Arcam Radia A25 im Test: Englisches Kraft-Konzentrat
- Leistung
- 2x 100W (8 Ohm), 2x 165W (4 Ohm)
- Eingänge
- 3x Line Cinch, 1x Phono MM, 2x Digital koax, 1x Digital optisch, 1x USB-C
- Audio-Ausgänge
- 1 Paar Lautsprecher, Kopfhörer 6,3-mm-Klinke, 1x Pre Out
- Quellen kabellos
- Bluetooth aptX HD
- Abmessungen (BxHxT)
- 430 x 83 x 335 mm
- Gewicht
- 9 kg
- Preis
- 1.799 Euro
Der Arcam Radia A25 wird mit seinem mühelos-dynamischen und musikalischem Klang dem gehobenen Preis absolut gerecht. Dazu bietet er eine durchdachte Ausstattung und besticht mit seinem frischen Design.
- Milder, zugleich sehr transparenter und feiner Klang
- Guter MM-Phonoeingang
- Guter, integrierter D/A-Wandler
- Gehäuse-Spoiler erschwert Zugang zu den Anschlussbuchsen
- Kein HDMI-ARC
Dass HiFi-Verstärker nicht zwingend langweilig-graue Metallkästen sein müssen, beweist der neueste Spross eines großen, englischen HiFi-Namens. Die Radia-Serie von Arcam besticht durch aufgewecktes Design und will auch klanglich große Fußstapfen ausfüllen. Der Arcam Radia A25 ist der größte Verstärker der Serie und setzt auf Class-G-Betrieb. Was das bedeutet – und wie es klingt – haben wir für euch getestet.
Hier kannst du den Arcam Radia A25 direkt bestellen:
Arcam erfindet sich neu
Der Launch der neuen Radia-Serie mit cooler Livemusik-Party und Instagram-Begleitung war ein klares Zeichen: Arcam will nicht einfach weitermachen wie bisher, sondern sich ein Stück weit neu erfinden. Das ist immer eine zwiespältige Sache. Schließlich hat die englische Marke seit ihrer Gründung im Jahr 1976 – damals noch unter dem Namen Amplification & Recording Cambridge – eigentlich alles richtig gemacht. Der erste HiFi-Verstärker A60 wurde direkt zur audiophilen Legende und zum Sinnbild „englischer“ HiFi-Tugenden: eher knapp, aber vernünftig ausgestattet, mit eher bescheidener Leistung gesegnet, aber musikalisch ein Riese mit angenehmem, ausdrucksstarkem Klang.
Spätere Serien festigten den Status von Arcam als unauffällige, hochkompetente Technik-Innovatoren, die auch fast aussichtslos scheinende Herausforderungen professionell meisterten. Etwa in dem turbulenten Feature- und Format-Scharmützel, das in den 00er Jahren im Heimkinobereich losbrach, gegen japanischen Riesenkonzerne zu bestehen. Mit AV-Receivern, die nicht nur technologisch eine Führungsposition einnahmen, sondern ganz nebenbei auch gut klangen.
Da machte man sich schon mal kurz Sorgen, als Arcam 2017 von Harman gekauft wurde. Einem Riesenkonzern, der kurz zuvor von einem noch riesigeren Firmen-Fisch geschluckt worden war. Arcam als Samsung-Tochter – kann das gut gehen? Der Arcam Radia A25 scheint das schon mit seinem Datenblatt zu bestätigen: prall ist die Ausstattung, satt die Leistung. Und optisch passt er ideal zum bereits getesteten Netzwerk-Player Arcam Radia ST5. Ob er auch klanglich das gewisse Etwas mitbringt, wollten wir im Hörraum herausfinden.
Arcam Radia A25 im Hörtest: Warm und transparent
Ein paar Sekunden lang wirkt der A25 nach anderen HiFi-Verstärkern etwas dunkler und wärmer. Der Eindruck wandelt sich aber schnell: Was hier fehlt, ist nicht Hochton oder Auflösung, sondern jegliche Unsauberkeit. Das glitzernde, diffuse Soundlametta, das viele Vollverstärker vermeintlich lebendig und aufregend klingen lässt, längerfristig aber von Hörer:innen als eher störender Hochtonnebel entlarvt wird.
