Wharfedale Aura 4 im Test: Gefälliger Sound für große Wohnzimmer

- Treiber
- 4 (1 x Hochtöner, 1 xMitteltöner, 2 x Tieftöner)
- Frequenzbereich
- 37 Hz – 36 kHz (± 6 dB)
- Abmessungen (BxHxT)
- 286 x 1107 x 402 mm
- Verfügbare Farben
- Hochglanz: Schwarz, Weiß & Walnuss
- Paarpreis
- 3.999 Euro
Die Aura 4 schafft es, die goldene Mitte zwischen alltagstauglichem Sound und audiophiler Auflösung zu treffen. Wenn du genug Platz hast, steht der stundenlangen Hörsession nichts mehr im Weg.
- Entspannter, gefälliger Klang
- Gute Verarbeitung
- Nicht sehr wählerisch bei der Verstärkung
- Recht wuchtiges Design
- Könnte etwas mehr Kick im Tiefbass vertragen
Ohne große Ankündigung und eher nebenbei gab es die ersten Exemplare der neuen Aura-Serie auf der High End 2023 zu sehen. Erst Wochen später kam dann die offizielle Bestätigung mit weiteren Infos: Die neue Aura-Serie soll sich zwischen der günstigeren Evo-Serie und den Elysian-Flaggschiffen positionieren.
Zwei Regalboxen, zwei Center und zwei Standboxen gehören dazu, die größte von ihnen ist die Wharfedale Aura 4. Schon auf den ersten Blick scheint sie viele gute Zutaten der Elysian-Serie geerbt zu haben. Wie sich die Aura 4 in unserem Test und im Vergleich mit der Konkurrenz geschlagen hat, liest du hier.

Die Wharfedale Aura 4 im Detail
110 Zentimeter ragt sie in den Himmel, ihre Grundfläche von 29 mal 40 Zentimetern ruht fest auf mächtigen, verchromten Spikes. Mit 24,5 Kilogramm Gewicht pro Lautsprecher ist die Wharfedale Aura 4 tatsächlich leichter als erwartet. Irgendwie strahlen die vier schwarzen Treiber im hochglänzenden Nussbaumfurnier eine gewisse Gravität aus.
Wie die Wharfedale Aura 4 im Vergleich mit allen anderen von uns getesteten Standlautsprechern abschneidet, kannst du unserer Bestenliste entnehmen:
Die beiden unteren Treiber haben einen Durchmesser von 150 Millimeter und sind für alle Frequenzen unterhalb von 475 Hertz zuständig. Darüber übernimmt der Mitteltöner mit einer 100-mm-Membran, die wie die Membranen der Tieftöner aus einem Glasfasergewebe bestehen. Der Antrieb erfolgt über starke Magnete, die Polstücke sind mit Kupfer ummantelt, was Wirbelströme und die Induktivität kontrollieren soll.

Ab 3,3 kHz übernimmt dann der AMT-Hochtöner, den wir bereits in ähnlicher Form aus der Wharfedale Elysian 1 kennen. Bei einem AMT (Air-Motion-Transformer) bewegt sich die Membran nicht kolbenartig vor und zurück. Stattdessen wird die vielfach gefaltete Membran wie bei einer Ziehharmonika gestaucht und gestreckt. Das erlaubt viel flinkere Bewegungen und verspricht eine detailreiche Auflösung.
Wie viele andere Standlautsprecher verwendet auch die Wharfedale Aura 4 eine Bassreflexöffnung, um bestimmte Bassrequenzen zu verstärken. Hier befindet sich diese Öffnung auf der Unterseite des Lautsprechers, zwischen Korpus und Bodenplatte. Der Schalldruck entweicht durch einen dafür vorgesehenen Schlitz. Jetzt wollen wir es aber wissen: Lautsprecher ausgerichtet, mit unserem Rotel RA-1592 MK2 verkabelt und aufgedreht.

Klang: Entspannter Klang, weite Bühne
Und aufdrehen wollen wir immer weiter. Denn schnell zeigt uns die Wharfedale Aura 4 mit ihrem gefälligen Klangcharakter, dass sie weder hohe Pegel noch klangliche Herausforderungen fürchtet. Stattdessen breiten sich vor uns wie selbstverständlich alle Akteure aus. Fast schon ein Klassiker in unserem Hörraum ist Everything Matters der norwegischen Ausnahmestimme Aurora.
Hier hat der Producer teilweise tief in die Trickkiste gegriffen und lässt Auroras Stimme zum Refrain hin von der Mitte in beide Richtungen ausbrechen, nur um sich anschließend wieder zusammenzufinden. Über die Aura 4 kann dieser Effekt besonders deutlich verfolgt werden. Einerseits, weil die Bühne generell schon groß auffächert, andererseits aber auch weil, die AMT-Hochtöner ihrer Stimme die nötige Luftigkeit geben, sich so frei zu bewegen.

Der im Refrain einsetzende Bass hingegen nimmt sich hier eine Spur mehr zurück, als wir das von den großen Boxen erwartet hätten. Gleichzeitig scheint er aber seine Visitenkarte auf dem Tisch liegenzulassen. Man wisse ja, wo man ihn findet. Und tatsächlich wären wir die letzten, die Wharfedale Aura 4 als bassarm zu bezeichnen. Vielmehr ist die Basspower immer da, wenn du sie brauchst – schön kontrolliert und akzentuierend – bildet aber eher die Spielwiese über die Sänger:innen wie Aurora tanzen.
Unangestrengtes Langzeithören
Aber auch jenseits von hellem Synth-Folk kann die Stimmwiedergabe überzeugen. Den Beweis liefert die sympathisch-kratzige Brummstimme Ben Caplans. Diese schnurrt bei Lullaby durch unseren Hörraum und entwickelt dabei einen sehr schönen, zarten Schmelz. Dazu gesellen sich nacheinander Klarinette, Schlagzeug und Klavier, die der Lautsprecher mit all ihren Eigenheiten und punktgenau platziert. So lässt man sich gerne einlullen.

Generell schafft es Wharfedale mit der Aura 4 einen Allrounder in dein Wohnzimmer zu stellen, der sich für keine Aufgabe zu fein – und dem kein Genre zu fies ist. Schlecht gemachte AMT können schnell mal ins Grelle abrutschen. Das passiert der Aura 4 genauso wenig wie der Elac Vela FS 407. Stattdessen gibt sie jedem Song die nötige Bühne. Die können andere Lautsprecher, wie etwa die Dynaudio Evoke 50 oder auch eine Audio Physic Classic 15 noch eine Spur freier und luftiger gestalten, das fällt dir aber nur im direkten Vergleich auf. Am absolut harmonischen Klang der Wharfedale Aura 4 ändert das nichts.
Wharfedale Aura 4 im Praxis-Check
Ein Lautsprecherpaar ist nur so gut wie seine Aufstellung. Die Wharfedale Aura 4 macht hier keine Ausnahme, stellt dich aber auch nicht vor allzu große Herausforderungen. Im Test zeigte sie, dass sie am liebsten nur ganz leicht eingewinkelt vor dir steht. So ist die Bühne schön breit. Sollten einzelne Akteur:innen nicht mehr präzise ortbar sein, kannst du die Lautsprecher leicht zueinander drehen.

Wie schon angesprochen, ruhen die Standboxen auf Spikes. Durch ihre Gewinde kannst du die Lautsprecher bei nicht ganz planem Boden austarieren. Für empfindliche Böden liegen der Aura Spiketeller bei. So zerkratzt dein Parkett nicht. Spikes haben übrigens den Vorteil, überschüssige Energie, die im Lautsprecher in Form von Resonanzen entsteht, in den Boden abzulenken.
Apropos Energie: Mit einem Wirkungsgrad von 89 dB (gemessen mit 2,83 Volt in einem Meter Abstand) brauchen die Boxen keine Verstärkertürme, um Töne auszuspucken. Die meisten HiFi-Verstärker werden der Aura 4 Klänge entlocken können. Andererseits kann die Aura 4 durchaus Unterschiede zwischen Verstärkern hörbar machen und freut sich über eine adäquate Verstärkung.

Das Bi-Wiring-Terminal auf der Rückseite suggeriert Ähnliches. Theoretisch kannst du also den Hoch-Mitteltonbereich und den Bassbereich separat verstärken. In 99 Prozent der Fälle reicht eine einfache Single-Wire-Verbindung jedoch aus. Für diesen Fall liegen kurze Brückenkabel mit vergoldeten Steckern bzw. Kabelschuhen bei. Die sonst oft üblichen Blechbrücken hat man sich bei Wharfedale gespart.
Design: Auch optisch ein dominanter Auftritt
Die Aura-Serie wird zwar in England konzipiert, aber in China gefertigt. Dass das inzwischen nur noch eine Preisfrage und nicht unbedingt eine Qualitätsfrage sein muss, beweist ein Blick auf das Echtholzfurnier und die massiven Spikes der Aura 4. Einen solchen Lautsprecher würdest du für diesen Preis in Europa nur schwer bis gar nicht herstellen können.

Andererseits gibt es Lautsprecher, die sich einfacher in deinen Wohnraum integrieren. Die Wharfedale Aura 4 nimmt Raum ein. An ihr vorbeizuschauen wird schwer. Die ausladende, dominante Art des Lautsprechers sollte also genau dein Ding sein. Zwar kannst du mit der schwarzen, magnetischen Stoffabdeckung auf Wunsch die Treiber verstecken, filigraner macht es den Lautsprecher aber nicht. Andererseits bekommst du ein Paar Lautsprecher, das deutlich klarmacht, dass hier ernsthaft Musik gehört wird. Ohne Wenn und Aber.
Unser Testfazit zur Wharfedale Aura 4
Die Wharfedale Aura 4 hat das Zeug dazu, auch alten Bekannten aus deinem Plattenschrank zu neuem Glanz zu verhelfen. Dabei beherrscht sie eine Tugend aus der HiFi-Welt ganz besonders gut: Sie spielt musikalisch. Viel zu viele Lautsprecher – auch, oder gerade aus deutlich teureren Gefilden – verwechseln „grell“ immer noch mit „gut“. Die Aura 4 eckt nirgendwo an, sondern präsentiert dir deine Musik in entspannter Wharfedale-Manier – und überrascht dich dabei immer wieder mit ihrer breiten Bühne und schönen Auflösung.
Wenn dir das für unseren Geschmack etwas zu klobige Design der Aura gefällt, wird sie deinem Wohnzimmer einen neuen Mittelpunkt geben: Im Sweetspot zwischen ihnen.
Technische Daten | |
Wege | 3 |
Treiber | 4 (1 x Hochtöner, 1 xMitteltöner, 2 x Tieftöner) |
Anschlüsse | Bi-Wiring |
Frequenzbereich | 37 Hz – 36 kHz (± 6 dB) |
Wirkungsgrad | 89 dB (2,83 V / 1m) |
Abmessungen (BxHxT) | 286 x 1107 x 402 mm |
Gewicht | 24,5 kg |
Verfügbare Farben | Hochglanz: Schwarz, Weiß & Walnuss |
Paarpreis | 3.999 Euro |
Standlautsprecher sind dir etwas zu groß? In unserer Bestenliste findest du alle von uns getesteten Regallautsprecher: