Startseite HiFi Elektronik Streaming-Verstärker Marantz Model M1 im Test: Bringt der Mehrpreis auch Mehrwert?

Marantz Model M1 im Test: Bringt der Mehrpreis auch Mehrwert?

In diesem kompakten Kästchen steckt ein vollwertiger Streamer und ein Vollverstärker mit Marantz-Sound. Also alles, was du für eine gute Anlage brauchst – außer den Lautsprechern.
HIFI.DE Test | Marantz Model M1
Leistung
2x 100 Watt / 8 Ohm, 2x 125 Watt / 4 Ohm
Eingänge
1x Analog Cinch, 1x HDMI-eARC, 1x digital optisch
Chromecast Built-In
Quellen kabellos
Bluetooth, AirPlay2
Integrierte Streamingdienste
Spotify Connect, Tidal (auch connect), Amazon Music, Deezer
Abmessungen (BxHxT)
217 x 84 x 239 mm
Preis
999 Euro
In Kürze
Geht's nur um Ausstattung und Leistung, gibt es preiswertere Alternativen – etwa von der Schwestermarke Denon. Im Klangvergleich liegt der Marantz Model M1 aber eindeutig vorn. Ein schöner Streaming-Amp für Leute, die echtes HiFi hören wollen, aber mit der simplen Optik leben können.
Vorteile
  • Stabiles Streaming
  • Große Auswahl kompatibler Mitspieler
  • Natürlicher, detailreicher Klang mit guter Dynamik
Nachteile
  • Kein Kopfhöreranschluss
  • Kein Display
  • Keine Fernbedienung
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Rein chronologisch war der Marantz Model M1 zuerst da. Erst mit etwas Verzögerung kam sein preiswerterer Zwillingsbruder, der Home Amp von Denon. Aus heutiger Sicht bringt ihm der Zeitvorteil aber nichts: glatte 200 Euro Mehrpreis für den Marantz wollen stichhaltig begründet werden. Denn im Datenblatt und auch optisch gleichen sich die beiden Streamingverstärker verblüffend: Die gleichen Streamingfähigkeiten, festgelegt durch das identische konzerneigene Heos-Netzwerkplayerboard. Die gleiche Ausgangsleistung, die gleichen Anschlüsse, die gleiche Schaltungstopologie. Aber Differenzen auf Bauteilebene und – wie sich im Test ergibt – in der Praxis.

Hier bekommst du den Marantz Model M1:

Marantz Model M1 im Hörtest: ausgewogen und ausdrucksstark

Seite an Seite, versorgt mit der gleichen Musik und verbunden mit den gleichen Lautsprechern, treten die beiden Streaming-Verstärker in unserem Hörraum an. Was kann der Marantz besser als der Denon? Und wäre uns dieser Unterschied 200 Euro wert? Auf die letzte Frage gibt es in Wirklichkeit mehrere Antworten, je nach individuellem Anspruch, Budget und Hörgeschmack.

Festzuhalten ist auf jeden Fall, dass die beiden Amps nicht gleich klingen. Ganz und gar nicht. Und das hört man nicht nur mit guten, sondern auch und gerade mit absolut durchschnittlichen Aufnahmen, wie sie nun mal 90 Prozents unseres musikalischen Alltags ausmachen.

Marantz Model M1 – Bedienung mit Hand
Ein schmucker Kasten mit dezentem Logo. Der Marantz Model M1 hier in Betrieb.

Between The Times And The Tides von Lee Ranaldo ist so ein Album. Trotz prominenter Studiomannschaft (Mixing: John Agnello, Mastering: Greg Calbi) wirst du damit deine neue Anlage eher nicht vorführen. Auf Xtina As I Knew Her hörst du deutlich, welch wichtige Rolle Ranaldo in der von ihm einst mitbegründeten Kultband Sonic Youth spielt. Aber rein soundmäßig wirkt das Siebenminutenstück eher etwas flach und verschlossen.

Jedenfalls über den Denon Home Amp. Der Wechsel zum Marantz verwandelt den Stream zwar nicht in ein dynamisches Wunderwerk. Aber die Drums spielen jetzt tatsächlich pointierter, und Ranaldos Gitarre bekommt einen wärmeren und facettenreicheren Ton. Das ist kein kleiner Unterschied, sondern bringt einen entscheidend höheren Genussfaktor. Wenn du schon jetzt einen Vergleich mit anderen Streaming-Verstärkern suchst, wirst du in unserer Bestenliste zum Thema fündig:

Mehr Leonard in Cohens Stimme

Die lupenrein aufgenommene CD Old Ideas von Leonard Cohen – hier wiedergegeben als FLAC-Stream vom UPnP-Server – bringt Entscheidungshilfe für Zweifler. Technisch mögen sich die beiden Amps nahezu gleichen. Pragmatiker neigen also schnell dazu, die angeblichen Detailunterschiede als Marketingerfindungen abzutun. Im direkten A-B-Vergleich wählen sie aber dennoch ohne große Höranstrengung den Marantz.