Beim Arcam klingt der Hochton lupenrein. Aus dem ersten, eher weichen und runden Eindruck entwickelt sich eine tiefe, feine Transparenz, ein feines Spiel aus Klangfarben und Strukturen. Wenn du jetzt daran zweifelst, ob deine Ohren so viel Raffinesse überhaupt würdigen können: Sie können. Du musst dich nicht mal anstrengen. Sondern einfach Peter Gabriels neues Album I/O auflegen und dich verzaubern lassen.
Wir haben das Album zunächst als LP aufgelegt – auf einem Thorens TD 160 / TP 160 mit Tonabnehmer TA 1500 und einem Lehmannaudio Decade als Phono-Vorverstärker. Ein Analog-Setup, das in Feinheit und Eleganz auch digitale Quellen schlägt. Was der Arcam überaus kompetent an unsere Monitore von Fyne Audio vermittelt. Gabriels Stimme hebt sich auf Playing for Time körperreich und delikat aus dem Mix.
Dahinter füllen Streicher und Konzertflügel einen riesigen Raum mit flirrenden, fein differenzierten Harmonien. Der Arcam lässt uns praktisch um den Sänger herumhören, verleiht ihm Gewicht und Solidität, ohne uns den Blick in die Tiefe zu versperren. Wie knifflig das ist, und wie leicht das schiefgeht, zeigen erst Vergleiche mit anderen HiFi-Verstärkern. Mit dem Arcam allein könnte man meinen, das sei alles selbstverständlich.
Singender, tanzender Bass, akkurat dosierte Höhen
Zum Vergleich haben wir unter anderem einen Roksan Attessa Streaming Amplifier angeschlossen. Der bringt für etwas mehr Geld einen vollwertigen BluOS-Streamer mit, der dem Arcam fehlt. Aber der interessiert uns im Moment nicht – wir vergleichen die reinen Verstärker. Nicht besonders lange, denn der Arcam setzt sich hier klar durch. Power haben beide bis zum Abwinken, und dynamisch nehmen sie sich nicht viel. Aber der Arcam scheint die Musik noch liebevoller zu transportieren. S-Laute gleiten weicher und selbstverständlicher aus den Hochtönern, Klangfarben leuchten reiner und vielfältiger.
Im Tiefton klingt der Arcam deutlich stämmiger, als wir das angesichts seiner schlanken Statur erwartet hätten. Nicht dick und klobig, sondern agil, mit definierter Tonhöhe und schönem, elastischem Swing. Da hat sich auch gegenüber älteren Arcam-Amps viel getan, die auch in den gehobenen Preisklassen zu einem eher trockenen, fast überkontrollierten Bass neigten. Der neue spielt Fretless-Bass, elektronische Beats, die Celli eines Sinfonieorchesters oder die Standtoms des The-National-Drummers Bryan Devendorf mit vollem, großzügigem Ton. Das letzte Quäntchen Genauigkeit wird hier im Zweifelsfall Harmonie und emotionaler Wirkung geopfert – in unseren Ohren ein guter Deal.
Viele Möglichkeiten – und keine enttäuscht
Die mit dem Top-Plattenspieler gewonnenen Eindrücke wiederholen sich mit anderen Quellen. Etwa, wenn wir statt des teuren Externen, das eingebaute Phono-Teil des A25 verwenden. Und statt des MC-bestückten Thorens den deutlich günstigeren Rega Planar 2 mit Sumiko Wellfleet. Der Verstärker mit Phono-Eingang setzt die neutral-warme Linie stimmig fort und rauscht extrem wenig. Es gibt also keinen zwingenden Grund, ihn gleich mit einer externen Lösung zu ersetzen – außer du bist ein 100-prozentiger Analogfan mit einem entsprechend ausgereizten Spieler. Der dann freilich den Preis des A25 schnell deutlich übersteigen kann.
Im Vergleich spottbillig bekommst du dagegen eine vollwertige Digitalquelle für den Arcam. Denn der kommt serienmäßig mit einem vornehmen D/A-Wandler. Du musst also nur noch für einen Daten-Zuspieler sorgen. Das kann ein Wiim Mini für knapp 100 Euro sein, der den Arcam-Wandler über seinen optischen Digitalausgang füttert.
Gegenüber dem rein analogen Verstärkerklang bringt der integrierte DAC dann einen Hauch mehr Kante in den Mittelton. Noch lockerer und feiner spielt der Wandler, wenn du ihn über USB-C, seine bevorzugte Schnittstelle, ansteuerst. Wir haben das mit einem MacBook Pro als „Player“ ausprobiert. Wenn du ohnehin gewohnt bist, deine Musik am Rechner zu steuern, ergibt das eine absolut vollwertige Digitalquelle, die auch vor super-hochauflösenden Format-Exoten nicht Halt macht.
Wie sich der Arcam Radia A25 im Vergleich mit weiteren von uns getesteten HiFi-Verstärkern schlägt, verrät dir ein Blick auf unsere Bestenliste:
Arcam Radia A25: Technischer Aufbau und Praxis
Der USB-Eingang arbeitet asynchron nach aktuellem USB2.0-Standard und schafft damit ideale Arbeitsbedingungen für den D/A-Wandler und dessen Taktgeber. Letzterer muss sich in diesem Betriebsmodus nämlich nicht an die notorisch störanfällige Clock des PC anpassen, sondern übernimmt selbst die Kontrolle über den Datennachschub. Das ergibt hörbare Vorteile, auch wenn moderne D/A-Wandlerchips gegen Taktschwankungen deutlich unempfindlicher sind als ihre Vorfahren noch vor 10, 15 Jahren.
Der ESS ES9028Pro im A25 gehört zu dieser neuesten Wandler-Generation: Extrem rauscharm und linear, ist er für sich genommen kaum angreifbar. Das konnte er unter anderem schon im Cambridge Audio CXN100 beweisen. Wie er „klingt“, entscheidet hier wohl eher die Implementierung und die weiterführenden analogen Baugruppen. Daten erhält der DAC über drei Digital-Inputs, von denen einer als optische TOSLink-Schnittstelle ausgeführt ist.
Einer der beiden verbleibenden Koax-Eingänge ist der Quelle „Streamer“ zugewiesen – das kannst du im Einstellmenü aber jederzeit auf optisch oder analog ändern, je nachdem, welchen Player du verwendest. Umbenennen kannst du die Eingänge dagegen nicht: „Streamer“ bleibt immer „Streamer“, „CD“ immer „CD“ – nur die damit verbundenen physischen Eingänge kannst du ändern.
Als vierter digitaler Eingang bietet sich besagte USB-C-Buchse an, aber es gibt noch eine fünfte Option: Bluetooth. Und das klingt hier dank modernem Adaptive-Chipsatz mit aptX HD durchaus seriös, solange die Bluetooth-Quelle entsprechend hochwertige Streams sendet. Der BT-Chip arbeitet zudem bidirektional, kann also zum Sender werden und spätabends deine Bluetooth-Kopfhörer bedienen.
Class G: Eine Verstärkerklasse für sich
Neben den digitalen gibt es drei analoge Line-Eingänge sowie einen MM-Phono-Input. Unterm Strich eine ausgewogene und reichhaltige Anschluss-Mitgift, die wohl nur die wenigsten Besitzer:innen wirklich voll nutzen werden. Als kleines Manko könnte sich das Fehlen eines HDMI-ARC-Eingangs erweisen. Das hat uns etwas überrascht, da sowohl Arcam selbst als auch Konzernmutter Samsung in HDMI-Dingen eher zu den Trendsettern gehören.
Per HDMI ARC könntest du deinen Fernseher mit dem Verstärker verbinden. Das geht beim A25 zwar auch per optischem Kabel, ARC hat aber den Vorteil, dass du die Lautstärker von TV und Amp gleichzeitig über die Fernbedienung des Fernsehers regeln kannst. Aber der A25 ist nun mal ein konsequent auf Musikwiedergabe optimierter Amp – auch wenn er, zum Beispiel in seiner Endstufe, durchaus Erbgut aus den AV-Receivern der Marke trägt.
Diese Endstufe überrascht mit Leistungswerten, die man einem eher kompakten, flachen Amp sonst eher nicht zutraut. Die Power entsteht hier aber nicht, wie man vermuten könnte, im effizienten Class-D-Verfahren. Sondern in Class G – einer Arcam-Spezialität, die einst in den mächtigen Mehrkanalendstufen der Marke ihren Ursprung hatte. Inzwischen in der fünften Generation kontinuierlich weiter verfeinert, gelingt den Class-G-Endstufen das Kunststück, zugleich sehr raum- und energieeffizient, trotzdem aber vollständig analog zu arbeiten.
Dabei passt eine ausgefeilte Regelung sowohl den Ruhestrom als auch die Betriebsspannung der Endstufen blitzschnell an die musikalischen Erfordernisse an. Der Bauteilaufwand ist beträchtlich: Wer beim A25 unter die straff sitzende Aluhaube schaut, meint nicht eine, sondern gleich mehrere Stereo-Endstufen zu entdecken. Mehr rund ums Thema Endstufen und ihren Platz in einem Vollverstärker erfährst du in hier.
Gute Leistungsausbeute, noch besserer Klang
Mit Class G verstärkt nur der A25 als teuerster Radia-Amp. Der preiswertere A15, optisch kaum zu unterscheiden, verwendet wieder konventionelle A/B-Technik. Und holt trotz seines Mehrgewichts von einem Kilo rund 25 Prozent weniger Leistung aus seinen Endstufen. An 4-Ohm-Boxen etwa 120 statt 165 Watt pro Kanal. Entscheidend sind aber meist nicht die paar Dutzend Watt, sondern die klanglichen Auswirkungen der aufwendigen Endstufen: Wenn Musik dynamisch fordernd wird, folgt der A25 ihr auffallend leichtfüßig und spontan, ohne dass sich sein entspannter Charakter irgendwie verändert.
Das ist auch und gerade bei Class G nicht selbstverständlich. Und es gab auch schon weniger perfekt funktionierende Umsetzungen dieses Prinzips, wo die komplexe Schalt- und Regeltechnik noch nicht vollständig aus dem Klanggeschehen verschwand. Mit dem A25 scheint Arcam ein großer, entscheidender Schritt gelungen zu sein.
Frische Farben für klassischen Amp
Gebaut wird der A25 in China. Die Verarbeitung ist für einen 1.800-Euro-Amp nicht besonders eindrucksvoll, aber sehr passgenau. Anders ließe sich das moderne, edel-verspielte Design in Mattschwarz mit gelben Farbakzenten auch nicht überzeugend umsetzen. Die Bodenwanne der Verstärkers besteht aus Stahlblech, der Deckel aus gebogenem Alu mit einem eingeprägten Rippenmuster und Lüftungsöffnungen im vorderen Gehäusedrittel. Hier kann der A25 im Betrieb ordentlich heiß werden. Du solltest ihm daher stets einen eigenen, freien Arbeitsplatz gönnen und keine weiteren Geräte draufstellen.
Eine sieben Millimeter starke Alufront schließt den Verstärker nach vorn ab, mit zwei großen, hinterleuchteten Dreh/Drückknöpfen für Eingangswahl und Lautstärke. Den aktuellen Betriebszustand zeigt ein Punktmatrix-Display an, das im DAC-Modus auch die Auflösung des aktuellen Signals verrät. Sehr hübsch und absolut stimmig designt ist schließlich die IR-Fernbedienung, die neben den üblichen Grundfunktionen auch Zugang zu den Einstellmenüs des A25 gewährt.
Arcam Radia A25: Unser Testfazit
Wer einfach nur reichlich Power aus einem elegant geformten, vielseitigen Amp benötigt, kann eventuell auch mit dem günstigeren A15 glücklich werden. Der A25 rechtfertigt seinen Mehrpreis erst auf den zweiten Blick, mit zusätzlichem USB-Eingang, Lichtakzenten im Design, vor allem aber seiner ausgereizten Class-G-Endstufe. Sie macht den Top-Arcam zu einem der klangvollsten Verstärker seiner Größen- und Gewichtsklasse. Und sorgt für wirklich denkwürdigen Musikgenuss aus allen erdenklichen Quellen – vom Plattenspieler bis zum Streamer.
Hier geht’s direkt zum Angebot des Arcam Radia A25:
Technische Daten | |
Leistung | 2x 100W (8 Ohm), 2x 165W (4 Ohm) |
Eingänge | 3x Line Cinch, 1x Phono MM, 2x Digital koax, 1x Digital optisch, 1x USB-C |
Audio-Ausgänge | 1 Paar Lautsprecher, Kopfhörer 6,3-mm-Klinke, 1x Pre Out |
Quellen kabellos | Bluetooth aptX HD |
Netzwerk | – |
Abmessungen (BxHxT) | 430 x 83 x 335 mm |
Gewicht | 9 kg |
Mitgeliefertes Zubehör | Fernbedienung |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz |
Preis | 1.799 Euro |
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