wurden. Im Marantz Model 40n kombiniert die Firma ihre traditionellen Stärken. Ob das gelingt, haben wir in unserer Redaktion getestet.
Den Marantz Model 40n gibt es in Schwarz und Silber:
Heraus kommt ein Streaming-Verstärker – wenn man so will, ein moderner Nachfolger der großen Receiver der 70er Jahre. Der aber viel mehr kann als seine Vorfahren: Aus dem Radioteil von einst ist ein Streaming-Engine geworden, das gezielten Zugriff auf Millionen von Songs erlaubt – und ganz nebenbei auch noch Tausende von Radiosendern aus aller Welt anbietet. Der Model 40n ist somit nicht Teil einer HiFi-Anlage, sondern er ist die Anlage. Alles, was du sonst noch brauchst, ist ein Paar Boxen und eventuell einen Plattenspieler.
Marantz Model 40n im Hörtest: Warm, fast ein wenig vintage
Der Analogdreher ist natürlich keine Pflicht. Wenn du aber eh Vinylplatten sammelst und hörst, wirst du mit dem 40n besonders viel Freude haben. Sein Phono-Vorverstärker, den wir im Hörtest als Erstes ausprobierten, klingt tatsächlich superb. Saftig-schwungvoll im Ton, sehr rauscharm und mit stimmig rundem Hochtonbereich, lässt es LPs mit all dem Charme zur Geltung kommen, der sie im günstigsten Fall auszeichnet. Also immer dann, wenn gute Pressungen auf exzellente Spieler treffen. Im Hörraum zum Beispiel auf einen Thorens TD 1600 mit Tonarm TP 160 und einem Sumiko Blue Point No. 2 als Tonabnehmer. Statt des High-Output-MC kannst du natürlich auch jedes MM-System nehmen, das deine klanglichen Vorlieben trifft.
Mit digitalen Quellen hören wir den Eigencharakter des Marantz deutlicher heraus. Unterschiede zwischen dem internen Streamer und externen Zuspielern sind zwar vorhanden. Sie sind aber nicht groß genug, um den Model 40n nach irgendetwas anderem klingen zu lassen als nach sich selbst. Und diesen Klang muss man wollen. Er ist nicht zu 100 Prozent neutral, sondern für unsere Ohren im Präsenz- und Brillanzbereich merklich zurückgenommen.
Natürlich nicht im Sinne einer Klangregelung – der Frequenzgang verläuft garantiert genauso linealgerade wie bei jedem anderen modernen HiFi-Verstärker. Zumal wir im Hörtest stets im Source-Direct-Modus hören, also mit deaktivierten Klangreglern. Im Vergleich zu anderen Amps seiner Preisklasse wirkt der Marantz dennoch weich, vornehm distanziert und grundtonstark. Ein Klang, den man als Tendenz schon früher von Marantz oft zu hören bekam, nur hier etwas deutlicher ausgeprägt.
Tonal stets auf der sicheren, warmen Seite
Cat Powers Stimme auf Sings Dylan profitiert von der üppigen Abstimmung des Model 40n. Der Verstärker schenkt ihr Gewicht und Körper, wirkt zugleich aber nicht dumpf, sondern fein artikuliert. Ganz oben, wo es garantiert nicht mehr anstrengend oder gar lästig wirken kann, ist der Verstärker nämlich wieder richtig fleißig, zeichnet Raum-Reflexionen, jedes Luftholen der Sängerin und das Gleiten ihrer Finger über die Gitarrensaiten fast schon übergründlich nach.
Wirklich mitreißendes Tempo entwickelt die Musik auf diese Weise aber nicht: Der Roksan Attessa Streaming Amplifier und mehr noch der Cayin-Röhrenamp Jazz 80 – beide preislich zumindest grob vergleichbar – rücken den Hörplatz deutlich dichter an die Bühne. Der Roksan spielt rhythmisch eindeutiger und dynamisch packender. Besonders deutlich wird das mit Rock, etwa Tocotronics Das Unglück muss zurückgeschlagen werden (von K.O.O.K. aus dem Jahr 1999), wo der britische Streaming-Amp nach dem Intro einfach mehr Gas gibt.
Von dem Tocotronic-Album haben wir sowohl das Vinyl als auch eine daraus gemachte FLAC-Überspielung in moderatem Highres, in 24 bit und 48 kHz nämlich. Um die Qualität seines internen Streamers einzuordnen, haben wir die Files abwechselnd mit diesem und mit dem frisch getesteten Eversolo DMP-A6 Master Edition gehört. Mit überraschendem Ausgang: Wie erwartet wirft der Eversolo wieder seinen auffallend feinen, freien und offenen Hochton in die Waagschale.
Diesen Charakter hört man am Analogeingang des Marantz sehr deutlich, was für dessen Qualität spricht. Der Marantz-eigene Heos-Spieler gibt sich aber nicht so einfach geschlagen und wirkt im Mittelton fast ein wenig markanter. Das ist in der Gesamtbalance eher ein Vorteil und lässt ahnen, dass Marantz den Streaming-Amp als Ganzes sorgfältig abgestimmt hat.
Wie sich der Marantz Model 40n im Vergleich zu allen anderen von uns getesteten Streaming-Verstärkern schlägt, kannst du unserer Bestenliste entnehmen:
Marantz Model 40n: Technik und Praxis
Schon die „Model“-Bezeichnung verrät, dass der Model 40n in der Marantz-Hierarchie weit oben steht. Das wirkt sich auch auf die Verarbeitung des Geräts aus, das nicht in China, sondern wie die großen Modelle der Konzernschwester Denon im japanischen Shirakawa entsteht. So baut man HiFi-Komponenten, die nicht nur ein paar Jährchen irgendwo dudeln, sondern dauerhaft, vielleicht sogar auf Lebenszeit glücklich machen sollen.
Bereits das Gehäuse unterscheidet sich mit präzisen Spaltmaßen, weich gerundeten Kanten und dickwandigem, verwindungssteifem Aufbau deutlich von „normalem“ HiFi. Der Boden des Amps ist sogar doppellagig ausgeführt. Ebenso die Frontplatte, die das Bedienfeld vor einem raffiniert strukturierten Hintergrund optisch schweben lässt. Indirekte LED-Beleuchtung an den Rändern der vorgesetzten Frontplatte verstärkt diesen Effekt noch.
Innen geht es kaum weniger massiv weiter. Optisch dominant sind der schöne, massive Alu-Kühlkörper für die Endstufe und ein wuchtiger Ringkerntrafo, der das Gerät mit Strom versorgt. Auf den zweiten Blick fallen die zahlreichen Kondensatoren ins Auge, die überwiegend nicht aus dem Standardprogramm eines Zulieferers stammen. Viele sind Maßanfertigungen, die Marantz von Spezialisten wie Nichicon oder ELNA auf bestimmte Parameter hin optimieren lässt. Andere entstammen einfach „nur“ besonders hochwertigen Baureihen des jeweiligen Herstellers.
In der Vor- und Endstufe, aber auch in dem auf einer separaten Platine hausenden Phono-Preamp, machen ungewöhnliche Zusammenrottungen kleiner Einzeltransistoren neugierig. Bei den Halbleitergrüppchen handelt es sich um HDAMs, die Marantz-typischen „Hyper Dynamic Amplifier Modules“. Das sind diskret aufgebaute Operationsverstärkerschaltungen, die der Hersteller seit Jahrzehnten züchtet und überall da einsetzt, wo sonst vielleicht billige IC-Op-Amps stünden.
Intuitives, zuverlässiges HEOS-Streaming
Programmquelle Nummer eins ist für den Model 40n der eingebaute Streamer. Er gehört zur Heos-Multiroom-Familie, mit Dutzenden passender Mitspieler im Marantz- und Denon-Programm. Du kannst also in der Küche, im Arbeitszimmer oder auch im Bad jeweils in Größe und Qualität passende Nebenstationen einrichten, diese zu Gruppen koppeln und am Model 40n angeschlossene Geräte übers Netzwerk teilen.
Heos verschafft dir Zugang zu allen relevanten Streamingdiensten von Spotify (Connect) über Qobuz bis Tidal, du kannst lokale Musikserver durchsuchen und wiedergeben oder aus tausenden Webradiostationen wählen. Sobald du über ein Streaming-Abo oder einen gut gefüllten NAS-Mediaserver verfügst, brauchst du dir über externe Musikquellen also eigentlich keine Gedanken mehr zu machen. Zumal Qualität, Format und Auflösung der abgespielten Files fast keinen Einschränkungen unterliegen: Von datenreduziertem MP3 bis hin zu HighRes-FLAC und sogar DSD verarbeitet das Streamingteil alles.
Auch deine Fernsehabende kann der Marantz verschönern, indem er den TV-Ton in die Anlage holt. Als perfekte Lösung steht hierfür ein HDMI-ARC-Eingang bereit. Der nimmt neben dem Tonsignal auch Steuerbefehle des Fernsehers entgegen, sodass sich dein Model 40n automatisch zusammen mit dem TV einschaltet und dessen Fernbedienung gehorcht. Weitere digitale Mitspieler können über den optischen und den koaxialen Digitaleingang des Marantz andocken.
Auch die analoge Seite des Anschlussfelds ist reich bestückt, wie man es von einem richtigen Vollverstärker erwartet – aber nicht mehr oft bekommt: Drei Line-Eingänge, einen Line-Ausgang sowie einen Ausgang für deinen Subwoofer kannst du hier belegen. Letzterer verfügt über ein zwischen 40 und 150 Hertz anpassbares Tiefpassfilter. Das Signal an den Boxenklemmen behält aber unabhängig von dessen Einstellung den vollen Bassgehalt.
Kein Pre Out, nur halbes Bassmanagement
Noch besser hätten wir ein vollwertiges Bassmanagement gefunden, um kleine Boxen im Subwoofer-Betrieb wirklich zu entlasten. Auch ein echter Stereo-Vorstufenausgang wäre, wie wir finden, nicht zu viel verlangt gewesen. Dafür gibt’s immerhin dessen Gegenstück, einen Endstufen-Direkteingang.
Damit kannst du den Model 40n elegant in eine vorhandenes Heimkino-Setup integrieren. Was wahrscheinlich eher selten genutzt werden dürfte: Wirklich sorgfältig ausgesuchte Stereo-Boxen, angetrieben vom Model 40n, mit Filmton via HDMI, können absolut fantastisch klingen. Vielleicht lässt sich das mit einem wirklich aufwendigen und komplexen Mehrkanal-Setup noch toppen. Aber einfach ist das nicht – erst recht, wenn der klassische Stereoklang nicht darunter leiden soll.
Im Alltag verhält sich der Marantz genau so, wie wir das von Stereo-Vollverstärkern seit Jahrzehnten erwarten: Eingangswahl, Volume-, Klang- und Balanceregler sitzen als griffige Aluknöpfe an der Frontplatte. Es gibt eine gut in der Hand liegende Fernbedienung, und äußerlich nirgends am Gerät einen Hinweis auf die Streamingfähigkeiten. Die erweckst du mit der Heos-App zum Leben, der man ihre lange Reifezeit inzwischen positiv anmerkt: Die Verbindung zum Verstärker ist zuverlässig, die Navigation durch die verschiedenen Dienste und Server intuitiv und aufs Wesentliche reduziert.
Ein Makel ist aber die fehlende Unterstützung des Streamingdienstes Qobuz. Der gehört unter audiophil ausgerichteten Streamingsystemen eigentlich längst zum Standardrepertoire. Warum genau er in Heos immer noch fehlt, wissen wir nicht: Sind die Hardware-Ressourcen am Limit oder das Programmier-Team? Für Streaming-Gourmets wären beide Antworten unbefriedigend.
Unser Fazit zum Marantz Model 40n
Das Heos-Modul mag nicht State of the Art sein, im Alltag hast du damit aber eine hochwertige, vielseitige Digitalquelle, die ihren Standortvorteil direkt im Verstärker auch klanglich zu nutzen weiß. Der Verstärker selbst zelebriert den klassischen, weich-sonoren Marantz-Sound, den Fans seit Jahrzehnten lieben. Design und Verarbeitung passen dazu punktgenau.
Hier kannst du den Marantz Model 40n direkt online bestellen:
Technische Daten | |
Leistung | 2x 70 Watt / 8 Ohm, 2x 100 Watt / 4 Ohm |
Eingänge | 3x Cinch, 1x Phono MM, 1x HDMI-ARC, 1x Optisch, 1x Koax |
Audio-Ausgänge | 1 Paar Lautsprecherklemmen (schaltbar), 1x Rec Out, 1x Sub Out, 1x Kopfhörer (6,3 mm), Bluetooth Out |
Chromecast Built-In | – |
Quellen kabellos | Bluetooth, AirPlay2 |
Integrierte Streamingdienste | Spotify Connect, Tidal, Amazon Music HD, Napster, Deezer |
MQA | – |
Roon ready | – |
Multiroom | Ja (Heos / Denon Home) |
Raumeinmessung | Nein |
Netzwerk | LAN, WLAN |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz, Silbergold |
Abmessungen (BxHxT) | 443 x 130 x 430 mm |
Mitgeliefertes Zubehör | IR-Fernbedienung |
Gewicht | 16,7 kg |
Preis | 2.500 Euro |
Alle von uns getesteten HiFi-Verstärker findest du hier in unserer Bestenliste: