Wharfedale Linton 85 im Test: Retro-Lautsprecher mit Charme

- Treiber
- 3 (1 x Hochtöner, 2 x Mitteltöner, 1 x Tieftöner)
- Wirkungsgrad
- 90 dB
- Abmessungen (BxHxT)
- 300 x 1.002 x 360 mm (inkl. Fuß)
- Verfügbare Farben
- Walnuss, Mahagoni, Schwarz
- Paarpreis
- 1.199 Euro (Lautsprecher), 399 Euro (Ständer)
Die Wharfedale Linton 85 zeichnet ein besonders entspannter und warmer Sound aus, der perfekt zu ihrem Retro-Charme passt. In ihren kurzen Korpus komprimiert die Linton 85 den Spielspaß einer ausgewachsenen Standbox.
- Warmer, entspannter Klang
- Tolles Retro-Design
- Guter Wirkungsgrad
- Massiver Fuß mit Schallplattenablage
- Könnte etwas mehr Auflösung vertragen
- Wirkt ohne Fuß etwas klobig
Mit dem Wharfedale Linton 85 kommt ein Lautsprecher in unser Hörstudio, der es uns nicht leicht mit der Einordnung macht. Handelt es sich hier um einen sehr großen Regallautsprecher oder eher um einen kompakten Standlautsprecher?
An moderne Konventionen scheint sich der Schallwandler der britischen HiFi-Profis nicht wirklich halten zu wollen. Im Retro-Design und mit passenden Ständern soll er jedoch Augen und Ohren Besonderes bieten. Was sich hinter dem Linton 85 verbirgt, erfährst du in unserem Test.

Der Wharfedale Linton 85 im Klang-Test
Die Linton-Serie begleitet Wharfedale schon seit den 60er Jahren und wurde immer wieder überarbeitet. Der Linton 85 soll also einerseits das 85-Jährige Jubiläum der Firma feiern, andererseits aber auch eine Rückbesinnung auf die Anfangswerte darstellen. Schon die ursprünglichen Linton-Lautsprecher sollen einen besonders warmen und natürlichen Klang verströmt haben.
Und tatsächlich scheint sich Wharfedale beim Linton 85 im wahrsten Sinne des Wortes zurück zu den Wurzeln besonnen zu haben. Der Lautsprecher hat einen fast schon erdigen Charakter, der ein festes Fundament für jeden Beat bildet.
Die Wharfedale Linton 85 gibt es in drei Oberflächen:
Ein gutes Beispiel dafür bietet Cutting Stone der Decemberists. Die einzeln angeschlagenen Gitarrenakkorde am Anfang münden nach dem Intro im Beat aus Bass und Schlagzeug. Hier zeigt sich, dass der Wharfedale Linton 85 im Tieftonbereich viel Druck bietet, aber auch das letzte bisschen Kontrolle vermissen lässt. Die Bassdrum wird so aber authentisch spürbar, wenn die Tieftöner der Linton ihre Energie in deine Richtung entladen. Dabei übertreibt der Lautsprecher es aber nie, Stimmen und Instrumente werden nie vom Bass überdeckt.

Dennoch zeigt die Wharfedale Linton 85 gerade auch bei Stimmen seinen fast schon bluesigen Grundton. Selbst die markante Stimme von Radie Peat bekam bei Lankums Song The Old Man from Over the Sea einen leicht nasalen Klang. Der auf diese Art leicht an einen Dudelsack erinnernde Gesang passt jedoch hervorragend zu der Folkgruppe aus Dublin.
Instrumente zum Singen bringen
Interessanterweise funktioniert dieser Effekt auch in die andere Richtung: Martin Fröst gibt Vivaldi zum Besten. Allerdings einmal nicht wie so oft auf der Geige, sondern arrangiert für die Klarinette. Beim Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 1 in B-Moll bekommt sein Instrument eine ganz eigene Stimme, fast als sänge dir jemand etwas in einer unbekannten Sprache vor. Auf der ähnlich teuren Fishhead Audio Resolution 2.6 FS konnten die feinen Nuancen im Klangspektrum der Klarinette um einiges klarer herausgearbeitet werden. Die mechanischen Verschlusslaute des Instruments konnte der AMT-Hochtöner in der Resolution einfach besser wiedergeben.

So verfolgt der Wharfedale Linton 85 zwar nicht jedes Detail deiner Musik, sorgt aber durch seinen entspannten Klang auf jeder Party auch bei starken Pegeln für eine ausgelassene Stimmung, ohne zu nerven. Gleichzeitig zu seiner Pegelfestigkeit verfügt er über durchaus einen imposanten Nachdruck im Bassbereich. Dass er tonal nicht immer korrekt zu Werke geht und deshalb Stimmen manchmal an Instrumente erinnern oder Stimmen wie Instrumente klingen, ist ein Effekt, der dir gefallen muss. Zu einem entspannten Abend am Kamin passt diese Klangfarbe jedoch ideal.
Noch mehr Standlautsprecher findest du in unserer Bestenliste:
Linton 85: Wuchtiger Aufbau mit modernen Zutaten
Der Wharfedale Linton 85 mag zwar retro aussehen, steckt aber voller moderner Zutaten. Die klassische 3-Wege-Konstruktion verteilt das Musiksignal deines Verstärkers auf einem Hochtöner, einem Mitteltöner und einem Tieftöner. Ein Kevlar-Gewebe bildet die Membranen der letzten beiden. Der Vorteil dieses Werkstoffs soll in seiner möglichst leichten, aber gleichzeitig besonders robusten Struktur liegen. So verspricht sich Wharfedale einen besonders unverfälschten und starken Sound.

Die Gewebekalotte des 25-mm-Hochtöners sitzt gut geschützt hinter einem Metallgitter und leicht von der Mittelachse versetzt in der Schallwand. Das ist auch der Grund, aus dem sich die beiden Lautsprecher – wenn auch nur sehr leicht – voneinander unterscheiden. Ein Unterschied, der allerdings nur dann zum Vorschein kommt, wenn du die von mehreren Stiften gehaltene Abdeckung entfernst. Bei unserem Lautsprecherpaar war das mit einiger Fingerakrobatik verbunden, weil die Abdeckung tief in den umgebenden Rahmen eingelassen ist.

Auf der Rückwand begrüßt dich ein großes Paar vergoldeter Polklemmen, in denen sowohl Bananenstecker als auch dickste Kabel Platz finden. Versetzt darüber sitzen die beiden Bassreflexöffnungen. Sie sollen ausgewählten Bassfrequenzen unter die Arme greifen.
Praxis-Tipp: In passende Ständer investieren!
Auf der englischsprachigen Homepage betitelt Wharfedale den Linton 85 als „Bookshelf Speaker“. Mit mehr als einem halben Meter Höhe, 36 Zentimeter in der Tiefe und einem Gewicht von 18,4 Kilogramm passt der Lautsprecher aber wohl nur in sehr wenige Regale (zum Vergleich: Selbst die ausgewachsene Standbox Canton GLE 90 wiegt lediglich 19,6 kg). Mit den beiden rückseitigen Bassreflexöffnungen pro Box wäre ein Regal vielleicht auch nicht die klanglich beste Option. Auf dem passenden Ständer kommt der Lautsprecher sowieso viel besser zur Geltung. Konsequenterweise haben wir die Wharfedale Linton 85 im Test auch als Standlautsprecher betrachtet.

Zwar unterscheiden sich die beiden Linton 85 durch die Ausrichtung ihres Hochtöners, solltest du aber Interesse daran haben, deine Lautsprecher richtig aufzustellen, solltest du genau aufpassen. Die Linton 85 weisen nämlich keine entsprechende Markierung auf. Nur ein Sticker auf der Verpackungsfolie im Karton gibt dir Aufschluss über die korrekte Ausrichtung. Laut diesem Aufkleber sollen die Lautsprecher so aufgestellt werden, dass die Hochtöner nach innen zeigen, bzw. das Firmenlogo an der äußeren Seite sitzt. In unserem Test waren die klanglichen Unterschiede zwischen den beiden Aufstellungen so marginal, dass du dir darüber nicht allzu viele Sorgen musst.

Entscheidender Wandabstand
Viel wichtiger ist hier eher der Abstand, den du den Lautsprechern zur Rückwand einräumst. Durch die beiden Reflexöffnungen wird eine Menge Luft in Bewegungen gesetzt, die ansonsten zwischen Lautsprecher und Wand gestaut wird. Im unwahrscheinlichen Fall, dass dir die Wharfedale Linton 85 zu wenig Tiefgang haben, kannst du den Bass so zwar künstlich verstärken, viel öfter führt das aber zu Wummern. Mehr Informationen zur perfekten Aufstellung deiner Lautsprecher findest du in unserem Ratgeber.

Im Lieferumfang enthalten sind selbstklebende Dämpfer. Mit ihnen kannst du den Lautsprecher von seinem Untergrund entkoppeln. Wenn du dich dazu entscheidest, die passenden Ständer direkt mitzukaufen, schaffen es die ansonsten eher gewöhnungsbedürftig proportionierten wirkenden Linton 85 auf ungefähr einen Meter Höhe. Die Spikes auf der Unterseite der Ständer versprechen, alle ungewollten Resonanzen des Lautsprechers in den Boden abzuleiten. Der massive Ständer hat zudem den sehr coolen Nebeneffekt, dass du perfekt passenden Stauraum für deine Lieblingsplatten dazubekommst.

Design aus der „guten, alten Zeit“
Wenn du den aktuellen Lautsprechermarkt aufmerksam verfolgst, werden dich Design und Format der Wharfedale Linton 85 unweigerlich an einen anderen Lautsprecher erinnern. Die Regalbox JBL L52 Classic ist zwar um einiges kleiner, setzte aber ebenfalls auf eine recht breite Schallwand und Holzoptik. Auch bei den Wharfedale ist die Abdeckung ein wichtiger Bestandteil, der im Normalfall auch nicht unbedingt abgenommen werden soll. Das erkennt man schon alleine daran, dass beim Abnehmen die Fixierstifte in der Schallwand verbleiben.

Wenn du auf der Suche nach einem unauffälligen Lautsprecher bist, ist der Wharfedale Linton 85 vielleicht nicht unbedingt die richtige Wahl für dich. Mit seinen fast schon klobigen Gehäuseproportionen lässt er sich nur schlecht diskret platzieren. Die schwarze Färbung unserer Testversion verdeutlicht diesen Effekt noch. Aufgelockert wird diese Wirkung jedoch unverzüglich, wenn du die Linton 85 auf ihre Ständer packst. So streckt sich der Lautsprecher auf annähernd normale Lautsprecherproportionen und ist zudem auf idealer Hörhöhe, wenn du vor den Lautsprechern sitzt.

Die Verarbeitung ist hervorragend. Die furnierte Zarge ragt rings herum über die Schallwand heraus, so dass diese samt Treibern etwas im Gehäuse versenkt ist. Die Abdeckung kann so bündig mit den äußeren Ecken abschließen.
Testfazit Wharfedale Linton 85
Ein Kaminfeuer, ein heißer Tee, gute Musik und die Wharfedale Linton 85. Mehr brauchst du nicht für einen entspannten Abend. Die Lautsprecher klingen genau so, wie sie aussehen: Nach Nostalgie, Wärme und entspannten Stunden. Auffallen werden sie so jedoch in den meisten Zimmern. Retro ist selten diskret. Ihre warme Abstimmung ist perfekt, um sich stundenlang in der Musik zu verlieren. Selbst die am schärfsten abgemischten AC/DC-Alben können so fast ermüdungsfrei genossen werden.
Wenn du highfidele Klangdetails suchst, bist du vermutlich mit anderen Lautsprechern wie einer Fishhead Audio Resoulution 2.6 FS oder einer Audio Physic Classic 15 besser aufgehoben. Auf deiner Party machen die Wharfedale Linton 85 aber eine genauso überzeugende Figur wie beim abendlichen Abschalten. Der passende Ständer wertet den Lautsprecher besonders in optischer Hinsicht ungemein auf und bietet zudem Platz für deine Lieblingsalben.
Hier geht es direkt zu den Angeboten der Wharfedale Linton 85:
Technische Daten | |
Wege | 3 |
Treiber | 3 (1 x Hochtöner, 2 x Mitteltöner, 1 x Tieftöner) |
Anschlüsse | Single-Wiring |
Frequenzbereich | 40 Hz – 20 kHz (± 3dB) |
Wirkungsgrad | 90 dB |
Abmessungen (BxHxT) | 300 x 1.002 x 360 mm (inkl. Fuß) |
Gewicht | 18,4 kg (Lautsprecher), 14,5 kg (Fuß) |
Verfügbare Farben | Walnuss, Mahagoni, Schwarz |
Paarpreis | 1.199 Euro (Lautsprecher), 399 Euro (Ständer) |
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