Weil Leonard Cohens brüchiger Bass damit einfach noch dramatischer, noch reicher an Emotion und Lebenserfahrung klingt. Die begleitenden Musiker scheinen dem Künstler auch respektvoller, in etwas größerer Entfernung zu flankieren. Die gesamte Bühne wirkt mit dem M1 weiter, geordneter und besser ausgeleuchtet.

Ganz ähnliche Resultate erhalten wir, wenn wir unseren besten Plattenspieler samt Phono-Pre an den Analogeingang der Streaming-Amps anschließen. Generell klingt das – trotz eines technisch bedingten Umwegs ins Digitale und zurück – absolut überzeugend. Top-Laufwerke wie unser Acoustic Signature Verona Neo spielen also auch über die unscheinbaren Kompaktamps ihre Stärken aus.

Marantz Model M1 – Logo Front
Der Marantz Model M1 klingt in der Praxis doch merklich besser als sein Zwilling von Denon.

Aber auch hier lässt der Denon seinem teureren Fast-Zwilling den Vortritt. Die Blind Date Party (Drag City – DC803), zu der Bill Callahan und Bonnie „Prince“ Billy zahllose Musikerkollegen eingeladen haben, kommt mit dem Marantz schneller und schwungvoller in Fahrt. Die vielen Stimmen und Stile, die auf dem extrem hörenswerten Album aufeinandertreffen, wirken mit dem Marantz individueller, klarer definiert und abwechslungsreicher.

Marantz Model M1: Technischer Aufbau und Praxis

Reicht der bessere Klang also, um den Mehrpreis zu rechtfertigen? Das musst du, wie gesagt, selbst entscheiden. Der Unterschied ist jedenfalls nicht gering und erst recht nicht vernachlässigbar. Nur: Wo kommt er her? Und warum klingen die kompakten, nur zwei Kilo schweren Amps überhaupt so gut? Um das herauszufinden, haben wir uns den M1 im Detail angeschaut. Im Inneren des Kunststoffgehäuses befinden sich gleich zwei Platinen. Die Untere hat praktisch Vollformat, füllt den Innenraum also bis zum letzten Zentimeter aus.

Marantz Model M1 – Bedienung vorne
Drei kleine Touch-Flächen regeln die Bedienung abseits der App. Eine Fernbedienung gibt es leider nicht.

Auf ihr sind das Schaltnetzteil des Verstärkers sowie seine Stereo-Endstufe untergebracht, die in Class D arbeitet. Das bedeutet, dass ihre Ausgangstransistoren Spannungs- und Stromwellen anschieben können, nahezu ohne sich selbst dabei zu erwärmen. Das bisschen, was noch an Abwärme entsteht, fließt von den Ausgangstreibern in eine große Alu-Bodenplatte und wird von außen nur noch als ganz milde Erwärmung des Geräts spürbar.

Unter den vielen Class-D-Technologien am Markt hat Marantz eine besonders ambitionierte ausgesucht, die das niederländische Unternehmen Axign entwickelt hat. Neben dem bereits angesprochenen hohen Wirkungsgrad spricht für die Axign-Endstufe auch ihre Immunität gegenüber komplexen, frequenzabhängiogen Lasten.

Die sind typisch für reale Lautsprecherboxen und sorgen bei einfacheren Schaltendstufen für mehr oder weniger verbogenen Hochton. Axign vermeidet das durch eine Post-Filter-Feedback-Korrekturschleife. Die vergleicht das Signal ganz am Ende der Schaltung – quasi an den Lautsprecherklemmen – mit dem unverstärkten „Original“ und kompensiert allfällige Abweichungen.

Analoges digital korrigieren

PFFB erinnert in seiner Funktion an die klassische Gegenkopplung in analogen Amps. Nur dass hier ein analoges Resultat (das Ausgangssignal) aus einem digitalen Eingangssignal entsteht und auch entsprechend korrigiert werden muss. Denn die Endstufen-Treiberchips erwarten PCM-Signale, die sie dann in PWM-Pulsströme umrechnen. Die Endstufe ist damit zugleich auch der D/A-Wandler des M1. Auf dem Mainboard findet sich zwar auch ein kleiner DAC-Chip von Burr-Brown, aber der bedient ausschließlich den Subwoofer-Ausgang.

Marantz Model M1 – Rückseite
Im kompakten Gehäuse des Marantz Model M1 sind diverse Anschluss-Möglichkeiten verbaut.

Wie jeder D/A-Wandler arbeitet auch die DAC-Endstufe im Marantz mit einem Digitalfilter. Die Musikdaten unterlaufen dabei vor der Wandlung hochkomplexe Rechenoperationen, um prinzipbedingte Nebenprodukte möglichst weit aus dem Hörbereich herauszuschieben. Statt der Standard-Algorithmen des DAC-Herstellers verwendet Marantz hier eigene, über Jahrzehnte verfeinerte Rechenwege.

Marantz Model M1 – Anschlüsse Detail
Dank HDMI eARC kannst du auch die TV-Fernbedienung nutzen, um den Marantz Model M1 zu bedienen.

Dieses „Marantz Musical Digital Filtering“ hütet der Hersteller streng und gibt es nicht mal der Schwestermarke Denon ab. Was für den unterschiedlichen Klang der beiden Streaming-Amps zumindest mitverantwortlich ist.

Viele kleine Details

Aber nicht nur in der Filtersoftware, sondern auch in der Hardware gibt es Unterschiede. So besteht das Gehäuse zwar hier wie da aus Kunststoff, fühlt sich beim Marantz aber deutlich hochwertiger an. Aus Metall besteht lediglich der Deckel, und auch bei dem geht Marantz den etwas teureren Weg: Während beim Denon perforiertes Blech für Belüftung sorgt, atmet der Marantz durch ein feines Netz aus nichtmagnetischem Edelstahl. Was nicht nur vornehmer aussieht, sondern nach Überzeugung der Marantz-Entwickler auch für einen freieren, feineren Klang sorgen soll.

Denon Home Amp Marantz Model M1 – Vergleich
Der Marantz Model M1 sieht zurückhaltender aus als der Denon Home Amp, mutet dafür aber auch etwas hochwertiger an.

Im Inneren dominieren die Gemeinsamkeiten. Auf dem Netzteil- und Endstufenboard unterscheiden sich immerhin einige Kondensatoren, das Heos-Streamingboard ist dagegen identisch. Und damit auch die Netzwerk-Fähigkeiten der beiden Amps. Die seit dem neuesten Update nun endlich auch eine „Roon ready“-Zertifizierung umfassen. Der bislang fehlende Streamingdienst Qobuz soll in Kürze eingepflegt werden.

Marantz Model M1 – Mit Zubehör
Das Zubehör fällt etwas schmal aus, auf eine Fernbedienung musst du verzichten.

Womit der Marantz auch aus audiophiler Sicht ein rundes Paket bietet. Tidal Max kann er schließlich schon jetzt in Highres-Auflösung wiedergeben, ebenso hochauflösende Streams vom lokalen Server, die sogar das hochexotische DSD-Format (bis DSD128) haben dürfen.

Unser Fazit zum Marantz Model M1

Eine Besonderheit des Marantz Model M1 ist sein Herstellungsort. Anders als der Denon-Bruder entsteht der M1 im vornehmsten Betrieb, den D&M zu bieten hat: dem alten Denon-Stammwerk im japanischen Shirakawa. Der Aufpreis für den Marantz verteilt sich also auf firmenspezifische Algorithmen (Marantz Musical Digital Filtering), stellenweise besseres Material (Gehäuse, elektronische Komponenten) sowie einen teureren Produktionsstandort.

Mit umfassendem und gut funktionierendem Streaming und HDMI-eARC kommt der Marantz allen heute wichtigen Nutzungs-Szenarien entgegen. In seiner Größenklasse markiert er nicht das unterste Preislimit. Dafür setzt er einen schon sehr anspruchsvollen Klangstandard, von dem sich nur deutlich teurere Geräte wirklich abheben können.

HIFI.DE Testsiegel Streaming Verstaerker Marantz Model M1

Hier geht’s direkt zum Angebot des Marantz Model M1:

Technische Daten
Leistung 2x 100 Watt / 8 Ohm, 2x 125 Watt / 4 Ohm
Eingänge 1x Analog Cinch, 1x HDMI-eARC, 1x digital optisch
Audio-Ausgänge 1 Paar Lautsprecherklemmen, 1x Sub Out
Chromecast Built-In
Quellen kabellos Bluetooth, AirPlay2
Integrierte Streamingdienste Spotify Connect, Tidal (auch connect), Amazon Music, Deezer
MQA Nein
Roon ready Ja
Multiroom Ja (Heos, Airplay 2)
Raumeinmessung Nein
Netzwerk LAN, WLAN
Gehäuse-Ausführungen Schwarz
Abmessungen (BxHxT) 217 x 84 x 239 mm
Mitgeliefertes Zubehör
Gewicht 2,2 kg
Preis 999 Euro

Du hast schon einen gewöhnlichen Verstärker und willst ihm das Musikstreamen lehren? Dann findest du hier die von uns getesteten Netzwerk-Player:

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